Nürburg: Millionen für Visionen

Vor uns liegt eine Woche, die ausgefüllt sein wird mit einer Fülle von neuen Informationen rings um das Thema Nürburgring. Am 6. Januar 2014 hatten sich Anbieter, Bieter und Nürburgring-Mitarbeiter zu einem Informationsaustausch im Lindner-Hotel getroffen. Nicht nur bei „Ja zum Nürburgring“ war man aktiv, sondern auch beim ADAC hat man sich mit der Umsetzung der inzwischen vorhandenen Strategiepläne beschäftigt. Die Insolvenz-Sachwalter waren auch im weiteren Verlauf der Woche nicht untätig. Aber auch „Capricorn“, einer der (scheinbaren) Bieter, der derzeit im Focus der Presse steht, ließ Image-Maßnahmen anlaufen. Und Kurt Beck ließ zum 10. Januar in Simmern erkennen, dass er nichts dazu gelernt hat und irgendwelche Entschuldigungen in der Vergangenheit reine Phrasen waren. Außerdem rückten zum Wochenende Presseveröffentlichungen das „coming-out“ des Herrn Hitzlsperger in ein anderes Licht und stellten sogar eine Verbindung zum Thema Nürburgring her. - Insgesamt eine bunte Mischung, die sicherlich eine Berichterstattung lohnt. Zumal dann auch der Gläubigerausschuss mal erfährt, was sich so in der Sache tut. Der wird nämlich von den Insolvenz-Sachwaltern „dumm gehalten“. - Dabei sollte man aber die Basis nicht vergessen, die zu dieser Affäre, diesem Skandal führte. - Nachfolgend habe ich noch einmal eine Geschichte einkopiert, die nicht nur am 15. November 2007 auf diesen Internetseiten veröffentlich wurde, sondern auch in meinem Buch – sowohl in der Druck- als auch in der e-book-Version – Eingang fand. - Nach dem Lesen dieser langen – aber informativen - Geschichte relativieren sich dann die aktuellen Bemühungen einer Reihe von Akteuren. - Wer kann sich denn heute noch überrascht geben, der im Jahre 2007 die Entwicklung für „normal“ hielt? - Oder man hat 2007 geschlafen und Motor-KRITIK für das Werk eines Verwirrten gehalten? - Bilden Sie sich selbst ein Urteil über „Entscheider“, die „damals“ von der Öffentlichkeit als „wichtig und bedeutend“ empfunden wurden und gleichen Sie Ihren persönlichen Eindruck mit den aktuellen Aktivitäten zum bekannten Thema ab:

Nürburg: Millionen für Visionen

Mainz, am Montag, dem 19. November 2007, bezeichnenderweise einen Tag nach dem "Volkstrauertag" - stellt sich den interessierten Wählern aller Parteien die Frage:

Wird das private Unternehmertum in der Eifelregion um den Nürburgring durch politische Fehlentscheidungen von einer "Behördenfirma", der Nürburgring GmbH (90 % im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz), nun in's Abseits und Aus gedrängt?

"Am Ende bleiben uns die Bauruinen", sagt der alte Mann an der Theke der einfachen Eifel-Gaststube. Und sein Nachbar, um etwa dreißig Jahre jünger, fragt: "Aber wie willst du das aufhalten?" - Um dann selbst - ein wenig resigniert - zu der Feststellung zu gelangen: "Die da oben machen ja doch was sie wollen!" -

Eine ganze Eifelregion scheint vor politischen Entscheidungen, wie sie jetzt z.B. am 19. November 2007 in Mainz auf der Aufsichtsratssitzung der Nürburgring GmbH fallen sollen, zu resignieren. Und das Parlament des Landes Rheinland-Pfalz soll mit in die Entscheidung eingebunden werden. Das sagte am 25. Oktober 2007 der Herr Minister Hendrik Hering vor Abgeordneten des Landtages.

Wann denn? - Nach dem Abriss schon bestehender Bauwerke, dann, wenn ein endgültiger Stopp der bisherigen Pläne sinnlos erscheint? . Wie "Hütchenspieler" tauscht und schiebt man Begriffe - und nicht nur die, wie Sie lesen werden - hin und her. Bezeichnungen wie "Eifelregion Nürburgring", Nürburgring 2009" oder "Erlebnispark Nürburgring" versuchen zu vertuschen, dass z.B. aus einem geplanten Feriendorf "Motorsportdorf" inzwischen zwei geworden sind. Aus 870  scheinbar genehmigten Betten (360 "Dorf", 510 neues Hotel) sind so fast lautlos 1.470 Betten geworden. Zusätzlich zum bestehenden Bettenangebot der "Region", das bisher noch in keinem Jahr auch nur annähernd genutzt, gebraucht wurde.

Unter der gleichen Bezeichnung laufen bei unterschiedlichen Bauämtern derzeit für zwei "Motorsportdörfer" die Genehmigungsverfahren. Und die übergeordnete Behörde weiß darum. - Wird sie ihre bisher gültige Entscheidung - nach Einsprüchen von Betroffenen - für eine Begrenzung der Bettenzahl nun unter dem Druck von oben nach oben verändern? -

Aus Gesamtkosten um 250 Mio Euro, die 2005 für das Gesamtprojekt genannt wurden - ohne jede Beteiligung von Landesgeldern! - waren unter dem Druck der öffentlichen Meinung erst 150 Millionen Euro geworden, bei einem nun plötzlichen Zuschuss von öffentlichen Geldern (Steuergelder!) von 50 Prozent. -

