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Tatsächlich heißt der „Verantwortliche“ für die Umsetzung der Verkaufsbemühungen der Landesregierung – oder Insolvenz-Sachwalter? - Bischoff. Das kann also – mit zwei „ff“ kein Heiliger sein. Wie auch die KPMG, weltweit in einzelnen Gruppen tätig, es sich immer mal wieder vorwerfen lassen musste, nicht genau hingeschaut zu haben. In Amerika hat man in 2005 schon mal 456 Millionen US-Dollar zur Vermeidung einer Klage gezahlt. Aber so etwas gibt’s ja überall auf der Welt. Und wo „Wirtschaftsprüfungsgesellschaft“ drauf steht, ist auch Risiko drin. Darum gibt es auch immer am Ende von Gutachten, Prüfungsaufträgen und „Teasern“ den Haftungsauschluss. Auch beim Nürburgring-Teaser. Schließlich kann man bei der KPMG auch nicht alles wissen. Darum möchte Motor-KRITIK hier auch ausdrücklich festhalten:
KPMG-“Teaser“ N-ring: Bischoff ist kein Heiliger!
Der Verfasser dieser Geschichte ist ein einfacher Mensch, der auch komplizierte Darstellungen zu vermeiden sucht. So wie ich den SPIEGEL oder andere Zeischriften gerne mit dem Lesen der letzten Seite beginne, so habe ich das auch beim „Nürburgring-'Teaser'“ gemacht.
Da steht dann auf Seite 49, ganz am Ende aller textlichen Ergüsse:
„Unter keinen Umständen darf der Interessent oder seine Vorstände, Angestellten, Beauftragten oder Berater mit der Geschäftsführung, den Angestellten, Kunden, Beauftragten oder Lieferanten des Nürburgrings Kontakt aufnehmen, es sei denn, die Kontaktaufnahme wurde zuvor ausdrücklich und schriftlich von KPMG gestattet.“
Hm! - Ist es unnormal, wenn man z.B. als Kaufinteressent einer heruntergewirtschafteten Würstchenbude zunächst mal Kontakt mit dem Würstchenbudenbesitzer aufnimmt?
Ich kenne mich offensichtlich in den Größenordnungen nicht aus und möchte hier auch nur – nicht nur als Bundesbürger, sondern auch als Journalist - meine Meinung äußern und Fakten gegenüber stellen, die bei mir Verwunderung auslösen. Und ich habe auch, nachdem ich das Verbot des Herrn Bischoff (von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG) gelesen habe, keine Kontaktaufnahme in der oben beschriebenen Richtung vorgenommen.
Das Glück ist insofern bei mir, als die aktuellen „Herren des Rings“ jeden Kontakt zu mir ablehnen und mir auch keine Fragen (mehr) beantworten. Auch bei den „Öffentlich-Rechtlichen“ ist Motor-KRITIK in Misskredit geraten und so auf „Brieftauben“-Informationen angewiesen, arbeitet also auf einem Gebiet „analog“, wo moderne Interessenvertreter „digital“ (nur mit „Einsen und Nullen“) unterwegs sind.
Besonders die „Nullen“ haben am Nürburgring eine große Rolle gespielt. Dieser „digitale“ Einfluss ist auch heute noch beim Lesen des“Teaser“, die eine
„AUFFORDERUNG ZUR ABGABE EINER INTERESSENBEKUNDUNG“
darstellt, deutlich spürbar. Es wäre gut gewesen, wenn bei der textlichen Darstellung im „Teaser“ auch Leute eingespannt gewesen wären, die sich „analog“ ein wenig auskennen und nicht nur in einer „digitalen“ und offensichtlich visionären Welt leben.
Da müssen wir uns bei Motor-KRITIK nicht wundern, wenn sich in den letzten Tagen immer wieder Unbekannte telefonisch melden und zum Thema Nürburgring die eine oder andere Frage haben. Kontakte mit Motor-KRITIK sind ihnen (lt. „Teaser“) auch nicht verboten! - Unser Eindruck nach einigen dieser Gespräche: Viele möchten beim Verkauf des Nürburgrings einfach dabei gewesen sein, scheinbar eine Rolle gespielt haben. - Das ist unsere Welt !
Ich hatte auch schon ein Gespräch mit einem Fachmann, der für einen möglichen Käufer schon ein Vermarktungskonzept entwickelt hat. Er legt es gerne – gegen eine entsprechende Gewinnbeteiligung – offen. Nach seiner Darstellung benötigt man dazu die beiden Rennstrecken und die Markenrechte. Man würde auch einige Zusatz-Investitionen vornehmen müssen, die aber auch stufenweise realisiert werden könnten. - Hörte ich. - Das ist „die neue Welt“.
