Gestern, am Dienstag-Nachmittag vor dem Rennen, wurden vom Veranstalter 121 Starter vermeldet. Diese Zahl wird aber – wie die Erfahrung zeigt – vor dem Start auf unter 120 Fahrzeuge sinken. Lt. Ausschreibung können Teams ihre Nennung bis zum Donnerstag, 18 Uhr, noch ohne einen Nenngeldverlust zurück ziehen.
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Der Veranstalter weiß, warum es diesen Passus in der Ausschreibung gibt! - Und nutzt ihn!
Am Samstag werden also zum ersten 6h-Teil des Rennens weniger als 120 Fahrzeuge starten, zum 2. 6h-Teil am Sonntag werden dann sicherlich weniger als 100 Fahrzeuge aus der Boxengasse auf die Strecke gehen. Die dann unter „Code 60“ – also mit einer maximalen Geschwindigkeit von 60 km/h (!) - ihre erste Rennrunde zurücklegen müssen! - Lt. Reglement!
Eigentlich ist ein 12-Stunden-Rennen in dieser Form eine reine Farce, ein Eindruck, der dadurch noch verstärkte wird, dass sich die weniger als 120 Starter auf insgesamt 28 Klassen verteilen, von denen 14 Klassen zwischen 1 und 5 Startern aufweisen. In davon 4 Klassen gibt es nur je einen Starter, so dass der sich eigentlich schon vor dem Start als Klassensieger fühlen kann – wenn er denn das Rennen in Wertung beendet!
Trotzdem wird es nicht einfach sein, das Rennen entsprechend dem Reglement zu beenden. Jetzt, beim 12-Stunden-Rennen, müssen Fahrer und Teamchefs zunächst noch mal eine kleine Nachhilfestunde nehmen, damit sie sich nicht selbst aus dem Reglement hinaus kegeln. - Nur gut Fahren genügt nicht!
Aber der Veranstalter hat auch hier vorgesorgt. - Einem „Bulletin“ vom 4. September 2022 ist zu entnehmen:
„Wichtige Informationen für NLS 6 12h Nürburgring
Beachte:
• Bulletin 4 mit Änderungen und Ergänzungen des Artikel 18.7 der NLS-Ausschreibung,
• Zeitplan für das 12h-Rennen Version 3.
• Bei NLS 6 müssen, wegen der besonderen Abläufe beim 12h-Rennen, alle Fahrer an einer Fahrerbesprechung teilnehmen. Das gilt auch für die Fahrer, die bei NLS 1 bis NLS 5 bereits an einer Fahrerbesprechung teilgenommen haben. Es gibt, wie immer, drei Termine für die Fahrerbesprechungen: Am Freitag, 09.09. um 18:30 Uhr (in deutscher Sprache) und um 19:30 Uhr (in englischer Sprache), sowie für verspätet angereiste Teilnehmer am Samstag, 10.09 um 08:00 Uhr (in deutscher Sprache).
Bitte informieren Sie Ihre Fahrer entsprechend !
• Im Anschluss an die englische Fahrerbesprechung bieten wir am Freitagabend, 09.09. um 20:30 Uhr eine Teamchef-Besprechung zu den 12h Nürburgring für die Teamchefs und / oder Team-Vertreter an. Bei diesem Meeting wollen wir den Teamchefs und / oder Teamvertretern noch einmal die besonderen Abläufe und Regeln des Rennens erläutern und für letzte Fragen der Teams zur Verfügung stehen.“
Aber was tut man für die Zuschauer? - Die sollten ein Rennen und das spätere Ergebnis doch eigentlich ohne Sonderlehrgang verstehen können. Tatsache ist aber, dass der Zuschauer bei Motorsport-Veranstaltungen immer weniger eine Rolle spielt. Man bemüht sich mehr ums Fernsehen, richtet die Renntermine nach deren Sendezeiten aus. Da ist der Sonntagnachmittag z.B. wichtig, den das Fernsehen gerne mit Sportsendungen füllt.
Doch der Sonntagnachmittag ist nicht der Termin, den Zuschauer für einen Besuch attraktiv finden. Da bleiben oft die Tribünen leer und der Regisseur hat dann das Problem, die Kamera-Platzierungen so vorzunehmen, dass die leeren Tribünen nicht ins Bild kommen.
Das wird tatsächlich alles vor einer Motorsport-Veranstaltung geklärt, von denen eine Live-Übertragung vorgesehen ist – oder von der eine Aufzeichnung – irgendwann – gesendet werden soll. Da sind leere Tribünen unattraktiv! - Der Fernsehzuschauer darf nicht merken, dass man evtl. eine Aufzeichnung nur als Lückenfüller eingeschoben hat.
So macht dann Jeder in der Kette von der Ankündigung bis zu einer evtl. Sendung Jedem etwas vor. Denn es geht darum, Sponsoren – die oft eigentlich keine Ahnung haben und Marketingentscheidungen nach „Papierform“ treffen – zufrieden zu stellen. Und natürlich die Fernsehzuschauer auch.
Die Zuschauer auf den Tribünen interessieren da weniger. So werden ganze Serien „passend gemacht“, sind scheinbar bedeutend, während vielleicht ein Teamchef zur realen Situation bei einem scheinbar attraktiven Lauf an einem Sonntag-Mittag – extra fürs Fernsehen auf eine bestimmte Zeit gelegt - zur realen Situation feststellt:
„Jetzt sitzen mal wieder mehr Menschen in den Rennautos, als auf den Tribünen!“
Ein solcher Satz – oder ähnlich – wurde tatsächlich schon bei einer „attraktiven“ Rennserie – auch im Fernsehen übertragen - von einem Teamchef gesprochen. Eine Fernseh-Sendezeit ist für diese Serie aber z.B. überlebenswichtig!
Die NLS ist derzeit auf dem Weg, zu einem ähnlichen „Produkt“ zu verkommen! - Man sollte sich an „alte Zeiten“ erinnern und wieder für die Zuschauer in den Abläufen verständliche Rennen durchführen. - Die sind dann auch für Live-Sendungen interessant! - Wo dann z.B. auch das Rennergebnis am Ende eines Rennens feststeht.
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Bei der NLS ist ein „Break“ notwendig! Dabei sollte man auch an die Kosten denken.
Das reine Nenngeld für das am Wochenende laufende 12h-Rennen (in zwei 6h-Abschnitten!) beträgt für einen GT3 z.B. - ohne alle Nebenkosten – inzwischen 9.700 Euro!
Noch Fragen? - Oder sollte noch über den aktuellen Benzinpreis beim 12h-Rennen an diesem Wochenende gesprochen werden?
MK/Wilhelm Hahne