Japan-GP: „Eine Zündkerze verrät Vettel“

„Gazetta dello Sport“ hat sich diese nette Zeile nach dem Ausscheiden von Vettels Einsatzfahrzeug in Suzuka einfallen lassen. Und ich habe mit Interesse anderswo gelesen: „Einen Tag und eine Nacht lang forschte das Ferrari-Team nach der genauen Ursache des Defekts, der zu Sebastian Vettels verhängnisvollem Ausscheiden beim Japan-Grand-Grix-geführt hatte.“ Fiat-Chef Sergio Marchionne war auch ungehalten: „Das war ein kleiner technischer Schnickschnack, der solch einen Einfluss hatte, dass es uns Millionen kostet“, trompetete er. Umgehend wurde dann auch eine Expertin für Qualitätskontrolle zur Qualitätskontrolle im Ferrari Formel 1-Team eingesetzt. - Eine Spanierin. - Ich habe das Formel 1-Rennen – wie immer – vor dem Fernseher in der Eifel verfolgt und staunend gehört, was die Experten zu diesem Ausfall alles zu sagen hatten. Erstaunt war ich auch über Vettels Aussagen direkt nach dem Ausfall, da man im Team noch nicht wusste, warum Vettels Ferrari schwächelte. - Ich hatte den Start gesehen, habe die Art des Aufalls beobachtet und meiner Frau gesagt: „Ich weiß, warum der gerade ausfällt.“ - Und habe am Wochenanfang schon in mich hinein gelacht und auf Nachfragen meiner Frau dann erklärt: „Nun schreiben die Kollegen sogar, dass der Ferrari ‚wegen einer nicht richtig sitzenden Zündkerze‘ ausgefallen ist. - Da fand ich die Erklärung, zu der „Gazetta dello Sport“ nach dem Rennen gefunden hatte, zumindest lustiger:

Japan-GP: „Eine Zündkerze verrät Vettel“

Noch am Mittwoch nach dem Rennen konnte man in der „MOTOR SPORT aktuell“ lesen:

„...war auch dieses Mal ein Zulieferteil für den Ausfall verantwortlich. Die Zündkerzen kommen vom japanischen Spezialisten NGK, der seinen Sitz nur 60 Kilometer entfernt von Suzuka in Nagoya hat.“

Richtig ist: Es war ein „Zulieferteil“, das zum Ausfall führte. Aber nicht eins von NGK! Der Zulieferer dieses Teils hat seinen Sitz eine glatte Tagesreise mit dem Flugzeug von Suzuka entfernt, im meist sonnigen Italien.

Der Zulieferer trägt den Namen Magneti Marelli und gehört zu Fiat. Da auch Ferrari eigentlich zu Fiat gehört, ist es logisch, dass man dort alles was unter den Begriff Elektronik fällt, auch im Ferrari-Team von Magneti Marelli zukauft.

Es waren nicht die Zündkerzen, die ein Problem an Vettels Wagen verursachten, sondern ein Kerzenkabel von eben jenem Zulieferer.

Da das nicht der erste „Kabelbruch“ des Magneti Marelli-Zulieferteils Zündkerzenkabel ist, den ich im Motorsport registriert habe, wusste ich auch gleich nach dem Start – in der ersten Runde des Rennens – wo der Fehler bei Vettels Ferrari zu suchen war.

Dieser Fehler ist nämlich nur sehr schwer zu finden, und ich habe schon ein wenig den Mund verzogen, wenn ich nach seinem Ausfall Sebastian Vettel plappern hörte:

„Wir hatten schon vor dem Start keine Leistung. Das ist bitter. Die Enttäuschung ist groß, weil ich mit dem guten Start den ich hatte, vielleicht schon hätte vorbei ziehen können.“

Ich sage: Vettel hatte beim Start die volle Leistung. Die hat er erst durch den Zündungsausfall auf einem Zylinder rd. 1.000 – 2.000 Meter später verloren!

Magneti Marelli ist ein renommierter Zulieferer von Elektronikteilen auch im Motorsport. Seit 2016 liefert man nicht nur die „Einheitselektronik“ für alle Moto GP-Maschinen und beliefert in der Formel 1 nicht nur Ferrari, sondern z.B. auch Renault und Red Bull mit Elektronikteilen.

