2021-10

Toter am Nürburgring: „Super-GAU“ im Kerngeschäft!

Für den Besitzer, bzw. seine Pächterfirma am Nürburgring, bedeuten die „Touristenfahrten“ das Kerngeschäft. Da nimmt man dann jeden Euro mit. Am Montag, dem 4. Oktober war man zwar mit einer Track-Day-Veranstaltung bis 17 Uhr auf GP-Kurs und Nordschleife ausgebucht, aber weil viele „Touristenfahrer“ schon vor der Nordschleifen-Einfahrt „mit den Hufen scharrten“, hat man dann noch mal um 17:30 Uhr die Pforten für „Touristenfahrten“ geöffnet.

Nun sind die aktuellen „Touristenfahrten“ nicht mit denen von vor Jahrzehnten zu vergleichen. Heute ist  der Altersdurchschnitt der Fahrer bedeutend jünger, deren Ausrüstung – oft auch der Automobile – anders als die der „Touristenfahrer“ z.B. in den 70ern. - Auch da war ich mit meinen Testobjekten – Automobilen und Motorrädern – mitten dabei. Auch die Industrie testete damals im „Touristenverkehr“. - Kein Problem! - Heute wäre das nicht mehr möglich!

Seit vielen Jahren fahre ich nicht mehr über die Nürburgring-Nordschleife, weil es mir bei den „Touristenfahrten“ zu gefährlich geworden ist. Aus „Touristenfahrten“ sind inzwischen „Terroristenfahrten“ geworden. So werden sie von der einheimischen Bevölkerung nicht nur benannt, sondern auch als solche empfunden. - Sie werden auch vom Veranstalter in einer „modernen Art“ beworben:

„Der Nürburgring, die Grüne Hölle. Erlebe die legendäre Kultstrecke aus Deinem eigenen Visier. Hautnah.“

Visier? - Besteht etwa Helmpflicht? - Nein! - Man ist aber bei dem „Touristenfahrten“ aktuell oft entsprechend ausgestattet unterwegs. Während sich in früheren Jahren „Sportfahrer“ vor ihren schnelleren Runden erst einmal „warm fuhren“, ist man jetzt sofort „flat“ unterwegs. Die Rundenpreise sind auch heute deutlich höher. Da möchte man schon von den ersten Metern an etwas von seinen Euro haben! - Gib Gas – Ich will Spaß!

Damals in den 80ern nur der Titel eines deutschen Spielfilms, wird das heute am Nürburgring in die  Realität umgesetzt. Das führt zu Unfällen, die eigentlich vermeidbar wären! - Man verlangt selbst von routinierten Berufs-Rennfahrern vor dem Befahren der Nürburgring-Nordschleife heute eine besondere Ausbildung, weil es sich – angeblich – um eine besonders schwierige Rennstrecke handelt. Fahranfänger dürfen die bei den „Touristenfahrer“ ohne jede Anleitung befahren.

  • An einem Montag genügt es, dafür - Runde für Runde - 25 Euro zu zahlen!

Während der „Touristenfahrten“ gilt die Straßenverkehrsordnung. Sagt der Veranstalter. Aber das Verhalten der Touristenfahrer wird nicht überwacht. Auch die Polizei kommt nur, wenn sie gerufen wird. Von Seiten der Politik wird dieses Thema ga-a-a-anz vorsichtig behandelt. Schließlich ist man froh, dass man das Thema Nürburgring – irgendwie – „vom Hals hat“. - So wird Vieles „unter der Decke gehalten“!

Nun hat es gestern aber bei den „Touristenfahrten“ nicht nur Leitplankenschäden und bei den Automobilen verbogenes Blech gegeben, sondern auch einen Toten und eine Reihe von Verletzten. Bei einem Massen-Crash, offenbar ausgelöst durch einen Betriebsmittelverlust. Normalerweise wird so etwas unauffällig abgehandelt mit: „Unfall bei Posten 125.“

Mir war die Schwere des Unfalls klar, als ein Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene durch’s Dorf in Richtung Nürburgring über die B 258 fuhr und später dann mit den gleichen optischen und akustischen Signalen in Richtung Mayen (Krankenhaus) zurück fuhr. - Und man hörte einen Hubschrauber. - Sonst gab es keine Informationen, weil zur gleichen Zeit zufällig im Internet Chaos herrschte. - Das war erst um 1:26 Uhr – also am 5. Oktober - behoben.

Um 20:48 Uhr – am 4. Oktober -  wurde aber schon die Polizei-Meldung zum Unfall unter „Blaulicht“, einem Presseportal, das einem Unternehmen der „dpa“ zugerechnet werden muss, veröffentlicht. Die Meldung kam nicht von der Polizei-Inspektion Adenau oder der Polizei-Direktion Mayen, sondern direkt vom Polizeipräsidium Koblenz. Und praktisch alle danach erschienenen Presseinformationen, auch die erste - erschienen um 22.20 Uhr auf den Internetseiten von „Die Rheinpfalz“ - hatten eine entsprechende „dpa“-Meldung als Basis.

