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Es gibt Länder auf dieser Welt, in denen man selbst zu unserer Winterzeit – wie z.B. im November – noch hervorragend Rennen fahren kann. Auf der anderen Seite der Erde, gibt es zwar keinen Nürburgring, aber dort ist – wenn hier Winter ist – dann Sommer! Da sind Rennen dann einfach durchführbar. Aber in der Eifel im November, ist die Durchführung eines Rennens schon eine Glücksache und kann nur von Leuten geplant werden, die absolut keine Ahnung haben oder solchen, die Sportsleuten, die sie selber als Gegner empfinden, dann unter Hinweis auf einen Gerichtsentscheid einen Termin zuweisen (!), der eigentlich nicht annehmbar ist. Und wenn sie besonders dreist sind, dazu noch zu Anfang der Saison eine Vorauszahlung aller Streckenmieten verlangen. - Hinzu kommt noch, dass sie die Teilnehmer an so einem November-Rennen, dann noch mit deutlich überhöhten Benzinpreisen bestrafen. In diesem Fall hatte man sich zu einem Aufschlag von 84 Cent pro Liter gegenüber dem normalen Straßenpreis für Super-Plus entschlossen. - Und hat ihn erhalten. - Wie würde wohl in einem vergleichbaren Fall z.B.meine Großmutter die „Geschröpften“ trösten? -Vielleicht mit: „Der liebe Gott straft alle bösen Kinder!“ - Darauf sollte man sich aber nicht unbedingt verlassen! - Etwas anderes ist allerdings verlässlich: Sonnenauf- und -Untergang lassen sich präzise vorher sagen. Aber niemand hatte die interessierten Rennteams vor NLS 6 darauf hingewiesen, dann man ein Rennen im November selbstverständlich in seinem Ablauf dem aktuellen Sonnenstand anpasst.
NLS 6 im November: Die Sonne bringt es an den Tag!
Wenn man die exakten Daten akzeptiert, dann ging an diesem Renn-Samstag, dem 16. November 2024 die Sonne um 7:49 Uhr auf. Das Training und Zeitfahren war lt. Ausschreibung für 8:30 Uhr angesetzt. Die Sonne war aber eigentlich den ganzen Renntag unsichtbar.
Der lt. Wetterbericht versprochene zeitweise Sonnenschein fand wohl über den Wolken statt. Das ergab dann per Saldo relativ tiefe Temperaturen. - Im November nicht ungewöhnlich! - Es wurden zum Rennen 3 Grad Celsius – aber schon noch Plus – gemessen! - Prost! - Aber ich hätte schon ein anderes Getränk bevorzugt!
Während bei den Test- und Einstellfahrten am Freitag-Nachmittag noch um 5 Grad Celsius gemessen werden konnten, waren es über den ganzen Renn-Samstag wirklich nur noch 3 Grad -über Null! - Das ergab für alle ein Reifenproblem. Am Freitag – bei 5 Grad – hatte es schon Versuche von Top-Teams gegeben, einen besseren Grip mit Medium-Regenreifen zu erreichen. Da war es auf der Strecke aber auch noch an einigen Stellen feucht.
Das Scheerer-Team schickte den erfahrenen Audi-Testfahrer, Frank Stippler, mit dem GT3-Audi mit der Start-Nr. 15 mal auf ein paar schnelle Runden. Aber das „Reifenbild“ war nach diesem Versuch nicht unbedingt überzeugend. Markus Winkelhock, der beim Rennen die fahrerische Ergänzung zu Stippler sein sollte, diskutierte das Ergebnis mit Fachleuten.
Am Samstagmorgen fuhr er dann mit Soft-Slicks im Zeittraining eine überzeugende Bestzeit, die ihm nach nur 4 Runden den Startplatz 1 zu garantieren schien. Bis dass – kurz nach 10 Uhr – ein schneller AMG-Mercedes GT3 mit Lucas Auer und Mikael Grenier ihm den Startplatz 1 weg schnappten!
