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Dass aus ONS und OMK der DMSB wurde, ist lange her. Wer nach dem Warum sucht und Wikipedia fragt, erhält als eine verständliche Antwort, dass es sich um eine Fusion gehandelt habe. Das scheint logisch und wird dann auch nicht weiter hinterfragt. Wenn hier in Motor-KRITIK bisher über die „neue Sportbehörde“ DMSB geschrieben wurde, so musste oft von unverständlichen Entscheidungen berichtet werden, die aus persönlicher Sicht nicht immer im Sinne des Sports zu empfinden waren. Als ich 2016 von einem Wechsel des damaligen Generalsekretärs des DMSB hin zur DMSW als Geschäftsführer informierte, war ich eigentlich schon nahe dran, an dem wirklichen Grund, der am 8. Juni 1997 zur o.g. „Fusion“ führte, um dann – wie es bei Wikipedia heißt, „1998 die Nachfolge der OMK und ONS zu übernehmen“. - Der eigentliche Grund wurde mir erst durch Zufall klar, war dann der Anlass zu weiteren Recherchen, die eigentlich im Ergebnis den bei mir schon vorhandenen Eindruck bestätigten, dass nicht nur der Sport allgemein, sondern auch der Motorsport deutlich von der Frage bestimmt wird: Wie komme ich zu guten – und noch besseren - geschäftlichen Ergebnissen? - Die Neugründung des DMSB war aus meiner heutigen Sicht auch damals schon eine Antwort auf diese Frage. - Nachdem ich mich über eine lange Zeit mit Details in der Sache befasst habe, glaube ich heute meinen Lesern zum Inhalt der folgenden Geschichte ankündigen zu können:
ONS & DMSB: Motor-KRITIK enthüllt Zusammenhänge!
Vor Jahren, vor Jahrzehnten, war ich als Lizenznehmer der ONS eigentlich immer zu nahe dran um die Übersicht zu erhalten, die man erst dann gewinnt, wenn man mal „ein paar Schritte zurück tritt“. Ich war damals auch schon mal in der Waidmannstraße 47 in Frankfurt, um meine Bewerber- und Fahrer-Lizenz abzuholen. Auch schon mal, um mit dem damaligen Geschäftsführer Sigismund von Kahlen eine Lösung zu finden, wie man ein von einem Hersteller aus bestimmten Gründen nicht homologiertes Fahrzeug trotzdem im deutschen Motorsport einsetzen konnte.
Damals sind mir gewisse Dinge nicht aufgefallen, die mir eigentlich spätestens Ende 2016 klar werden mussten, als ich in meiner am 16. Dezember auf diesen Internetseiten eingestellten Geschichte u.a. schrieb:
„Dann gibt es noch einen wichtigen Abschnitt, der jetzt auch zur Bestellung eines neuen „Generalsekretärs“ durch das Präsidium führen wird:
§ 3 Gemeinnützigkeit
1. Der DMSB dient ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen Zwecken i.S.d. Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“, §§ 51 ff. der Abgabenordnung.Bisher gab es da den Herrn Christian Schacht, der sich aus der Sicht des Präsidiums und des starken Trägervereins ADAC zwar vorbildlich „ins Bild fügte“, aber in einer Doppelfunktion – auch – als Geschäftsführer der „kommerziell angelegten Vereins-Tochter“, DMSW - Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH tätig, nicht mehr tragbar war.
Weil man Christian Schacht im Hinblick auf dieses „Profit-Center“ als kenntnisreich bezeichnen kann, wird er dort auch nach dem 31. Dezember 2016 weiter Geschäftsführer bleiben.
Als neuer Generalsekretär, bzw. nun Generalsekretärin des Präsidiums, innerhalb der Geschäftsstelle des DMSB wird auf der nächsten Präsidiumssitzung des DMSB darum
- Frau Dr. Julia Walter
berufen werden, wie auch schon im November 2016 von Motor-KRITIK angekündigt worden war.“
Aber selbst damals bin ich eigentlich an der Oberfläche geblieben, habe mich mit meinen aktuellen Recherche-Ergebnissen zufrieden gegeben, die zwar nicht schlecht, aber leider nicht gründlich genug waren.
Anlass zu neuen - hoffentlich besseren – Recherchen waren eigentlich aktuelle Aufräumarbeiten. Bevor ich etwas wegwerfe, schaue ich mir die Objekte auch noch mal genauer an. So habe ich dann auch noch mal gedankenvoll im alten ONS-Handbuch von 1997 geblättert, mal ins Impressum geschaut und es mit dem DMSB-Handbuch für 1998 verglichen.
