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Was derzeit in Sachen Nürburgring passiert ist nicht gerade als lustig zu empfinden. In diese entscheidende Phase, in der es um die Zukunft einer ganzen Region geht, haben sich zu viele Leute eingeschaltet, die weder eine Beziehung zum Motorsport, noch zum Nürburgring, auch nicht zur Region haben. Für sie geht es einfach um Geld. - Geld, dass sie offensichtlich selbst nicht haben. Es ist das Geld anderer Leute das sie gerne ausgeben möchten, um selbst an Geld zu kommen. Mit Hilfe der Politiker, die selbst auch keine Beziehung zu Geld haben. Sonst hätten sie nicht hunderte Millionen verschwendet. Deren Handlungen sind eben mehr am Erreichen von Macht und damit an Selbstdarstellung orientiert. - Da ist es schon erfrischend, wenn in einer solchen Situation, in der inzwischen überwiegend Leute mitmischen, die die Anfangsphase der Nürburgring-Affäre garnicht bewusst erlebt haben, nicht kennen, nun auch durch extreme Gebote auf KPMG-Voschläge im „Teaser“ verdeutlicht wird, wie weit man sich inzwischen bei Politik und Sachwaltern von den ursprünglich genannten Möglichkeiten für die Bieter um den Nürburgring, sei es ganz oder in Teilen, entfernt hat. - Es wird wirr, mal so, mal so argumentiert.
„...Herr Hahne ist mein Zeuge!“
So ist tatsächlich in einem Angebot eines Lesers von Motor-KRITIK an die KPMG zu lesen. Er hat mir den Inhalt seiner E-mail zu Händen des Mannes, über die alle Angebote lt. Ausschreibung zu laufen haben zukommen lassen. Weil er mich namentlich als „mein Zeuge“ erwähnt hatte und in Kenntnis setzen wollte. - Exakt so, wie es im Titel zu dieser Geschichte zu lesen ist.
Aber werfen wir zunächst mal einen Blick in den „Teaser“, die Angebotsschrift der KPMG, in der eigentlich die Bedingungen zusammengefasst sind, zu denen der Nürburgring erstanden werden kann.
Der PR-Mann der Insolvenz-Sachwalter, Pietro Nuvoloni, stellte noch vor wenigen Tagen – z.B. gegenübe dpa – fest:
„Es spiele eine Rolle, ob für den gesamten Ring oder Teile des Komplexes geboten werde.“
Das liest sich im nun schon neun Monate alten „Teaser“ der KPMG anders. Dort ist gleich auf Seite 2 zu lesen:
„Investoren haben die Möglichkeit, alle Vermögensgegenstände, definierte Einheiten (>Verwertungseinheiten<) oder einzelne Vermögensgegenstände zu erwerben. Die Verwertungseinheiten sind vor dem Hintergrund der Separierbarkeit und der damit einhergehenden Kosten definiert worden.“
Dann sind in der Folge die Verwertungseinheiten bis hin zu „09“ und „Weitere Verwertungseinheiten (2/2): Sonstige Grünflächen“ beschrieben.
Soviel zum Wert von bedrucktem Papier, denn eigentlich fanden bisher nur Gebote Berücksichtigung, in den auf das Gesamtprojekt geboten wurde. So wurden auch evtl. Interessenten am Objekt Nürburgring von Fachleuten beraten, die man als Insider bezeichnen kann. - Und das Beispiel ADAC gibt ihnen recht.
Nur wenn man auf das Gesamtobjekt bietet, hat man offenbar eine Chance den Zuschlag zu erhalten. Sagt auch Herr Nuvoloni. - Weil – und das ist ein offenes Geheimnis – die Landesregierung in Mainz sich vom Gesamtprojekt trennen will. Wenn man die Basis für das Kerngeschäft, die Rennstrecken, getrennt von dem „Kirmes-Rummel“ („Grüne Hölle“, ring°racer usw.) verkaufen würde, liefe man Gefahr, auf diesem „Rest“, dessen Bau erst durch die sogenannte „Beihilfe“ (sagt die EU) ermöglicht wurde, einfach sitzen zu bleiben. - Der Bau war eigentlich sinnlos, ist durch seine Größe eine Belastung und praktisch ohne jeden wirtschaftlichen Nutzen.
