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Gestern war Frühlingsanfang und ich war beim Augenarzt. In Mainz tagte der Wirtschaftsausschuss zum Thema Nürburgring und am Kiosk erschien die neue Ausgabe von „auto motor und sport“ mit „Der Verkauf des Nürburgrings: 10 Fragen und Antworten“. Auf Seite 3 wird auch Martin Winterkorn, das Aufsichtsratsmiglied des 1. FC Bayern mit der Aussage zitiert: „Das Auto darf nicht zur Datenkrake werden.“ - Als Vorstandsvorsitzender von VW verantwortet er solche geheimen Datensammler (die „moderne“ Automobile heute schon sind!) und so sinnvolle Automobile wie den „Bugatti Veyron 16.4 Super Sport World Record Edition“. Das o.g. Fachmagazin schrieb einmal über diesen „Veyron“: „ Er ist mit 1.200 PS, 431 km/h und 2,3 Millionen Euro der automobile Superlativ schlechthin.“ - Ganz unter uns: Er kann nur so gut sein wie sein Fahrer. Stellen Sie sich mal Herrn Winterkorn mit diesem „Superlativ“ auf der Nürburgring-Nordschleife vor. - Herr Winterkorn funktioniert sicherlich besser als Duz-Freund von Herrn Uli Hoeneß. - Oder wenn er das macht, was Herr Piech ihm aufträgt.
21. März 2014: Lieber Leser!
Ich saß gestern beim Augenarzt in Wartestellung. Schon einige Zeit. Neben einem netten, gepflegten älteren Herrn, der mir erzählte, dass er bei einem Unfall beinahe sein rechtes Auge verloren habe. Das sei schon Jahre her und er bewundere die ärztliche Kunst, die es geschafft habe, mit einer Kunstlinse sein Augenlicht zu erhalten. „Jetzt bin ich 74“, sagt er, „und lasse ich mir nun auch auf dem linken Auge eine Kunstlinse einsetzen, um den „Grauen Star“ zu beseitigen und noch eine Reihe von Jahren das Leben um mich herum gut sehend zu genießen.“
Ich schüttelte den Kopf, als er mich fragte: „Und Sie? - Lassen Sie auch den „Grauen Star“ beseitigen?“ - Meine Antwort:
„Ich warte mal ab wer schneller ist: Der Tod oder der „Graue Star“,
und habe über meine spontane Äußerung selber lächeln müssen.
Da kam aus dem Nebenraum eine Arzthelferin geschossen: „Wer hat das gesagt?“ - Sie fand das „unmöglich“ (obwohl sie lachte) und hat ihre Kolleginnen informiert, von denen dann eine an uns Wartenden vorbei kam um fragend festzustellen: „Das waren doch sicherlich Sie, Herr Hahne?“
Bei dieser Gelegenheit ist mir – mal wieder – aufgefallen, dass ich gerne das sage und schreibe, was ich feststelle und denke. Und das nicht nur über andere Menschen, Manager oder Firmen, sondern auch über mich. - Für mich war die Feststellung – wie oben zu lesen – normal, selbstverständlich; weil ich so denke. Für eine zufällige Zuhörerin war das einfach „unmöglich“.
Meine Darstellungen tun vielleicht so manchmal Manchen etwas wehe, aber sie sind immer ehrlich gemeint, obwohl andere – wie z.B. ein Pietro Nuvoloni – mich dann als „befangen“ empfinden.
Ich würde z.B. so „nette Sachen“ wie „auto motor und sport“ auf Seite 10 (Heft7/2014) unter der Feststellung, „auto motor und sport beantwortet die zehn wichtigsten Fragen“ (zum Thema: „Der Verkauf des Nürburgrings“) niemals zu Papier bringen können – oder dem Internet anvertrauen. Dafür weiß ich einfach zuviel von dem, was die „nach draußen“ dargestellten scheinbaren Fakten einfach zu Müll macht. - Aber es muss auch „Müllmänner“ geben, die diesen „Müll“ verarbeiten. - Alles Bio! - Weil gut getrennt. - Und: Alles wird gut!