Die Grundsatzentscheidungen zu notwendigen Genehmigungsverfahren sind noch nicht abgeschlossen, wenn am 19. November 2007 die Entscheidung des Aufsichtsrates der Nürburgring GmbH in Mainz für oder gegen die Realisierung der Pläne (welcher Pläne eigentlich?) fallen soll. Und wann befindet das Landesparlament über die Pläne? - Nach dem Abriss schon bestehender Bauwerke? -

RLP-Finanzminister Prof. Deubel hat im September 2007 plötzlich auch wieder von einer Bausumme  um 200 Millionen Euro gesprochen. Nürburgring-Geschäftsführer Dr. Walter Kafitz nennt in offiziell gewordenen Gesprächen mit Medienvertretern aktuell jetzt 210 Millionen Euro als Baukosten. - Was denn nun? - Mit Achterbahn? - Ohne Achterbahn? - Die kam jetzt neu ins Verwirrspiel. Politik und Marketing-Fachleute spielen mit der Öffentlichkeit, führen eine parlamentarische Demokratie ad absurdum. - Ein Verwirrspiel! - Aber erfahrenen Beobachtern ist lange klar was hier abgeht, verschwinden, sich auflösen wird:

Millionen für Visionen

07-11-15/03 - Die Herren Politiker und jene, die von ihnen profitieren, reden über Millionen, wie andere Leute über zwanzig oder dreißig Euro, wenn sie an der Kasse von Aldi stehen. Aber da sind die Fronten auch klar: Aldi ist der Verkäufer, der Kunde der Käufer, der das Geld das er hier ausgibt selbst erarbeiten muss. Und der rechnet heute mit jedem Cent, weil alles teurer wird und er nicht durch eine Diätenerhöhung - wie sie demnächst eine kleine Gruppe von politisch Priviligierten erfährt - nun vom Boden der Realität abheben kann.

Politiker scheinen das Gefühl für Wertigkeiten verloren zu haben. Sind sie die Diäten in der Höhe wert, die sie demnächst (+ steuerfreie Kostenpauschale) erhalten? Kurt Beck verdient sicherlich deutlich mehr als 100.000 Euro im Jahr, da ist für ihn eine Million eine greifbare Zahl. Hundert Millionen unterscheiden sich von zehn Millionen nur durch eine Null. Warum soll man da dann nicht einfach eine Zwei vorsetzen? 200 Millionen Baukosten für ein Projekt das eine ganze Region verändert? - Wo ist das Problem?

Was will denn Kurt Beck für sein Land Rheinland-Pfalz, für die Eifelregion erreichen? Mehr Arbeitsplätze, eine bessere Auslastung bestehender Objekte, mehr Unabhängigkeit von der im Gründungsvertrag der Nürburgring GmbH festgeschriebenen  Motorsportabhängigkeit?

Das Ganze für 200 oder 210 Millionen Euro. Werfen wir doch mal einen Blick auf die realistischen Bilanzzahlen der Nürburgring GmbH in den letzten Jahren, schaffen wir mal eine Ausgangsbasis für ein Nachempfinden der Politiker-Träume, indem wir uns die Entwicklung der Zahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung der Nürburgring GmbH in den Jahren 2000 - 2005 vor Augen führen:

2000      116.000 Euro Überschuss
2001      241.000 Euro Überschuss
2002      503.000 Euro Verlust
2003      528.000 Euro Überschuss
2004   9.581.000 Euro Verlust
2005   9.672.000 Euro Verlust

Und der Landesrechnungshof des Landes Rheinland-Pfalz kommt in seinem Jahresbericht 2006 zu der Erkenntnis:

"Die wirtschaftliche Lage der Nürburgring GmbH ist äußerst angespannt. Die Gesellschaft erlitt seit 2004 insbesondere aufgrund hoher Kosten für die Veranstaltung der Formel 1-Rennen erhebliche Verluste. Selbst wenn die Rennen künftig abwechselnd mit der Hockenheimring GmbH ausgetragen werden, ist zu erwarten, dass das Ende 2005 vorhandene Eigenkapital bis 2009 durch Verluste aufgebraucht sein wird."

Schauen wir uns doch einmal an, welche Zahlen in der Gewinn- und Verlustrechnung des Jahres 2005 z.B. ein wenig aus der Reihe schlagen:

Umsatzerlöse                    27.133.000 Euro
sonst. betriebl. Erträge        2.064.000 Euro
Beteiligungs- + Zinsertrg.       543.000 Euro

Material- + Veranstaltgsaufw.                        12.461.000 Euro
Personalaufwand                                             3.700.000 Euro
Abschreibungen                                               2.849.000 Euro
Sonstige Aufwendungen                                 20.402.000 Euro

Verlust                                9.672.000 Euro

Die "Sonstige Aufwendungen" stehen eigentlich nicht so recht in einem vernünftigen Verhältnis zum Umsatz. - Aber wen interessiert das schon?

Das ursprüngliche Stammkapital der Nürburgring GmbH betrug einmal 10 Millionen Euro. Die Gesellschaft wäre längst pleite, hätte man das Stammkapital nicht bis Ende 2005 dann auf 27,6 Mio Euro erhöht. Da wurden Gesellschafterkredite in Eigenkapital umgewandelt, nachdem man vorher schon auf Zinszahlungen verzichtet hatte. Und nun gibt es noch einmal eine Erhöhung des Eigenkapitals um 10 Millionen und einen Gesellschafterkredit von 20 Millionen Euro. - Ein Taschengeld, wenn man an die Bausumme denkt, die jetzt für die Realisierung eines Projekts mit dem Titel "Erlebnisregion Nürburgring" freigestellt werden soll. Durch einem Beschluss des Aufsichtsrats der Nürburgring GmbH, der am 19. November 2007 in Mainz tagen wird. Da geht es dann um 200 oder 210 Millionen - wer weiß das schon so genau? Und es kommt auch auf ein paar Millionen gar nicht an. Es ist ja für einen guten Zweck. - Sagt man. Dieser Investitionsaufwand soll einer ganzen Region, der Eifelregion helfen. Mit welchen Maßnahmen?

