Historisch wertvolle Medien-Darbietung!

Folgende Geschichte mögen Sie, lieber Leser, bitte nicht als Vorwurf empfinden. Alles was auf der mir vorliegenden „Seite 3“ einer Tageszeitung vom 3. Juli 2009 geschrieben ist, entsprach dem, was dem Redakteur von „wissenden Machern“ erzählt wurde. Sollte er an den Aussagen von hochbezahlten Managern und der Darstellung von hochrangigen Politikern zweifeln? - So geht Journalismus heute! - Und alle sind zufrieden. - Wer will auch schon wissen, wie es wirklich ist? - Alles wird gut! - Also schwelgen wir doch einfach noch mal in etwas, was nur so zu dem folgenden Titel werden konnte:

Historisch wertvolle Medien-Darbietung!

Nachstehend wird Motor-KRITIK aus einem Zeitungs-Artikel von 2009 zitieren und ein wenig – aus heutiger Sicht – kommentieren. Es ist verständlich, wenn in dieser Phase Euphorie spürbar war. Und ich verstehe, dass meine Geschichten damals – zum gleichen Thema, aber „anders“ berichtend – nicht immer auf Verständnis gestoßen sind. - Wie kann man alles so negativ sehen?

Leider hatte das Unverständnis von Motor-KRITIK nicht nur viele Gründe, sondern es wurde durch die Ereignisse in der Realität auch noch bestätigt.

Doch nun zu der „Seite 3“ aus 2009, die ich hier mal im ganzen Umfang zeige:

 

Und es wird – wie man sehen kann – über „Die neue Erlebniswelt Nürburgring“ berichtet:

 

Steigen wir doch einmal ein, folgen der Darstellung des Redakteurs und gleichen mit dem Wissen des Jahres 2014 ab. Hier wird nicht aus einer Satire-Zeitschrift zitiert, sondern aus einer Tageszeitung. Und so geht’s los:

„'Die Grüne Hölle' nennen Fans gerne ihren Nürburgring. Und diese Hölle soll jetzt himmlisch werden: Eine Mischung aus Disneyland und Oktoberfest erwartet ab der nächsten Woche die Besucher der legendären Rennstrecke in der Eifel. Rollercoaster flitzen mit Rennboliden, Edelboutquen verschaffen Markenwelten, eine Großdisco bittet zum Tanz, Hotels mit Spielcasino sollen vor allem Geschäftsleute und Firmen anlocken. Ein Ferienpark mit Golfplatz lädt zum Urlauben ein. Eine Region rüstet auf.....“

Entschuldigung! - Aber das wird mir einfach zu viel. Einen Golfplatz z.B. hat es niemals gegeben und wird es nicht geben. Die Grundstücksbesitzer der Region, in der er entstehen sollte, die wurden inzwischen mehrfach zur Kasse gebeten. - Nimmt man bei denen das Wort Golfplatz auch nur in den Mund, könnte es zur Explosion kommen. - Man fühlt sich verraten und verkauft. Und dann allein gelassen. - Auch von der Politik. - Die hat noch nicht einmal zur Kenntnis genommen, dass es hier in der Eifel nicht nur durch die unnötigen Bauten, sondern auch durch eine Planung, die nicht umgesetzt wurde, zu Geschädigten gekommen ist.

Die Landbesitzer haben – weil der „Investor“, der den Golfplatz bauen wollte, praktisch flüchtig ist, schon mal die Kosten für den Notar tragen müssen. - So sieht es das Gesetz vor. Dann war bereits im Grundbuch eine „Offenlassung“ eingetragen worden, die man nun wieder – auf eigene Kosten – löschen lassen musste. - Nirgendwo in der Tagespresse wurde davon berichtet. Ich habe mir davon im entsprechenden Amtsgericht (Grundbuchamt) berichten lassen. Wie verzweifelt geradezu die Leute waren, Menschen die in diese „Golf-Falle“gegangen waren. - Weil sie den Politikern und Managern geglaubt haben. Sie haben nirgendwo Mitleid oder gar Trost erfahren. - Aus der Sicht der „großen Politiker“ waren – und sind sie - einfach das „dumme „Stimmvieh!“

Und wie viele Hubschrauber sind bisher auf dem Dach des Lindner-Hotels gelandet? - Eine tolle Idee, die mit dem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach! - Das Hotel muss keinen Dachschaden befürchten. - Wann landet denn dort mal ein Hubschrauber? - Und welche Voraussetzungen müssen vor einer Landung oder Start erfüllt sein?

In der Ausgabe ist auch zu lesen – in der vom 3. Juli 2009:

„An allen Ecken und Enden stehen Kräne, fahren Planiergeräte oder Baustofffahrzeuge.“

Noch eine Woche vor der Eröffnung waren Planiergeräte im Einsatz? - Also planiert wurde da wirklich nichts mehr. - Aber es liest sich gut.