„auto motor und sport“ verbreitet im neuen Heft z.B. solche Wahrheiten wie:
„'Das EU-Recht hat uns gezwungen, den Verkauf durchzuführen', sagt Sachwalter Jens Lieser“
Und man beantwortet auch die Frage:
„Ist der Verkauf an den deutschen Mittelständler Capricorn die Rettung für den Nürburgring?“ mit „Ja.“
Auf den Internetseiten von „auto motor und sport“ endet eine Geschichte zum Verkauf der Nürburgring so:
„Ein anderer kritischer Ring-Beobachter hingegen schaltete sofort wieder auf Angriff. Der Journalist Wilhelm Hahne, der 2009 ein viel beachtetes Buch zu den Vorgängen am Ring in der letzten Dekade geschrieben hat, sieht jedenfalls schwarz, auch mit Capricorn: 'Für mich haben wir heute den Start in eine neue Insolvenz erlebt.'"
Wie oben schon geschrieben: Ich sage was ich denke. - Und genau das habe ich am Ende der Pressekonferenz in Koblenz zum Verkauf des Nürburgrings vor Tagen empfunden.
Schauen wir mal, wie das nach dieser neuen Form der „Rettung“ dann in drei Jahren am Nürburgring aussieht.
Gestern war im Wirtschaftsausschuss des Landtages zu hören, dass man erst „in den nächsten Monaten oder Jahren“ wissen wird, wie hoch der Schaden für den Steuerzahler sein wird. Denn die bisherigen Rechnungen seien noch nicht endgültig.
Bei dieser Rechnung wird am Ende eine Summe stehen, die auch eine Großfamilie – Vater, Muter und sieben Kinder - in der Gesamtheit aller Leben nicht erarbeiten kann.
Über allem liegt natürlich „strenge Vertraulichkeit“. Die, die um hunderte Millionen betrogen wurden, sollen möglichst dumm gehalten werden, die Realität hinnehmen, wie eine Kuh, die zum Schlachter geführt wird. - Alles wird gut. - Vielen Beratern, Gutachtern, Rechtsanwälten und …. - na ja, denen wird es danach eben viel besser gehen.
Der eine kauft sich danach vielleicht eine Yacht, der andere einen „Bugatti Veyron 16.4 Super Sport World Record Edition“. Was „auto motor und sport“ so begeisterte, damit kann man sicherlich keine 20 Runden Nürburgring-Nordschleife nonstopp umrunden. Es ist wohl mehr ein Automobil für „Schaumschläger“. - Und die gab's am Nürburgring zu Hauf'.
Da wir gerade darüber sprechen: Wetten, dass ich mit einem – sagen wird mal – 130 PS Diesel-Pkw-Kombi, wie z.B. einem Renault Mégane über die o.g. Distanz schneller wäre, als ein Martin Winterkorn mit dem Bugatti Veyron? - Er müsste nämlich mindestens einmal nachtanken und vielleicht auch noch die Reifen wechseln.
Wie überhaupt der Nutzwert der so genannten Sportwagen im heutigen Straßenverkehr überschätzt wird. Die Zeit von Null auf 100 km/h sagen nicht viel über die mögliche Fahrzeit von A nach B aus. Und auch nichts über die Kosten.
Aber im Fall einer kleinen Spritzfahrt des Herrn Winterkorn mit einem Bugatti am Nürburgring wäre das genauso uninteressant, wie heute den genauen Schadensbetrag zu kennen, der bei den Eskapaden der Landesregierung von Rheinland-Pfalz am Nürburgring für den Steuerzahler entstanden ist.
Zur Not könnte ja Freund Hoeneß mit ein wenig „Spielgeld“ einspringen. Aus alter Freundschaft! - In Landsberg kann er dann ja immer noch sparen. - Die Zeit dazu hat er ja. - Wenn man ihn lässt!