Es ist die politische Welt, in der es zur Nürburgring-Affäre, zum Nürburgring-Skandal gekommen ist. Es ist die Welt von politischen Visionären. Auch von Marketing-Visionären. Nicht von Leuten, die in einer realen, „analogen“ Welt leben. - Schauen wir uns darin doch mal ein wenig um:
KPMG hat eine gute Arbeit geleistet. Im „Teaser“ kommt – so die Feststellung nach meiner „Lesestunde“ - das Wort „Ganzjahres-Destination“ nicht vor. Das ist doch schon ein analoger Fortschritt. - Aber man hat sich insgesamt bei der KPMG auch mit folgender Formulierung klar abgesichert:
„Dieser Teaser wurde im Auftrag der Verkäufer von KPMG erstellt, auf Grundlage von Informationen, die KPMG von den Verkäufern, ihren Tochtergesellschaften und deren jeweiligen Geschäftsführungen zur Verfügung gestellt wurden.“
Weil auf die Wettersituation im „Raum Nürburgring“ nicht konkret eingegangen wird, möchte ich nach entsprechender Internetrecherche (www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb2004/hjb2004.24.htm) vermelden:
„Ausgewählte Klimadaten von Nürburg in 627 m NN:
Jahresmittel der Lufttemperatur: 6,7 Grad Celsius
Höchste gemessene Temperatur: 36,0 Grad
Tiefste gemessene Temperatur: -20,5 Grad
Sommertage (Maximum über 25 Grad): durchschnittlich 10 im Jahr
Frosttage (Minimum unter Null Grad): durchschnittlich 109 im Jahr
Jahresmittel des Niederschlags 872 Liter/m2
Niederschlag durchschnittlich an 145 Tagen im Jahr“
Danach gibt es also so um 100 „normale“ Tage im Jahr. Die Wetterstation in Barweiler (nahe dem Nürburgring), die ich noch einmal zur Absicherung der Daten aktuell besucht habe, durfte mir als Journalisten leider keine Durchschnittsdaten (z.B. 2007 – 2012) nennen, da die Herausgabe von Daten für eine Veröffentlichung nur über das Wetteramt Offenbach freigegeben werden kann.
Dennoch vermitteln die hier veröffentlichten Daten ein gutes Bild von der „normalen“ Wettersituation in der Eifel. Mir ist aber verständlich, wenn im „Teaser“ von KPMG folgender Passus zum Thema „Haftungsausschluss“ zu finden ist:
„Dieser Teaser enthält bestimmte, von der Verkäufern, ihren Tochtergesellschaften erarbeiteten Aussagen, Schätzungen, Budgets und Hochrechnungen im Hinblick auf die erwartete zukünftige Geschäftsentwicklung. Diese Aussagen, Schätzungen, Budgets und Hochrechnungen berücksichtigen verschiedene Annahmen und subjektive Beurteilungen der Geschäftsführung der Verkäufer und ihrer Tochtergesellschaften im Hinblick auf erwartete Ergebnisse, die sich nicht zwangsläufig als richtig herausstellen müssen. Es wird keine Gewährleistung im Hinblick auf die Richtigkeit dieser Aussagen, Schätzungen, Budgets oder Hochrechnungen übernommen.“
Wir bei Motor-KRITIK wollen uns nicht an weiteren Hochrechnungen beteiligen, sondern in bester Grundschulmanier ein paar Zahlen addieren. Zum Beispiel die der im Teaser genannten Grundstücksgrößen zu den einzelnen Verwertungseinheiten. Ich komme da (mit Kugelschreiber auf Papier addiert) auf eine Gesamtgrundstücksgröße von:
3.848.460 m²
Dieser Zahl stehen in einem Gutachten, von RA Jens Lieser für das Insolvenzgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler erstellt (6 IN 91/12), dann (s. Seite 8)
2.861.386 m²
Es wurden bei der aus dem Teaser genannten Zahl aber auch schon die dort genannten 67.400 m²ren Grundstückfläche abgezogen, für die der Teaser auch einen Erbbaurechtsvertrag (mit der Gemeinde Drees) mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2045 vermeldet.
In dem schon erwähnten Gutachten des Insolvenz-Sachwalters Jens Lieser kann man die Flurstücke zu einer Gesamtgröße von 67.402 m² addieren, aber auch den Hinweis lesen:
„Der Erbbaurechtsvertrag enthält ein Heimfallrecht bei Insolvenz des Erbbauberechtigten.“
Und man kann eigentlich sicher sein: Die Nürburgring GmbH befindet sich in einem Insolvenzverfahren. Und die Gemeinderäte kennen bisher nur die o.g. Vereinbarung. - Bei KPMG weiß man da offensichtlich mehr.
