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„Was für ein mega Rennen!“, schrieb auf „Facebook“ jemand, der offenbar nichts bezahlt hat! Teurer ist sicherlich nur die Formel 1. Aber dort werden Rennen inzwischen hinter dem „Safety Car“ beendet, ist der Marketing-Einfluss noch deutlicher spürbar. - Und größer! - Bei der NLS ist eigentlich alles super. - Sagen deren Macher zu diesem 12h-Rennen! „Aus sportlicher Sicht ist fast alles perfekt gelaufen“, sagt der Renndirektor, gleichzeitig VLN-Leiter Sport. Und weiter: „Vor allem der Re-Start war ein Höhepunkt des Events. Von den Teilnehmern haben wir viel positives Feedback erhalten.“ - Richtig! - Es gibt kein Rennen auf der Welt, bei dem man den Fahrern in der ersten Rennrunde von über 25 Kilometer Länge, ein „Einfühlen“ bei maximal 60 km/h zugesteht. - Das ist einsame Klasse! - Und man überlässt es dem Gefühl des Fahrers – oder der Ansage des Renningenieurs – wie der vielleicht 60 km/h – und wo - als passend empfindet. - Der Renndirektor hat erreicht, was er bei seinem „Amtsantritt“ sich selber versprochen hatte: Er wollte die VLN besser, perfekter machen als die DTM! - Es ist ihm gelungen! - Wenn die DTM heute nur ein „Abklatsch“ ihres Ursprungs, nur noch eine „weitere GT3-Serie“ ist, war das NLS 12h-Rennen die Perfektion des Unperfekten! - Eine NLS wie „schlecht geträumt“ und von der VLN nie erreicht!
12h NLS: Zu viel gewollt – unperfekt und zu teuer!
Zu teuer? - Das ist sicherlich relativ und wird von mir nicht aus der Sicht eines normalen VLN-Fahrers bewertet. Nicht nur das Nenngeld war – ich bereits schrieb – mit 9.700 Euro dieses Mal besonders hoch. Ich habe bei meiner „Bewertung“ die Gesamtkosten eines Teams für so ein Rennen über zwei Tage im Auge. Natürlich die Kosten für ein GT3-Team, auf das die NLS nicht verzichten möchte, weil hier oftmals Geld keine Rolle zu spielen scheint. - Denkt man wohl bei der NLS, auch wenn man nur sinnvoll auf das „kleine“ Nenngeld schaut. -. Alles ist relativ!
Die kompletten Einsatzkosten für ein solches 12h-Rennen, wie wir es in zwei Abschnitten an zwei Tagen erleben durften, dürfte pro GT3-Einsatzfahrzeug aber bei rd. 120.000 Euro gelegen haben. (In Worten: Einhundertzwanzigtausend Euro!) - Und es waren ein paar Zwei-Wagen-GT3-Teams am Start!
- Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch die „Perfektion“ betrachten, die selbst von den Verantwortlichen der Organisation nur als „fast“ perfekt empfunden wurde.
Dieses 12h-Rennen war eigentlich ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Das begann schon mit dem Start, der mit einer Einführungsrunde zum ersten 6h-Abschnitt begann, die nicht gewertet wurde. Der zweite Teil begann mit einer Einführungsrunde „unter Code 60“-Bedingungen, die dann nach irgendwelchen Berechnungen dann in ein Renntempo überging, was dann zu deutlichen Unterschieden in der Rundenzeit, eigentlich schon zu einer Verzerrung der sportlichen Wertung ührte.
Wenn dann noch die Boxenausfahrt mit „ROT“ für ausfahrtbereite Teilnehmer geschaltet wird, die eigentlich „GRÜN“ sein musste, dann ist die „Präzision“ der Startvorgänge eigentlich erst z.T. beschrieben.
Denn beim Startvorgang am Samstag schaltete zwar die Ampel bei Annäherung der ersten Startgruppe auf „GRÜN“, aber die Anzeigeuhr über der Strecke lief nicht mit an. Von den „Fachleuten“ der Organisation wird das als „unwesentlich“ betrachtet, weil es nicht auf diese Uhr, sondern auf die eigentliche Zeitnahme ankommt. Und die hat auch am Ende der zwei Tage das Endergebnis für die mit „ROT“ blockierten Teilnehmer-Fahrzeuge sekundengenau korrigiert. - In einer zweiten Fassung der Gesamtwertung!
