Nürburgring: „Hilf dir selbst...

...dann hilft dir Gott!“ - Diese Weisheit habe ich als Teil meiner guten Kindergarten-Erziehung (kath. Schwestern, St. Josef, Moers) mitbekommen. Hätte ich Theater-, Film- und Fernseh-Wissenschaft, außerdem noch Politik und Germanistik studiert, würde ich mich vielleicht mit der Formulierung eines Pietro Nuvoloni trösten, der dem „Signing“ nur eine formale Bedeutung gibt, erst das „Closing“ als entscheidend empfindet. Da kann es sich eine Literaturwissenschaftlerin einfacher machen, in dem sie – wie Andrea Nahles - zu den Einwänden der „Kollegen“ gegenüber ihren Rentenvorschlägen sagt: „...verdammte Kacke noch mal.“ - Mir fehlt es offensichtlich an Bildung - und Motor-KRITIK deshalb an Durchschlagskraft. - Trotzdem empfehle ich auch heute nur zum Thema...

Nürburgring: „Hilf dir selbst...

...dann hilft dir Gott.“ - Ein Rennen ist eben erst nach Überfahren der Ziellinie zu Ende und weder „Capricorn“ noch „H.I.G.“ sehen im Moment die Zielflagge. Beim Betrachten der aktuellen Situation ist man vielleicht mit einer „Kindergarten-Bildung“ in einer besseren Situation, wenn man auch auf die „kleinen Dinge“ achtet. Das tun die gebildeten (studierten) Damen und Herren weniger.

Gerade bei H.I.G. kennt man natürlich das Drehbuch, nach dem die „Insolvenz in Eigenverwaltung“ der Nürburgring GmbH abgewickelt werden soll. Aber in Drehbüchern stecken oft visionäre Gedanken, die sich in der Realität des Alltags nicht unbedingt umsetzen lassen. - Aber die H.I.G. hat es als richtig empfunden, nun mal erst – als Zeichen der Zuversicht und um ein wenig den öffentlichen Druck zu verstärken – sechs Briefkastenfirmen in Hamburg zu gründen, die da wären:

  • HRB 130941 NRGH Nürburgring Holding GmbH, Hamburg
  • HRB 130942 NRGH Nürburgring GP GmbH, Hamburg
  • HRB 130943 NRGH Nürburgring Boulevard GmbH, Hamburg
  • HRB 130944 NRGH Nürburgring Apartment GmbH, Hamburg
  • HRB 130945 (hier ist die „Serie“ durch „Fremdeinwirkung“ (?) unterbrochen)
  • HRB 130946 NRGH Nürburgring Hotel GmbH, Hamburg
  • HRB 130947 NRGH Nürburgring Nordschleife GmbH, Hamburg

Alle Firmen haben die gleiche Geschäftsanschrift: Hohe Bleichen 7, wo die LLP (Limited Liability Partnership, eine Personengesellschaft nach britischem Recht, natürlich mit beschränkter Haftung), die unter Freshflields Bruckhaus Deringer firmiert und weltweit tätig ist, eine international tätige Wirtschaftskanzlei residiert, die ihre Basis in London hat.

Dort wurde sie schon 1743 gegründet, ist seit 1840 auch in Hamburg vertreten und hat übrigens auch in Frankfurt, der Stadt in der die KPMG residiert, eine Niederlassung. Weltweit sind für diese Wirtschaftskanzlei gut 4.500 Mitarbeiter tätig. In 2013 erwirtschaftete man einen Gewinn (weltweit) von rd. 1,5 Milliarden Euro.

Nachdem die H.I.G. Capital über ihre Dependance in Hamburg nun mit den o.g. sechs Firmen schon verdeutlicht, wohin die Reise nach einer Übernahme aller Anlagen am Nürburgring geht, möchte die Capricorn GmbH nicht zurückstehen und wird in diesen Tagen – wie schon vor Wochen von Motor-KRITIK angekündigt – ihrerseits die Gründung der

  • Capricorn Nürburgring GmbH

vermelden, wobei die Finanzierung des Projekts wohl noch nicht „in trockenen Tüchern“ ist. Was ein wenig erstaunt ist, dass zu all diesen Gründungen den Herren Insolvenz-Sachwaltern wie auch deren „Lautsprecher“, Pietro Nuvoloni, nichts anderes einfällt als zu betonen, dass noch niemand einen Zuschlag erhalten hat.

Dieses Verhalten zeigt, wie geeignet diese Herren in ihrer derzeitigen Funktion bei der Abwicklung der Insolvenz in Eigenverwaltung der Nürburgring GmbH sind, die eigentlich nur in dieser Form erfolgte, um eine Steuerung „von außen“ auch in diesem Zustand vornehmen zu können.

