„Ring“-Verkauf: Zusätzlich Millionenkosten?

Die Nürburgring-Verkäufer, die sich auch als Insolvenz-Sachwalter vorstellten, aber bisher versäumten, ihre Aufgabe als Sanierer wahrzunehmen, die stehen seit dem Abend des 17. Februar 2014 vor einem Scherbenhaufen von geplatzten Worthülsen. Sie haben die Spitze der Landesregierung von Rheinland-Pfalz in große Verlegenheit gebracht, da sie ihre Träume, die sie wohl an ihrem Honorar gemessen haben, als mögliche Realität den Politikern in Mainz verkauft hatten. So wie der erste Versuch der Mainzer Elite beim Bau von „Nürburgring 2009“ mit einer glatten Bauchlandung endete, da man für ein unsinniges „Leuchtturmprojekt“ von Provinzpolitikern keinen Privatinvestor finden konnte, so sind es nun die als Fachleute vorgestellten „Sachwalter“, die sich gerne in der Öffentlichkeit als überlegene Retter darstellten oder darstellen ließen, die nun aktuell – nach großartigen Versprechungen – eigentlich ihr Versagen verschämt darstellen sollten. Doch auch sie versuchen im angelernten politischen Stil mit großen Worten und leeren Phrasen das Ende ihrer persönlichen Pleite zu verschleiern. Nach einer verfehlten Planung, einem überhasteten Bau, einer Folge von politischen Fehlentscheidungen, einer bewusst konstruierten Insolvenz, folgt nun das Versagen von der Politik gezielt ausgewählten Insolvenz-Abwicklern, die leider die gestellten Aufgaben durch die Politik nicht erfüllen konnten. - Am Ende dieser Übersicht kann nur eins mit Bestimmtheit festgestellt werden:

„Ring“-Verkauf: Zusätzlich Millionenkosten!

Das Projekt „Nürburgring 2009“ stellte sich praxisnahen Betrachtern schon in der Planung als unsinnig dar. Bei der unter Zeitdruck erfolgten Umsetzung der Pläne in die Realität wurden mit Neubauten praktisch die Anlagen zu Bauruinen geschaffen. Aus einer während des Baues mit heißer Nadel gestrickten Finanzierung erwuchs eine Belastung, die einen wirtschaftlichen Betrieb der Gesamtanlage unmöglich machte. Unmöglich waren auch die Pachtverträge, die mit einer privaten Betreibergesellschaft abgeschlossen wurden. Alles war eben politisch geprägt, an der Selbstdarstellung von Einzelpersonen ausgerichtet. Nur dass im normalen Geschäftsleben andere Gesetzmäßigkeiten herrschen als bei politischen Visionären.

So war ein Ende mit Schrecken vorgegeben. Die Insolvenz einer Landesgesellschaft wirkte wie ein kleiner Schock. Damit sollte dann ein Strich gezogen und ein Neuanfang versucht werden. - Träumte man in Mainz.

Aber wieder einmal mit irren Plänen und falschen Leuten. So müsste man am 17. Februar 2014 um 23:59 Minuten und 59 Sekunden eigentlich wieder einmal einen Strich gezogen haben um nüchtern bilanzieren zum können, dass auf ein Versagen ein Versagen – und wieder ein Versagen folgte. Aber man blickt – wie auch schon vorher – angestrengt nach vorne.

„Wir müssen nach vorne schauen“, ist die Worthülse aller Politiker, die nicht den Mut haben, sich für ein – jetzt zurückliegendes – Versagen zu entschuldigen, aus den Fehlern zu lernen und das Steuer denen zu überlassen, die etwas vom Steuern verstehen.

Gestern standen die Herren am Abgrund. Heute sind sie schon einen Schritt weiter. - Das beschreibt exakt die Situation der Mainzer Politiker und ihrer Berater. - Die Grund-Idee war theoretisch gut. - Nur war die Umsetzung in der Realität nicht möglich. - Es war eben alles ein wenig realitätsfern. - Man sollte das endlich begreifen!

  • Ein Insolvenzgericht hatte entsprechend der Gesetzmäßigkeiten einer Insolvenz in Eigenverwaltung kaum eine Möglichkeit einzugreifen.
  • Spitzen-Politiker vertrauten Beratern, die ihrer Erfahrung vertrauten, aber nicht ihren Helfern trauen konnten.
  • Sachwalter vertrauten ihrer Bedeutung und Wirkung von Drohungen und Worthülsen auf „das dumme Volk“.
  • Pietro Nuvoloni vertraut dem Eindruck, den die Höhe seiner Rechnungen vermittelt.
  • Bieter um den Nürburgring vertrauten dem Druck, dem sich die Politik selber ausgesetzt hat.

Warum hat man sich nicht an der Realität orientiert, die auch durch die immer stärker werdenden Reaktionen von Nürburgring-Bürgerinitiativen deutlich wurden?

Ein immer deutlicher werdender Realitätsverlust im Umfeld der Mainzer Politik kann schließlich nicht zum Maßstab des Handelns werden.

Natürlich existiert ein funktionierendes Netzwerk zwischen Politik und Presse, wozu man in diesem Fall natürlich auch ein Mainzer Fernsehen rechnen muss. Aber dort fehlende – weil von der Politik unerwünschte Informationen – erreichen auch über andere Kanäle die Bürger. Die digitale Realität kann „Netzwerke von gestern“ auflösen und zerstören.

Man hat sich verkalkuliert, wird das angestrebte Ziel - die schnelle Trennung von einem Problemfall – nicht erreichen. Also sollte man sich um die „Normalisierung“ der Abwicklung bemühen, die – wie von Motor-KRITIK schon dargestellt – zunächst darin bestehen muss, die Nürburgring GmbH entsprechend dem eigentlich ursprünglichen Auftrag zu sanieren.

