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Zumindest von der gestrigen Regierungserklärung der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz kann man das behaupten. Da kann kommen was will: Es gibt passende Entschuldigungen, Verniedlichungen oder auch Schuldzuweisungen. Manches klang aber gestern auch geradezu niedlich. Wenn z.B. Malu Dreyer in Richtung des Pseudo-Nürburgring-Käufers Capricorn appellierte: „Erfüllen Sie die Verträge!“ - Auch Frau Dreyer erfüllt einen „Vertrag“, einen Auftrag im Namen der Wähler. Davon saßen ein paar gestern auf der Empore des Plenums in Mainz. Malu Dreyer hat sie nicht angesprochen. Direkt. Diese Wähler werden sich aber auch von der Regierungserklärung nicht angesprochen gefühlt haben. Malu Dreyer hat sich zwar deutlich von Kurt Beck distanziert, führt aber die von ihm eingeleiteten Aktionen – natürlich von (teurem) „externen Sachverstand“ begleitet - munter weiter fort. Man fühlt sich als Wähler auf den Arm genommen wenn sie sagt: „Solche Fehler wird es unter meiner Führung nicht mehr geben.“ - Wie auch? - Sie will sich vom Nürburgring trennen, das auch im Fall des Flughafens Hahn versuchen und Zweibrücken ist gerade pleite. - Unter ihrer Führung. - Malu Dreyer hat auch nicht konkret zu dem Fall der „tollen Finanzierung“ des (seit dem 1. Oktober lt. EU-Beschluss) Nürburgring-Besitzers Stellung genommen. - Weil sie – und ihre Landesregierung (als 90-Prozent-Eigner!!) - keinen Einfluss hatte. Sagt sie. - Und am Tag vorher verkündet „ihre“ Firma am Nürburgring für die „neue“ Capricorn Nürburgring GmbH (Düsseldorf!), abgekürzt so genannt:
CNG: Änderungen ohne Einfluss!
Halten wir fest: Die Landesregierung hat die Nürburgring GmbH in die Insolvenz geführt. Natürlich hat sie sich auch hier von „externem Sachverstand“ begleiten lassen. Der empfahl eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Folglich hat „ihre Firma“ auch so den Antrag gestellt. Und der Besitzer – die Landesregierung hat – begleitet von „externem Sachverstand“ - einen Insolvenz-Geschäftsführer bestimmt. Der wurde „überwacht“ von einem Insolvenz-Sachwalter, den das Amtsgericht (Insolvenzgericht) Ahrweiler bestimmt hat.
Und wie kam es zu der interessanten Zusammensetzung des Gläubigerausschusses? - Zufall? - Nein! - Bestimmung!
Auch wenn ich mich hier wiederhole: Der Normalfall bei Abwicklung einer Insolvenz in Eigenverwaltung ist, dass zunächst ein Sanierungsplan erstellt und dem Insolvenzgericht eingereicht wird. Das ist im Fall Nürburgring niemals geschehen, wie mir der Direktor des Insolvenzgerichts Ahrweiler bestätigt hat. Der Nürburgring bedurfte offenbar auch keiner Sanierung, sondern er sollte sozusagen unter dem Druck einer Insolvenz – aber in Eigenverwaltung! - zum Verkauf gebracht werden. Er war den Politikern, die sich mehr als 80 Jahre damit geschmückt hatten, nun ein Dorn in ihrem schwammigen Wohlstandsfleisch. - Das Trauerspiel sollte nun „privat“ fortgesetzt und – irgendwie – beendet werden.
Das alles nach einem „Neubeginn“, der im Jahre 2010 (2009 eingeleitet) wurde und klar von Herrn Hendrik Hering in Anlage und Umsetzung verantwortet wird. Da hilft auch nicht der Hinweis auf „externen Sachverstand“. Hendrik Hering, damals Wirtshaftsminister, hat auch „damals“ seine entscheidende Mitarbeit nicht in Frage gestellt. - „Ich bin Jurist!“, hat er am 26. März 2010 von der Bühne der Adenauer „Hocheifel“-Halle festgestellt, so, als verkünde er eine Garantie.
Dabei stand er nicht auf dem „Berg Sinai“ (Danke, Herr Köbler), sondern – wie auch andere „Schauspieler“ - wohl auf wackligem Bühnenboden. Die Verträge mit Richter/Lindner waren eine Farce. Eveline Lemke hat sich damals darum bemüht, dass diese Feststellung auch weite Kreise zog. Mit beteiligt war auch Herr von Heusinger, als Rechtsanwalt für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Mainz arbeitend, der heute im Gläubigerausschuss den Ortsbürgermeister von Müllenbach berät. Er hat ihn auch in der entscheidenden Sitzung im März beraten, für Capricorn als Käufer zu stimmen!