Ich habe heute am Vormittag die Staatsanwaltschaft am Nürburgring wahrgenommen, habe den Polizeihubschrauber registriert, der die Unfallstelle von oben fotografisch festgehalten hat, habe gehört, dass nun ein Gutachter eingeschaltet ist und weiß darum, dass ich ab sofort keine Detail-Informationen mehr zum Unfall erhalte – da ein „schwebendes Verfahren!

  • Seit 12 Uhr – heute Mittag – ist die Nordschleife aber wieder zum Befahren frei gegeben! 

Damit meine Leser, die mich bei dieser Berichterstattung sehr unterstützt haben, auch von mir – von Motor-KRITIK – eine Information erhalten, die sie sonst nirgendwo finden können, füge ich hier zum Abschluss dieser Geschichte ein Stück Ausschnitt-Foto ein, das einen Eindruck von dem vermittelt, was man gar nicht mit Worten schildern kann.

Wie es dazu kommen konnte, werden wir wahrscheinlich nie „ungeschminkt“ erfahren. Weil es wahrscheinlich nicht erwünscht ist! - Und Lehren wird man aus diesem schrecklichen Unfall wohl auch kaum ziehen. - Aber man wird sicherlich viele „schöne Worte“ finden!

Der Rubel muss schließlich rollen!

MK/Wilhelm Hahne
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„Stern“-Spaltung: Strategisch klug oder nur dumm?

Es kommt für die Betrachter immer auf die Position an, aus der sie die Entwicklung zu einer  Entscheidung erst beobachten, dann betrachten und schließlich bewerten. Dieser Eindruck entsteht bei Motor-KRITIK, wenn man die Reaktion der Öffentlichkeit beobachtet, die sich auch in der Berichterstattung der Medien wider spiegelt. Die Aktionäre haben z.B. auf der gerade erfolgten (virtuell durchgeführten) außerordentlichen Hauptversammlung des Daimler-Konzerns zu 99,9 Prozent der Zerlegung des Konzerns zugestimmt. Aus Motor-KRITIK-Sicht ist die Zustimmungs-Quote in diesem Fall „normal“, denn sie ist aus meiner persönlichen Sicht eigentlich ein Stück „Bauernfängerei“. Andere sehen das anders, weil ihre Position eine andere ist! - Wer weiß denn schon, ob nicht die Weiterführung einer – wieder aus meiner Sicht - „dummen“ Idee, nicht auch das Erreichen einer vertraglich vereinbarten Bonus-Zusage für den neuen Vorstandsvorsitzenden – oder wen sonst auch immer – eine Voraussetzung ist. - Aber eine breite Öffentlichkeit wird diese „Zerlegung“ des „Erfinders des Automobils“ wohl auch kaum als negativ empfinden, weil sie ihr sehr gut verkauft wird. - Zunächst in kleinen „Appetit-Happen“ über eine lange Vorlaufzeit! - Aktuell dann „unterfüttert“ mit schnell erscheinenden, von Entscheidern zur Trennung vorbereiteten Pressemeldungen, die dann – in unserem digitalen Zeitalter – auch schnell und ungeprüft via Nachrichtenagenturen von den Medien auf ihre Internetseiten durchgeleitet werden. - Gut gemacht! - Aber als Journalist mit einiger Branchenerfahrung muss man sich – wenn man jahrzehntelang speziell die Entwicklung in der Automobilbranche verfolgt hat – schon die Frage stellen:

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Jochen Mass wurde 75: Hat er alles richtig gemacht?

Wer auf mehr als 28.000 Tage seines Lebens zurück blicken kann, hat in seinem Leben offensichtlich kaum etwas falsch gemacht. Diese „Bewertung“ kann vor allen Dingen dann getroffen werden, wenn das Geburtstagskind den wichtigen „mittleren Teil“ seine Lebens als Rennfahrer verbracht hat und heute in einer schönen Gegend Frankreichs wohnt. Das war in jener Zeit, als er beruflich diesen Sport ausübte – wie man so schön sagt – „saugefährlich“. Jochen Mass hat in der damaligen Zeit einige seiner Freunde mit zu Grabe tragen müssen!

  • Es war eine andere Zeit im Motorsport, in der sich auch Menschen zu einer anderen Art Persönlichkeit entwickeln konnten, als das heute der Fall ist.    

Jochen war einer jener Fahrer, der um seine Grenzen wusste, aber auch die der Physik respektierte, deren Grenzen sich nun mal nicht verschieben lassen. Ich kannte ihn aus der Anfangszeit im Motorsport, als er noch mit einem Alfa Romeo bei Berg- und Flugplatzrennen unterwegs war. Ab und an sind wir die gleichen Rennen gefahren. Jochen war eigentlich – aus meiner Sicht – ein ganz normaler Motorsport-Fan, der Spaß daran hatte, die Grenzen dieses Sports abzutasten und zu erfahren. - Ein sehr talentierter Fan!

