„RaR“ ist eben nicht nur ein Musikthema!

Motor-KRITIK hat Bitburger angeschrieben. - Und keine Antwort erhalten. - Motor-KRITIK hat Lieberberg angeschrieben: Und keine Antwort erhalten. Beck's Antwort war „soft“, ganz im Stil der neuen Zeit, in der Presseabteilungen keine Öffentlichkeitsarbeit mehr betreiben, sondern interessante Informationen zu verhindern wissen. - Die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH muss man erst garnicht fragen. Und die Inhaber von Capricorn gehören sicherlich nicht zu denen, die Wahrheiten verbreiten, wenn man sie zu aktuellen Themen befragt. - Also hilft nur zeitaufwändige, journalistische Recherche. An der Basis. - Dann ist man auch über das Verhalten der Angeschriebenen nicht verwundert, da bei einem Musikfestival nicht unbedingt das Thema Musik groß geschrieben wird. - Aber das Thema Geld. - Da werden wirklich große Summen bewegt. Darum gibt es auch Kontrollen. Zum Beispiel beim Bierverkauf. - Wobei bei „Rock am Ring“ nicht Bitburger zum Ausschank kommt, sondern Beck's. Wozu dann Bitburger auch nichts sagt und Beck's nichtssagend informiert. - Na ja:

„RaR“ ist eben nicht nur ein Musikthema!

„Rock am Ring“ startet einen Tag früher als „Rock im Park“. Beides sind Veranstaltungen der Agentur von Marek Lieberberg, die am gleichen Wochenende durchgeführt werden. Man hört an beiden Festivalplätzen die gleichen Gruppen, die zwischen den unterschiedlichen Veranstaltungsorten, Nürburg und Nürnberg, per Hubschrauber befördert werden. - Logistiker haben daran ihre Freude.

Und die Fans sind schon am Nürburgring angereist:


Das Bier wird nicht von Bitburger geliefert, obwohl man gerade mit den aktuellen und neueren Betreibern, NBG und Capricorn, einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen hat. Der gilt aber nicht für „Rock am Ring“, wo es einen Vertrag für beide Veranstaltungen – Nürburg und Nürnberg – mit Beck's Bier in Bremen gibt. Die Bremer* verfügen über einen großen Fuhrpark und karren das Bier...


...mit eigenen Fahrzeugen direkt an den Ort, wo durstige Kehlen schon warten. Man macht das aber auch, um ohne den Zwischenhandel von der größeren Verdienstspanne zu profitieren.

Am Nürburgring sind z.B. alle von der aktuellen Betreibergesellschaft konzessionierten „Versorgungsstellen“ geschlossen. Der Ausschank findet an Beck's-Bierständen statt, die extra in die Eifel gekarrt wurden und von Leuten bewirtschaftet werden, die man dem „GTB Gastro-Team Bremen“ zurechnen muss.

Der Umsatz an diesen Ausschankstellen wird wieder überwacht (so empfindet das Motor-KRITIK) durch Mitarbeiter  von „Cup Concept“, Köln, die die Bierbecher nicht nur abgezählt in verplombten Behältern bereit stellen, sondern dann auch jeweils über Nacht dafür sorgen, dass die Becher am nächsten Tag wieder gespült im Einsatz sind. Die Becher werden in speziellen Anlagen gereinigt. „Cup Concept“ erklärt zu diesem Thema:

„Cup Concept betreibt sechs bundesweit verteilte Servicestationen, welche mit modernster industrieller Spültechnik ausgestattet sind. Unsere für das Reinigen von Kunststoff-Mehrwegbechern weiterentwickelten Großspülanlagen sind hinsichtlich Wasser- und Chemieverbrauch ökologisch und ökonomisch optimiert.“

Das alles kostet natürlich Geld. Aber der Geldkreislauf beginnt natürlich früher. Da angelt sich der Veranstalter zunächst mal Sponsoren, die natürlich auch nicht ihr Geld einfach wegwerfen wollen. Beck's ist ein solcher Sponsor und hat natürlich – neben der Werbewirkung, die von einem solch großen Festival ausgeht – auch einen bestimmten Umsatz im Kopf. Aber dazu sagt man nichts. Offizielle Antwort dazu:

„Zahlen wie Absatz etc. kann ich Ihnen nicht geben.“

Auch andere Zahlen werden vertraulich behandelt, sind geheim. Aber man kann davon ausgehen,  dass Lieberberg für die beiden Veranstaltungen in Nürburg und Nürnberg von Beck's mehr als eine Million Euro kassiert.

