Gespeichert von wh am
„Wenn Zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe!“ - Ein nicht unbekannter Spruch, der – von ähnlicher Bedeutung – auch schon mal so zu hören ist: „Was dem Herrn geziemt, geziemt noch lange nicht dem Knecht.“ - Weil der Ursprung wohl im Latainischen zu finden ist, könnte man auch sagen: „Was Jupiter darf, steht einem Ochsen nicht zu.“ - Doch wer ist in unseren Zeiten „Jupiter“, wer der „Ochse“? - Diese Frage tauchte bei mir auf, als ich heute in der Lokalzeitung auf eine Polizeimeldung aufmerksam wurde. Ich habe sie mir auf der entsprechenden Internetseite genau angesehen. Meine Leser finden sie auch unten einkopiert. - Da ich den eigentlichen Ursprung der Meldung zu kennen glaube, aber die „Drift-Bewegung“ im Umfeld des Nürburgrings nicht erst seit gestern, sondern seit Jahren (!) beobachte, bin ich ein wenig über die aktuelle Reaktion der Polizei erstaunt, die schließlich auch nicht erst seit gestern im Nürburgring-Umfeld unterwegs ist. - Würze bekommt das Ganze aber erst, nachdem ein Video-Filmer einen Zusammenschnitt von Drift-Versuchen der „Touristenfahrer“ am Nürburgring ganz aktuell zusammengestellt hat, der deutlich macht, dass die Polizei offensichtlich nicht für die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zuständig ist, die – lt. Nürburgring-Pächter – z.B. auch auf der Nürburgring-Nordschleife bei den „Touristenfahrten“ Gültigkeit hat. - Dumm, dass das Mainzer Innenministerium das anders empfindet. Für diese Behörde ist die Nürburgring-Nordschleife eine Privatstraße. - Frage: Wer ist hier „Jupiter“? - Wer ist hier der „Ochse“? - Der Kenner wird beim Beobachten des aktuell veröffentlichten Videos auch manchmal mit der Zunge schnalzen, wenn er unter den Amateur-Driftern bei den „Touristenfahrten“ auch Nürburgring-Mitarbeiter erkennt. - „Was dem Herrn geziemt, geziemt noch lange nicht dem Knecht?“ - Jedenfalls kann man feststellen:
Sport & strafbar: Driften ist nicht gleich Driften!
Das Driften mit Automobilen ist keine schnelle Art der Fortbewegung. Es ist ein Verhalten des Automobils jenseits des Grenzbereichs. Sich in diesem Bereich zu bewegen, kann den außen stehenden Beobachtern deutlich machen, ob ein Fahrer sein Automobil beherrscht oder nicht.
Driften lernt man nicht, indem man zuschaut. - Man muss üben. - Was z.B. für alle Musikinstrumente gilt, wenn man sie beherrschen will, gilt auch für‘s Autofahren: Üben, üben, üben! Nur wenn man die Grenzbereiche eines Automobils kennen gelernt hat, kann man sich innerhalb dieser Bereiche bewegen. Optimal bei Automobilrennen wäre es z.B., der Fahrer würde sich „im Grenzbereich“ – aber nicht „jenseits“ – bewegen. Weil das die optimale Art der schnellen Fortbewegung ist.
Driften ist sogar als „Sportart“ vom DMSB e.V., die sich als „nationale Sportbehörde“ empfindet, anerkannt. So gibt es auch Driftveranstaltungen am Nürburgring, die – wenn nicht gerade der Corona-Virus Regie führt – auch viele Zuschauer anlockt.
Der Deutsche Motorsport-Bund e.V. (DMSB) beschreibt den Driftsport auf seinen Internetseiten so:
„Motorsport für Quertreiber
Für Driftsportler fängt der Spaß dort an, wo er für andere aufhört: Sein Fahrzeug gezielt an die Grenzen der Fahrdynamik bringen, gekonnt durch die Kurve zu gleiten statt sie wie auf Schienen zu durchfahren – das macht die große Faszination aus in dieser jungen Motorsport-Disziplin. Qualm, der Geruch von verbranntem Gummi und spektakuläre Drift-Winkel begeistern auch die Zuschauer immer wieder. Die besten „Quertreiber“ gehen nicht nur alleine, sondern sogar in Formation auf die Piste: Das lockt auch in Deutschland immer mehr Fans und Fahrer an. … „Driftsport ist eine junge, aufstrebende Disziplin im Automobilsport“, erklärt Werner Gusenbauer, Vorsitzender des DMSB-Fachausschusses Driftsport. Er kümmert sich mit seinen Kollegen darum, die Kräfte in der Drift-Szene zu bündeln. Erst 2016 erkannte der DMSB diesen Motorsport mit Show-Charakter als eigenständige Automobilsport-Disziplin an und ebnete damit den Weg für die weitere Entwicklung. Gut möglich, dass es schon bald den ersten deutschen Drift-Meister geben wird.“
Die Nürburgring 1927 GmbH & Co KG verbietet das Driften während der „Touristenfahrten“ auf ihren Strecken, die sie zur Durchführung von Drift-Wettbewerben aber an Drift-Veranstalter vermietet. Mit Genehmigung des DMSB.
In der „Fahrordnung“ für den „Touristenverkehr“ heißt es allerdings, von der gleichen GmbH & Co KG vorgeschrieben:
§ 2 – BENUTZUNG DES NÜRBURGRINGS
...
3) Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen. Es gilt das Rechtsfahrgebot. Überholen ist nur links gestattet. Driften ist verboten."
Weil man damit aber Geld verdienen kann, werden aber auch Drift-Lehrgänge angeboten:
„Fahren am Limit: Erlebe ein spektakuläres Drift-Training am Nürburgring!
