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Die Bayerischen Motorenwerke machen derzeit von sich reden, da sie sich im Motorsport von bedeutenden Partnern der Vergangenheit getrennt haben und im Motorsport insgesamt nun eine Position einnehmen, die ihre eigentlich mal vorhandene Bedeutung minimiert. - Für Motor-KRITIK ist das wenig überraschend, da sich diese Entwicklung schon in der Vergangenheit abzeichnete. Schließlich habe ich – zumindest – die gesamte Nachkriegsentwicklung beobachten können, war oft vor Ort, habe mit den Verantwortlichen sprechen und diskutieren können, habe auch BMW-Produkte persönlich besessen und gefahren. Natürlich habe ich auch solche als Journalist getestet und Vor- und Nachteile abgewogen. BMW ist nach dem 2. Weltkrieg schnell gewachsen und wurde klug und vorausschauend geführt. - Auf diesen Internetseiten habe ich aber schon in 2010 meinen Eindruck von der BMW-Organisation unter dem Titel: „BMW ist eine Organisation im Niedergang“ formuliert und Beispiele angeführt. - Jetzt ist es so weit, dass sich BMW vom normalen Motorsport entkoppelt, indem man sich von bewährten Teams trennt, die nicht nur im Auftrag des Münchner Werkes in der Vergangenheit erfolgreich Renneinsätze vornahmen, sondern auch wichtige Entwicklungsarbeit leisteten. - An der Spitze der AG haben offensichtlich z.Zt. keine Menschen das Sagen, die man als Persönlichkeit empfinden könnte, sondern Manager, die sich als harte Entscheider darstellen und glauben, so leichter die Zustimmung ihrer Aktionäre zu finden, in dem sie die Kosten senken, Statistiken besser aussehen lassen. - Sie scheinen vergessen zu haben, dass ihr Markt aus Käufern besteht, die Menschen sind, wie Menschen empfinden und auch wie Menschen behandelt werden wollen - und so behandelt werden sollten. - Die werden die aktuellen Entscheidungen kaum anders empfinden als ich. - Darum konnte der Titel zu folgender Darstellung nicht anders lauten als:
BMW aktuell: Alle Kraft voraus – im Rückwärtsgang!
Es gibt einen Film über die BMW-Aktivitäten bei einem der letzten 24-Stunden-Rennen am Nürburgring, die die erfolgreiche Arbeit des Schnitzer-Teams, damals noch unter Leitung von Charly Lamm, hervorragend – und einfühlsam – aufzeigt.
Natürlich habe ich Charly Lamm gut gekannt, kenne Herbert Schnitzer und kann mir vorstellen, wie hart ihn jetzt die Entscheidung der derzeitigen BMW-Oberen treffen muss. Diese Manager haben – ganz nüchtern – eine Entscheidung getroffen. Quasi auf dem Papier. Sie haben dabei nicht über ihren Schreibtischrand hinaus gesehen.
Dabei fällt mir ein, dass ich mal vor Jahrzehnten in der BMW-Vorstandsetage neben einem der BMW-Oberen gestanden habe, der mit mir dann zum Fenster ging, auf die in der Ferne erkennbaren Berge der Alpen zeigte und mich fragte:
„Haben wir nicht eine hervorragende Weitsicht?“
Damals habe ich Frage mit Ja beantworten müssen. Heute muss ich feststellen, dass es wahrscheinlich heute noch die einzige Weitsicht ist, die man aus der Münchner Vorstandsetage erwarten kann.
Würde man mich heute fragen, was ich bei den neuesten BMW-Automobilprodukten überhaupt nicht schätze, würde ich antworten:
„Die große Schnauze!“
BMW geht z.Zt. einen Weg, mit dem man wohl einen „Break“ einleiten möchte. Aber man weiß offenbar nicht wohin. - Sollte man sich nicht einfach an den gewachsenen Vorstellungen der Käufer orientieren, die sich zwar von Generation zu Generation ein wenig verändert, deren Grundeinstellung aber – als Käufer – immer davon geprägt sein wird, dass BMW eine sportliche Marke ist.
Ich erinnere mich, dass ich – es muss Anfang der 60er Jahre gewesen sein – darüber mit BMW-Vertriebschef Paul G. Hahnemann unterhalten habe, der die scheinbar großen Aktivitäten im Motorsport so erklärte:
„Herr Hahne, wir betreiben den Motorsport nicht aus Übermut. Wir sind nicht so stark wie wir scheinen, können uns große Werkeaktionen nicht leisten. Da ist der Motorsport für uns die kostengünstigste Art Werbung zu betreiben. Und wir haben ja mit Ihrem Bruder einen Fahrer, der praktisch Woche für Woche dafür sorgt, dass wir Montags mit unseren Motorsport-Erfolgen in allen Tageszeitungen stehen. - Eine billigere Werbung können wir derzeit nicht haben!“
Da ich wusste, was mein Bruder als Werksfahrer bei BMW verdiente, konnte ich das nachempfinden. Der Motorsport hat sich in den Jahrzehnten danach verändert, die Entwicklung hat sich an möglichen Gewinnen orientiert und zu solchen Auswüchsen, wie der DTM geführt, die jetzt auf der gleichen Schiene weiter geführt werden sollen. - Auch hier deutet sich damit ein Ende an.
