Als gestern vom Nürburgring vermeldet wurde, dass heute, am Mittwoch um 11 Uhr entschieden würde, ob NLS 2 zum vorgesehenen Termin – dann in Kenntnis der aktuellen meteorologischen Vorhersagen - überhaupt möglich sei, da habe ich von „Breitensport“-Teilnehmern telefonische Anfragen erhalten, wie ich denn die Situation einschätzen würde. Meine klare Auskunft:
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Das Rennen am kommenden Wochenende wird abgesagt!
Heute morgen – in der Frühe – habe ich im Internet u.a. lesen können:
„Wie wird das Wetter Samstag 09.04.2022 in Nürburg?
In Nürburg bleibt am Morgen die Wolkendecke geschlossen und die Temperatur liegt bei 0°C. Im Laufe des Mittags kann es zeitweise etwas Regen geben und die Höchstwerte liegen bei 6°C. Am Abend stören in Nürburg nur einzelne Wolken den sonst blauen Himmel bei Werten von 0°C. In der Nacht ist es klar und die Temperatur fällt auf -1°C. Böen können Geschwindigkeiten zwischen 26 und 54 km/h erreichen.“
Nun ist das Rennen „nur“ verschoben worden. Auf den 5. November! - Da ich kein Meteorologe bin, möchte ich eine solche Terminierung nicht kommentieren. Aber ich erkläre gerne, warum ich im aktuellen Fall so sicher war.
Wenn ein Veranstalter eine mögliche Absage so rechtzeitig ankündigt, dann hat er wahrscheinlich eine Ausfallversicherung abgeschlossen. Die gibt aber einen festen Termin für eine Absage vor. Wird der nur um Minuten verpasst, zahlt die Versicherung nicht.
In diesem Fall kam noch die „anregende“ Tatsache dazu, dass man – entgegen der erlebten Praktik bei NLS 1 – schon einen Tag früher eine Teilnehmerliste veröffentlicht hat:
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Renntermin 9. April, vorläufige Teilnehmerliste mit Status 5. April, 17:40 Uhr (und 55 Sekunden!)
Die lieben „lsr-freun.de“ schreiben dazu:
„Wurde gestern in den Abendstunden noch die vorläufige Teilnehmerliste mit 143 Nennungen veröffentlicht, kommt heute die Ernüchterung für die Teams und Fans der NLS.“
Nachdem man vorher von „weiteren GT3-Teams mit Werksunterstützung sowie die Scuderia Cameron Glickenhaus“ geschwärmt hatte, die auch bei den 143 Nennungen zu finden waren.
Gerade diesen „Werksteams“ hätte aber ein Rennen am Wochenende, bei den zu erwartenden Temperaturen gar nichts gebracht. Der Veranstalter hätte damit rechnen müssen, dass die ihre Nennung zurück ziehen. - Vielleicht waren auch schon Nennungen zurück gezogen worden! - Denn:
• Diese „Werksteams“ versuchen bei den NLS-Rennen vor dem 24h-Rennen Erfahrung und Daten im Hinblick auf dieses große Rennen zu sammeln, was bei Luft-Temperaturen um 4 Grad zum eigentlichen Renntermin absolut nicht möglich ist. Da würde man nur „unsinnige Kosten“ anhäufen.
In der Ankündigung des Veranstalters zur „Verschiebung“ wird natürlich das Thema Sicherheit betont. Damit lenkt man – wie man hofft, erfolgreich – davon ab, dass der Motorsport heute vom Geld bestimmt wird, dessen Ausgabe nur sinnvoll ist, wenn sich damit werbeträchtige Erfolge einfahren lassen. - Auch bei einer Vorbereitung dazu in der „größte und populärste Breitensportserie weltweit“, wie die NLS in der Rahmen-Ausschreibung des Jahres 2022 von ihren Betreuern empfunden wird, ist ein Start nur sinnvoll, wenn man damit die selbst gesteckten Ziele erreichen kann..
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Profi-Teams wären unter den zu erwartenden Umständen nicht zum Start angetreten, weil ein Einsatz unsinnig gewesen wäre, weil er keine nutzbaren Daten für das 24h-Rennen gebracht hätte!
Für diese Profis – weil auch die nicht alles lesen, was sie eigentlich lesen müssten – hier ein Zitat aus dem Internationalen Sportgesetz der FIA:
Abs. 2.1.6.b: „Im Falle einer Verlegung von mehr als 24 Stunden müssen die Nenngelder zurück erstattet werden.“
Warten wir also nun auf NLS 3, das am 23. April unter dem Titel „53. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy“ auf der Nürburgring-Nordschleife durchgeführt werden soll.
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Mitleid ist nicht angebracht. - Die wirklichen Fans wird man allerdings auch mit einer Verlegung des Rennens nicht trösten können!
Auch die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG verdient kein Mitleid, weil die so vielleicht – Sicherheit hin, Sicherheit her - die Möglichkeit erhält, am Wochenende dann „Touristenfahrten“ zum wohlfeilen Preis von 30 Euro pro Runde durchzuführen.
MK/Wilhelm Hahne