Die erklärt die Struktur und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz in einem E-mail an Motor-KRITIK so:

"Für das raumbedeutsame und überörtliche Projekt „Erlebnisregion Nürburgring" hat die Nürburgring GmbH bei dem Ministerium des Innern und für Sport - Oberste Landesplanungsbehörde - im Februar 2006 die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens beantragt. Mit Schreiben vom 09.03.2006 hat das Ministerium des Innern und für Sport das Raumordnungsverfahren eingeleitet und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord - Obere Landesplanungsbehörde - mit der Durchführung beauftragt. Zu dem Projekt ist schließlich seitens der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Abstimmung mit dem Ministerium des Innern und für Sport ein Raumordnerischer Entscheid ergangen:

- Teil I am 19.10.2006 mit den Vorhabensbestandteilen Boulevard, Hotel, Village -Motorsportdorf- und Aktiv-, d.h. Wintersport, Verbandsgemeinde Adenau, Landkreis Ahrweiler;

- Teil II am 20.07.2007 mit dem Vorhabensbestandteil Golfplatzplanung, Verbandsgemeinde Adenau, Landkreis Ahrweiler, und Verbandsgemeinde Kelberg, Landkreis Vulkaneifel.

Über das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens ist die Öffentlichkeit unterrichtet worden.

Uns ist bekannt, dass derzeit Projektänderungen vor Ort überlegt werden. Sofern diese raumbedeutsam sind und überörtliche Bedeutung haben sind entsprechende ergänzende und/oder neue Verfahrensschritte vorzunehmen. Hierüber sind die entsprechenden Akteure informiert. Ein behördeninternes Informationsgespräch wird hierzu auch in Kürze stattfinden. Weitere Entscheidungen ergehen in Abstimmung mit dem Ministerium des Innern und für Sport."

Aha, den übergeordneten Herrschaften ist also bekannt, dass "Projektänderungen" geplant sind. In jedem Falle ist eine der jetzt schon nachweisbaren Veränderungen gegenüber der "Grundplanung", wie sie oben dargestellt ist: es soll ein zweites "Motorsportdorf" unter dem gleichen Titel (auch: "Motorsportdorf") geben. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau ist darüber "sauer". Er hat von dieser vorgesehenen Änderung eigentlich als Letzter erfahren. Dr. Kafitz, der verantwortliche Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, hat ihm so nebenbei davon zum Zeitpunkt von "Rock am Rang" erzählt.

Und nun geht alles seinen Gang. Im Falle des zweiten "Motorsportdorf": bei der Verbandsgemeinde Kelberg, die eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans in einem Beteiligungsverfahren (es werden die umliegenden Gemeinden informiert) vornehmen wird. Dieses Verfahren wird in Kelberg gegen Ende des Monats (erst!) abgeschlossen sein. - Und wann findet das oben angekündigte "behördeninterne Informationsgespräch" statt?

In der 45. Kalenderwoche war die "Flächennutzungsplanänderung der Verbandsgemeinde Kelberg für den Bereich 'Feriendorf/Motorsportdorf' in der Ortsgemeinde Drees" noch ohne jeden Genehmigungsvermerk. Es gab keinen Änderungsbeschluss (gem. §2 (1) BauGB vom Rat der Verbandsgemeinde. Es gab keine Bestätigung über die Beteiligung der Öffentlichkeit gem. §3 (1) BauGB und Beteiligung der Behörden gem. §4 (1) BauGB. Der endgültige Beschluss über die Flächennutzungsplanänderung (Feststellungsbeschluss) lag auch noch nicht vor. Es fehlte die Zustimmung der vom Projekt berührten bzw. benachbarten Ortsgemeinden gem. §67 (2) GemO RLP. Auch die Kreisverwaltung Daun hatte noch nicht bestätigt, dass durch die Flächennutzungsplanänderung die Rechtsvorschriften i.S. des §6 (1) BauGB nicht verletzt worden sind. Und die SGD-Nord in Koblenz: s.o.

Doch schon jetzt, am 19. November 2007, soll bereits der Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH das Gesamtpaket "abnicken", als genehmigt verabschieden, das man jetzt - damit die Öffentlichkeit auch wirklich die Übersicht verliert - "Nürburgring 2009" nennt. Dr. Kafitz spricht gegenüber den Medien noch von einer in diesem Zusammenhang entstehenden Achterbahn, die ohne jedes Beispiel auf der Welt sein soll. Er nennt (lt. Medienberichten) erreichbare Top-Geschwindigkeiten mit über 200 km/h dieser Achterbahn, die nicht realisierbar sind (das sage ich), spricht von einer in Kurven auftretenden Querbeschleunigung von 4,5 g, wenn ich den Medienberichten glauben darf, die dann wohl ständig die Anwesenheit eines Arztes und auch Sanitäters vor Ort erforderlich machen würden. Und man müsste Mindestgröße, ein Mindestalter, eine Maximalgröße und ein Maximalgewicht der Fahrgäste vorschreiben. Wohl auch ein Höchstalter für Achterbahn-Nutzer festsetzen.

Was man nicht kann: Besucher zum Mitfahren in die Eifel zwingen. Dabei wäre, um so eine Achterbahn wirtschaftlich zu betreiben, sicherlich eine Mitfahrer-Frequenz von 800 Personen/Stunde notwendig. Meine lieben Presse-Kollegen interessiert so etwas nicht, ihnen genügen Zahlen die eine Sensation bedeuten. - Dabei ist die eigentliche Sensation ein Dr. Kafitz, der seine Pläne so verkauft, dass sie nicht hinterfragt werden.