Eigentlich werden in dem großen Nürburgring-Hütchen-Spiel immer wieder die Hütchen nur verschoben. Nach draußen sehen sie alle gleich aus, ihre Funktionen sind aber – unauffällig – andere, wobei sich unter den Hütchen schon mal ein Schwager vom Minister versteckt, oder die Schwester eines Ministers, oder die Ex-Frau eines Ministers. - Man hat genügend Hütchen, es gibt genügend Funktionen und es ist gut, dass die Öffentlichkeit oft gar nicht begreifen kann, warum irgendwelche Hütchen verschoben werden, weil sie gar nicht wissen können, wer wirklich darunter steckt.
Unter einem Aufsichtsrats-Hütchen hatte „damals“ Minister Hering auch einen Mitarbeiter verborgen, der – zur Sicherheit – der CDU angehörte. - Für vier Monate! - Den ließ er dann auch das heute immer wieder zitierte Gutachten von Ernst & Young in Aufrag geben, das heute Herings Entscheidungen für die „damalige“ Trennung von Besitz und Betrieb am Nürburgring legitimieren soll.
Auch dazu hatte Motor-KRITIK am 26/27. März 2010 –direkt nach der offiziellen Verkündung - schon eine Meinung:
Beck und Hering als „Sehleute“ in einem Boot!
26. März 2010 – Es wird von einem Zukunftskonzept gesprochen. Aber wer kennt das Konzept? Es „baut zentral auf den Mythos Nürburgring und das Motorsportgeschäft“, heißt es bei der Landesregierung. Welcher der neuen Betreiber und Gesellschafter bei der neuen „Destination Nürburgring GmbH“ versteht etwas von diesem Geschäft?
Herr Beck und Herr Hering sind (vielleicht) gute Politiker. (Was immer man darunter verstehen will.) Aber haben sie den Umgang mit Geld gelernt? - Die BikeWorld Nürburgring schloss offiziell mit einem Verlust von 4,8 Millionen Euro. Für die Nürburgring GmbH wurden gerade in der Presse Forderungen der Nürburgring GmbH gegenüber der MSR bzw. dem Hauptgesellschafter von vielen hundertausend Euro vermeldet.„Die Nürburgring GmbH erwirbt alle Anteile an der Motorsport Resort Nürburgring GmbH für je einen Euro bei gleichzeitigem Verzicht der bisherigen Gesellschafter auf die Rückzahlung ihrer Gesellschafterdarlehen.“ - So stellt es die Landesregierung RLP in ihrer offiziellen Presseerklärung dar.
Nun hat also die Nürburgring GmbH die MSR für 1 Euro (in Worten: ein Euro) übernommen. - Ein tolles Geschäft? - Die bisherigen Gesellschafter verzichten zwar auf ihre Einlage, aber die Nürburgring GmbH muss nun auch auf ihre Forderungen gegenüber der MSR verzichten. Wer ist also der Dumme? - Der Steuerzahler*.
Gestatten Sie mir, liebe Leser, dass ich in aller Ruhe noch mal die Dinge recherchiere, die bisher unklar sind. Sie werden bei mir bald darüber lesen. Auch vielleicht schon etwas zum Thema „Bilanzfälschung“, an der auch die Staatsanwaltschaft Koblenz arbeitet, wie mir Dr. Hund schriftlich bestätigte. Aber er wollte mich nicht – gegenüber meinen Kollegen – bevorteilen.Was gerade passiert ist, ist einfach ein „Gau“. - Dieser Ablauf dürfte auch die Herren bei der EU in Brüssel wachrütteln. - Ich hatte sie am 15. März 2010 auf die zu erwartenden Ereignisse einzustimmen versucht. - Schau'n mer mal!
Ich werde also versuchen, die Hintergründe weiter auszuleuchten. Wie Sie das auch von mir kennen.
Wie heißt es doch am Ende so manchen Vorfilms im Kino: „Demnächst in diesem Theater.“Wilhelm Hahne
*Nachdem ich am 27. März darauf angesprochen wurde: Natürlich hat Herr Richter, einer der neuen "Betreiber", der wie die Landesregierung nicht über Erfahrung in einem Bereich verfügt, wo "Kernkompetenz" vorhanden sein soltte, die Vertragsgestaltung dazu genutzt, seine Konten "glattstellen zu lassen". Die Belastung durch einen Kredit von 85,5 Millionen Euro ist also auch weg. - Oder anders formuliert: So teuer kann ein Euro sein!