Wie es auch schon mal beim deutschen Konkurrenten Bosch „fehlerhafte“ Teile geben kann, so gibt es die z.B. aktuell, bezogen auf die Kerzenkabel, bei Magneti Marelli. Darum konnte ich z.B., in der Eifel bequem auf dem Sofa sitzend, den Fehler bei Vettels Ferrari sozusagen „blitzschnell“ analysieren, wozu das Ferrari-Team dann später mehr als einen Tag gebraucht hat.

Natürlich habe ich das „Theater“ vor dem Start von Vettel mitbekommen. Als der dann aber kraftvoll wegstartete, um dann kurze Zeit später deutlich abzufallen, da war mir klar, dass das ein Kabelbruch sein würde. An der Box ist der nämlich auch durch Messungen kaum festzustellen, weil im Motorsport in den Boxengassen eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. So fahren alle Spitzenteams beim Hereinfahren in den „Begrenzer“, wobei es den Motor dann richtig schüttelt.

In dieser „Phase“ scheint sich so ein Bruch in einem Magneti Marelli-Kerzenkabel wieder zusammen zu schütteln, so dass dann – scheinbar – alles gut ist. Man braucht dann so einen bis zwei Kilometer, bis dass das Desaster wieder spürbar wird.

In der Startaufstellung war der Motor von Vettel darum zwar nicht in Ordnung, aber in der Startphase jedoch lässt man die Motoren gegen die Begrenzer laufen, was irre Vibrationen auslöst. In diesem Moment gibt es offensichtlich wieder innerhalb der Kabel Kontakt, womit auch der gute Start von Vettel in Suzuka seine Erklärung findet. - Das war kein Start mit fünf Zylindern!

Und dann kommt – ein bis zwei Kilonmeter weiter – das böse Erwachen!

So ist es halt – nicht nur in der Formel 1 – sondern auch im Leben. Es gibt Fehler, die man gerne vermieden hätte, die aber offenbar überall hingenommen werden müssen. Natürlich hat Vettel damit – wie alle Welt meint – seine Chancen verringert, die Weltmeisterschaft 2017 zu gewinnen.

Aber ich habe sie ihm von Anfang an nicht zugetraut, weil er – und ich beziehe das auf meinen persönlichen Eindruck von der gesamten Fahrerpersönlichkeit – einem Lewis Hamilton klar unterlegen ist.

Man muss doch nur gesehen haben, wie dieser Lewis Hamilton seine schnelle Qualifikationsrunde in Suzuka fuhr. - Perfekt! - Da empfinde ich persönlich die Stimmungsmache, dieses Herbeischreiben von Spannung, das dann natürlich auch durch die entsprechenden Äußerungen der Teamchefs noch “unterfüttert“ wird, geradezu als lächerlich.

Suzuka ist noch eine richtige Rennstrecke, kein „Tilke-Kurs“, wie er – nach dessen Aussagen - heute angeblich von der FIA gefordert wird. Suzuka wurde – übrigens wie das „alte“ Zandvoort – von dem niederländischen Rennstreckendesigner, Hans Hugenholtz, gebaut, der 1995 verstorben ist. Suzuka ist eine der wenigen Rennstrecken auf der Welt, die echte F1-Rennfahrer noch ins Schwärmen bringen. - Mit einem Volllastanteil, der bei 73 Prozent liegt.

Ich möchte jetzt nicht das ganze Rennen kommentieren, sondern meinen Lesern auf andere Art einen Eindruck verschaffen:

Mit dieser Liste erhalten Sie einen Eindruck davon, wie sehr Lewis Hamilton bei diesem Rennen unter Druck stand:

  • Lewis Hamilton fuhr die sechstschnellste Runde im Rennen!

In der hier eingestellten Tabelle sind die schnellsten Rennrunden aufgeführt. Danach war Valtterri Bottas um gut 6 Zehntel schneller als Lewis Hamilton. Bemerkenswert: Kimi Raikkönen war nur um 31 Tausendstel Sekunden langsamer als Bottas. Und werfen Sie mal einen Blick auf die Verstappen-Zeit. - Lewis Hamilton hat „gespielt“.

Die „Pausen-Clowns“ der Formel 1 haben dann für die Dramatik gesorgt!

Wie ich, wie Motor-KRITIK, an diese interessanten Vergleichszahlen kommt?

Ich habe sie von einer Internetseite herunter kopiert. Schau‘n Sie mal drauf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie, lieber Leser, bisher noch niemals einen Blick auf diese Seite  geworfen.

Es ist die Internetseite von – Magneti Marelli!

MK/Wilhelm Hahne
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