Wenn man davon absieht, dass damit erst die Voraussetzungen für eine Insolvenz der Nürburgring GmbH, einer (überwiegend) landeseigenen Gesellschaft geschaffen wurden. So ergab sich erst – für die Politiker (!) - die Chance einer Trennung von einem Objekt, dass sich seit 1927 in Öffentlicher Hand befindet. - So könnte auch die Übernahme dieses Teils vom Objekt Nürburgring der Anlass für eine weitere Insolvenz in wenigen Jahren sein.
Für einen der Bieter, „Capricorn“, dessen Angebot von den Insolvenz-Sachwaltern am Montag, den 17. Februar 2014 entgegengenommen wurde, war und ist auch klar: „Die Grüne Hölle“ wird abgerissen, obwohl man auf Empfehlung auf das Gesamtobjekt geboten hat. Klar ist diesen Herren auch, dass man – sollte man einen Zuschlag erhalten – auch umgehend den Zahlungszwang per Plastikkarte abschaffen würde.
Auch die Investitionen in die Basis zur Einführung eines Kartensystems, hat die Nürburgring GmbH viele Millionen Euro gekostet. Die einfach verloren sind. Eine unsinnige Entscheidung. Wie auch der Landesrechnungshof schon in einem seiner Jahresrichte feststellen musste.
Die eigentliche „Kartenfirma“ (Cash Settlement & Ticketing GmbH) ist inzwischen durch den Insolvenz-Geschäftsführer, Prof. Dr. Dr. Schmidt, still und heimlich aufgelöst worden. Außer in Motor-KRITIK wurde das nirgendwo vermeldet. - Damit wurde auf viele Millionen Euro verzichtet, die die Nürburgring GmbH von dieser Tochterfirma noch zu erhalten hatte.
Das Kartensysstem wurde aber aufrecht erhalten – konnte aufrecht erhalten werden – weil für die Nutzung eines solchen Systems inzwischen keine Freistellungserklärung gemäß § 2 Abs. 5 Kreditwesengesetz mehr erforderlich ist, wonach die Cash Settlement & Ticketing GmbH einer „vollumfänglichen Aufsicht“ durch die entsprechende Bundesbehörde entzogen war.
Aus einem Bericht des Landesrechungshofes vom 26. Januar 2011 sei als Prüfungsergebnis und Handlungsaufforderung an die Landesregierung (= Mehrheitsgesellschafter), von Seite 21 zitiert:
„Die NG (Anmerkung des Verfassers: Nürburgring GmbH) und ihre Mehrheitsgesellschafter sollten prüfen, ob nicht wieder zur Bargeldzahlung übergegangen werden sollte.“
Der damalige (vorrübergehend eingesetzte) zweite Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, Gerd Weisel, vertraute später seinem Aufsichtsrat an:
„Es ist zu beachten, dass ein Rückschritt zur Bargeldzahlung der Cash Settlement & Ticketing GmbH die Geschäftsgrundlage entziehen würde, was dazu führen würde, dass die Fortführungsprognose der Gesellschaft entfällt. In der Konsequenz würden die Darlehen der Nürburgring GmbH komplett wertberichtigt werden müssen.“
Das war am 15. März 2012. Und was hat Prof. Dr. Dr. Schmidt Anfang 2013 gemacht? - Er hat die die Cash Settlement & Ticketing GmbH sozusagen „unauffällig“ liquidiert und damit u.a. auf die Rückzahlung eines Darlehns von rd. 7,5 Millionen Euro verzichtet, das die Nürburgring GmbH gewährt hatte. Er hat eine „Wertberichtigung“ vorgenommen. - Bis zu diesem Zeitpunkt, 2013, lag noch nicht einmal eine testierte Bilanz für das Jahr 2009 vor. - Schwamm drüber. - Wirklich?
