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Zwischen 1967 und 1976 war das der Titel einer Vorabendserie bei der ARD. Nicht alle Leser werden sich daran erinnern können. Aber irgendwie machte es „Klick“ bei mir, als ich auf Graf Oeynhausen's „weiße Seiten“ stieß, nachdem eine E-mail in Richtung „Bilster Berg Drive Resort“ mit einer Antwort-Email gleich mit dem zweiten Satz so beantwortet worden war: „Wir wissen es zu schätzen, dass Sie auch unsere Sicht der Dinge hören möchten.“ - Und dann kam genauso wenig wie später, als ich mir im Internet „der ersten frei finanzierten Autorennstrecke in Deutschland“ (PR-Mitteilung „DomiZiel“ vom 31. Mai 2013) mal ein paar Daten auf deren Internetseite ansehen wollte. Sie waren „weiß“, weil man im Teutoburger Wald offenbar noch nicht begriffen hat, dass ein Mediengestalter sein Handwerk gelernt haben sollte, wenn er seine Ideen auf Computer-Mattscheiben platzieren möchte; genauso wenig wie es genügt, mal Rennen gefahren zu sein, um eine Autorennstrecke zu führen. - Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, wie sein kompletter Name lautet, führt als Geschäftsführer nämlich nicht nur das „Bilster Berg Drive Resort“, sondern gehört – nach eigenen Aussagen - zusammen mit zwei Partnern zu einer Bietergruppe um den Nürburgring. - Lässt er mitteilen.
„Graf Yoster gibt sich die Ehre!“
Weil Motor-KRITIK wohl ein wenig zu gut informiert war, hatte ich in meiner Geschichte zu den Absichten einer H.I.G. Capital in London, den Herrn Grafen aus dem Teutoburger Wald als „Berater“ dieses Private Equity-Fonds (andere sagen Hedge-Fonds, wieder andere „Heuschrecke“) vorgestellt. In meiner Geschichte hatte ich auch darauf hingewiesen, dass diese Firma inzwischen in Luxembourgh 63 Briefkastenfirmen (so sagt man wohl allgemeinverständlich) eingerichtet hat.
Die H.I.G. selbst sieht sich in ihrer Internet-Darstellung so:
„ H.I.G. Europe ist der europäische Arm von H.I.G. Capital, einem der weltweit größten und aktivsten Private Equity-Fonds im Small- und Midcap-Segment. Mit weltweit mehr als 250 Investment Professionals verwaltet H.I.G. Capital zurzeit ein Kapital von mehr als €10 Milliarden. Investments der von H.I.G. verwalteten Fonds umfassen die Bereiche Private Equity, Wachstumskapital, Distressed Debt, Direktfinanzierung, Immobilien und Life Sciences. Seit der Gründung im Jahr 1993 hat sich H.I.G. Capital weltweit an mehr als 200 Unternehmen im Small- und Midcap-Segment beteiligt. Die Portfoliounternehmen von H.I.G. erwirtschaften momentan einen Umsatz von zusammen mehr als €22 Milliarden.“
Nach Motor-KRITIK-Recherchen sind in der „Europa-Zentrale“ von H.I.G., einer GmbH britischem Rechts, eine Reihe von Directoren tätig, unter denen sich auch solche deutscher oder österreichischer Herkunft befinden, die im Fall „Nürburgring“ dann nicht nur mit jemanden aus der H.I.G.-Dependace Hamburg, sondern auch um den Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff und seinen Projektentwickler, Dipl. Ing. Hans-Joachim Pillich, verstärkt wurde.
Zuvor war H.I.G. in der Presse schon als Berater ein weiterer „Rennfahrer“, dieses Mal mit britischem Pass, Meyrick Cox, zugeordnet worden, der aber wohl mehr den Finanzmarktspezialisten zuzuordnen ist. Den Herren in London ging (und geht) es wohl darum, in jedem Fall einen Bezug zum Motorsport zu verdeutlichen.
Denn einem Private Equity-Fonds wird nicht unbedingt zugetraut, sich langfristig an einer Rennstrecke wie dem Nürburgring in Sachen Motorsport zu engagieren. Wie ein Blick auf die Zusammensetzung solcher Fonds, ihre Basis und Arbeitsgrundlage zeigt.
In einen solchen Fonds investieren überwiegend professionelle Anleger, wobei dort die Pensionskassen, wie sie z.B. in Amerika üblich sind, eine bedeutende Rolle spielen. Auch im Fall H.I.G., die ihre Wurzeln eigentlich in Amerika hat. Die Pensionskassen investieren gerne in solche Fonds, weil sie dort fast sicher sein können, eine hohe Rendite zu erzielen.
