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Nein, Robertino Wild sagt nicht wo er seinen Doktor gemacht hat. Schließlich geht das auch im Ausland. Auch die „Rhein-Zeitung“ hat das heute – einen Tag nach der Bekanntgabe meiner Recherche-Ergebnisse – festgestellt. Und auch die „Rheinische Post“ (-online) damit versorgt. Leser haben mich darauf aufmerksam gemacht und fanden es empörend, weil doch... - Meine Empfehlung: Dann sagen Sie bitte denen das – und nicht mir. - Schließlich ist die „Rhein-Zeitung“ Abonnent von Motor-KRITIK und nutzt diese Möglichkeit auch. Wo könnte man auch sonst noch in dieser Sache zuverlässig abschreiben? - Ich habe noch einmal die Dinge bis hin zu dieser aktuellen Entwicklung Revue passieren lassen und möchte meine gestrige Geschichte um ein paar Details, die mir so aufgefallen sind, ergänzen.
Dr.-Titel-Wildwuchs in Düsseldorf?
Malu Dreyer hat in ihrer 13-Minuten-Rede am 30. April 2014 im „Boulevard“ an der Nürburgring-Rennstrecke tatsächlich nur einmal den Titel „Doktor“ in Verbindung mit dem Namen des von der Politik „ausgeguckten“ Käufers für den Nürburgring verwendet. - Ein „Versprecher“, wie man heute entschuldigend sagt? - Sicher nicht!
Robertino Wild saß neben der Ministerpräsidentin, vor sich ein Namensschild, auf dem für alle Anwesenden deutlich zu lesen war: Dr. Robertino Wild. Und Robertino Wild hat sich von dieser Darstellung auch nicht distanziert. Schließlich hält er auch das Tragen dieses Titels für berechtigt, sagt aber nicht, wo der ihm zugeflogen ist.
Auch Pietro Nuvoloni, der Pressesprecher der Insolvenz-Sachwalter, hat in seiner Vorstellung im „Boulevard“ ein „Doktor“ dem Namen von Robertino Wild vorangestellt. Gleich zweimal.
Auffallend an diesem Nachmittag war, dass Carsten Schumacher zwar seinen Kollegen-Geschäftsführer bei der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH richtig mit Dr. Schmidt benannte, während er den Namen seines direkten Chefs bei der capricorn NÜRBURGRING GmbH (Schumacher ist dort auch Geschäftsführer!) ohne den Doktor-Titel passender fand.
In der offiziellen Pressemitteilung der NBG (Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH) zu dieser Veranstaltung ist der Name des „Käufers“ vom Nürburgring gleich fünf Mal mit dem Titel Doktor geschmückt, dem höchsten akademischen Grad in Deutschland. - Pietro Nuvoloni zeichnet wohl dafür verantwortlich.
Natürlich war die Landesregierung während des Verkaufs des Nürburgrings immer im Kontakt zu den Insolvenz-Sachwaltern. Frau Malu Dreyer, die aktuelle Ministerpräsidentin, hat daraus auch an diesem Abend vor dem 1. Mai keinen Hehl gemacht. Obwohl sie auch betont hat, dass sie „als Juristin“ immer die Grenzen beachtet hat, die ihr in einem Insolvenzverfahren gesetzt sind.
Es wurden an diesem 30. April viele „Worthülsen“ abgesondert. So hatte die Dame Dreyer an diesem Nachmittag z.B.
„alle Weichen gestellt, dass solche Fehler nicht mehr vorkommen.“
Das ist die gleiche Dame, die den Verkauf des Nürburgrings an Privat als „ersten wichtigen Schritt“ bezeichnete. Und darüber wird sie dann wieder ins Stolpern kommen, da die vorgenommene „Verkaufsunterstützung“ für Capricorn einer ihrer ersten großen Fehler war. - Wenn sie am 30. April von „Aufbruchsstimmung“ sprach, dann war ihr wohl kaum bewusst, dass das auch ihre Position als Ministerpräsidentin betreffen könnte.
Im „Blickpunkt aktuell“, einer kostenlosen „Heimatzeitung“ von heute (!), dem 21. Oktober 2014, ist auf einer Doppelseite nicht nur gleich sieben Mal der akademische Titel „Doktor“ mit dem Namen Wild, oder Robertino Wild verbunden, sondern man verwendet zu dieser Doppelseite auch den Untertitel:
„Ministerpräsidentin Dreyer appellierte an Nürburgring-Käufer den Vertrag zu erfüllen“.
So etwas ist doch nur als hilfloses Gestammel zu werten.
- Warum wurde die Person, die sich um dem Kauf eines Besitzes im Wert von fast einer Milliarde Euro bewarb nicht durchleuchtet?
- Warum ließ man dem Gläubigerausschuss keine Zeit, das finanzielle Konzept dieses Bieters genau zu überprüfen?
Der Verdacht wird immer stärker, dass die „politische Elite“ in Mainz (bzw. die, die sich dafür hält), die Bieter Wild/Heinemann mit ihrer Capricorn-Firmenkonstruktion aus bestimmten Gründen als Käufer des Nürburgrings favorisiert – und ihm „das Ding“ rübergeschoben hat.
