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Einer feiert heute Geburtstag – und ist schon weg. Der Zweite scheidet an diesem Tag aus dem Amt und lässt darum Feiertagslaune entstehen. Kurt Beck (SPD) wird 65, ein Alter, das seine Parteifreundin Andrea Nahles als schon zwei Jahre nach dem (von ihr per Gesetz empfohlenen) „Verfalldatum“ empfindet, nach dem man dem Betroffenen die Rente gönnen sollte. Kurt Beck ist schwer krank und darum offiziell aus dem Amt des Ministerpräsidenten ausgeschieden. Aber nicht aus der Arbeitswelt. Er ist z.B. für den Pharma-Riesen Boehringer als Berater tätig. - Hermann-Josef Romes (CDU), Verbandsbürgermeister von Adenau , wird zwar erst im März 63 Jahre alt, aber viele von den Bürgern der Eifel empfinden es schon als Geschenk, wenn der nun seine Arbeit im Amt einstellt. - So kann man heute wirklich parteiübergreifend feststellen:
5. Februar 2014: Ein Feiertags-Doppel!
Die „Rhein-Zeitung“ hat dem Politiker Herman-Josef Romes, der eine ganze Seite – mit einem Interview im Hochformat gewidmet. Eine Breitseite hätte einigen Lesern vielleicht besser gepasst. - So wurde die Seite 12 der Ausgabe Nr. 27 vom 1. Februar 2014 zu einer Satireseite.
Hermann-Josef Romes konnte den Nürburgring-Geschäftsführer, Dr. Walter Kafitz, zitieren, der auf einer öffentlichen Veranstaltung versprochen hatte:
„Wenn das Projekt (Anmerkung: Nürburgring 2009) am Markt seine Prüfung nicht besteht, findet es nicht statt.“
Warum es trotzdem stattgefunden hat, schildert der Verbandsgemeindebürgermeister dieser Zeit dann so:
„Es wurde mit dem Bau begonnen, obwohl diese Prüfung noch nicht abgeschlossen war. Wie und wann diese Entscheidung gefallen ist, bleibt im Nebel. Ab da, wo Beton gegossen wurde, hatten wir ein Problem. Die Unsicherheit und Kritik kam, wir hatten Zweifel.“
Und Romes betont in dem Interview, dass man immer „im ständigen Dialog“ war. Ich, Wilhelm Hahne, kann mich sehr gut erinnern: Es gab noch keine Baugenehmigung, als am Ring bereits nicht nur die Baustelle eingerichtet, sondern auch mit dem Ausschachten begonnen wurde.
Damals habe ich persönlich sofort beim Bauamt Adenau, das unter der Oberleitung von Hermann-Josef Romes stand, nachgefragt. Antwort dort:
„Es wurde nur eine Teilbaugenehmigung zum Ausschachten erteilt. Nicht zum Betonieren und Fundamente gießen. Nur Erdarbeiten.“
Als kurze Zeit später dann die Betonmisch-Lkw anrollten, war ich wieder auf dem Bauamt:
„Es wurde nur eine Teilbaugenehmigung zum Gießen der Fundamente erteilt.“
So hat sich das Objekt „Nürburgring 2009“ ohne grundsätzliche Baugenehmigungen – eben mit Teil-Baugenehmigungen – so lange ins Bild der Öffentlichkeit gerobbt, bis dass eine Baugenehmigung eigentlich nicht mehr aufzuhalten war. - Dank der Mithilfe eines Verbandsbürgermeister Romes. Ich erinnere mich noch gut, dass mir der Leiter des Bauamtes bei weiteren persönlichen Nachfragen dann erklären musste:
„Ich darf Ihnen leider keine Auskünfte mehr erteilen. Der Chef (Hermann-Josef Romes) beantwortet ab sofort alle Anfragen zum Thema „Nürburgring 2009“ (es kann auch sein, dass das Projekt zu dem Zeitpunkt noch mit „Erlebnisrgion Nürburgring“ benamt war) nur noch persönlich.“
Heute erklärt das der Verbandsbürgermeister so:
„Wir waren in einer Zwangslage. So hat sich die Situation fortgesetzt. Bis zur heutigen Zeit müssen wir uns fragen: Wie verhalten wir uns?“
Das habe ich mich damals auch gefragt, wenn ich das Verhalten des Verbandsbürgermeisters beobachtete, der als CDU-Mann die Absichten des SPD-Landesoberhäuptlings – und heutigen Geburtstagskindes – Kurt Beck immer deutlich unterstützte und damit seinem nächsten Vorgesetzten, dem CDU-Kreisleiter Dr. Pföhler gerne zu Diensten war, weil auch der den Ausbau, bzw. die „Ergänzung“ des Nürburgrings um eine „Freizeitkomponente“ befürwortete, diesen
„einzigartigen Angeboten... mit einer Mischung aus Motorsport, Events und Entertainment“ - die „alte und neue Zielgruppen begeistern werden.“
So stand es in der Einladung zum ersten Spatenstich, der am 22. November 2007 erfolgte. Und Hermann-Josef Romes hat die Absichten der Nürburgring-Geschäftsleitung und des Aufsichtsrates, in dem sein CDU-Parteifreund Dr. Pföhler den Posten des Stellvertreters einnahm, immer gerne unterstützt. Der sprach beim ersten Spatenstich die bedeutungsvollen Worte:
„Eine Vision ist Wirklichkeit geworden!“
Im Interview mit der „Rhein-Zeitung“ beantwortet Hermann-Jsoef Romes die Frage: „Wie bewerten Sie die Aktionen von 'Ja zum Nürburgring', 'Save the Ring' und 'Wir sind Nürburgring'?“ mit:
„Sie sind dazu geeignet, seriöse Anbieter von einem Angebot abzuhalten.“
Wenige Tage davor hatte er an die Adresse „Wir sind Nürburgring“ in einer E-mail persönlich geschrieben:
„...zunächst spreche ich Ihnen meine Anerkennung aus für Ihr Bemühen um den Fortbestand des Nürburgrings in der bisherigen Form, sprich als Motorsport- und Freizeitstätte, als Infrastruktureinrichtung, möglichst in der weiteren Trägerschaft der öffentlichen Hand.“
Und mit einem Blick in die Zukunft stellt er in dieser E-mail fest:
„Nach der vergangenen Betriebsführung des Nürburgrings durch die Ihnen bekannten Pächter wird unsere Region mit einem neuen Eigentümer des Nürburgrings quasi ein zweites Mal 'zwangsverheiratet'“.