Du bist auf der Suche nach einem Erlebnis voller Action und Adrenalin? Dann ist die CATERHAM DRIFT EXPERIENCE garantiert das Richtige für Dich. Perfekt für jeden Motorsport-Fan, der gerne selbst hinter dem Steuer sitzt …“
Natürlich gibt es auch im so genannten „Fahrsicherheitszentrum“ am Nürburgring Drift-Lehrgänge:
„Drift Trainings
Driften macht einfach Spaß. Wer einmal quergefahren ist, will das immer wieder tun. Um diesem Hobby gefahrlos nachgehen zu können, bieten wir auf unserem Gelände verschiedene Trainings für die Freunde des gepflegten Drifts an – vom Training für alle, die noch nie gedriftet sind bis hin zu Trainings für Könner. Und das immer unter der Anleitung erfahrener Profis. Die Trainings sind fast immer ausgebucht – deshalb schnell aussuchen und direkt online buchen.“
Driften ist also strafbar, so lange man dafür nicht bezahlt! - Wie anders kann man die aktuelle Warnung der Polizei empfinden, die exakt – weil eine Kopie folgt – so lautet:
„Polizeidirektion Mayen
POL-PDMY: Illegale Drifter stören Weiße Weihnacht in der Region Nürburgring
Nürburg (ots
Durch den einsetzenden Schneefall kam es in der Region um den Nürburgring am vergangenen Wochenende zu erheblichen Verstößen und gefährlichen Fahrmanövern durch sogenannte Drifter. Dabei handelt es sich beim "Driften" keinesfalls um Kavaliersdelikte. Meistens werden mehrere Runden in Verkehrskreiseln gefahren, wobei der Wagen bewusst bis an die Grenze des Ausbrechens übersteuert wird. In der Folge kommt es insbesondere bei winterlich glatter Fahrbahn häufig zu gefährlichen Verkehrssituationen. Diese Gefahr wird von den Fahrern unterschätzt. Ohne dass es zu einem Verkehrsunfall kommt, stehen Geldbußen ab 100 Euro, Punkte im Verkehrszentralregister und Nachschulungen bei Fahranfängern im Raum. Bei konkreten Gefährdungen anderer kommen Verkehrsstraftaten in Betracht, welche zur gerichtlichen Entziehung der Fahrerlaubnis führen können. Unmittelbar eingesetzte Schwerpunktstreifen der PI Adenau stellten zu Höchstzeiten bis zu 200 Fahrzeuge aus der Szene fest. Die Polizeikräfte führten Kontrollen durch, ahndeten konsequent Verstöße und sprachen Platzverweise aus. Insgesamt wurde eine Vielzahl von Ordnungswidrigkeitenanzeigen gefertigt, unter anderem auch wegen des Erlöschens der Betriebserlaubnis durch Veränderungen an Fahrzeugen. Über das Wochenende haben sich mehrere Zeugen bei der Polizei gemeldet. Hierzu dauern die Anschlussermittlungen noch an. Weitere Zeugen werden gebeten, sich mit der Polizei in Adenau unter der Telefonnummer 02691/925-0 in Verbindung zu setzen. EPHK Heiko Schmitz, Leiter der PI Adenau stellt einmal mehr fest, dass entgegen der weitläufigen Meinung, die Region Nürburgring sei nur im Sommer Anziehungspunkt für die Poser-Szene, das vergangene Wochenende das Gegenteil belegt. Die PI Adenau wird mit Unterstützung der Traffic Enforcement Group der PD Mayen auch weiterhin verkehrsfeindliches Verhalten entschlossen sanktionieren.
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Mayen Telefon: 02651-801-0
Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz sind unter Nennung der
Quelle zur Veröffentlichung freiOriginal-Content von: Polizeidirektion Mayen, übermittelt durch news aktuell“
Wer hat eigentlich die jungen Leute mit ihren Automobilen auf die Idee gebracht, auf den aktuell winterlich glatten Straßen und Plätzen in der Eifel zu driften? - Die Nürburgring GmbH & Co. KG, das Fahrsicherheitszentrum mit ihren Angeboten? - Der DMSB, der den Drift zum Sport erhoben hat? - Warum gibt es dann noch kein „Nationales Drift-Sportzentrum“? - Damit Deutschland dann auch im internationalen Driftsport mal eine führende Rolle spielen kann!
Werfen wir doch mal ein Blick auf die Fahrer von Automobilen, die sich – gegen geltende Bestimmungen – auf der Nürburgring-Nordschleife während der normalen „Touristenfahrten“ im Driften trainieren. Runde für Runde – je nach Wochentag – für 25 – 30 Euro. - Wenn meine Leser HIER klicken, sind sie bei dem Zusammenschnitt von Driftversuchen auf der Nürburgring-Nordschleife, die ein Filmer – sicherlich erst nach Erscheinen der Polizei-Information – sicher mit einem kleinen Lächeln unter dem Titel:
„Drift Academy Experience Compilation Nürburgring Nordschleife Touristenfahrten“
zusammengestellt hat.
Bei der hier gezeigten Anzahl von Drifts – auch von Mitarbeitern des Nürburgringbetreibers - wird dann wohl schon mal ein Auge zugedrückt. Zumal der Betreiber mit diesen „Touristenfahrten“ mehr als 50 Prozent seiner Gewinne erzielt.
Aber aus dem von der Polizei geschaffenen Titel zur entsprechenden Meldung lernen wir auch, dass es wohl neben „illegalen Driftern“ auch legale Drifter gibt. - Dem DMSB sei Dank!