Private Equite-Gesellschaften kaufen mit dem ihnen zur Verfügung gestellten Kapital Anteile an Firmen – oder auch die Firmen gleich ganz – von denen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher sein können, in relativ kurzer Zeit (drei bis fünf Jahre) einen hohen Gewinn zu erzielen. Sie bringen sich selbst dort durch von ihnen angeworbene Geschäftsführer ein, die sich möglichst an der jeweiligen Firma beteiligen sollen, um auch ein privates Interesse am schnellen Gewinn zu haben.
So sehen wir bei Motor-KRITIK dann auch die Rolle des Herrn Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff im Falle H.I.G, der zwar auch beim „Bilster Berg Resort“ einer von 169 Gesellschaftern ist, aber eigentlich nur einer von zwei Geschäftsführern.
Bei normaler Betrachtung der Situation sollte er gerade in der Anlaufphase, in der sich die Rennstrecke „Bilster Berg Resort“ befindet, keine Zeit haben, sich auch noch um andere Projekte zu kümmern, denn diese neue Rennstrecke in Deutschland schreibt im ersten Jahr ihres Bestehens ohne Zweifel „rote Zahlen“. Die Umsatzgröße wird derzeit ungefähr bei einem Zehntel dessen liegen, was am Nürburgring möglich ist.
Das größte Problem dieser neuen Renn- und Teststrecke im Teutoburger Wald sind wohl die von den zuständigen Behörden zugeordneten „Lärmquoten“, die – bei täglicher Abrechnung – dazu führen können, dass ein Testtag schon mal um 14 Uhr abgebrochen werden muss, weil der „Gesamtkrach“ schon zu diesem Zeitpunkt das behördlich vorgesehene Tagesmaximum überschreitet. Porschefahrer, die aus der Schweiz angereist waren, haben das z.B. schon erleben können.
Es gibt für den Herrn Grafen also im Teutoburger Wald noch viel zu tun. Trotzdem gehört er mit zwei weiteren Personen bzw. Firmen, einem Dreier-Bieter-Team an, das sich darum bemüht, den Nürburgring zu übernehmen.
Auf eine entsprechende Motor-KRITIK-Anfrage ließ der Herr Graf durch seine Presse-Referentin so antworten:
"Wir können bestätigen, dass sich Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff gemeinsam mit zwei Partnern am Bieterverfahren des Nürburgrings beteiligt. Wir bitten um Verständnis, dass sich Graf Oeynhausen vor Abschluss des laufenden Verfahrens nicht dazu äußern wird."
Korrekte Antwort, die aber bei aufmerksamen Beobachtern der Szene aus den Gründen – wie oben schon erwähnt – zu einer Reihe von Fragen führt:
- Woher soll das Geld für eine Einlage kommen?
- Wie will der Herr Graf den Gesellschaftern an der Rennstrecke im Teutoburger Wald sein Handeln erklären?
- Wie will er – neben seiner Geschäftsführertätigkeit am „Bilster Berg“ - noch Aufgaben am Nürburgring übernehmen?
Wie von Motor-KRITIK schon in diesem Tagen öffentlich gemacht, werden die Insolvenz-Sachwalter die erste Phase des „Bieterverfahrens“ am Nürburgring jetzt Mitte Februar nicht erfolgreich abschließen können, so dass sie intern schon verkündet haben, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Verkauf des Nürburgrings erst gegen Ende dieses Jahres zu rechnen ist. - Auch wenn beim SWR aktuell noch andere Töne zu hören waren.
Also wird wohl weder mit „Capricorn“ noch der „H.I.G.“ ein Abschluss zustande kommen.
Was verständlich ist, wenn man sich als Leser noch einmal mit den Recherche-Ergebnissen von Motor-KRITIK zu diesen „Bietern“ auseinandersetzt.
So rückt dann der ADAC wieder – ohne sein Zutun – in den Focus. Während es in deren Vereins-Gebälk kräftig knarrt und kracht, ist deren Präsident in Sachen Nürburgring eigentlich ganz sicher und schildert gegenüber einem Gesprächspartner die von ihm empfundene Situation so:
„Der Nürburgring ist die Halle. Wir sind das Orchester. Ohne uns gibt es keine Konzerte.“
Dabei fällt uns bei Motor-KRITIK ein: In guten Konzerthallen gibt es auch Orgeln. Und richtige Orgeln haben auch richtige Pfeifen. - Ob's die auch am Nürburgring gibt?
Aber eigentlich spielt in Sachen Nürburgring die Musik in Mainz.
MK/Wilhelm Hahne