Statt ADAC-24h-Rennen: In 24 Stunden nach Portugal?

Die Berichterstattung über das o.e. 24-Stunden-Rennen in Motor-KRITIK ist durchaus umstritten. Die Leser scheinen z.T. „hin und her gerissen“. Schließlich ist die mehrheitliche Berichterstattung zum Rennen in anderen Medien durchaus positiv. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass die Automobilfirmen, die bei diesem Rennen auch eine Reihe von Einsatz-Teams auf unterschiedliche Weise unterstützten, auch gute Anzeigenkunden dieser Medien sind. - Oder sie sollen es werden. - Meine Informationen sind durch nichts und niemanden beeinflusst. - Diese Geschichte vielleicht durch das Video eines Teilnehmers und die E-mail eines Lesers, die mich auch an ganz persönliche Erlebnisse erinnerte und bei mir die Frage auftauchen ließ:

Statt ADAC-24h-Rennen: In 24 Stunden nach Portugal?

Die Aussagen der Fahrer oder Teamchefs beim diesjährigen ADAC 24-Stunden-Rennen sind  meiner Sicht z.T. - sofern sie öffentlich erfolgten - nicht so ganz ernst zu nehmen, weil die zwar nicht unbedingt einen „Spruch“ meiner Großmutter kennen müssen, aber doch wohl entsprechend der Volks-Wahrheit erzogen wurden und auch begriffen haben:

„Wer die Musik bezahlt, bestimmt was gespielt wird!“

Meine Berichterstattung wird von mir als „an der Realität orientiert“ empfunden, die einen richtigen Eindruck von der Veranstaltung vermittelt. - Was auch sonst? - Ich weiß wovon ich schreibe, habe auch selbst im Motorsport die scheinbar abstraktesten Situationen erlebt. - Darum ist mein Vorstellungsvermögen auch anders geprägt, wenn es darum geht, scheinbar unerklärbare Phänomene zu erklären.

Nicht nur die „Berichterstattung“ jener Medien wird von mir nicht so richtig ernst genommen, die sich auf das Abschreiben von Presse-Mitteilungen der Teams beschränkt. Man sollte auch nicht die Statements der Leute ernst nehmen, die gegenüber ihren Firmen die Kosten verteidigen müssen, die die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung inzwischen verursacht.

Ich halte es aber durchaus für realistisch wenn ich höre, dass ein Teamchef meint, ihm wäre durch die Zeitnahme beim 24h-Rennen in diesem Jahr „eine Runde geklaut worden“. - (Darauf komme ich gegen Ende der Geschichte noch einmal zurück.) Natürlich wird er sich feiner ausdrücken als ich es jetzt hier tue, aber solche Fehlleistungen der Zeitnahme hat es zu allen Zeiten gegeben. - Ich kenne da nicht nur eine! - Aber es ist im Sportgesetz auch deutlich vermerkt:

  • Ein Protest gegen die Zeitnahme ist nicht zulässig!

So habe ich selbst einige Jahre damit leben müssen, dass ich für eine bestimmte Streckenzusammenstellung am Nürburgring einige Jahre als Rekordhalter für Gruppe-N-Fahrzeuge mit einem Ford Escort 2000 RS genannt wurde, der ich nie war. Eine Fehlleistung der Zeitnahme. Mein Freund – und Fahrerkollege – war damals direkt nach dem Rennen bei der Zeitnahme gewesen. Sein Protest war zwecklos. (s.o.)

Ich habe danach dann schon mal in Rennprogrammen in Auflistungen lesen müssen, was mich eigentlich beschämt hat. Um diesem Erlebnis die „Krone aufzusetzen“: Direkt nach diesem Rennen, wurden wir mit unserem Ford als Gruppensieger (Gruppe N) ausgerufen, während nach den  Aufzeichnungen unseres Teams das eigentlich ein Opel-Team mit ihrem „Monza“-Coupé sein musste. - Wir sind aber – weil wir über Lautsprecher dazu aufgerufen wurden – dann schon mal „aufs Treppchen gestiegen“.

  • Und unten stand der schnellste Fahrer aus dem eigentlich siegreichen Team und schüttelte drohend die Faust.

Diese Zeitnahme-Fehlleistung wurde dann aber kurz danach schon von der gleichen Zeitnahme (!) automatisch korrigiert und ich habe den „goldenen Lorbeerkranz“ dann dem wirklichen Sieger überreichen wollen. Er hat ihn aber nicht genommen und gemeint:

„Den kannst du dir irgendwo hin hängen! - Den will ich nicht mehr!“

Ich fand das irgendwie konsequent. Dieser Kranz hängt noch heute – um mich immer an diesen Fehler der Zeitnahme zu erinnern – in meiner Garage!