Darum hinterfragt auch niemand mehr das Zahlenspiel (z.B. Abschreibungen 2011), das Gerd Weisel, ein Landesbeamter (dem Innenministerium zuzurechnen), als „Halbtagskraft“ Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, für den Aufsichtsrat – natürlich „VERTRAULICH“ - erstellt hatte.
Hätte es nicht eine Patronatserklärung der Nürburgring GmbH gegeben, deren Laufzeit am 31.12.2011 endete, nachdem sie vorher auf 500.000 Euro begrenzt worden war, dann... -
Der Landesrechungshof hat sich auch im Zusammenhang mit dieser o.e. Patronatserklärung in seinem Jahresbericht geäußert. Er schreibt auf Seite 27:
„Das im Vertrag über die Geschäftsanteilsverpfändung vereinbarte Entgelt für die Inanspruchnahme der Patronatserklärung hat die NG (Anmerkung des Verfassers: Nürburgring GmbH) der MI (Anmerkung des Verfassers: MI-Beteiligungs- und Verwaltungs GmbH) angabegemäß noch nicht in Rechnung gestellt.“
Übrigens ist Kai Richter als Geschäftsführer der Cash Settlement & Ticketing GmbH am 16.12.2011 ausgeschieden.
Aber man wird von dieser Seite, zu diesem Thema, trotzdem wohl kaum die Bemerkung hören: „Herr Hahne ist mein Zeuge!“
Dieser Hinweis steht aber in einem aktuellen Gebot eines meiner Leser an Alexander Bischoff, den Partner der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Corporate Finance – M&A, Frankfurt.
Bitte versuchen Sie, lieber Leser, dieses Gebot so zu empfinden, wie es wohl auch gedacht ist: Als Erinnerung an eine als „gute Absicht“ verbrämte Verkaufsabsicht der Landesregierung von Rheinland-Pfalz.
"Sehr geehrter Herr Bischoff,
wie ich der Presse entnehme, endet die Angebotsfrist für den Ausverkauf des Nürbugrings bald und nach Aussage des Sanierungsgeschäftführers und des Sachverwalters zieht man sogar in Betracht, den Nürburgring zu zerschlagen und in Einzelteilen zu verkaufen. Also wie beim Autoverwerter.
Oder wie beim Metzger: Der verkauft die Wurst ja auch Scheibchenweise.
Bei ca. 30 km Streckenlänge (GP und Nordschleife zusammen) und angepeilten 50 Mio. Euro müsste eine Scheibe Nürburgring (1 mm Streckenlänge) ca. 1,67 Euro kosten. Oder 167 Euro im Quadratmeter. Die Nebenflächen und Bauten inklusive. Klingt interessant.
Leider kann man den offiziellen Verlautbarung nicht entnehmen, bis zu welcher Partikelgröße der Nürburgring zwecks Verkauf geschreddert werden soll.
Nachdem es jetzt auf jeden Euro ankommt habe ich mich dennoch dazu durchgerungen, Ihnen ein verbindliches Angebot zu unterbreiten.
Ich biete Ihnen verbindlich 50 Euro für die Steuerungselektronik des Coasters. Also wirklich nur die CPU Einheit, das Ding ist nicht größer als ein Schuhkarton. Ich möchte mir den Coaster im Maßstab 1:50 als Gartenbahn nachbauen und ich habe mit meinen Freunden gewettet, dass ich den zum Laufen bringe. Wenn ich dazu die originale Steuereinheit bekommen könnte, wäre das natürlich ein Knaller.
Sonst scheint ja niemand Verwendung dafür zu haben. Wäre schade, wenn das Herzstück dieses einmaligen Kulturgutes irgendwann in den Schrott gehen würde. Zumal die CPU schadstoffhaltig ist.
Als zweite Tranche biete ich verbindlich 50 Euro für den Original Bürostuhl von Herrn Dr. Kafitz. Bitte nicht irgendeinen Schreibtischstuhl - es soll schon der von Kafitz sein. Ich prüfe das nach.