Und am 19. November 2007 wird in Mainz auch nur abgenickt?

Wie man meinen Zeilen entnehmen kann: dazu braucht ein Dr. Kafitz keine Achterbahn, um eine Öffentlichkeit abzulenken, zu verwirren. Da war im "Raumordnungsverfahren" (Teil I), aber auch in einem "Städtebaulichen Vertrag" zwischen der Verbandsgemeinde Adenau und der Nürburgring GmbH z.B. festgelegt worden, dass zwar ein "Motorsportdorf" entstehen darf, aber nur unter der Voraussetzung, dass damit nicht mehr als 360 Betten geschaffen werden.

Ich zeige meinen Lesern einmal ein Foto des Planes, der man eine entsprechende Anmerkung (unten links) entnehmen kann:

(Das entsprechende Foto muss hier aus technischen Gründen entfallen)

Daraus ergibt sich eine maximale zusätzliche Zahl (einschl. Hotel-Neubau) von 870 Betten, die auch so im Raumordnungsentscheid genannt ist. Diese Zahl wird jedoch jetzt mit einem zweiten "Motorsportdorf" in Drees, nur wenige Kilometer von Nürburg entfernt, um 600 Betten erhöht. Hier folgt ein Foto des Planes, aus dem sich die Lage des geplanten "Motorsportdorf" (Nr. 2) ergibt:

(Das entsprechende Foto muss hier aus technischen Gründen entfallen)

Und nun - wird es in Kombination (Adenau-Pläne + Kelberg-Pläne) - 1470 neue Betten geben. Dabei ist das "Dorint" (direkt am Nürburgring gelegen) z.B. im Jahr bestenfalls mit seiner Bettenkapazität um etwas mehr als 50 Prozent ausgelastet. Im Durchschnitt. Andere Hotels nennen mir Durchschnitts-Belegungszahlen von um 25 Prozent im Jahresdurchschnitt. - Da lächeln Tourismus-Fachleute: "Diese Statistiken entsprechen doch nicht der Realität." - Wenn ich dann nachfrage, warum sie dann in ihren Gutachten mit genau diesen statistischen Zahlen arbeiten, dann fehlen ihnen die Worte.

Oder aber: sie antworten mir nicht. Wegen meines "flegelhaften" Verhaltens. Man hinterfragt als "gut erzogener" (angepasster) Journalist eben keine Angaben von Fachleuten. Wo kommen wir denn da hin? Wo die doch so exakt passende Gutachten erarbeitet haben, die sicherlich ihr Geld wert sind. Und im richtigen Moment sind immer die richtigen Leute am richtigen Ort. - Das fällt mir gerade so ein.

Ich erzähle Ihnen, liebe Leser, dazu mal ein Beispiel aus meinen letzten Recherchen:

Ich habe mir, um nicht unnötige Zeit zu verlieren, mal den Namen des Sachbearbeiters und seine Durchwahl bei der SGD, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, in Koblenz besorgt. Das ist die Behörde, die auf Grundlage des Flächennutzungsplanes für den Raumordnungsentscheid verantwortlich ist. Da habe ich dann angerufen. Vor Tagen (45. Kalenderwoche). Ich wurde bei meinem Telefonat mit dieser Behörde dann - nach Äußerung meiner Wünsche - sofort gebeten, meine Fragen über die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zu stellen, die dann auch schnellstens beantwortet würden, nachdem die Antworten - vom zuständigen Sachbearbeiter in der Sache vorgegeben - dann durch die "politische Führung" freigegeben worden sind. Direkte Auskünfte am Telefon dürfe man leider nicht erteilen. - Aber es war nicht der Sachbearbeiter (Koordinator) am Telefon, der mir als zuständig und wirklich "sachverständig" geschildert worden war. Also habe ich nach dem gefragt.

So ließ sich die weitere Auskunft am Telefon nicht vermeiden: Ich erfuhr, dass der mir von einem Bauamt benannte Mitarbeiter, der das oben genauer bezeichnete Projekt und sein Genehmigungsverfahren exakt kennt, sozusagen als Koordinator in einer für einen Laien relativ unübersichtlichen Behörde arbeitet, recht kurzfristig einen Urlaub von zwei Jahren genommen hat, um für eine Hilfsorganisation in Südamerika (Brasilien) tätig zu werden.

Ich habe laut gelacht. (Mein Gesprächspartner in der Behörde wird das bestätigen können.) - Ich kenne eben ähnliche Fälle. Zufällig. Und sie sind sich wirklich ähnlich. Zufällig. (Das Bauamt war z.B. auch am Morgen nach meinem Anruf bei der SGD noch nicht über die personelle Veränderung in dieser übergeordneten Behörde informiert.)

Ich habe nach meinem Telefongespräch mit der SGD aber dieser Behörde dann in einem E-mail meine Sicht der Dinge auf dieses Projekt vermittelt, in dem u.a. dargestellt ist:

Der verantwortliche Geschäftsführer der Nürburgring GmbH hat erfahren müssen, dass man für ein Feriendorf der zunächst geplanten Größe von 360 Betten (und in dieser Lage nahe einer Rennstrecke) weder Investor noch Betreiber finden kann. Das  hat ihm aber nicht die Unsinnigkeit der Pläne verdeutlicht. Er hat versucht die Zahl zu korrigieren. Das war aber nicht ohne weiteres durchsetzbar, weil z.B. im Mainzer Wirtschaftsministerium der Fall klar und nicht mehr korrekturfähig war.