Warum die „Einfühlrunde“ nach dem Start zum zweiten 6h-Teil dann als erste Rennrunde gewertet wurde und die Zeituhr, die jeweils die Restzeit offiziell anzeigt, mit dem Re-Start des ersten Fahrzeuges anlief, ist eigentlich nicht verständlich. Da dieser Re-Start für die einzelnen Fahrzeuge in den Abständen erfolgte, in der sie am Vortag – und Ende des ersten 6h-Teils – die Ziellinie überquert hatten, hätte eigentlich die Fahrzeit – bei „Code 60“-Bedingungen – für alle ziemlich gleich sein müssen. - Aber sie waren deutlich different!
- Der spätere Gesamtsieger durchfuhr die 1. Runde in 20:36,435 min
- Der spätere Gesamtzweite durcheilte sie in 21:21,159 min
- Der spätere Gesamtdritte war der Langsamste mit 21:26,926
- Differenz zwischen Platz 1 und 3 = 50,491 sec für die erste Startrunde!
- In der Addition beider 6h-Rennläufe hatte der Gesamtsieger vor dem Dritten einen Vorsprung von 52,481 sec. - Der Gesamtzweite wäre so eigentlich Sieger gewesen!
Ich mache diese grobe Rechnung auf, weil ich sie der über-intelligenten Lösung des Veranstalters gegenüber stellen möchte, der seine „Perfektion“ dann noch dadurch zu unterstreichen suchte, dass er während des Rennens z.B. ein Team bestraft, das 1 sec zu kurz gehalten hat. Ein anderes wurde bestraft, weil man 0,56 l Kraftstoff zu viel getankt hatte. - Am Nürburgring immerhin von einem Wert von (aufgerundet) 1,57 Euro!
- Vielleicht sollte man das alles nicht so eng sehen, weil der Einsatz doch nur 120.000 Euro betrug! - Aber es sei die Feststellung erlaubt: Der Motorsport reglementiert sich zu Tode!
Ich habe mir aber schon so meine Gedanken gemacht, weil dieses Rennen in manchen Details in der Realität ein wenig wie „mit Links gemacht“ wirkte. Eigentlich war es auch nur als Rahmenprogramm vom Marketing angedacht, weil man mit zusätzlichen Attraktionen auch die von visionären Politikern mal erdachten Bauruinen - wie„Boulevard“ und „ring°arena“ - mit Leben füllen wollte. (Der Insolvenz-Sachwalter führt hier noch entsprechende Prozesse.)
In die „ring°arena“ wollte man die Rennbesucher am Abend des ersten Tages mit einer „Back to the 90’s“ Party locken und zu einer weiteren Geldausgabe veranlassen. Als Tage vor dem Veranstaltungstermin verlautete, dass einige Sponsoren den Strecken-Posten und -warten einen kostenlosen Besuch dieser Veranstaltung ermöglichen würden, war mir klar, dass der Vorverkauf für diese Abendveranstaltung nicht funktioniert hatte. So war es dann auch. Trotz der vielen „Umsonst“-Besucher war auch diese Zusatz-Veranstaltung schwach besucht.
Aber „offiziell“ war man sehr zufrieden. Der für diese Saison neue Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG stellte am Ende der Tage fest:
„Wir haben zusammen mit unseren Partnern auf dem „ring°boulevard“, im Fahrerlager und der Boxengasse eine Menge Attraktionen geschaffen. Das lockte viele junge Familien an den Nürburgring und es gab glänzende Kinderaugen.“
Das mit den „Kinderaugen“ kann ich bestätigen. Die Zuschauerzahl insgesamt war nicht beeindruckend und unterschied sich kaum von der sonstigen Anzahl bei einem guten VLN/NLS-Lauf der Vergangenheit.
- Die „Autogramm-Meile“ während der Startphase zum ersten 6h-Teil war aber z.B. eine gute Idee, die auch bei den Besuchern gut ankam.
An den Brennpunkten der Strecke, wie „Pflanzgarten“ und „Brünnchen“, weil die direkt an einer Bundesstraße liegen, bin ich bei meinen Besuchen auch auf verärgerte Besucher getroffen, die nicht etwa z.B. den Eintrittspreis beanstandeten, aber wohl, dass sie zwei Mal 10 Euro für’s Parken bezahlen mussten.
Es soll Besucher gegeben haben, die darum – obwohl sie im Besitz eines Zwei-Tages-Tickets waren – am Ende des ersten Tages wieder abgereist sind!