Im Gegensatz zu den anderen Anbietern die Sie da am Start haben können Sie bei mir sicher sein, dass ich 100 % zu meinem Angebot stehe. Der Herr Hahne ist mein Zeuge. Ich kann die Summe aufbringen, das Zeug lasse ich per Boten abholen. Ich gefährde keine Arbeitsplätze und verhalte mich in jeder Hinsicht EU konform. Eventuelle Rückforderungen der EU nehme ich in Kauf, auf Ausstiegsklauseln und sonstige Hintertürchen verzichte ich.
Kurzes Bestätigungsschreiben von Ihnen und ich überweise das Geld noch am gleichen Tag. Da kommt keiner meiner Konkurrenten mit.
Dann habe ich mir überlegt, dass der Name "T3" für eine Tribüne direkt an der Start- und Zielgeraden doch etwas nüchtern wirkt. Auch unter einem Boulevard stellt man sich gemeinhin etwas komplett anderes vor.
Ich biete ihnen daher verbindlich weitere Tranchen an:
Umwidmung der "T3" in "Walter Kafitz Loge": 50,00 Euro
Umwidmung des "Boulevard" in "Highway to Hell": 50,00 Euro
Umwidmung der "Ring Arena" in "King Kurts Hall of Fame": 50,00 Euro
Umwidmung der "Ring Card" in "Alles auf eine Karte!": 50,00 Euro
Umwidmung der Coaster Hochkurve in "KPMG Triumpfbogen": 50,00 Euro
Umwidmung Coaster Launch in "Knalltrauma Gedächtnis Gerade": 1,00 EuroUnd last not least:
Umwidmung einer Toilette in der VIP Lounge auf meinen Namen mit dem Zusatz:"Scheiß doch drauf!" (100,00 Euro)
Zumindest die Umwidmungen sollten Ihren Verkaufsbemühungen nicht in die Quere kommen, weil ich damit ja gegenständlich niemandem etwas wegnehme.
Alle Umwidmungen mit 10 Jahren Laufzeit, sofern das dann überhaupt noch steht.
Selbstverständlich bin ich damit einverstanden, wenn Sie auf alle oder nur einzelne Angebote einen Zuschlag erteilen. Beim Zuschlag auf alle Angebote lege ich auf die Gesamtsumme nochmal 5 % drauf.
Sollten Sie meine Angebote ausschlagen bitte ich um Darlegung der Gründe mit konkretem Bezug zu den Rechtsgrundlagen, für jedes Angebot einzeln.
Mit freundlichen Grüßen
Sollte mein Leser den Zuschlag erhalten, werde ich natürlich darüber berichten. Weil man zukünftig auch mal etwas Positives über die Verkaufsbemühungen um den Nürburgring schreiben sollte.
Leider bietet die Vergangenheit dazu absolut keinen Ansatz, wie die Erinnerung (s.o.) an einen Teilaspekt beweist, der gerne übersehen wird. Dabei gibt es eine ganze Abfolge solcher Teilaspekte, an deren Entstehung nicht nur als fähiger Berater, sondern manchmal auch als Geschäftsführer Kai Richter, Düsseldorf (bzw. Kirsbach) beteiligt war.
Als ich im Januar 2014 bei der Staatsanwaltschaft Koblenz einmal interessiert nachfragte, was denn eigentlich aus dem Ermittlungsverfahren gegen Kai Richter, z.B. lange Zeit einer von zwei Geschäftsführern bei der Cash Settlement & Ticketing GmbH geworden sei, da erhielt ich am 20. Januar die – kurze – Antwort:
Sehr geehrter Herr Hahne,
die Ermittlungen dauern an, der Abschluss ist noch nicht absehbar.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Peter Gandner
Oberstaatsanwalt
Staatsanwaltschaft Koblenz
Na, denn... -
Man muss sich wohl daran gewöhnen: „„Schnell sind auf dem Nürburgring nur die Rennwagen...“ Wie auf den BILD-Internetseiten seit dem 17. Februar 2014 zu lesen ist. -
Und wenn es in BILD steht...!