Genauso gut ist folgende Passage:

„Und in allem steht Andreas Stickel wie ein Fels in der Brandung. Er ist Bauleiter der Nürburgring GmbH und hat die Ruhe weg.“

Die hat er heute noch immer. Er soll aktuell die Achterbahn, den ring°racer so verkaufen, dass unter dem Strich eine „schwarze Null“ erscheint. Und bei der GmbH träumt man davon. Andreas Stickel ist als Achterbahn-Verkäufer genauso talentiert wie „damals“ als Bauleiter. - Als ich jetzt mit „Jemandem vom Bau“ darüber spreche, schlägt der die Hände über den Kopf zusammen und ruft: „Ich fasse es nicht!“

Eine andere „schöne Stelle“ aus dem Bericht vom 3. Juli 2009:

„Fast 700 Arbeiter sind in drei Schichten damit beschäftigt, das 'Projekt Nürburgring 2009' unter Dach und Fach zu bringen.“

Und das eine Woche vor der Eröffnung? - Da waren es so um 300. Und es wurde in zwei Schichten gearbeitet. Aber eigentlich betraf auch das nur einen kleinen Teil der 300 Leute.

Und in einem Kasten, mit dem Titel „Nachgefragt“ äußert sich Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Kafitz zur Situation – und wie es dazu kommen konnte.

„Frage: Sie haben hier am Ring eine Viertel Milliarde Euro ausgegeben. Wer hat dies bezahlt?

Kafitz: Ich bin froh, dass mein Anfangstraum wahrgeworden ist, nicht nur was die Realisation angeht, sondern auch die Finanzierung. Wir haben die über 250 Millionen Euro ausschließlich fremdfinanziert. Mutige Investoren sind bei uns eingestiegen.“

Eine mutige Antwort. - Wenn man (heute) weiß wie es wirklich war. Aber der Gag kommt noch, wenn der Redakteur weiter fragt. Ich zeige das mal in einem Ausschnittfoto:

 

Und das, wo doch schon der Bauleiter... - Ehrlich! - Für mich bleibt unverständlich, wie man eine solche Antwort hinnehmen und dann noch veröffentlichen kann. Immerhin hat dann jetzt ein Gericht einen gewissen Politiker wegen der „gewissen Sicherheiten“ zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. - Aber das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. - Aber es war wohl alles gut gemeint. Dr. Kafitz erzählte 2009 dem Berichterstatter so nebenbei:

„Immerhin bleiben am Formel-1-Wochenende 60 Millionen Euro in der Region rund um den Ring hängen.“

Dr. Kafitz ist zwar ein studierter Marketingmann, aber war wohl immer schon ein Rechenkünstler, der die Neubaumaßnahmen, die in Verbindung mit „Nürburgring 2009“ so argumentierte:

„Durch die Neubaumaßnahmen schaffen wir auch 500 neue Arbeitsplätze.“

Jetzt im Juli 2014 werden wir erleben, wie viele Arbeitsplätze man abbauen kann, selbst wenn die genannten 500 Arbeitsplätze nur eine Traumzahl geblieben sind.

Man versteht auch nicht wie es jemals zum Konkurs kommen konnte, weil in der Tageszeitung vom 3. Juli 2009 die Entwicklung so geschildert wurde:

„Eine Steigerung der Besucherzahlen um 500 000 auf 2,5 Millionenpro Jahr soll der GmbH, an der das Land Rheinland-Pfalz mit 90 und der Landkreis Ahrweiler mit 10 Prozent beteiligt sind, nach dem Umbau schon 2010 schwarze Zahlen bescheren. Denn durch die '100-prozentige Fremdfinanzierung' und die Rückanmietung der Gebäude muss die GmbH „nur“ die jährlich Miete erwirtschaften.“

2010 „schwarze Zahlen“ und 2012 dann die Pleite? - Irgendetwas hat da wohl nicht gestimmt. Aber Kurt Beck hat das alles verstanden, wie er – auch vor einer Fernsehkamera - erklärt hat. - Da versteht man schon, dass so eine Kapazität heute die Firma Boehringer in Ingelheim berät. - Natürlich gegen eine „kleine Schutzgebühr“.

Der Nürburgring bleibt ungeschützt zurück.

Sein Marktwert ist insgesamt auf 77 Millionen Euro gesunken. Man will offenbar auch nicht mehr dafür haben. Übernimmt man die Rechenart eines Dr. Walter Kafitz, war die Insolvenz der 4. und der Verkauf der 5. historische Schritt am Nürburgring.

Aber wir haben der Berichterstattung aus der Tageszeitung von 2009 schon entnommen:

„Action und Event heißt das Motto am neuen Nürburgring.“

Und wir können aktuellen Aktionen unter dem Einfluss der neuen Herren am Nürburgring auch entnehmen, dass sich das nicht ändern wird. Man bleibt der Historie verpflichtet.

Obwohl man alle Verträge gekündigt hat. - Man will eben – speziell für die EU in Brüssel – die Kontinuität der bisherigen Geschäftsverbindungen unterbrechen, um sie dann „verbessert“ fortzusetzen. Mit neuen Verträgen. Mit deren Inhalt man dann auch die Komplexität der übernommenen Anlagen zu nutzen versuchen. - Ein solcher Versuch bringt auch mehr Geld.

In Mainz hat man sich alles ganz anders vorgestellt. - Aber das ist wohl nichts Neues.

Dass man nun aber auch bei der EU nachdenklich geworden ist, das stört nicht nur in Berlin gewaltig.

Man darf gespannt sein, welchen Wert die heutigen Presseberichte zur Situation am Nürburgring in weiteren fünf Jahren haben werden. - Sicherlich auch einen historischen. - Auch als Satire werden sie von Wert sein.

Aber ob man dann noch darüber lachen kann?

MK/Wilhelm Hahne

 

Durchschnitt: 5 (bei 32 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!