Einer fragte mich z.B., wer denn wohl für die Schließung des oberhalb des „Brünnchen“ gelegenen öffentlichen Parkplatzes verantwortlich wäre. Und warum so etwas wie die Trennung der Fahrbahn einer Bundesstraße an der Einfahrt Parkplatz „Brünnchen“ – an einer Bundesstraße – durch Pylone erfolgen konnte?
Währenddessen wendeten Automobile am Ende der Pylonen-Strecke auf der Bundesstraße, brachten den Normalverkehr zum Erliegen. Und die Zuschauer mit Pkw, die dieses Mal auf der anderen Straßenseite zum Parken veranlasst wurden, mussten im unterschiedlich dichten Verkehr mit „Mann und Maus“, Kindern, Sitzstühlen und Rucksäcken in Verkehrslücken über die Bundesstraße hasten. Natürlich gab es dort keine „Zebrastreifen“ oder eine Regelung durch die Polizei. Die Nürburgring-Besucher kamen sich da schon mal wie „Gejagte“ vor!
Ich habe die mir gestellten Fragen nicht beantworten können, weil ich das auch nicht verstanden habe. Auch nicht die Frage eines Motorrollerfahrers, dem man am Freitagnachmittag – vor dem Rennen – für das Parken von 15 – 18 Uhr 10 Euro abnehmen wollte, obwohl er diesen Roller auch auf einem Freiplatz daneben hätte abstellen können, zu dem man aber die Zufahrt aber abgesperrt hatte.
Ein Rollerfahrer wertet eben 10 Euro (in diesem Fall für drei Stunden!) anders, als ein McLaren-Besitzer, der sich mit einem entsprechenden Beitrag an den Einsatzkosten von 120.000 Euro für einen GT3 beteiligt. Als Fahrer! Von der FIA genauso als gut anerkannt, wie es auch wohl die Ausschreibung für das NLS 12h-Rennen war, die vom DMSB genehmigt werden musste. - Und so genehmigt wurde!
Niemand hat wohl etwas dagegen, wenn ein Veranstalter auf der Nürburgring-Nordschleife ein 12h-Rennen veranstaltet. Aber es sollte dann auch ein 12h-Rennen sein und nicht der Rahmen zum Füllen von Bauwerken sein, die unter normalen Umständen von Fachleuten niemals gebaut worden wären.
- Der Nürburgring in seiner jetzigen Komplexität ist eine politische Last, unter der jetzt der Motorsport leidet!
Die Politik interessiert das nicht – mehr! - Der Nürburgring ist verkauft! - Aber das inzwischen alte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung (!) ist immer noch nicht abgeschlossen!
Man muss leider immer noch all’ diese Umstände und Entwicklungen zusammen führen, wenn man eigentlich nur über ein Rennen sprechen oder schreiben sollte.
Um bei diesem 12h-Rennen zu bleiben: Sollte es im nächsten Jahr mit dieser Zweiteilung wieder im Rennkalender der NLS zu finden sein, sage ich heute schon weniger als 100 Starter für diese Veranstaltung voraus!
In diesem Jahr waren 115 Fahrzeuge am Start. Die Zweiteilung des Rennens – mit einer Reparaturpause, für die ein Antrag gestellt werden musste – verhinderte ein größeres Desaster.
Offiziell – nach einer Information der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG – hat es eine Reparaturpause allerdings nicht gegeben. Man schrieb am 5. September u.a.:
„Nach dem ersten Zieleinlauf, am Samstagabend um 20:30 Uhr, kommen die Fahrzeuge über Nacht in den Parc Fermé. An ihnen darf in der Zeit nicht gearbeitet werden.“
In der Realität war alles ein wenig anders. Obwohl der Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG nach dem Rennen feststellte:
„Wenn man sich die tollen Bilder der 12h Nürburgring anschaut, wird deutlich, wofür unser Team die letzten Wochen und Monate viel Herzblut in die 12h Nürburgring investiert hat.“
Leider hat sich die Investition nicht ausgezahlt und auch bei den Besuchern nicht unbedingt den Eindruck hinterlassen, den man entstehen lassen wollte. Obwohl genau dieser Geschäftsführer für die tollen Bilder der Live-Übertragung verantwortlich, alles getan hat, um die Veranstaltung gut aussehen zu lassen.
MK/Wilhelm Hahne
PS: In dieser Geschichte wollte ich dieses Mal nicht mit bunten Bildern ablenken. Darum habe ich sie auch – obwohl mir selbstverständlich welche vorliegen – hier nicht eingefügt. So vermittelt diese Geschichte dann optisch den gleichen Eindruck wie das NLS 12h-Rennen Nürburgring. - Alles ein wenig trostlos!