Der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH hat darum versucht, an der Verbandsgemeinde Adenau und ihrem Verbandsbürgermeister Romes vorbei, eine andere Lösung zu realisieren, da das Gesamtkonzept "politische gewollt ist" (Einschätzung eines eventuellen Betreibers) und er sonst  seine Position gefährdet sieht (Einschätzung eines Politikers: "Sonst ist der weg.") So ist dann ein "Motorsportdorf" zusätzlich in der Gemeinde Drees (bis jetzt zunächst planerisch, s.o.) entstanden, wo dann die zuständige Verbandsgemeinde Kelberg jetzt aktuell eine Änderung des Flächennutzungsplanes durchführt. Dort sind nun - so die Auffassung der Initiatoren - die 600 Betten realisierbar, die einem Investor, aber auch einem Betreiber, als die richtige, wirtschaftliche notwendige Größe, erscheinen.

Bei der Struktur- und Genehmigungs-Direktion Nord in Koblenz, liegt es nun, diese (inzwischen) zwei Flächennutzungspläne mit einem neuen, nun modifizierten Raumordnungsentscheid einer sinnvollen, realistischen Umsetzung zuzuführen. Aber es gibt Einwände - nicht nur - von Nürburger Bürgern und Geschäftsleuten, sondern auch von Bürgermeister und Gemeinderat, die sich gegen eine unsinnige (weil unrealistische) Ausweitung von Betten-Kapazitäten im Umfeld der Rennstrecke Nürburgring wenden. Mit Recht.

Auf meine schriftlichen Fragen dazu hat übrigens die Behörde nicht mit entsprechenden Antworten reagiert, sondern mit einer "globalen" Darstellung der Situation, die zum Teil oben dargestellt ist.

Aber es gibt andere Antworten, die man evtl. den Medien entnehmen kann. Dr. Kafitz prescht vor, informiert primär Medien, die seine Darstellungen  nicht hinterfragen. So soll nach den neuen Plänen (!) mit einem "Eifeldorf" (oder "Dorf  Eifel") eine Erlebnisgastronomie im Stile der bekannten Ausflugsziele von z.B. Kegelvereinen, wie "Dorf Münsterland" und "Sauerlandstern" an der B 258 entstehen, wo das erste "Motorsportdorf" geplant und auch genehmigt war. Die neue Version könnte dann (evtl. nach einem noch abzuschließenden Zusatzvertrag zwischen Nürburgring GmbH und Warsteiner Brauerei?) von dieser Warsteiner Brauerei betrieben werden. So wird an einigen Stellen laut gedacht..

Warsteiner sagt dazu nichts, aber nach meinen Informationen beinhaltet der neue Sponsorvertrag nicht die Zusage von Warsteiner, ein "Dorf Eifel" zu betreiben. Zumal auch das zuständige Bauamt darüber nicht informiert ist. Aber die BIT-Brauerei, viele Jahrzehnte (nach meinen Recherchen: mit kleinen Unterbrechungen) Partner der Nürburgring GmbH, wurde nun ausgeschaltet. Und Dr. Kafitz, der Nürburgring-Geschäftsführer ist ganz stolz auf die Leistung seiner Mitarbeiter. Intern verbreitete er einen Tag nach der Verkündung eines neuen Sponsorvertrages mit Warsteiner (statt Bitburger):

"Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

ich freue mich sehr, Ihnen heute einen weiteren Partner für den Nürburgring 2009 vorzustellen. Die Warsteiner Brauerei hat gestern auf der Lebensmittelmesse „Anuga“ in Köln unsere zukünftige Partnerschaft bekannt gegeben (s. nachfolgende Pressemitteilung). Für uns ist das einer der größten und wichtigsten Verträge, der sowohl kaufmännisch als auch inhaltlich einen wichtigen Meilenstein für Nürburgring 2009 und einen tollen Verhandlungserfolg unseres Teams darstellt."

Dr. Kafitz hat sicherlich nicht gegenüber der Warsteiner Brauerei die Karten offen auf den Tisch gelegt. Das wäre in dieser Phase des Projekts unter Marketinggesichtspunkten auch unklug gewesen. So ist dann in der Pressemitteilung der Warsteiner Brauerei vom 14. Oktober 2007 zu lesen:

"...Vertrag unterzeichnet, Partnerschaft perfekt – die Warsteiner Brauerei und die Betreibergesellschaft des Nürburgrings, die Nürburgring GmbH, gehen gemeinsame Wege. Ab 2009 startet das Engagement der westfälischen Privatbrauerei bei der wohl traditionsreichsten Rennstrecke der Welt, die sich in den kommenden Jahren zu einem ganzjährigen Freizeit- und Businesszentrum entwickeln soll.
 
Formel 1 und DTM, Truck- und Oldtimer-Grand-Prix, Motorradrennen und Fahrertrainings – die Faszination für den Motorsport ist auch nach der Ära „Schumi“ ungebrochen. Epizentrum des deutschen Motorsports ist mit rund zwei Millionen Besuchern pro Jahr der Nürburgring. Bereits im Jahr 1927 eröffnet kann die Rennstrecke auf eine bewegte und bewegende Vergangenheit zurückblicken. Doch auch für die Zukunft ist der Nürburgring gerüstet und entwickelt sich von der reinen Rennstrecke zu einem weltweit einmaligen Ort für Freizeit und Business rund um den Motorsport.
 