Aber Lieberberg vergibt auch noch andere Lizenzen. Zum Beispiel an das „GTB Gastro Team Bremen“. Die stellen ihre eigenen Leistungen so dar:

„Gemeinsam mit den Headlinern der großen Festivals und den Highlights der diesjährigen Open-Air-Konzertsaison sind wir für Euch unterwegs. Da wo Ihr feiert und Eure Lieblingsacts live erlebt, sorgen wir für Rock‘n‘Roll im Mund.“

Von Geld redet in diesem Geschäft niemand. Man redet von Kunst und Kultur, von „Rock'n'Roll im Mund“ und hat - „Backstage“ - das Geldmachen kultiviert und zur Kunst erhoben.

Motor-KRITIK hat die Entwicklung des Musikgeschäfts am Nürburgring (nennen wir es einmal so) von Anfang an mit beobachtet.

Das begann 1984 mit einem Konzert von Nena, die anlässlich der Eröffnung des neuen Grand-Prix-Kurses damals unten in der DUNLOP-Kehre auftrat. Auf dem Weg nach unten zum Auftrittsort wurde damals vom interessierten Publikum der neu eingesäte Rasen niedergetrampelt und kleine Bäume und Büsche entwurzelt. - Das macht aufmerksam.

Der Versuch der Nürburgring-Geschäftsleitung (Rainer Mertel) dann ein Festival im Bereich „Pflanzgarten“ zu etablieren, wurde von den Bewohnern in Döttingen als unmöglich abgetan und abgeschmettert.

Es gab dann in den Jahren darauf schon mal zwei Konzerte oder auch mal keins. Die Veranstalter wechselten und verschwanden irgendwo - aber auch Geld -  und erst mit Lieberberg und dessen Einfühlungsvermögen in das Publikum, wurde „Rock am Ring“ zu der Kultveranstaltung, als die sie heute empfunden wird.

Wobei es der langjährigen Verbindung nicht abträglich war, wenn der Nürburgring-Geschäftsführer, Dr. Walter Kafitz, mal zufällig bei Lieberbergs Ferien-Haus auf Hawaii vorbei schaute.

Im nächsten Jahr wären es dreißig Jahre gewesen, dass Lieberberg hier oben herrscht. Immer im Interesse der Region. - Aber natürlich auch im eigenen. - Und da hat Marek Lieberberg durchaus Eigenheiten. Aber er hat eigentlich immer nach dem Spruch auch seiner Großväter gehandelt: Leben und leben lassen!

Es hat einen feinen Beigeschmack, wenn nun die (ab 1.1.2015) „neuen Herren“ am Nürburgring Herrn Lieberberg vorwerfen, „schmutzige Wäsche“ zu waschen und dann selber „gierig“ nach den Euro greifen. Wie wenig man von der aktuellen „Offenbarung“ des Herrn Lieberberg vom Schluss einer jahrzehntelangen Kooperation überrascht war geht schon daraus hervor, dass man direkt nach dessen Verlautbarung eine Pressekonferenz ankündigte und dort nicht nur den neuen Titel des Rock-Konzertes in 2015 am Nürburgring auf der Groß-Videowand vorstellte...


...sondern auch schon Druckmaterial bereit hielt:


Und am Nachmittag der Pressekonferenz rollte man die ersten Plakate auf kleinen Hängern an die richtigen Standorte, damit die Rock-Fans wissen: Auch am Nürburgring spielt 2015 die Musik:


Das geht alles nicht von Heute auf Morgen. Die NBG und Capricorn waren gut vorbereitet. Da überrascht es nicht, wenn man bei SPIEGELonline die Aussage des Herrn Lieberberg lesen konnte, dass er schon im Januar 2014 mit Capricorn verhandelt habe. Das ist auch – neben dem Vertrag mit Bitburger – ein passendes Beispiel dafür...

...wie „offen, transparent und diskriminierungsfrei“...

...der Verkauf des Nürburgrings über die Bühne gegangen ist. Die EU saß zwar im Zuschauerraum, hat aber angeblich nichts von dem mitbekommen, was „hinter den Kulissen“ vorging.

Wenn Sie noch mal meine „alte“ Geschichte von Ende Januar zum Thema Capricorn lesen (bitte hier klicken), erhalten Sie einen Eindruck von dem Eindruck, den Motor-KRITIK in einem langen Gespräch mit den Herren Robertino Wild und Dr. Axel Heinemann, den beiden Eignern an der capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH bzw. capricorn NÜRBURGRING GmbH, der dazu passenden Betreibergesellschaft, erhielt.

Und es wird auch verständlich, warum die sich nun so engagiert um eine Nachfolgeveranstaltung von „Rock am Ring“ bemühten. Man hat mit dem neuen Veranstalter, DEAG, Berlin, und dessen Chef, Prof. Schwenkow, vereinbart, dass man zu 50 Prozent am Gewinn beteiligt ist. (Von Lieberberg hätte man vertragsgemäß "nur" 35 Prozent erhalten.) - Diese Zahlen sagen nicht alles. Wie man dann in 2015 an den „langen Gesichtern“ der Capricorn-Besitzer ablesen können wird.

