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Auch im Motorsport wird eine Klimaveränderung spürbar. Der reine Sport leidet unter unpassenden Marketing-Klimmzügen von Industrie, Rennstreckenbesitzern und Veranstaltern. Aus früher einmal ausschließlich sportlich orientierten Teams sind – voll im Trend liegend – inzwischen kleine Profit-Center geworden. - Auch unter dem Druck der Finanzbehörden! - Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg mal eine Zeit, in der Gewinne aus Sport und Liebhaberei einkommensteuerfrei waren. Heute muss der Sport schon eindeutig und klar als Geschäft betrieben werden. - Und Gewinn abwerfen! - Wenn er denn vom Finanzamt als „richtig“ anerkannt und gewertet werden will. Die Einen haben das gerne getan, die Anderen zwanghaft! - So ist auch der Motorsport zu einem Geschäftsmodell geworden. Auch der Journalismus wird nur noch ernst genommen, wenn er die Träume von Phantasten und Visionären – das können auch Amateure sein! - bestätigt und deren „Sachinformationen“ unkritisch und möglichst 1:1 übernimmt. „Claqueure“ waren früher einmal eine eher seltene Erscheinung, die man z.B. beim Theater fand. Heute scheint alles „Theater“ zu sein! - Eine „die Lücke füllende“ Gruppe in der Medienlandschaft hat für eine geradezu pandemieartige Ausbreitung gesorgt. - Jede „Krankheit“ klingt dann ab, wenn sie ihren Höhepunkt überschritten hat. Im Motorsport am Nürburgring scheint die „Krankheit“ mit dem NLS-12h-Rennen ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Ein erstes Team hat seinen Ausstieg aus der NLS-Serie zum Jahresende angekündigt. - Nun wäre ein „Kur“ – nicht nur wegen des einen Teams (!) - dringend angebracht. - Es muss nun wirklich etwas geschehen!
NLS: Unzufriedenheit steigt – Starterzahl sinkt!
Wer nur auf schöne Bilder achtet, wird den Blick für die rauhe Realität verlieren. Man sollte also schon die realen Details kennen und Zusammenhänge herstellen können, wenn man einen bestimmten Teil unserer Wirklichkeit mit „hellem Blick“ betrachten möchte. - Aber wer möchte das schon? - Weil es in vielen Fällen dann auch zur Belastung werden kann.
Darum stoßen auch schon mal einige Geschichten hier in Motor-KRITIK auf Unverständnis. Sie werden nicht geschrieben um jemanden anzugreifen, sondern um zu helfen, eine aktuell auftretende Situation zu verbessern.
So ist das auch mit dem Nürburgring und der VLN, die inzwischen zur NLS wurde. Ich habe nicht nur ihr Entstehen beobachtet, sondern habe sie auch als aktiver VLN-Teilnehmer über Jahrzehnte ihrer Entwicklung mit erlebt. Da gab es durchaus positive Weiterentwicklungen, aber auch Fehlentwicklungen. Eine der krassesten war, eine Tourenwagen-Breitensportserie durch die Hinzunahme der GT3 scheinbar interessanter zu machen. - Für wen?
Ich persönlich war als Fahrer schon beim ersten Rennen – 1977 – in einem reinen Tourenwagen-Feld unterwegs und wurde mit meinem Fahrerkollegen Walter Piel dann – mit einem VW Golf Gti unterwegs – am Ende als 5. im Gesamtklassement abgewunken.
Als die schnellen GT’s dazu kamen, hat das die Tourenwagen-Fahrer wenig gestört. Deren Klassen waren gut gefüllt und ein Klassensieg hatte „damals“ – bei um 30 Startern in der Klasse – doch eine andere Bedeutung, als sie es heute hat, wo ein Klassensieg bei der Vielzahl - und evtl. drei Startern pro Klasse - eigentlich eine Abwertung erfährt.
Wenn man beim gerade durchgeführten NLS 12h-Rennen, durchgeführt in zwei 6-Stunden-Läufen, einen Blick ins endgültige Gesamtergebnis wirft, so waren die zehn Erstplazierten alle GT3, bei denen – wie ich in meiner letzten Geschichte zu diesem Rennen bereits schrieb – jedes Team für jedes Fahrzeug eine Gesamtausgabe von 120.000 Euro Einsatzkosten zu finanzieren hatte.