„Der Nürburgring ist in der Mitte der beiden bevölkerungsstärksten Ballungzentren Europas, Rhein-Main und Ruhrgebiet, innerhalb von 120 Autominuten von rund 28 Millionen Menschen zu erreichen. Dieses Potenzial wollen wir zukünftig noch stärker abschöpfen, indem wir die Marke Nürburgring mit neuen Angeboten auch für neue Zielgruppen interessant machen“, erklärt Dr. Walter Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH. Mit der Strategie, das Portfolio des Nürburgrings in vier Geschäftsfelder zu bündeln – Adventure, Holiday, Business und traditionell Racing – rüstet sich der Nürburgring für die Zukunft. Denn neben dem klassischen Racing werden ganzjährig nutzbare Angebote wie ein überdachter Boulevard mit Markenwelten der Automobil- und Zulieferindustrie,  ein Indoor-Themenpark rund um den Mythos Nürburgring, neue Gastronomie und Hotellerie sowie eine Indoor-Event-Arena mit 4.000 Sitzplätzen sowie eine neue Haupttribüne mit einer Business-Lounge entstehen. ..."

Dr. Kafitz hat Marketing studiert. Und er spürt den politischen Druck. - Was sollte er machen? - Warsteiner sagen, dass eigentlich noch keine Genehmigung für seine Pläne (Visionen) vorliegen? - Am 25. Oktober, also nach der Warsteiner-Info sagte RLP-Minister Hendrik Hering im Mainzer Landtag, auf einer Sitzung des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses - hier kurz zusammen gefasst:

  • Die Ergebnisse von Gutachten zum Konzept und insbesondere zur Finanzierung liegen noch nicht vor.
  • Das Land wird seinen Finanzierungsanteil von 50% nicht erhöhen.
  • Noch in diesem Jahr ist mit einer endgültigen Entscheidung des Aufsichtsrates zu rechnen.
  • Das Parlament soll eingebunden werden.

Und am 19. November dieses Jahres soll nun die Entscheidung des Aufsichtsrates der Nürburgring GmbH fallen. Ein Entscheidung die vom Ergebnis her Dr. Kafitz lange kennt? - War es vielleicht so?

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf eine Entwicklung aufmerksam machen, die aus meiner Sicht - gerade zu diesem Zeitpunkt! - von besonderer Bedeutung ist. Auch hier scheinen "Hütchenspieler" am Werk:

Das Projekt "Erlebnisregion Nürburgring" wurde bisher von Wirtschaftsministerium in Mainz betreut. Darum auch die Aussage des dort verantwortlichen Ministers, Hendrik Hering (exakter Titel: Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau), vor dem Wirtschafts- und Verkehrsausschuss in Mainz am 25. Oktober (s.o.). Wie ich nun aus dem Mainzer Umfeld erfahre, wurde die Verantwortung für dieses Projekt (Erlebnisregion Nürburgring) jetzt aber kurzfristig in das Finanzministerium verlagert. Das wird - welch ein Zufall! - vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Nürburgring GmbH, Herrn Finanzminister Prof. Dr. Ingolf Deubel geleitet. Der hat für die Umsetzung des politisch gewollten Projekts nun auch einen (nennen wir es) "Etat" (oder besser: Sonderfonds?) zur Verfügung, mit dem er aber auch auskommen muss. So die interne Vorgabe. - Da die Kontakte zwischen einem Aufsichtsratsvorsitzenden und einem Geschäftsführer praxisgerecht immer sehr eng sind... -

Wie wären sonst die Zusagen eines Dr. Kafitz gegenüber der Warsteiner Brauerei (s. Presse-Info oben) zu erklären? - Natürlich habe ich auch hier in Westfalen der Ordnung halber nachgefragt und als Antwort erhalten:

"...Als Antwort auf Ihre Fragen möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir grundsätzliche keine Auskunft über Vertragsdetails geben. Wir fühlen uns zudem bei der Nürburgring GmbH gut aufgehoben und betreut..."

Dr Kafitz hat der Warsteiner - nach entsprechender Rückfrage - sicherlich zu dieser Antwort geraten. Nachdem ich dann darauf aufmerksam machte, dass sich nicht alle meine Fragen auf den Vertrag bezogen, bekam ich als - kurze - Antwort:

"Zu den Punkten gibt es nichts zu sagen."

Aussagekräftiger ist da sicherlich ein Pressefoto aus dem Archiv der Warsteiner Brauerei, das über die Internetseiten dieser westfälischen Brauerei zu erhalten ist und auch veröffentlicht werden darf, wenn ausdrücklich auf die Herkunft hingewiesen ist: Es folgt also hier ein Pressefoto der Warsteiner Brauerei:

Prost! - Dr. Kafitz sehen Sie hier eingerahmt von seinen Vertragspartnern, den Herren Rainer Cox

(Das Foto muss hier aus technischen Gründen entfallen)

und Thorsten Terlohr von der Warsteiner Brauerei, mit einem Glas guten westfälischen Biers. Er wird den Kelch bis zur bitteren Neige austrinken müssen.

Diese Art, Vertragsinhalte, die noch nicht genehmigt - noch Visionen - sind, zu barem Geld durch entsprechende Zusagen gegenüber dem Sponsor zu machen, wird durch Dr. Kafitz auch noch mit anderen Kleinigkeiten unterstrichen. So wird zur Zeit schon in der "Erlebniswelt" des Nürburgrings geräumt, das entsprechende Bauwerk für den schnellen Abriss vorbereitet. Den Besuchern wird aber immer noch der gleiche Eintrittspreis abgeknöpft, als wäre die Ausstellung komplett. Einer anderen Information zufolge hat die Nürburgring GmbH auch schon (unter Vorbehalt?) einer Baufirma aus dem Geburtsort des Nürburgring-Geschäftsführers den Abrissauftrag erteilt. So wird "hinter vorgehaltener Hand" verbreitet. Auch, dass sich natürlich diese Baufirma an die in der Eifel durch die Nürburgring GmbH eingeführten Gepflogenheiten zu halten habe: Es wird ein  "kleiner Zuschuss" für irgendeine der Satelliten-Firmen der GmbH erwartet. Für die "Motorsport Akademie" zum Beispiel?