Interessanterweise taucht auch das Fahrsicherheitszentrum nicht als „Verwertungseinheit“ im Teaser der KPMG auf, während es im Gutachten des Insolvenz-Sachwalters (auf Seite 28) als eine Beteiligung der (insolventen) Nürburgring GmbH in der Größenordnung von 41 Prozent aufgeführt wird. Dort ist auf Seite 30 dazu zu lesen:
„Nach dem Buchwert beträgt der Wert der Beteiligung 776.000,00 €. Wird das Eigenkapital zugrundegelegt, erhöht sich der Wert auf 817.000,00 €.“
Na, wo ist es denn, das kleine „Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring“? - Wo ist es geblieben?
Andere Zahlenveränderungen habe ich auch nicht verstanden. Wenn man davon ausgeht, dass 1.000 qm (oder m²) einem Quadrat-Kilometer (km²) entsprechen, dann hätten die in Gutachten und Teaser ausgewiesenen Grundstücksflächen folgende Größe in km²:
lt. Lieser Gutachten: 2.861 km²
lt. KPMG-Teaser: 3.848 km²
Nun muss ich – weil die Zahlen wohl mein Vorstellungsvermögen übersteigen – um die Mithilfe meiner Leser bitten. Denn ich habe bei dem Versuch eine Relation zu bekannten Größen herzustellen, nur folgende Beispiele finden können:
- Verbandsgemeinde Adenau 257 km²
- Stadtstaat Bremen 419 km²
- Saarland 2.569 km²
Wo liegt der Fehler, wenn wir lesen:
- Nürburgring lt. Gutachten 2.861 km²
- Nürburgring lt KPMG-Teaser 3.848 km²
Das ist sicherlich ein Rechenfehler von mir.
Inzwischen - eine halbe Stunde nach dem Einstellen dieser Geschichte - ist mir mein Denkfehler klar geworden: 1000 Meter x 1000 Meter = 1 Million qm. Dann sind 3.848 .460 qm = 3,848 km². Sie müssen also bei meiner in dieser Geschichte vorgenommenen fehlerhaften Umrechnung, das Komma noch mal um drei Stellen nach links verschieben. - Ich hab's jetzt begriffen. - Sie auch? - Trotzdem bleiben zwischen Gutachten und "Teaser" kleine Differenzen. - Meine ich.
Ich habe natürlich meine fehlerhafte Umrechnung so stehen lassen. - Weil man zu seinen Fehlern - auch wenn es Flüchtigkeitsfehler sind - stehen sollte. -W.H.
Dabei muss man – meine ich – eigentlich nur bei der qm-Zahl das Komma um drei Stellen nach links verschieben. Natürlich kann es auch sein, dass – wie es mal ein sehr bekannter Rechtsanwalt umformulierte, als ich von einer „Lüge“ sprach – auch hier mal heißen wird:
„Es handelt sich um ein kommunikatives Missverständnis.“
Vielleicht hat eine Schreibdame auch nur statt einem Komma an einer bestimmten Stelle einen Punkt gesetzt. Und andere haben das „Punkt für Punkt“ abgeschrieben.
Aber wie heißt es so schön im KPMG-Teaser:
„Dieser Teaser stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots für den Kauf oder Verkauf der in ihm beschriebenen Vermögensgegenstände oder Geschäftsbetriebe dar und ist und wird nicht Bestandteil des Vertrages.“
Wenn man alle „Einschränkungen“ im KPMG-Teaser zusammenfast, dann besteht dieser eigentlich nur aus 50 Seiten bunt bedrucktem Papier. Entschuldigung, dass ich meine Leser so lange damit beschäftigt habe. Denn es heißt auch auf Seite 49:
„Die Interessenten werden aufgefordert, eine eigene Untersuchung und Prüfung der Vermögensgegenstände des Nürburgrings sowie der in diesem Teaser enthaltenen Informationen durchzuführen, und sind angehalten, sich selbstständig hinsichtlich rechtlicher, finanzieller, steuerlicher und sonstiger Folgen im Rahmen eines möglichen Erwerbs von Vermögensgegenständen des Nürburgrings beraten zu lassen.“
Motor-KRITIK hat mit diesem Beitrag schon mal damit begonnen. Denn:
„Unter keinen Umständen...“
Aber das hatte ich ja bereits zu Anfang dieser Geschichte abgeschrieben. - Ein Bischoff ist eben kein Heiliger – und nicht unfehlbar! -
Wie auch...
MK/Wilhelm Hahne
PS: Zum Thema „Transparenz“ und „Diskriminierungsfreiheit“ schreibe ich dann demnächst ein paar Sätze, nachdem ich mich von dem ersten Schrecken erholt habe. - Aber es läuft alles so, wie offensichtlich von der Landesregierung Rheinland-Pfalz verordnet und von den Beratern geplant.