Der „Rhein-Zeitung“ sagt er in dem Interview zu den oben genannten Protestbewegungen:
„Es ist keine Volksbewegung, es ist nicht die Region, die protestiert. Es sind viele Fans aus ganz Deutschland, aber es nicht die Region.“
Hat Romes deshalb den Protestlern aus der Region (s.o.) deshalb seine „Anerkennung“ ausgesprochen?
Hermann-Josef Romes war immer Politiker. Ihn hat nicht gestört, wenn er als CDU-Mann ein SPD-Projekt unterstützen konnte. Er erwartete dann eben auch Untersützung von der SPD, wenn es um ein CDU-Projekt ging.
Hermann-Josef Romes (CDU) hat sich zu seiner Zeit immer für die Verwirklichung der SPD-Ziele beim Projekt „Nürburgring 2009“ eingesetzt und wenn es notwendig schien, auch mal bei unwillig scheinenden Ortsbürgermeistern Druck ausgeübt.
Heute, am Ende seiner politischen Laufbahn hält er sich offiziell aus allem heraus:
„Das Land hat sich vom Ring verabschiedet, das gesamte Land. SPD, FDP, GRÜNE und CDU. Ob die Ausschreibung rechtens ist, kann ich nicht beurteilen.“
So kann man am 1. Februar 2014 in der „Rhein-Zeitung“ lesen. Romes ist so tief im Thema, dass er zu diesem Zeitpunkt – bzw. zu dem Zeitpunkt, an dem das Interview gemacht wurde – nicht mitbekommen hatte, dass die Insolvenz-Sachwalter mit ihrem Bieterverfahren gerade im Begriff sind zu scheitern.
Am 27. Januar 2014 gab es am Nürburgring eine Betriebsversammlung, in der die Mitarbeiter der Nürburgring-Betreibergesellschaft informiert wurden, dass sie damit rechnen müssen, ihre Arbeit in dieser Gesellschaft bis zum 31. Oktober 2014, wahrscheinlich aber bis zum 31. Dezember 2014 fortsetzen zu müssen, weil leider nicht so schnell – wie vorgesehen – mit einem Kaufabschluss mit einem solventen Bieter zu rechnen ist. (s. dazu auch die Geschichten in Motor-KRITIK der letzten Tage, die die Situation der letzten zwei verbliebenen Bieter darstellen)
Die Erklärung ist einfach: Weil das Projekt, das von den „Feiertags-Kindern“ Romes und Beck so stark gefördert wurde, eigentlich vollkommen unsinnig war, fand sich dafür kein Privatinvestor.
Weil das Projekt sich nach dem Bau nun wirklich nicht sinniger darstellt, findet sich auch kein solventer Käufer für einen Betrag, der von der Landesregierung oder den Insolvenz-Sachwaltern als angemessen empfunden werden könnte.
Was von Motor-KRITIK im Jahre 2004 bei Vorlage der ersten Planung als unsinnig empfunden wurde, ist auch 10 Jahre später nicht sinniger geworden. Und die „Macher“ verabschieden sich in den Ruhestand.
Herzlichen Glückwunsch, Kurt Beck, der hunderte Millionen in der Eifel „in den Sand setzte“. Ohne Konsequenzen für ihn. - Heute haben Sie Geburtstag. - Ein Grund zum Feiern. Für Sie.
Herzlichen Glückwunsch, Hermann-Josef Romes, zu einem Verhalten, das Sie niemals anecken ließ. - Wir freuen uns alle über Ihre Entscheidung zum Ausscheiden aus Ihrer verantwortungsvollen Position. - Wir feiern gerne.
Ich denke: Heute ist wirklich ein Feiertag. Denn wir dürfen auch feiern, dass die Insolvenz-Sachwalter nun mit ihrer Erklärung vor Nürburgring-Mitarbeitern noch einmal die Bestätigung für die Protestler liefern, die einen Verkauf des Nürburgrings – und das bezieht sich auf die Rennstrecken – für sinnlos halten.
Die „Kirmes“ ist eigentlich in allen Köpfen zum Abriss freigegeben. Und die EU wird noch lernen müssen, „Kirmes“ und Rennstrecken zu trennen.
Ist die Politik zu sinnvollen Entscheidungen – selbst wenn sie weh' tun sollten – nicht mehr in der Lage? - Frau Malu Dreyer, die Regierungschefin von Rheinland-Pfalz, wird über sich – und eine Partei-Raison – hinauswachsen müssen, um eine Basis zu schaffen, die auch bei Annäherung an den Wahltermin 2016 parteiintern keine Ängste mehr auslösen.