Malu Dreyer: Vertraulich – Elektronisch!

Die neue Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz konnte lange von einem Bonus zehren, der inzwischen aufgebraucht scheint. Malu Dreyer steuert das Landesschiff auf gleiche Art, wie es der Landes-Kapitän schon lange Jahre vorher getan hat. Er hat dem Volk aufs Maul geschaut und – das gemacht, von dem er ausging, dass es wohl – irgendwie - gut gehen würde. Als es nicht (mehr) gut ging, da hat er sich verabschiedet. Auffällig unauffällig. - So hat dann Malu Dreyer begonnen, langsam Fahrt aufgenommen und sich dann ins Fahrwasser des erfahrenen Vorgängers begeben. Sie beantwortet Briefe nicht mehr selber, sondern lässt sie beantworten, wobei die gewählte Art schon (fast) unnachahmlich ist. - Sie unterschreibt auch nicht selber. - Es ist „modern Style“. Sehr innovativ.

Malu Dreyer: Vertraulich – Elektronisch!

Am 3. Januar 2014 hatte ein besorgter Bürger seine Vorstellung in Sachen Nürburgring der Frau Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz in einer direkt an sie gerichteten E-mail mitgeteilt. Frau Dreyer hat es als richtig empfunden, diese E-mail durch das Bürgerbüro, angesiedelt in der Staatskanzlei, beantworten zu lassen. Mit einem elektronischen Brief. - Am 25. Februar 2014.

Das ist also keine E-mail, sondern ein Brief, den man aus Satzbausteinen in einem Computer zusammensetzt und dann als pdf-Datei einer E-mail anhängt. - Persönlicher geht’s kaum noch.

Aber der mit der Beantwortung betraute Bürgerbeauftragte hat sich noch etwas einfallen lassen, um dem besorgten Schreiber einen Eindruck davon zu vermitteln, wie sehr die Landesregierung die Meinung eines einzelnen Bürgers interessiert.

„Betreff“ lässt man im Computerbaustein unausgefüllt und auch die Wortbausteine „Sehr geehrte 'Anrede'“ lässt man unkorrigiert so stehen, wie sie aus dem Computer kamen. Da werden dann weitere Satzteile zu einer überzeugenden Wortkombination, wenn man lesen kann:

„Sie hat Ihre Ausführungen mit Interesse gelesen und teilt Ihre Auffassung...“

Dann kommt natürlich der Hinweis auf das regierungsintern immer wieder hochgelobte „Landesgesetz zur Erhaltung der Zweckbestimmung des Nürburgrings“. Und Frau Ministerpräsidentin lässt betonen:

„Die einzelnen Schritte des Verwertungsprozesses werden mit der Europäischen Kommission abgestimmt.“

Motor-KRITIK darf hier mit der Sachinformation ergänzen:

Die Insolvenz-Sachwalter haben ihren Besuch in Brüssel mit den inzwischen vorliegenden Vertragsentwürfen zum Verkauf des Nürburgrings für den 26. Februar 2014 avisiert.

Einen wunderschönen Abschnitt des „Elektronischen Briefes“ findet man auf Seite 2, wo es heißt:

„Auch Ministerpräsidentin Dreyer bedauert, dass in den Gesprächen mit der EU-Kommission trotz der gemeinsamen Anstrengungen engagierter Vertreter und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft, der lokalen Politik und der Landesregierung eine isolierte Verwertung der Rennstrecke nicht erreicht werden konnte.“

Und dann wird dick aufgetragen:

„Das hat der zuständige Kommissar, Vizepräsident Almunia, auch in einem Schreiben an die Ministerpräsidentin ausdrücklich abgelehnt.“

Glaubt eigentlich Frau Dreyer diese sachliche Verdrehung von Tatsachen? - Motor-KRITIK hat in dieser Sache Kontakt mit Brüssel gehabt und entsprechende Fragen gestellt, deren Antworten ich auch z.B. hier für meine Leser notiert habe, nachdem ich vorher schon dazu hier meine persönliche Meinung geäußert hatte.

So ein „ELEKTRONISCHER BRIEF“ - tatsächlich sind diese zwei Worte in Versalien (Großbuchstaben) dargestellt - und sein insgesamt peinlicher Inhalt laufen unter dem Obertitel „Vertraulichkeit“, mit denen die zwei Seiten jeweils überschrieben sind.