Jochen ist dann mit Glück – und den richtigen Sponsoren – in der Formel 1 gelandet, hat aber auch da niemals „F1-Allüren“ an den Tag gelegt. - Jochen ist immer Jochen geblieben! - Ein Mensch, der nicht nur Spaß am Motorsport hatte, sondern dann auch – fast zufällig – sein Geld damit verdiente.

Eigentlich hatte er mal Seemann – und da natürlich Kapitän – werden wollen. So war es sicherlich „normal“, dass er – als es ihm wirtschaftlich gut ging – auch eine eigene Segel-Yacht hatte. Er hat den Motorsport immer als „die schönste Nebensache der Welt“ empfunden und ihr den Anteil in seinem Leben zugestanden, der ihr auch zu kam.

Ich bin später als Journalist mit ihm zusammen getroffen. Wir haben uns offen ausgetauscht. Ich habe meine Meinung zu Fahrern und Funktionären – oder Automobilen und Menschen – die wir beide kannten, überprüfen können. Wir haben unsere Meinungen geäußert, argumentiert und abgeglichen. Das wäre heute mit „modernen Rennfahrern“ nicht mehr möglich!

Die sind – überwiegend – vom Marketing bestimmt, haben eigentlich keine eigene Meinung - bzw. äußern sie nicht öffentlich – sind „Aushängeschilder“ von Teams, Firmen und Sponsoren.

Natürlich hat auch Jochen Mass schon mal Kompromisse machen müssen, aber im direkten Kontakt – so von Mensch zu Mensch – ist er immer der Jochen geblieben, wie ich ihn mal kennen gelernt hatte. Und wenn ein Journalist – den er gut kannte (!) - eine gute Idee hatte, dann hat er die mit umgesetzt. - So ist das Foto, stehend auf der Sitzbank seiner Kawasaki entstanden. Oder die Foto-Sequenz, bei der er sich in eine Deutschland-Fahne wickelt. - Eine Idee – wie das Kawa-Foto – des Fotografen Wolfgang Drehsen!

Als ich für ein Motor-Magazin gedanklich auf der Suche nach einer etwas ausgefallenen Geschichte war, habe ich ihn gefragt, ob er mir seine AC Cobra mal leihen könne, damit ich den Lesern dieses Magazins mal davon ein paar Eindrücke vermitteln könne, weil man die sonst nur mit dem Kauf eines solchen Ausnahme-Automobils gewinnen kann. - Er hat mir dann „seine Cobra“ mal für eine Woche überlassen.

Ich erinnere mich auch , dass er mal morgens zu Testfahrten mit Porsche am Nürburgring zu spät erschien. Jacky Ickx und er waren die Fahrer. Im Plan stand, dass er in der ersten Phase zum Einsatz kam. Aber er war an diesem Morgen spät dran, kam im letzten Moment mit seiner Kawasaki vom Hotel angebraust. Ickx hatte schon im Porsche Platz genommen. Jochen wollte aber seinen Teil der Arbeit – wie vorgesehen – erfüllen. Da ist Jacky wieder ausgesteigen, Jochen hat mir den Zündschlüssel seiner Kawa mit den Worten in die Hand gedrückt, „...wenn mal was ist“ und ist in seine erste Nordschleifenrunde gestartet.

Wir hatten uns Wochen zuvor mal darüber unterhalten, dass man am Nürburgring niemals die erste Runde schnell fahren sollte. Jochen war meiner Meinung, dass man – wenn man sicher und schnell die Nordschleife umrunden möchte - das erst in der dritten Runde tun solle.

In diesem Fall – das Porsche-Team baute noch den Funkmast auf – kam Jochen aus seiner ersten Runde nicht „pünktlich“ zurück. - Ich hatte meine Stoppuhr mitlaufen lassen. Da habe ich das Porsche-Team kurz informiert, mich auf Jochens Kawa geschwungen und habe ihn dann in der „Bergwerk-Kurve“ gefunden.

Er stand – unverletzt - inmitten der „Schrottteile“ seines Porsche-Sportwagens, den er hier in der „Bergwerk“-Kurve zerlegt hatte. In seiner ersten Runde! - Wir haben dann auf das Porsche-Team gewartet, dass einige Minuten nach mir am Unfallort eintraf. Jochen hat dann gesagt:

„Aber ich fahre die Kawa zurück! - Du kannst hinten drauf Platz nehmen!“

Ich kann nicht sagen, dass ich mich wohl gefühlt habe, obwohl ich Jochen kannte. Schließlich hatte er gerade vorher auch vergessen, worüber wir Wochen vorher noch gesprochen hatten.

Aber wenn ich nun heute – einen Tag nach seinem 75. Geburtstag – das Leben von Jochen Mass noch mal so Revue passieren lasse, dann sind mir primär nicht seine vielen Erfolge präsent, sondern mehr jene Momente, an denen es „noch mal gut gegangen ist“. Das waren schon einige.

Aber Jochen hat wohl in seinem Leben – so weit das möglich war – alles richtig gemacht!

Lieber Jochen! - Nachträglich herzlichen Glückwunsch zu deinem 75. Geburtstag!

Wilhelm Hahne

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