Vor Jahren gab es da erstmals einen Brief an Lieferanten (u.a. Baufirmen u.ä.), die regelmäßig für die Nürburgring GmbH arbeiten, wo um eine kleine Spende gebeten wurde. Erwartet wurde natürlich, dass diese Spende schon in Relation zur Größe der bisher durchgeführten Aufträge stand. Inzwischen - so ein "Betroffener" - ist so ein Schreiben "nicht mehr Jahr für Jahr notwendig". "Das ist ein Selbstläufer geworden", sagt er. "Da wird inzwischen unaufgefordert gezahlt." - Und auf meinen fragenden Blick hin erklärt mein Gesprächspartner lachend: "Was die >XXX<  für für Italien, ist die Nürburgring GmbH für die Eifel". - Das sollte natürlich ein Scherz sein (darum habe ich auch den Namen ge-X-st), über den ich aber leider nicht lachen kann. - Aber je länger man darüber nachdenkt... -

Zurück zu den - zumindest offiziell - noch fehlenden Genehmigungen. Sowohl den behördlichen, als auch der des Aufsichtsrates: drei der Mitglieder davon kommen aus der Landesregierung Mainz, einer aus dem Kreistag des Landkreises Ahrweiler; entsprechend der finanziellen Beteiligung dieser politischen Organisationen. - Aber Dr. Kafitz scheint - lässt man die Ereignisabfolge (s.o.) Revue passieren - schon über das Ergebnis vorab informiert zu sein. Und taktiert entsprechend.

Da ist der Bürgermeister von Drees, wo das "zweite Motorsportdorf" entstehen soll, einfacher gestrickt. Wenn er aus der Bevölkerung gefragt wird, was denn geschehen soll, wenn die "Absicht" (die mit den zwei Motorsportdörfern) auffällt und man die Planung zusammenstreichen muss. Der antwortet dann: "Wir bauen in jedem Fall. Auch ohne Genehmigung. Das ist Wirtschaftsförderung."

Man glaubt in gewissen Kreisen wohl daran, dass "politischer Druck" auch "Berge versetzen kann".

Um hier diese Meinung durch meine persönliche zu ergänzen: das Wintersportgebiet Jammelshofen wird es in der geplanten Version wohl nicht geben und man wird wohl auch auf einen Golfplatz verzichten (müssen). Der Investor für das zweite "Motorsportdorf" hat im Gebiet des geplanten Golfplatzes die Grundstückspreise verdorben. Aber auch aus anderen Gründen (z.B. auch rein wirtschaftlichen) ist die Anlage eines Golfplatzes im Nürburgring-Umfeld eine Utopie. - Oder soll "Brüssel" angezapft" werden?

Ich möchte noch einmal - aus meiner Sicht - die gewaltigen Zahlen in Euro für das Projekt "Nürburgring 2009" (oder doch "Erlebnisregion Nürburgring"?) ein wenig relativieren. Und ich habe (lange) nach einem Vergleich gesucht, an dem ich die Dinge verdeutlichen kann. Ich möchte das Ihnen so erklären:

Nürburg, das ist ein Dorf, in dem rd. 170 Einwohner polizeilich registriert sind. Die Bevölkerungsdichte in dieser "Region" beträgt 45 Einwohner pro Quadrat-Kilometer. Die nächste Stadt ist Adenau. Die hat keinen Bahnhof (mehr). Der nächste Flugplatz ist Köln-Bonn und um 1,5 Auto-Fahrstunden entfernt. In dieser Region sollen nun um 200 Millionen Euro investiert werden von denen man - aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit dem aktuellen Management der Nürburgring GmbH - nur sagen kann: sie werden nicht auf fruchtbaren Boden fallen.

Nun zu einem anderen, wirklich entfernt liegenden Vergleichsort:

Oita, ist die Haupt- und Hafenstadt auf der japanischen Insel Kyushu. Die hat 470.000 Einwohner und die Bevölkerungsdichte in dieser Region beträgt 993 Einwohner pro Quadratkilometer. Hier wird gerade - auch - investiert.

In Nürburg für eine Achterbahn, Boulevard, Hotel, zwei Motorsportdörfer und ein Wintersportgelände in Jammelshofen, zusätzlich in einen Golfplatz. - Man setzt dafür insgesamt ca. 200 Millionen Euro ein. (Es kommt ja auf "ein paar Millionen" nicht an.)

In Oita, Japan, wendet man um 150.000 Millionen Euro für eine neue Automobilfabrik des Herstellers Daihatsu auf, der seit Jahren zu 100 Prozent im Besitz von Toyota ist. Und bei Toyota ist man den sinnvollen Einsatz von Investitionsgeldern gewohnt.

Dazu noch eine (jedenfalls für mich) interessante Informations-Ergänzung: In Oita gibt es in der Stadtmitte das 4-Sterne-Hotel "Oita Toyo", das ein Einzelzimmer (umgerechnet) für 75 Euro anbietet. Einschließlich Frühstück, einer Servicegebühr von 10 Prozent und der Mehrwertsteuer von 5 Prozent.

Das "Dorint" am Nürburgring bietet ein Einzelzimmer für 135 Euro an, zur Rennstrecke hin gelegen für 143 Euro. Natürlich auch einschließlich aller Nebenkosten. (Wobei in Deutschland - nicht nur - die Mehrwertsteuer deutlich höher liegt.)