Der Inhalt dieses Briefes ist einfach peinlich und sollte auch wirklich „vertraulich“ behandelt werden, weshalb auch hier bei Motor-KRITIK keine Original-pdf-Datei dieses Machwerks im Anhang angefügt ist.

Was soll man z.B. von diesem Satz halten, der auch in diesem Zwei-Seiten-Elektronik-Druckwerk zu finden ist:

„Die Landesregierung hat ein großes Interesse daran, dass im Verwertungsprozess auch die Fragen der Konzeption, der Strategie und des Geschäftsmodells eine Rolle spielen.“

Als wenn die Landesregierung davon etwas verstehen würde, dies sachlich beurteilen könnte. Es war doch die Landesregierung die mit ihrer Konzeption, ihrer Strategie und ihrer Vorstellung von einem idealen Geschäftsmodell den Nürburgring frontal gegen die Wand gefahren hat. - Wie kam es denn zu der Insolvenz, die man gerade versucht – unter Aufwendung von Honoraren in einer Höhe, die das Vorstellungsvermögen eines normalen Arbeitnehmers übersteigen – in einem Bieterverfahren mit „diskriminierungsfreien“ Ablauf durch Verkauf des Nürburgrings zu beenden?

Auf den Computern der Staatskanzlei, in der diese Wortschöpfung entstand, finden Sie alles unter

„25.02.2014-HB-Hammer-C:\Users\Hammer\Desktop\BB_Mail an X_XXXXX – Haltung LReg zu Verwertungsprozess Nürburgring.doc“

auf der Festplatte abgelegt.

Damit es nicht überlesen wird, wiederhole ich hier noch einmal die Information – die es heute nur bei Motor-KRITIK gibt:

Die Herren Insolvenz-Sachwalter sind morgen, 26. Februar 2014, mit den Vertragsentwürfen zu den Verkaufsverträgen , die man bis zu diesem Zeitpunkt realisieren konnte (es sind rd. neun Monate nach der Ausschreibung vergangen) dann zu Abstimmungsgesprächen bei der EU in Brüssel.

Ich möchte hier mit dem Schlusssatz enden, den Frau Malu Dreyer einem Bürger aufgrund seiner E-mail vom 3. Januar 2014 am 25. Februar 2014 in einem „Elektronischen Brief“, der mit „Vertraulichkeit“ überschrieben ist, durch ihren Mitarbeiter widmen lies:

„Sie wird zudem stets die berechtigten Interessen derer, die in der Region um den Nürburgring leben und arbeiten im Blick behalten, denn ihr ist bewusst, dass viele Arbeitsplätze und selbstständige Existenzen unmittelbar oder mittelbar vom Fortbestand des Rings abhängen.“

Unterzeichnet ist dieser Brief entsprechend der Art der Darstellung nicht von Frau Malu Dreyer sondern „im Auftrag gez.“

Alles wird gut! - Man sollte auch das „vertraulich“ behandeln, kann es aber zunächst mal zur gelegentlichen Verwendung – und zur Sicherheit! - dann elektronisch speichern.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Ich muss mich bei Malu Dreyer entschuldigen. Das – was ich oben beschrieben habe – ist kein „Elektronischer Brief“ aus Textbausteinen. - Es ist ein Serienbrief! - Gegen 21 Uhr habe ich von einem anderen Leser ein zweites Exemplar erhalten. Dort ist der „Betreff“ angegeben und der Leser wird auch mit Namen angesprochen. Man scheint sich von Brief zu Brief in der Staatskanzlei zu verbessern. Wobei man offenbar heute gleich den Briefeingang von mehreren Wochen abgearbeitet hat. Das zweite Beispiel das Motor-KRITIK erreichte hat seinen Ursprung in einer E-mail vom 22. Dezember 2013. - Damit meine Leser nicht an einen Karnevalscherz von Motor-KRITIK glauben, füge ich nun dieses Exemplar als pdf-Datei an. - Über die ausgedruckte Menge verbessert sich offensichtlich die Qualität insgesamt. - Zufällig ist der Text gleich – dumm. - Wie so ein Text von Politikern eben ist. - Manchmal. - Oft. - Und immer öfter. - Aber es wird, natürlich auch von Ihnen lieber Leser, „Vertraulichkeit“ erwartet. - Also besser mal das Maul halten! - Ein guter Rat von König Kurt!

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