Dr. Werner Langen (CDU), seit 1994 Mitglied im Europäischen Parlament, in deren Wirtschafts- und Währungs-, sowie Forschungs- und Energie-Ausschuss hat in diesen Tagen in einem „Gastbeitrag“ für die „Rhein-Zeitung“ zum Thema Nürburgring und der gewählten Form der Insolvenz geschrieben:

„Ich setze darauf, dass sich Einsicht, Vernunft und regionaler Zusammenhalt doch noch durchsetzen werden. - An der EU-Kommission wird dies nicht scheitern, eher an der Landesregierung und den weisungsgebundenen Übergangsgeschäftsführern und Sachwaltern, die leider keine Kompetenzen nach dem Konkursrecht haben und deshalb im Auftrag der Landesregierung handeln. So geht es nicht: Die Landesregierung verweist auf die 'Sachwalter', diese verweisen wiederum an die EU-Kommission. Dieses 'Schwarze-Peter-Spiel' wird nicht aufgehen!“

Im „Gastbeitrag“ des nächsten Tages, geschrieben von Norbert Neuser (SPD), Abgeordneter des Landes Rheinland-Pfalz im Europa-Parlament, ist da kein Einwand zu entnehmen. Das Wort Nürburgring kommt in diesem Beitrag nur ein einziges Mal vor. Norbert Neuser wollte als „artiges SPD-Mitglied“ in dieser Sache offensichtlich nichts falsch machen.

Solche Hemmungen hatte ein Koblenzer Rechtsanwalt, Carl-Bernhard von Heusinger, nicht, wenn der auf „Facebook“ schreibt:

„Zu dem Kommentar von Herrn Langen nur so viel: Der letzte Absatz ist falsch!“

Und er verweist auf die §§ 274 und 276a InsO, nach der weder „Aufsichtsrat noch die Gesellschafterversammlung“ Einfluss auf die Geschäftsführung hat und weder „Insolvenzverwalter“ noch „Sachwalter“ gegenüber dem Land weisungsgebunden sind.

§ 274 InsO sagt etwas über die Aufgaben des Sachwalters (im Insolvenzfall Nürburgring: RA Lieser) aus und seinen Auftrag, dann den Gläubigerausschuss zu informieren, wenn „die Fortsetzung der Eigenverwaltung zu Nachteilen für die Gläubiger führen.“ - Das ist z.B. im Fall eines Verkaufs des Nürburgrings sicherlich der Fall, wie Motor-KRITIK es empfindet.

Und was den § 276a InsO betrifft, so ist dort tatsächlich von „Gesellschafterversammlung“ und „Aufsichtsrat“ die Rede. Aber in der Änderung der InsO vom 3.12.2011, mit der die „Insolvenz in Eigenverwaltung“ geregelt wurde, wird immer wieder der „Insolvenzplan“ erwähnt, der – wie sich Motor-KRITIK vom zuständigen Insolvenzgericht bestätigen ließ – im Fall der Nürburgring GmbH niemals erstellt wurde.

Der beim Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeführte „Insolvenz-Geschäftsführer“ soll eigentlich den vorhandenen Geschäftsführer durch seine Kenntnis des Insolvenzrechts unterstützen, da man davon ausgeht, dass ein willkürlich eingesetzter Insolvenz-Geschäftsführer nicht unbedingt über Branchen- und Fachkenntnisse verfügt, was sicherlich gerade im Fall Nürburgring der Fall ist.

Aber gerade hier hat man die ursprünglich vorhandenen Geschäftsführer „in die Wüste geschickt“ und einen fach- und sachlich unerfahrenen Rechtsanwalt mit der Geschäftsführung betraut. Der hat dann eine neue Firma gegründet, und für die einen – angeblich – fachlich erfahrenen Geschäftsführer abgeworben.

Im Fall des Insolvenz-Geschäftsführers, Prof. Dr. Dr. Schmidt, ist es so, dass der schon eine lange Zeit eng mit der Rechtsanwaltskanzlei zusammengearbeitet hat, die eigentlich für das „Drehbuch“ verantwortlich ist. Prof. Dr. Dr. Schmidt ist also eine Wahl, um eine bestimmte Absicht umzusetzen.

Interessant ist auch, dass es – lt. Herrn von Heusinger – keine Weisungen aus Richtung der Eigner der Nürburgring GmbH an die Insolvenz-Sachwalter gibt, aber die z.B. immer wieder den Rechtsausschuss des Landetages Rheinland-Pfalz – nach Informationen von Motor-KRITIK - über die aktuellen Entwicklungen informieren.

Mitglied des Rechtsausschusses ist übrigens Julia Klöckner (CDU), die übrigens auch dem Verwaltungsrat der ISB, der Landesbank von RLP angehört, die eine Forderung von (mindestens) 330 Mio Euro gegenüber der Nürburgring GmbH hat. - Und Julia Klöckner setzt für 2016, dem Jahr, an dem die Wahlen in RLP stattfinden, auf eine Große Koalition. Sie möchte gerne das im Land umsetzen, was sie im Bund als Vorbild empfindet.