Aber im Rennen hat Frank Stippler den Audi GT3 dann wieder an die Spitze des Rennens pilotiert. So gegen 14 Uhr kam dann das „AUS“ in der „Hatzenbach“. Einfach ein Ausfall wegen eines Defekts. - In Führung liegend! - Und der AMG-Mercedes mit Auer/Grenier nahm das Geschenk gerne an und hat dann nach 16 Uhr das Rennen als Gesamtsieger beendet. Zur Freude ihrer Fahrer. die damit auf der Nürburgring-Nordschleife ihren ersten Gesamtsieg erringen konnten.
Eigentlich ist ein Langstrecken-Rennen im November am Nürburgring immer eine Gratwanderung zwischen Entweder und Oder. - Also eigentlich unmöglich! - Entweder ist es im Eifel-Spätherbst relativ warm, dann wird wahrscheinlich der morgens schon wahrnehmbare Nebel – wegen seiner Dichte – schon keinen Start zulassen, weil der sich dann auch kaum auflöst. Oder es ist so bitter kalt, dass man zwar ein Rennen – ohne Nebel - starten kann, aber die Frage entsteht: Welche Rennreifen sind eigentlich für Temperaturen nahe 0 Grad noch bei einem Rennen einsetzbar?
So stolperte man im Fahrerlager überall über Reifensätze, die teils vorgeheizt, bzw. für alle Fälle bereit gehalten wurden. Wenn man einmal rechnet, wieviel Geld allein bei einer solchen Wetterlage für Reifen investiert werden muss… - Die Teamschefs selber waren von einem Renn-Einsatz „im Winter“ – wie mir einer sagte, so gar nicht begeistert. Zum Teil war man hier auch nur am Start, weil die Fahrer für alle Rennen der Saison bezahlt hatten und nun auch darauf bestanden, dass man „das Geschäft“ korrekt abwickelt!
So sind doch noch mehr als 80 Rennfahrzeuge gestartet, weil man einfach starten musste. So mancher wollte auch vielleicht noch einen möglichst leichten Klassensieg einfahren. Für andere Teams entschied sich an diesem letzten Renn-Samstag des Jahres aber, wer denn in der Gesamtwertung dieser Langstreckenserie nun der Punkt-Beste des Jahres 2024 wird.
Eigentlich war die Wahrscheinlichkeit groß, dass an diesem späten Rennwochenende des Jahres 2024 ein Porsche die Gesamtwertung gewinnen würde. In der Vergangenheit hatten meistens hubraumkleine Fahrzeuge die Gesamtwertung gewonnen, weil deren Klassen dichter besetzt waren. Inzwischen sind von der Industrieseite auch Stimmen laut geworden, die eine Änderung des Wertungsmodus fordern, weil doch sie – die Industrie – so viel mehr Geld in diese NLS-Langstreckenserie investieren würde. Da wolle man dann doch schließlich auch mal einen gut vermarktbaren Erfolg darstellen können.
Vergessen hatte man bei einer solchen Forderung nach einer besseren Möglichkeit für GT3-Fahrzeuge die NLS-Gesamtwertung einer Saison gewinnen zu können, dass diese NLS eigentlich mal als eine VLN-Serie - eine Breitensportserie (!) - ins Leben gerufen wurde. Sie sollte – relativ preisgünstig – den Amateuren, den „Verrückten“ – den Motorsport erst ermöglichen. Da gab es dann schon mal Klassen, die mit 30 – 40 Fahrzeugen „gefüllt“ waren. Relativ „normale“ Gruppe 1-Fahrzeuge. - Aber angeblich verlangen irgendwelche Zuschauer nach „Brüllern“!
- Dieses Mal waren 9 GT3-Fahrzeuge nach FIA-Reglement am Start!
Dabei glänzte Audi, eine Firma, die sich vom Kundensport verabschiedet hat, um in der Formel 1 eine Pleite zu erleben, mit 4 Startern; von Mercedes gab es 2 GT3 und Aston Martin, MacLaren und Porsche waren mit je einem Fahrzeug vertreten.
Um auch mal daran zu erinnern: Die VLN/NLS sollte bei seiner Gründung auch dem Nürburgring eine Überlebensbasis als Rennstrecke bieten, die mit einem F1-Rennen im Jahr, einem 1000 km-Rennen oder anderen – wenigen (!) - Veranstaltungen in der Saison sonst nicht sicher zu stellen war!