Hier das neue „Dreamteam“ vor dem Start in die „Grüne Hölle“, das gemeinsam Mitte 2015 im „Mekka für Rock-Fans“ eine „Fortsetzung der Rock-Traditon“ erreichen möchte, weil man „das Potential am Nürburgring erkannt“ hat (Zitate aus der Pressekonferenz):


(von links nach rechts: Carsten Schumacher, Geschäftsführer der CNG, Düsseldorf, Stuart Galbraith, CEO Kilimanjaro Live, London, Prof. Peter L. H. Schwenkow, Vorstandsvorsitzender der DEAG, Berlin und Ossi Hoppe, Geschäftsführer Wizard Promotions, Frankfurt)

So wird dann zu den vielen Beobachtungen, die Motor-KRITIK schon in der Vergangenheit machen konnte, eine weitere hinzu kommen, die die alte Spruchweisheit unterstreichen wird: „Übermut tut selten gut!“

Aber bis dahin ist noch eine lange Zeit. Und es ist heute noch nicht einmal sicher, dass der neue Käufer des Nürburgrings auch am 1.1.2015 wirklich in den Startlöchern steht. Zuvor müsste er auch noch den Kaufpreis zahlen.

Der neue Vertrag mit Bitburger und der Zeitpunkt der Verhandlungen über „verbesserte Bedingungen“ eines neuen Vertrages mit Marke Lieberberg haben ein paar Anwälte aufgeschreckt. Und abgewiesene Bieter fragen sich, ob denn wirklich alles „mit rechten Dingen zugegangen ist“:

„offen, transparent und diskriminierungsfrei“.

Übrigens: Die Wortmarke „Rock am Ring“ ist lt. „Teaser“ der KPMG mit im Angebot der Insolvenz-Sachwalter der Nürburgring GmbH (s. Seite 34). Dabei ist der seit 1993 der Firma Lieberberg geschützt, kann also garnicht von den Insolvenz-Sachwaltern mit verkauft werden!

Ein unwesentlicher Fehler? - Davon gibt es sicherlich im „Bieterverfahren“ nach EU-Recht noch mehr. Da ist es auch nicht als „Ausgleich“ zu werten, wenn in der Angebots-Broschüre für den Nürburgring auch die Wortmarke „Scuderia Stuck“ mit zum Verkauf steht.

Der Nürburgring ist nicht nur eine Rennstrecke. Und „Rock am Ring“ ist nicht nur ein Musikthema. - Der Nürburgring ist eine Affäre, die sich immer weiter zum Skandal ausweitet.

Und nicht nur weitere Politiker werden darüber stolpern. - Kommt Zeit, kommt Aufklärung!

Die EU sollte es sich nicht zu einfach machen. Auch ihr Ansehen könnte Schaden nehmen. Die EU hat das wohl begriffen wenn sie selber schreibt:

„...infolgedessen könnten aus der Sicht der Beschwerdeführer Möglichkeiten zur Klage bestehen.“

Dem ist nichts hinzu zu fügen.

MK/Wilhelm Hahne

*Ergänzung – und Korrektur! - vom 7. Juni 2014:

Beck's Bier, Bremen gehört seit Jahren, nachdem es zunächst einem belgischen Konzern zugerechnet werden musste, zu „Anheuser-Busch InBev N.V/S.A.“ - Auch Diebels (Issum) gehört diesem brasilianisch-belgischen-nordamerikanischen Getränkekonzern, der inzwischen zum weltgrößten Bierproduzenten und Getränkehersteller geworden ist. Man rechnet dort knallhart. Und so kommt dann auch nicht – wie oben beschrieben – das Beck's Bier, das am Nürburgring („Rock am Ring“) getrunken wird aus Bremen, sondern wird in der modernen Braustätte von Diebels in Issum gebraut. Nicht nur für „Rock am Ring“, sondern z.B. auch für das Vertriebsgebiet Ruhrgebiet. Und Beck's Bier, das in Amerika angeboten wird, kommt aus amerikanischen Braustätten, entsteht nicht unbedingt nach den Rezepten des „deutschen Reinheitsgebots“. Bei „AB Inbev“, wie der Konzern in Kurzform bezeichnet wird, rechnet man mit jedem Cent, mit dem Ergebnis, dass im ersten Quartal 2014 gut ein Drittel des Umsatzes als Gewinn vor Steuern und Abschreibung übrig blieb. - Da staunt selbst Porsche. - Motor-KRITIK bedankt sich für die Zusatzinfos bei seinen Lesern, die Issum als „Vertriebsrampe“ für den Umsatz von Beck's Bier bei „Rock am Ring“ sicherlich richtig zuordneten. - Danke! - Bitte gestehen Sie mir als Weintrinker diesen Fehler – trotz intensiven Recherchen an der Getränkebasis! - zu, den ich hiermit gerne korrgiere.

 

Durchschnitt: 4.9 (bei 41 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!