Genauso, wie dann die EU-Wettbewerbskommission unter Leitung ihre „Chefs“, Joaquin Almunia, den Kaufvertrag „durchgewinkt“ hat. - Mit einem Ergebnis, das per Saldo zu dem Schrecklichsten gehört, war der Region um den Nürburgring passieren konnte. (Und der EU übrigens auch!)
Und wenn Herr Pietro Nuvoloni, „im Auftrag der Verwalter“, wie es heute in „Blick aktuell“ heißt, sich am Ende eines Interviews (auf Seite 41) so äußert:
„Alle Veranstaltungen, wie z.B. auch das Rockfestival 'Grüne Hölle', im Jahr 2015 finden selbstverständlich statt.“,
dann kommt das einer Verhöhnung der Leser und des am Motorsport interessierten Publikums in der Region Eifel gleich.
Es gibt per heute keinerlei Verträge mit Motorsport-Veranstaltern für Veranstaltungen auf den Rennstrecken am Nürburgring im Jahre 2015. - Das ist die Situation.
Und von Herrn Nuvoloni ist aktuell zu hören bzw. zu lesen:
„Ziel aller Bemühungen ist, dass die zweite Kaufpreisrate bedient wird, der Kaufvertrag eingehalten und bedient wird.“
Wer hat denn die aktuelle Situation zu verantworten? - Meine Leser mögen die Antwort finden. Mir – und Motor-KRITIK – fehlen die passenden Worte.
Inzwischen sind so Jens Lieser und Dr. Axel Heinemann zu Verbündeten geworden!
Bei dieser Gelegenheit eine Richtigstellung: Jens Lieser ist nicht der Treuhänder für den Zweidrittel-Anteil an der capricorn NÜRBURGRING GmbH, wie Robertino Wild die „Rheinische Post“ informierte. Meine Nachrecherche ergab: Treuhänder ist die KPMG!
Als Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz am 30. April 2014 am Nürburgring eine „Aufbruchsstimmung“ empfand, da war draußen auf dem Weg zu ihrer Propagangda-Vorstellung für Capricorn und dem „Käufer-Helden“ (Dr.) Robertino Wild ein Schild zu lesen auf dem geschrieben stand:
„Achterbahn wird nicht mehr in Betrieb genommen.“
Verständlich, dass einer der Mitverantwortlichen für dieses Projekt, Dr. Jürgen Pföhler, Ex-Aufsichtsratsvorsitzender der Nürburgring GmbH, heute Motor-KRITIK – nun als verantwortlicher Landrat der zuständigen Genehmigungsbehörde - keinen Einblick in der Genehmigungsunterlagen für diese Achterbahn werfen lässt.
Dafür dürfen meine Abo-Leser gerne in alle mehr als 1.500 Geschichten auf diesen Seiten schauen, wo z.B. schon Ende Januar 2014 als Meinung, durch intensive Recherchen (und nicht durch Abschreiben!) entstanden, in Sachen Nürburgring-Verkauf an das neue Capricorn-Team aus Düsseldorf zu lesen war:
„Je länger das Gespräch dauerte – insgesamt waren es mehr als dreieinhalb Stunden – desto weniger habe ich verstanden, wie diese Herren, derzeit Herrscher über „Capricorn“ und „GetSpeed“ in den virtuellen Datenraum kommen konnten. Nach eigenen Angaben ist zwar der Kauf des Nürburgrings für um 50 Millionen kein Problem, weil ein großer Teil dieses Betrages als Eigenkapital vorhanden sein soll und drei Hausbanken stehen im Hintergrund für Kredite bereit... - Meine Informationen sind andere. Sowohl die, die man als Zusammenfassung erhalten, als auch die, die ich in der Region direkt an der Basis bei einer Nachrecherche sammeln konnte.
So muss ich leider – auch in diesem Fall – den Insolvenz-Sachwaltern Versagen vorhalten. Recherchen der Art wie sie mir möglich waren und sind, müssten eigentlich für die Herren Insolvenz-Sachwalter auch kein Problem darstellen. Aber hier zeigt sich wieder einmal die – scheinbare – Abhängigkeit dieser Herren vom Willen der Politiker in Mainz. Die sind – koste es was es wolle – in jedem Fall entschlossen, sich definitiv vom Projekt Nürburgring zu trennen. Und die Insolvenz-Sachwalter können es mir sicherlich bestätigen: Eine zweite Insolvenz ist – kaufmännisch betrachtet – immer die interessantere. (Auch für die Insolvenz-Sachwalter.)“
Ab 29. Januar 2014, also vor dem Verkauf am 11. März, war auch die logische Schlussfolgerung hier im Internet zu lesen:
„So wie „Null plus Null“ stets Null ergibt, so ist es kaum wahrscheinlich, dass sich aus „Problemfall plus Problemfall“ etwas anderes als ein Problemfall ergeben kann.“
Mir tut es leid, dass ich offensichtlich wieder einmal – auch in diesem Fall des „Privat-Verkaufs“ - recht behalte, weil ich vor dem Schreiben journalistisch recherchiert hatte.
Aber wer nimmt heute schon noch das ernst, was er eigentlich in seinem jeweiligen Beruf immer verantwortlich machen sollte?
Wird das Politiker sein überhaupt als Beruf empfunden – oder dient die politische Bühne heute nur noch der Selbstdarstellung machthungeriger Politiker-Darsteller?
Eventuell hilft auch der Schmuck eines Doktor-Titels. - Solange der Glanz hält!
MK/Wilhelm Hahne