Bei einem Cup-Porsche, der auch - schon wegen der Cup-Wertung - bei einem so unsportlichen Motorsport-Wetter antreten musste, hatte ich Gelegenheit eine Reparatur im Motor-Umfeld zu beobachten, die dann „von unten“ erfolgen musste. Ich empfinde so einen Porsche 911 heute schon wie einen „überfüllten Karton“, bei dem man zunächst schon Einiges zur Seite räumen muss, bevor man einen evtl. auch kleinen Defekt beseitigen kann.
An diesem November-Samstag war es so, wie es in den letzten Jahren der Langstrecken-Serie immer als Normalität empfunden wird: Ein GT3 würde das Rennen im Gesamt-Klassement gewinnen. Aber ein „kleinerer“ Porsche GT4 würde wahrscheinlich mit einem Erfolg bei diesem Rennen zum Sieger in der Gesamtwertung dieser Langstreckenserie im Jahre 2024 werden.
An diesem November-Wochenende geschah mal wieder ein Wunder. Dieser favorisierte Porsche fiel beim letzten Rennen der Saison tatsächlich gegen 14:30 Uhr aus. Die Meldung lautete:
„Die Führenden in der Meisterschaft #962 Bednarski/Daugaard/Oberheim (Porsche 718 Cayman GT4 CS) stehen im Bereich Karussel.“
„Meisterschaft“ ist wohl mehr eine gefühlsmäßige Bezeichnung, denn die Serie hat schon lange keinen Meisterschafts-Status des DMSB mehr. - Zu teuer!
Aber mit dieser überraschenden Meldung rückte mal wieder einer der „Kleinen“ als Gewinner der Gesamtserie in den Mittelpunkt der Beobachtungen.
Am Freitag war das Fahrzeug, ein BMW M240i Racing Cup mit der Start-Nr. 650 des „Adrenalin“-Teams schon mal mit dem Abschleppwagen von der Strecke geholt worden. - Ein ABS-Schaden. Und im Zeittraining am Samstagmorgen gab es auch noch einen leichten Leitplanken-Kontakt. - Kein gutes Omen!
Durch den Ausfall des in der Gesamtwertung in Führung liegenden Porsche, könnte dieser BMW, mit den Fahrern Markert/Mijatovic/Goodman die Gesamtwertung gewinnen, wenn – ja wenn – sie dieses Mal einen Klassensieg erringen würden.
Eigentlich war es schon eine besondere Leistung des „Adrenalin“-Teams, dass man den Fahrern nach dem Ausfall bei den Freitag-Einstellfahrten und dem "Bums" beim Training, dann zum Rennen wieder ein konkurrenzfähiges Fahrzeug zur Verfügung stellen konnte.
Zunächst bewegte man sich auf Platz fünf in der Klasse um die Strecke, rückte dann Platz um Platz vor. Der Sieg in der Gesamtwertung der NLS-Serie 2024 wurde erst dann aussichtsreich, als man mit eigener fahrerischen Leistung den zweiten Platz in der Klasse erreicht hatte.
- Auf dem ersten Platz der Klasse bewegte sich auch ein Fahrzeug des „Adrenalin“-Teams!
Da man heutzutage in allen Fahrzeuge über Funk und auch das „Adrenalin“-Team über einen intelligenten Chef verfügt, war dann der BMW mit der Start-Nummer 650 schließlich auf Platz 1 der Klasse – und beendete dann auch so das Rennen!
Den drei Fahrern den Glückwunsch von Motor-KRITIK, der aber auch an Matthias Unger, den Initiator dieses „Adrenalin“-Teams geht, der in dieser Langstrecken-Serie an jedem NLS-Rennwochenende nicht nur ein Fahrzeug an den Start bringt. Es war das 7. Mal, dass das „Adrenalin“-Team einen Gesamtsieg in dieser Langstreckenserie einfuhr!
- In diesem Fall mit dem Glück eines erfolgreichen, weil gut geführten Teams!