Der DMSB wurde nämlich zwar am 8. Juni 1997 gegründet, trat dann aber erst in 1998 offiziell „die Nachfolge“ der ONS und OMK an. So gibt es für die entsprechenden „Handbücher“ der Jahre 1997 und 1998 auch unterschiedliche Herausgeber:
- 1997 war lt. Impressum als Herausgeber genannt: ONS GmbH, Waidmannstr. 47, 60596 Frankfurt. Sitz und Registergericht: Frankfurt/Main HRB 15005
- 1998 wurde als Herausgeber im Impressum der DMSB e.V. genannt. Unter „Verlag“ findet man dann die Information: Deutscher Motor Sport-Wirtschaftsdienst GmbH, mit einer Anschrift die identisch mit der des DMSB e.V. ist. Mit Sitz und Registergericht ist genannt: Frankfurt HRB 15005.
- Lebt also die ONS nun/nur unter einem neuen Namen weiter?
- Wer hatte denn wohl die Idee, die ONS unter einem neuen Namen hinter den Kulissen eines e.V. (eingetragener Verein) weiterleben zu lassen?
Grund genug, die störenden Kulissen einmal beiseite zu räumen, sich zu erinnern – und sich dringend um Fakten zu bemühen!
Im DMSB e.V. wurden bei der Gründungsversammlung tatsächlich ONS und OMK zusammen gefasst. Das wurde der Öffentlichkeit als „Fusion“ verkauft, während wohl der wirkliche Grund war, den nun neuen nationalen Vertreter von FIA und FIM in Deutschland zu einem gemeinnützigen Verein zu machen. Damit sind nicht nur steuerliche Vorteile verbunden, sondern es ist auch die Voraussetzung dafür geschaffen, um Zuschüsse zu erhalten, Mitglied in Dach- und Fachverbänden sein zu können und evtl. auch Berücksichtigung bei der Verteilung von eingenommenen Bußgeldern durch die Gerichte zu finden.
Die wesentlichen Mitglieder des aktuellen DMSB e.V. sind folgende Trägervereine:
- ADAC -. Allgemeiner Deutscher Automobil Club e.V.
- AvD - Automobilclub von Deutschland e.V.
- DMV – Deutscher Motorsport Verband e.V.
und 15 Landes-Motorsport-Fachverbände und vier „Sonstige Mitglieder“.
Der DMSW – Deutsche Motor Sport-Wirtschaftsdienst GmbH ist die Vermarktungs- und Service-Gesellschaft des DMSB e.V. - Auf der offiziellen DMSB-Internetseite ist zu lesen:
„Sie ist für den DMSB als Dienstleister tätig und verwertet TV- und Senderechte sowie weitere Vermarktungsrechte des DMSB.“
Die Unterschiede zwischen e.V. und GmbH sieht man beim DMSB selbst so, wie ich es einer Stellenanzeige des DMSB entnommen habe:
„Der DMSB – Deutscher Motor Sport Bund e.V. ist der für den Motorsport in Deutschland zuständige Dachverband und übt die Sporthoheit für den Automobil- und Motorradsport aus. Der DMSB ist Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie in den internationalen Motorsportverbänden FIA, FIM und FIM Europe.
Der DMSB e.V. hat die Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH mit der wirtschaftlichen Verwertung des Sportbetriebs als Dienstleister für den DMSB e.V. betraut. Die Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH zeichnet sich verantwortlich für die Organisation und Vermarktung des professionellen Motorsports in Deutschland.“
Im ersten DMSB-Handbuch des Jahres 1998 findet man eine Darstellung, in der nicht nur von „neues Zeitalter“ geschrieben wird, sondern auch „Auf einen Blick“ die neue Organisationsstruktur deutlich wird. Hier wird die inzwischen offiziell als DMSW dargestellte GmbH übrigens interessanter Weise mit DMSB GmbH benannt.
Interessant ist auch, dass diese GmbH, die inzwischen um 40 Mitarbeiter beschäftigt, nur zwei Gesellschafter hat
- der ADAC e.V. - mit einer Beteiligung von 65 Prozent,
- der AvD e.V. - mit einer Beteiligung von 35 Prozent.
Die DMSW GmbH ist also scheinbar vollkommen unabhängig vom DMSB e.V. - Aber man versteht nun auch, warum der Einfluss des ADAC auf die Entscheidungen des DMSB e.V. so groß ist.