Entsprechend geht sie im Moment die SPD an. - Gaaaaaaanz vorsichtig! -

Was man bei den Neugründungen der „Bieter“ um den Nürburgring bisher (bewusst?) von Seiten der Sachwalter übersehen hat:

Lt. Angebot der KPMG auf Seite 35 des „Teaser“ ist die Wortmarke „Nürburgring“ europaweit geschützt. Sowohl H.I.G. als auch Capricorn verwenden also bei den Firmierungen ihrer Neugründungen die geschützte Bezeichnung „Nürburgring“. - Sie haben sie bisher nicht erstanden (sagt Herr Nuvoloni), dürfen sie also – nach geltendem Recht – auch nicht nutzen. (Zumindest nicht in dieser Form!)

Und niemand beanstandet die Verwendung! - Das ist nicht ein Skandal, sondern gleich zwei Skandale!

Es scheint sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite nur unwissende und fachlich ungebildete „Fachleute“ zu geben.

Es ist eigentlich für den Nürburgring selbstverständlich, dass hier immer wieder Leute in leitende Funktionen kamen, die fachlich und sachlich absolut ungeeignet waren. Das hat eigentlich auch zu dem heute wahrzunehmenden Chaos geführt. Denn der Nürburgring hat nur unter einer sachlich richtigen und fachlich weitsichtigen Geschäftsführung eine Zukunft!

Motor-KRITIK fügt dieser Geschichte mal eine Reihe von Pressemitteilungen der (heute insolventen) Nürburgring GmbH an, die von deren damaligen (auch unkundigen) Geschäftsführer Walter Kafitz im Jahre 2008 veranlasst und verantwortet wurde.

Ich habe mit Absicht keine Markierungen von „falschen Darstellungen“ in diesen Unterlagen vorgenommen. Lesen Sie, lieber Leser, diese Wortschöpfungen einmal unvoreingenommen – und kommen zu einer persönlichen Einschätzung. - So wurde die Nürburgring GmbH für die „Insolvenz schön gemacht“. - Und niemand hat's gemerkt?

Inzwischen haben sogar die Insolvenz-Sachwalter gemerkt, dass bei der „Entwicklung“ der Firma wohl in eine falsche Richtung entwickelt wurde. So hat man gerade entschieden, dass die „Grüne Hölle“ mit all' ihren Lokalen und Vergnügungsstätten in 2014 geschlossen bleibt. Lediglich das so genannte „Brauhaus“ wird jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sein. - Natürlich ist das geheim!

Es ist erst nur eine Reihe von Tagen her, dass eine dreiköpfige Familie dieses Lokal an einem Sonntagmittag – zur Essenszeit! - aufsuchte, um sich Pizza zu bestellen. Die Umsetzung dieser Bestellung in die Tat dauerte gut eine Stunde! -

Motor-KRITIK-Anmerkung zu den Fakten: Da kann doch der Gast froh sein, keinen alten Pizza-Teig, sondern frisch angesetzten erhalten zu haben.

Als Motor-KRITIK aktuell den Direktor des Lindner-Hotels anschrieb, um zu erfahren, welche Auswirkungen die Entscheidung der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH auf die personelle Situation im Bereich der „Grünen Hölle“ habe, da – hat der nicht geantwortet.

Wie Motor-KRITIK aus anderer Quelle erfuhr, bedeutet die Entscheidung der NBG (Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH) im Fall der „Grüne Hölle“, dass in 2014 dann 14 (vierzehn) Mitarbeiter überflüssig werden:

Die NBG hat übrigens auch angeordnet, dass ab sofort keine Aufträge über einen Wert von 1.000 Euro hinaus mehr erteilt werden dürfen. - Natürlich ist das alles geheim.

Weil: Alles wird gut! - Wir müssen nach vorne schauen! -

Aber der Landesregierung von Rheinland-Pfalz sollte klar werden, dass die eigentlich pfiffige Idee eines sehr guten Beraters, durch die Art der Umsetzung zu einer Tragödie für die Region wird.

H.I.G.? - Nein! -Aus Vernunftgründen!

Capricorn? - Nein! - Um die Firma vor sich selbst zu schützen!

Wie sagte meine Großmutter immer: „Sprechenden Menschen ist zu helfen.“

Die Landesregierung sollte sich helfen lassen, um den Bewohnern einer ganzen Region zu helfen.

Frau Malu Dreyer sei ein Gespräch mit denen empfohlen, die die Menschen der Region hinter sich wissen: WIR SIND NÜRBURGRING.

MK/Wilhelm Hahne

 

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