Ich habe auch andere „Fehler“ der Zeitnahme erlebt. Einen auch bei einem meiner Brüder. Auch bei einem 24h-Rennen. - Aber wie gesagt: Ein Protest ist nicht zulässig! - Das alles ist mir eingefallen, nachdem mich ein Leser daran erinnerte, dass die Bezeichnung „Rennen“, die ich in meiner Berichterstattung immer erwähnt hätte, eigentlich schon eine Falschinformation wäre. Und er schreibt am Ende seiner E-mail:

„Helfen Sie mir doch bitte!“

Er hatte mir mit einem Anhang aus Google-Maps nachgewiesen, dass man mit einem gebrauchten alten VW Golf, mit Nachtanken und Ölstand kontrollieren, mit einem Satz normaler Reifen die Entfernung Nürburgring – Lissabon (= 2.249 km), wenn man Non-Stop fährt, in 19 Stunden und 39 Minuten zurücklegen kann. - Er schreibt mir:

„Da fuhr also der dicke 6er GT3 von BMW in diesen 24 Stunden am Nürburgring 85 x 25,378 km, also 2.157,13 Kilometer mit einem Schnitt von 89,88 km in der Stunde. Ein Fahrzeug, dass so im mittleren sechsstelligen Bereich zu erwerben ist.“

Und stellt dann die Frage:

„Käme man da mit einem alten Golf nicht besser zurecht?“

Man kann also das diesjährige 24h-Rennen auch mal unter diesem Aspekt betrachten und zu der Erkenntnis kommen, dass man bei einer Fahrt nach Lissabon vom Nürburgring aus, auch mal in Ruhe unterwegs noch Kaffee trinken und ab und zu mal ein paar „gymnastische Regenerationsübungen“ machen könnte.

Was dieser Leser nicht weiß: Ich bin in den 50er und 60er Jahren insgesamt drei Mal vom Niederrhein aus mit dem Automobil an die Algarve in Portugal gefahren. Das waren jeweils rd. 2.500 Kilometer hin und 2.500 Kilometer zurück. Ich habe dafür hin immer 2,5 Tage gebraucht. Zwei Tage immer je 1.000 Kilometer recht gemütlich. Am dritten Tag war ich dann zum Mittagessen an der Algarve.

Einmal mit einem BMW 700 Coupé, dann mal mit einem BMW 1500 der „neuen Klasse“ und ein drittes Mal mit einer Alfa Romeo Giulia Super. - Zurück bin ich jeweils in 8 Tagen gerollt. Ich wollte doch nicht „kaputt“ aus dem Urlaub zurück kommen!

Es war die Zeit, in der wir beim Arbeiten nicht auf die Uhr geschaut haben, nicht in einen Urlaub hektisch hin und zurück geflogen sind. Natürlich in vollklimatisierten Kabinen. - Nein, es waren genüssliche Urlaube, wo man die klimatischen Veränderungen über die gefahrenen Entfernungen noch erlebt und genossen hat.

Man ist z.B. im Januar hier in Deutschland bei Eis und Schnee und Minus-Temperaturen weggefahren und ist in Portugal in der Mandelblüte, bei 15 – 18 Grad C (plus!) angekommen. Da waren die Hin- und Rückfahrten noch Erlebnisreisen. Würde ich sonst z.B. die höchste europäische Wanderdüne - Grande Dune du Pilat - an der Atlantikküste bei Arcachon (Frankreich)– kennengelernt haben? Oder die Korkeichen-Wälder bei Mimizan. Ich wüsste auch nicht, dass man abends im spanischen Toledo um diese Jahreszeit – Januar - an Tischen sitzt, die von bodenlangen Tischdecken bedeckt sind, unter denen ein Holzkohlenfeuer brennt. Dabei habe ich gelernt:

  • Wenn die Füße warm sind, fühlt man sich insgesamt – auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt –  bei einem gemütlichen Abendessen sehr wohl.

Daran habe ich mich  – durch meinen Leser angeregt – jetzt gerne noch einmal erinnert.

Aber ich möchte noch mal auf den eigentlichen Anlass zu dieser Geschichte - auf das diesjährige ADAC 24-Stunden-Rennen am Nürburgring - zurück kommen.

Per Zufall bin ich auf ein Video gestoßen, auf dem ein Teilnehmer über seine ganz persönlichen Erfahrungen informiert. Auch mit der Zeitnahme. Es ist offensichtlich jemand, der nicht auf irgendeinen Sponsor oder andere „wichtigen Leute“ Rücksicht nehmen muss, sondern seine Sicht der Dinge „ungeschminkt“ schildert. - Wenn meine Leser sich noch rd. 19 Minuten Zeit nehmen, können sie diesem Mann – mit einem Klick HIER – zuhören.

Vielleicht können sie dann besser einschätzen, welche Art der „vielschichtigen“ Berichterstattung näher an der Realität des diesjährigen ADAC 24h-Rennens war.

MK/Wilhelm Hahne
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