So hatte dieser kalte Renn-Samstag noch ein „heißes Ende“, das einigen Leuten dann eine solche Freude bereitete, wie sich das ein normaler Rennbesucher kaum vorstellen kann.
Die Zieldurchfahrt des Gesamtsieger-Fahrzeugs erfolgte wie immer um 16 Uhr. Die Fahrzeuge, die danach die Ziellinie überfuhren, wurden entsprechend später abgewunken. Aber sie waren tatsächlich alle im Parc fermé, als die Sonne an diesem Renn-Samstag unterging. Das war um 16:45 Uhr!
Ich bin direkt danach mit eingeschalteten Scheinwerfern zurück in mein Heim gefahren. Dort war es schön warm und eine heiße Gulasch-Suppe hat meinen „kühlen Eindruck“ weiter gegen warm tendieren lassen.
- Der Termin war „blödsinnig“! - Das Rennen war schön! - Natürlich waren es zu wenig Fahrzeuge!
Der Veranstalter hat unter normalen Umständen viel Geld dazu gelegt. Der Rennstreckenbesitzer dagegen hat sich bestimmt die Hände – warm – reiben können.
Aber die Zuschauer, die „vor Ort“ waren, haben sicherlich auch eine Menge erlebt. Wenn sie durchgehalten haben. Es war schon ein Erlebnis, das sicherlich um so intensiver ist, je enger man dem Motorsport verbunden ist und versteht, was an diesem Samstag „hier abging“!.
Was jedes NLS-Rennen so interessant macht ist, dass es nicht kalkulierbar ist. So ein Langstreckenrennen ist immer eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Darum ist der Motorsport nicht unbedingt ein Gebiet, auf dem sich die Marketing-Abteilungen der Firmen gerne bewegen. - Sie verstehen den Motorsport genau so wenig, wie sie die Käufer ihrer Automobile zu verstehen scheinen. Dabei ist alles so einfach, wenn man weiß, dass man eigentlich immer „nur“ vom Menschen ausgehen muss.
- Man darf sich schon auf die Saison 2025 freuen!
Die Verantwortlichen sollten dann aber nicht nur die Zeiten von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang schon im Vorfeld der Planung berücksichtigen, sondern auch weitreichende Änderungen vornehmen.
- Wir leben nicht im Gestern, wir leben aber auch nicht im Morgen!
Wir leben in der Gegenwart! In der hat gerade die FIA den Hybrid-Antrieb der Rallye1-Fahrzeuge verboten, weil den Teams auch durch den erhöhten Wartungsaufwand kaum noch ein wirtschaftlicher Betrieb (gibt’s den überhaupt im Motorsport?) möglich war. Gleichzeitig hat man das Mindestgewicht der Rallye-Fahrzeuge von 1260 Kilogramm auf 1180Kilogramm gesenkt. Das alles gilt schon für die Saison 2025 in der die Rallye-Fahrzeuge aber weiterhin mit „100 Prozent nachhaltigem Treibstoff“ betankt sein müssen.
Auch 2025 leben wir im Jetzt! - Und mit „WIR“, da meine ich uns Menschen, von denen man bei allen Überlegungen und Planungen immer ausgehen sollte!
Die Verantwortlichen der NLS-Serie sollten sich auch schon für die Saison 2025 ein paar Änderungen einfallen lassen, die dem Langstreckensport am Nürburgring wieder eine Zukunft geben.
- Mit Starterfeldern unter 150 Fahrzeugen hat die NLS, die mal eine gute VLN war, keine Zukunft!
Die NLS-Termine für 2025 liegen inzwischen fest. Der russische Rennstreckenbetreiber hat auch eine entsprechende Vorauszahlung erhalten. Die NLS-Rennen der Saison 2025 werden zu folgenden Terminen durchgeführt:
- NLS 1 – 22. März 2025
- NLS 2 – 26. April 2025
- NLS 3 – 10. Mai 2025
- NLS 4 – 05. Juli 2025
- NLS 5 – 16. August 2025
- NLS 6 – 13. September 2025
- NLS 7 – 14 September 2025
- NLS 8 – 27. September 2025
- NLS 9 – 11. Oktober 2025