Das "Dorint" hat 207 Zimmer, das "Oita Toyo-Hotel" 144 Zimmer. Aber das "Dorint" erhält jetzt - zu der bereits bestehenden Konkurrenz, nun weitere 1.470 Zimmer (im Umfeld eines 170 Einwohner-Dorfes) hinzu. In Oita hat man 10 Minuten bis zum Bahnhof. Zu Fuß. In Nürburg eine halbe Stunde mit dem Automobil bis Mayen. (Aber bitte warten Sie nicht auf den Bus.) Ab Mayen erreicht man Koblenz erst über einen Umweg, ist aber von dort dann wirklich ins Schienennetz der Deutschen Bundesbahn eingebunden. (Wenn nicht gerade gestreikt wird.)

Auch der rheinland-pfälzische Landesvater Kurt Beck (SPD) wird aus Nürburg kein Oita machen. In der Eifel ist nicht die Infrastruktur vorhanden, auch z.B. die Verkehrsanbindung (im Gegensatz zu der beim "Europapark" in Rust z.B.) ist nicht ausreichend. - Übrigens: Oita ist eine Hafenstadt, also eigentlich wirklich mit Nürburg nicht vergleichbar. Darum sind es aber doch die Investitionssummen. Und was man damit - und daraus - macht. Da  - in Japan - wie hier - in der Eifel.

Da nutzt es wenig, wenn man einer westfälischen Brauerei viel Geld aus der Kasse zieht, oder künftigen Investoren und Betreibern eine Situation vorgaukelt, die auch nach Jahren in dieser Region nicht zu erreichen ist. Fortschritt - gleichmäßig, beständige, regelmäßige Schritte in die richtige Richtung wäre ein Rezept. Mit dem man auch auf das vorhandene Umfeld eingehen sollte. Dazu gehört die Wettersituation, die sich grundsätzlich nicht ändern wird, dazu gehört das gewachsene Umfeld von Handwerkern, Händlern, Firmen, die man ins Wachstum einbinden sollte. Das geht nicht, indem man Visionen hat. Man sollte der Realität verbunden bleiben, die in einer Weise beeinflussen, dass die Eifel-Region gestärkt wird, nicht verändert. Das geht nicht mit 4.000 Personen fassenden Hallen (in einem 170 Einwohner-Dorf!), die bestenfalls zweimal im Jahr (fast) gefüllt werden, das geht auch nicht mit einem Bettenangebot, für das kein Bedarf in dieser Größenordnung besteht. - Selbst in Oita nicht.

Die Faszination des Nürburgrings - und das müsste der Ausgangspunkt für alle Überlegungen sein - beruht auf dem Image der Nürburgring-"Nordschleife". Und das wird gerade zerstört.

Aber das ist wieder eine andere - traurige - Geschichte. Auf Internetseiten wird inzwischen von Fans der berühmt-berüchtigten "Grünen Hölle" die "Neufassung" (mit so genannten FIA-Zäunen) als "Hochsicherheitstrakt Nordschleife" gesprochen.

Vom "Nürburgring 2009" (oder "Erlebnisregion Nürburgring") der lt. "Spiegel Online" zu einer Art "Disneyland" mutieren soll, spricht man inzwischen als "Desaster-Park".

Nach dem 19. November 2007 kennen wir dann die Sicht der Politiker auf das Projekt, das uns nach den Negativ-Erfahrungen mit der "BikeWorld Nürburgring" dann vielleicht einem neuen "Höhepunkt" (von Verlusten!) zuführt. Wir - als Wähler - können uns dann spätestens bei den vor uns liegenden Wahlen erkenntlich zeigen.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Es ist sicherlich kein Zufall (s. die oben genannten Zahlen), wenn in diesen Tagen zwei Buchhalterinnen die Nürburgring GmbH verlassen. Dafür wird dann aber über eine Personalberater-Agentur ein neuer Personalleiter/in gesucht, der an den Financial Director berichtet, den es aber z.Zt. auf den Internetseiten der GmbH nur als Position, aber nicht als namentlich genannte Person gibt. - Das nur als kleine Ergänzung. - Die passt zu allem. - Nun kann der 19. November kommen. Das wird die Meinung in Mainz sein. - Und wie würde ich die Situation beschreiben, wie sie sich gerade in Mainz und Nürburg darstellt, wenn ich z.B. Fernsehkoch wäre? - "Die haben da etwas vorbereitet!" - Mein Kommentar als Journalist: "Danke! - Ich habe verstanden. - Aber mir ist schon schlecht." - Und als ich gerade noch mit einem zufälligen Gesprächspartner über das oben behandelte Thema sprach und da der Begriff "Polit-Krimi" fiel, den ich von einer ob der oben dargestellten Details entsetzten Dame gehört hatte, da wurde ich von diesem "Insider" belehrt: "Das ist ganz normales politisches Tagesgeschäft." - Gut zu wissen. -

Ergänzung vom 12. Januar 2014: Wenn Sie sich nicht vorstellen können, dass die obige Geschichte vor mehr als sechs Jahren geschrieben und veröffentlicht wurde, dann haben Sie jetzt immer noch die Möglichkeit, sich durch eine entsprechende Nachfrage bei Google zu überzeugen. Das Internet vergisst nichts. Geben Sie bei Google den Titel dieser Geschichte ein, und Sie erhalten Zugang zu der Originalversion von 2007 – einschl. der Fotos. Also: Nürburg: Millionen für Visionen – und Sie haben Zutritt zur Darstellung der Basis des aktuellen Durcheinander. Natürlich können Sie auch direkt zugreifen:
classic.motor-kritik.de/classic/common/07111503.HTM

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