Die ersten Zehn des Gesamtklassements beim NLS-6h-Rennen investierten also rd. 1,2 Millionen Euro. Da verdienten nicht alle einen Pokal! - So schön z.B. ein 10. Platz im Gesamtklassement eigentlich sein kann, in diesem Fall hatte er den Wert des Klassenletzten in der SP9-Pro. Dort wurde der Gesamt-Zehnte als 8. und Letzter der in Wertung Angekommenen notiert.
- Das wird von dem in dieser Position gewerteten Team natürlich anders vermarktet!
Mein Blick in das Endergebnis ist eben ein wenig anders, eigentlich so, wie man das Rennergebnis realistisch sehen sollte. - Ich würde als Fahrer eines GT3 in dieser Klasse einen solchen Zieleinlauf als deutliche Niederlage empfinden! - Er wir heute als eine tolle Leistung verkauft!
- Bei einem 12h-Stunden-Rennen, das in zwei Läufen á 6 Stunden durchgeführt wurde und bei dem man – auf Antrag natürlich – in der Zwischenzeit das Fahrzeug reparieren konnte!
Aber es hat doch… - wird man mir vorhalten - ...in der Vergangenheit schon ein 24h-Stunden-Rennen gegeben, das auch in der Nacht unterbrochen wurde. - Ich weiß das. Ich kenne auch den Grund, bzw. den Hintergrund.
Damals versuchte der Veranstalter das 24h-Rennen für die Zuschauer als besonders attraktiv zu gestalten, in dem er auch das Ford-Werksteam mit den attraktiven Ford-Capri zu einem Start animierte.
Aber diese Wunschvorstellung war nur zu realisieren, indem man dem Werksteam in der Nacht eine Reparaturpause einräumte. Der Ford-Rennleiter hat darauf bestanden. - Wenn nicht, dann nicht!
Also Reparaturpause in der Nacht. Und die Fahrer hatten ihre Nachtruhe. Nur so konnte dann auch einer der damaligen Ford-Werksfahrer nicht dadurch auffallen, dass er nachts nicht zum Einsatz kam. Er ist nämlich nachtblind! - Er kam auch nicht bei der Fahrt ins Dunkel hinein zum Einsatz. Weil das seine Bedingung war. Sonst hätte er sich von seinem Rennleiter nicht für den Einsatz bei diesem 24h-Rennen melden lassen. - Das war seine Bedingung!
Heute können Werksfahrer keine Bedingungen mehr stellen. Sie wären auch – vielleicht – sonst heute zu keinem Werksfahrer geworden. - Nachtblind? - Das geht doch heute gar nicht!
Damals startete sogar ein sehr erfolgreicher Rennfahrer mit einem Glasauge. - Und niemand hat’s gemerkt? - Aber nicht beanstandet!
Werksfahrer von heute werden in den „normalen Serien“, in denen sie zum Einsatz kommen, wie Leibeigene behandelt. Und was sie gegenüber Presse und Fernsehen äußern, hat den Marketing-Vorgaben zu entsprechen.
So ist auch z.B. das gerade durchgeführte 12h-Rennen eigentlich zu einer „Rahmenveranstaltung“ verkommen, mit der die Besucher dazu gebracht werden sollen, zwei Tage in der Eifel zu verbringen um so dazu gebracht zu werden, auch die anderen vorbereiteten „Erlebnisstätten“ – z.T. gegen eine „kleine Schutzgebühr“ – zu besuchen.
Unter dem Strich hat sich diese „Hybrid“- NLS-Rennveranstaltung in ihrer Gesamtheit – und im Ergebnis – als wenig befriedigend herausgestellt.
Für eins der Teams war es sogar der Anlass, schon direkt danach – also aktuell - zu verkünden, dass man zum Jahresende der NLS-Serie den Rücken kehren wird. Wer von den Motor-KRITIK-Lesern diesen Fakt noch nicht kennt, dann ihn auf der Internetseite des Teams nachlesen, wenn man mit der „Maus“ exakt HIER klickt.
Bei Motor-KRITIK hat man eben zu Allem nicht nur ein klare und einfache Meinung, sondern versucht auch sonst, für seine Leser verständlich – und glaubwürdig - zu bleiben. Was eigentlich einfach ist, weil ich mich immer noch der These verpflichtet fühle, die schon seit Jahrzehnten als Untertitel auf meinen Seiten zu lesen ist:
„...mehr als schöne Worte!“