Hier wird die EU in Brüssel nicht im Wege stehen, wenn man in vernünftigen Gesprächen gemeinsam nach einer Lösung sucht, die den wesentlichen Ansprüchen aller Beteiligten gerecht wird. Solche Gespräche, deren Inhalt sicherlich dem einem und dem anderen Gesprächspartner manchmal wehe tun müssen, wurden bisher nicht geführt.

Das Ende der Märchenstunden ist gekommen. Wer das begriffen hat, ist sicherlich die Landeschefin Malu Dreyer. Die „Schmeißfliegen“ der SPD gehören leider nicht dazu, führen ein Eigenleben nach dem Motto: Millionen Fliegen können nicht irren. - Und fliegen auf Sch.....!

Entsprechend sind die Ergebnisse. Wie am inzwischen vermeldeten Ergebnis der vereinigten Verkaufsbemühungen von KPMG und Insolvenz-Sachwalter zu messen ist:

  • Man vermeldet ein verbindliches Angebot der H.I.G. - Na, was denn sonst? - Man vermeldet nicht, dass die in diesem Angebot vermerkten Zahlen eine Besonderheit aufweisen. Und wer spricht vom Hang zu „Briefkastenfirmen“ dieser Fonds-Gesellschaft?
  • Auch Capricorn empfindet sich als „noch im Rennen“. Dem Teilhaber an der noch (evtl.) zu gründenden „Capricorn Nürburgring GmbH“, Dr. Heinemann, war es in letzter Sekunde gelungen, die vorgesehene Finanzierung des Projekts noch etwas aufzufrischen.
  • Alle Abteilungsleiter am Nürburgring sind über die zu verwendenden Formulierungen (Sprachregelungen) „zur Sache“ informiert. - Über das bereits angedachte Schicksal der „Grüne Hölle“ gilt es zu schweigen.
  • Pietro Nuvoloni ist mit wertig klingenden Begriffen wie „Signing“ und „Closing“ tätig geworden und hat die Verwendung interner Sprachregelungen gegenüber dpa plakativ demonstriert (Zitat): „Wenn kein «zuschlagfähiges Angebot» eingehe, «werde der Säckel wieder aufgemacht», sagte Nuvoloni. Heißt: Der Verkaufsprozess werde verlängert und auch bislang «geparkte» Angebote, wie etwa auch das des ADAC, würden neu herangezogen. «Bisher haben wir keinen einzigen Bieter vom Investorenprozess ausgeschlossen», sagte er.“ (Zitat Ende)

In Mainz hat man am vergangenen Wochenende schon aufgeregt getagt, weil den Politikern nach einem Besuch von WIR SIND NÜRBURGRING in der Mainzer Landeshauptstadt deutlich wurde, dass sich ein Verkauf nicht so einfach argumentieren lassen würde. - Bürger sind auch Wähler und leider in 2014 nicht mehr von der Naivität wie in den frühen 50ern.

Es geht nicht – was nicht geht. In der Realität unseres Wirtschaftssystems gibt es keine Wunder, sondern nur gute oder schlechte Ergebnisse von Aktionen, die sich entweder an der Welt in der wir leben oder Visionen orientieren. - Politiker müssen Visionen haben, hat mir einmal Eveline Lemke gesagt. Und sie hat sich damit – inzwischen – weit von dem entfernt, was ihre Wähler von ihr sinnvoller Weise erwarten.

Und wenn man die Umschreibungen einer Niederlage vernimmt, mit der Pietro Nuvoloni gestern in Sachen Nürburgring-Verkauf die Medien versorgte, dann kann einem schon schlecht werden.

Halten wir nach dem 17. Februar 2014, 24:00 Uhr, einfach fest:

Es gibt keine Bieter für den Nürburgring, die von der Höhe ihres Gebots her, der vorgeschlagenen Finanzierung, von ihrer Struktur, den vorlegten Konzepten, ihren Möglichkeiten als Betreiber des Nürburgrings insgesamt, als akzeptiert empfunden werden können. - Weder vom politischen Mainz, noch – schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen – von der EU, erst recht nicht von den Bürgern der Region.

Motor-KRITIK sagt voraus:

Es wird auch in den nächsten Monaten keine Bieter der Art geben, die eigentlich im Interesse der Allgemeinheit – und deren Ansprüchen – erwünscht sind und gleichzeitig die Ansprüche der Politiker in Mainz und der EU erfüllen.

Also sollte man sich um die Sanierung der Nürburgring GmbH bemühen, einen Insolvenzplan erstellen und das Land Rheinland-Pfalz, die Landesregierung, sollte sich bewusst werden, dass sie eine Verantwortung gegenüber ihren Bürgern hat.

Die KPMG kann ja derweil weiter – gegen Honorar natürlich – auf die Such nach neuen Bietern gehen. Mit der H.I.G. hatte sie schließlich schon eine respektable Leistung erbracht. Nun sollte sie nicht vergessen, dass praktisch direkt vor ihrem Firmensitz eine „Notrufsäule“ steht:


Könnte ja sein, dass über einen so hergestellten Kontakt eine Problem-Lösung möglich ist. - Selbst ein Pietro Nuvoloni vermag ja nichts auszuschließen. - Aber bei allem nicht vergessen, was sich bei BILD seit gestern Abend im Internet so liest:

„Schnell sind auf dem Nürburgring nur die Rennwagen...“

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 4.8 (bei 50 Bewertungen)

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