Immerhin hat der ADAC e.V. per 31.12.2019 auch 21.205.353 Mitglieder, der ADAC Sportpräsident ist gleichzeitig auch Ehrenpräsident des DMSB e.V. und der seit 2017 für die DMSW GmbH tätige Geschäftsführer, Christian Schacht, ist mir persönlich in seiner vorherigen Tätigkeit als (gleichzeitiger!) Generalsekretär des DMSB e.V. dadurch aufgefallen, dass er niemals wichtige Entscheidungen ohne die Zustimmung des ADAC-Sportpräsidenten getroffen hat. - Was auch verständlich macht, dass er zum Geschäftsführer der DMSW GmbH wurde, die eindeutig vom ADAC beherrscht wird.
Wer noch irgendwelche Zweifel daran hat, warum diese DMSW GmbH für den DMSB e.V. so wichtig ist, der sollte einen Blick ins Handelsregister werfen. Unter „Gegenstand des Unternehmens“ ist dort u.a. wörtlich zu lesen:
„Die Gemeinnützigkeit des DMSB als dem Spitzenverband für den deutschen Automobil- und Motorradsport darf für die Dauer der Gemeinnützigkeit-Anerkennung durch die Finanzverwaltung nicht durch die Tätigkeiten der Gesellschaft gefährdet werden.“
So ist es im „Handelsregister B“ des Amtsgerichts Frankfurt am Main unter der Register-Nr. HRB 15005 zu lesen, unter der schon die „alte“ ONS GmbH eingetragen war.
Einmal zu diesem Thema unterwegs, habe ich mir natürlich auch mal die Bilanzen der DMSW GmbH angeschaut. Ich möchte meine Leser hier nicht mit vielen Zahlen langweilen, sondern habe in folgender Tabelle nur wenige Zahlen zusammengestellt, die die Entwicklung der Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH über ein Jahrzehnt ein wenig deutlich macht:
ADAC e.V. & AvD e.V. als erfolgreiche Eigenkapital-Entwickler der Jahre 2008 - 2018
Bilanz- Jahr |
Gezeichnetes Kapital |
Gewinnrücklage | Gewinnvortrag | Jahresüberschuss |
Eigenkapital per Saldo |
2008 | 204.516,75 € | 1.292.988,92 € | 40.986,28 € | 22.299,11 € | 1.559.791,06 € |
2018 | 205.000,00 € | 2.000.000,00 € | 612.152,72 € | 164.158,73 € | 2.981.311,45 € |
Wen der kleine Unterschied beim gezeichneten Kapital über die Jahre wundert, für den kann ich hier die Erklärung liefern:
- Auf einer Gesellschafterversammlung vom 2. März 2012 mit einem Nachtrag vom 15. Mai 2012 wurde u.a. auch die Erhöhung des Stammkapital um 483,25 € auf 205.000,00 € beschlossen.
Wen jetzt noch das Thema „Haftung“ der „Nachfolgegesellschaft“ bei Geschäfts- und Firmenfortführung interessiert, weil sich auch in dem hier vorliegenden Fall schon aus der gleichen Handelsregister-Nr. HRB 15005 sowohl für die „alte“ ONS GmbH als auch die „neue“ DMSW GmbH ergibt, dass die ONS GmbH unter anderem Namen einfach weiter geführt wurde, den möchte ich dann noch dem einer grundsätzlichen Entscheidung des Bundesgerichtshofs bekannt machen:
Aktenzeichen VIII ZR 321/08, BGH-Entscheidung vom 16. September 2009
Der Bundesgerichtshof hat die ständige Rechtssprechung gefestigt, dass bei einer Haftung aus Firmenfortführung gemäß § 25 HGB nicht zwingend die Wortlautidentität der Firmierung des bisherigen und des neuen Unternehmensträgers gefordert wird. Ausreichend ist bereits, wenn die prägenden Firmenbestandteile beibehalten werden.
Übrigens hat der ADAC e.V. nicht nur viele Mitglieder, ist nicht nur ein bedeutender Gesellschafter der DMSW GmbH, hat so auch einen großen Einfluss auf die Entscheidungen des DMSB e.V., sondern betreibt sonst auch noch selber eine Reihe von „Wirtschaftsbetrieben“, die in der ADAC SE (Amtsgericht München HRB 225321, LEI: 529900ZTED2IMYY4ME51) zusammen gefasst sind.
Um auch das wirtschaftliche Schwergewicht dieser SE (= Societas Europae ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften im Europäischen Wirtschaftsraum) in Zahlen von 2018 deutlich zu machen:
- Umsatz 2018 1.140.000.000 €
- Gewinn 2018 67.400.000 €
- Steuern 2018 50.400.000 €
Werden so manche Entwicklungen im deutschen Motorsport besser verständlich?
Ich hoffe es!