Wie abstrakt man aber derzeit bei BMW denkt, wird auch daran deutlich, dass man nicht nur auf den werksunterstützten Motorsport gerne verzichten möchte, sondern man versucht den BMW-Fans klar zu machen, dass der Motorsport in virtueller Form der richtige Weg in die Zukunft ist.
Die letzte Meldung der BMW-Pressestelle zum realen Motorsport ist vom 4. Dezember und vermeldet den „Abschied von den BMW Teams RBM und Schnitzer“, während dann vom 5. Dezember drei Meldungen stammen, die folgende Titel tragen:
1) „Der nächste Schritt: BMW-Motorsport weitet sein Engagement im Sim-Racing aus und kooperiert mit vier Top-Teams.“
2) „BMW SIM Live 2020: BMW Motorsport SIM Racing kürt im Rahmen einer virtuellen Show die Besten des Jahres.“
3) Weltpremieren auf der BMW SIM Live: Technologie-Transfer zwischen realem und virtuellem Rennsport.“
Man kann diesen Pressemeldungen am Ende entnehmen, dass es inzwischen sogar zwei Pressesprecher in der BMW-Presseabteilung gibt, die mit dem Zusatz „BMW Motorsport SIM Racing“ zeichnen.
Während die realen Sportgeräte bei BMW nicht gerade begeistern können, sind die Münchner mit den virtuellen Sportfahrzeugen – vor allem dem alten Z4 GT3 – sehr erfolgreich.
Wenn man einmal bei den Touristenfahrten auf der Nürburgring-Nordschleife zusieht, wird einem klar, dass BMW auch einmal sehr sportliche Tourenwagen, z.B. mit dem alten Dreier hatte. Aber irgendwie ist man vom sportlichen Weg abgekommen. - Vielleicht weil Mercedes pro Jahr mehr Automobile produziert als BMW?
Bei BMW versucht man offensichtlich im Mainstream mitzuschwimmen. Das sollte auch die bisherigen BMW-Käufer nachdenklich machen! - Genügt vielleicht in Zukunft ein E-Bike und ein von BMW gefertigter Designtisch „Fusion SL“, der sich in wenigen Handgriffen in einen vollwertigen Rennsimulator verwandeln kann?
Rudolf Dittrich, in München unter dem Titel „Head of BMW Motorsport SIM Racing zu erreichen, meint dazu:
„Wir verfolgen mit BMW Motorsport SIM Racing einen 360-Grad-Ansatz. Das heißt, wir haben das große Ganze im Blick. Im ersten Jahr unseres Engagements haben wir sehr viel erreicht. Gleichzeitig haben wir aber auch große Potentiale erkannt und daraufhin entschieden, 2021 weiterhin einen starken Fokus auf Hardware-Entwicklungen zu richten, mit denen wir technologische Innovationen vorantreiben sowie neue Produktkategorien und Märkte erschließen können. Mit dieser Ausrichtung positionieren wir uns im Umfeld unserer Mitbewerber auf eine völlig einzigartige Weise. Uns macht es großen Spaß, mit unseren Prozesspartnern, mit denen wir die aktuellen und zukünftigen Weltpremieren entwickeln, kreative Lösungen zu erarbeiten und schnelle Ergebnisse zu sehen.“
Mir hat es nach dem 2. Weltkrieg auch großen Spaß gemacht zu erleben, wie BMW zunächst aus Stahlhelmen innovative Kochtöpfe presste, dann mit der R 51/2 ein Motorrad auf den Markt brachte, dass mich beinahe dazu gebracht hätte, die Freude am Motorradfahren zu verlieren.
Von da an ging‘s bergauf! - So wie es im Moment ausschaut: Von nun an geht‘s bergab!
Aber vielleicht lernen wir durch Corona uns in nächster Zukunft mit virtuellem Motorsport zu trösten. Dazu wäre eine gute Flasche Wein auch nicht verboten.
Ich bin da aktuell auf ein ganz innovatives Wein-Etikett gestoßen, mit dem sich eine Weinkellerei auf einzigartige Weise im Umfeld der Mitbewerber präsentiert. Mir würde es großen Spaß machen, zusammen mit meinen Prozesspartnern auf diesem Gebiet kreative Lösungen zu erarbeiten und weiter großen Spaß zu haben. - Prost!