Jetzt geht es aktuell – wieder einmal - „den Bach runter“, so dass es am 13.10.2014 zu einer Presseinformation der Nürburgring-Betriebsgesellschaft kam, die in Zusammenarbeit mit der Presseagentur der Insolvenz-Sachwalter (dictum law communication unter Leitung eines Pietro Nuvoloni) feststellt:
„Änderungen der Gesellschafterstruktur haben keinen Einfluss auf operatives Geschäft beim Nürburgring“
Und man versucht die Leser zu beruhigen, in dem man erklärt:
„Der Mitinvestor des Nürburgrings, Dr. Robertino Wild, hat im Interesse des Nürburgring die von seiner capricorn HOLDING GmbH gehaltenen Anteile an der Käufergesellschaft des Nürburgrings, der capricorn NÜRBURGRING Besitz GmbH (CNBG) an einen Treuhänder übertragen.“
Hier soll nun nicht aufgelistet werden, was in diesem Satz allein sachlich zu beanstanden ist, sondern nur auf die Formulierung „Treuhänder“ hingewiesen werden, der nicht namentlich benannt ist. Dazu hatte Motor-KRITIK vor Tagen auch schon einige Fragen.
Inzwischen war es Robertino Wild, der gegenüber der „Rheinische Post“ in Düsseldorf öffentlich machte, wer sich hinter diesem „Treuhänder“-Begriff verbirgt:
- Jens Lieser, der uns allen bekannte Insolvenz-Sachwalter!
Damit ist – zumindest Motor-KRITIK - auch klar, wie es dazu kommen konnte:
Lieser hatte sich bei der „Neujustierung“ eines Zahlungstermins von 5 Millionen Euro im August auch Sicherheiten überschreiben lassen. Als er von einem „Doppler“-Effekt Wind bekam, den Robertino Wild genutzt haben sollte, hat er versucht die Sicherheiten zu Geld zu machen. - Das ging wohl nicht. - Also hat er sich die zweidrittel Anteile an der Capricorn NÜRBURGRING GmbH überschreiben lassen. - Als Treuhänder. - Und man ist nun – mit Hilfe des Eindrittel-Eigner, Dr. Axel Heinemann (GetSpeed) - auf der Suche nach neuen Geldgebern.
Also ändert sich nichts! - Wirklich?
Es kann ja sein, dass man nur bei Motor-KRITIK beunruhigt ist. Aber die Regierungserklärung einer Frau Malu Dreyer – die natürlich von allem nichts weiß! - wird so immer unverständlicher.
Wenn man ein wenig besser informiert ist als Frau Dreyer (obwohl ich ihr zu ihrem Start als Ministerpräsidentin mein Nürburgring-Buch geschenkt habe), dann kann einem schon unbehaglich werden.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch den letzten Satz aus der o.e. Presseinformation festhalten, der sicherlich in nicht ferner Zukunft auch mehr Gewicht erhalten wird, obwohl die Presseinformation von niemandem verantwortlich unterzeichnet ist (!):
„Losgelöst vom Gesellschafterwechsel hat sich der Nürburgring in diesem Geschäftsjahr operativ ausgezeichnet entwickelt. Bis Ende September hat er die betriebswirtschaftlichen Erwartungen über Plan erfüllt und einen ansehnlichen Gewinn von 6,5 Mio. EUR (EBITDA) erwirtschaftet:“
EBITDA heißt lt. Wikipedia:
„Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (auf Sachanlagen) und Abschreibungen (auf immaterielle Vermögensgegenstände)“
In der Realiät herrschen aber wohl am Nürburgring ähnliche Zustände wie bei der Bundeswehr. Einige der zur Pflege der Strecken notwendigen Fahrzeuge und Geräte sind z.B. defekt und es ist – lt. Aussage der „Betroffenen“ - kein Geld für Ersatzteile vorhanden. - Aber für die „sportliche Ausrichtung“ des „Großen Preis von Deutschland“, dem rauschenden Formel 1-Event, hat man in diesem Jahr 1,8 Millionen Euro aufgewendet. Das war vielleicht für den Verkauf des Nürburgrings so wichtig wie drei Tage Achterbahnfahren im letzten Jahr! - Mehr wäre wohl auch zu teuer geworden.
Eine Falschinformation? - Die Genehmigungs-Unterlagen für's Achterbahnfahren können übrigens bei der Kreisverwaltung Ahrweiler eingesehen werden. - Wenn der Herr Landrat Dr. Jürgen Pföhler das – offen und transparent, wie von Frau Dreyer gestern wieder als ihre Politik bestätigt – es denn zulassen würde. - Aber Pföhler ist CDU-Mitglied und steht in Oposition zu Frau Dreyer (SPD).
Einer der verantwortlichen Geschäftsführer am Nürburgring (der NBG) sollte doch einmal die „echten“ Gewinn- oder Verlustzahlen per 30. September 2014 nennen! - Ob man dann noch neue Investoren für die vom „Treuhänder“, Jens Lieser, gehaltenen Anteile des Herrn Wild so schnell finden wird?
Aber Wahrheiten, das wissen Sie, liebe Leser, spätestens nach meiner Geschichte vom 13. Oktober, werden gerne selektiert.
Manche sollten aber schon gesagt, ausgesprochen, geschrieben werden!