Popular pastime: I’m racer! - SIM-Racer! - OK?

Meine Geschichten sind manchen Lesern zu deutsch, zu ernsthaft, zu wenig „mainstream“. Mancher wird es auch daher als dumm empfinden, wenn man einfach sagt was man denkt und die nüchternen Fakten dazu nennt. Als Journalist sehe ich das anders. Nur so – denke ich – kann ich durch meine Geschichten meinen Lesern auch Anregungen geben, sich einmal gedanklich selbst dem einen oder anderen Thema zu nähern und nicht einfach einer scheinbar vorhandenen Mehrheit  zu folgen. - We are popular? - Selbst der DMSB, der Deutsche Motorsportbund e.V. möchte das gerne mit „JA“ beantworten. - Eine aktuelle Umorganisation in Frankfurt wird aber wohl kein Umdenken in Sachen SIM-Racing zur Folge haben.

Popular pastime: I’m racer! - SIM-Racer! - OK?

Manchmal bin ich überrascht, dass ich mit einem einzigen Satz einen Leser zumindest zu einer Nachfrage anregen kann. Einer fragte nämlich:

„Was haben Sie eigentlich gegen SIM-Racer? - Inzwischen wissen wir doch alle, dass es ein SIM-Racer war, der vor Jahren einmal auf der Nürburgring-Nordschleife einen Unfall hatte, der in der Folge einen Zuschauer tötete. - Aber inzwischen sind Jahre vergangen!“

Es tut mir leid, wenn bei meinen Lesern der Eindruck entsteht, dass ich etwas gegen SIM-Racing habe. Ich habe nur etwas gegen die Einstellung – zum Beispiel des DMSB – nach der SIM-Racing „echter Motorsport“ ist. Nach meiner Einschätzung ist SIM-Racing weit davon entfernt. Und wenn ich am 25. Juni in einer meiner Geschichten – fast so nebenbei – den Satz einfließen ließ…

„Die Erfahrung eines SIM-Racers wäre da nicht ausreichend.“

...so gibt es dazu sicherlich noch andere Beispiele, als nur den Unfall am 28. März 2015, der in der Folge dann auch verdeutlichte, was wir - die wir den Motorsport lieben - vom Wissen, Können und der Professionalität unserer „Sportbehörde“ zu halten haben.

Aber wenn ich im Gespräch mit jungen SIM-Racing-Fans mal nachfrage, was dieser Begriff denn eigentlich bedeutet, dann hat sich kaum jemand darüber Gedanken gemacht, sondern ihn eigentlich als „feststehend“ für „seinen Sport“ wahrgenommen. - Basta! - Was ich wohl dann schon mal erklärend höre: „SIM-Racing ist e-Sport!“ - Aha!

Früher, als man noch von bösen Hexen und Zauberern träumte, da brauchte man ein dickes Zauberbuch. Heute braucht man nur einen Computer. Und: „SIMsalabim“! - Man ist ein Racer! - Ein SIM-Racer!

Ein SIM-Racer ist eigentlich ein SIMulant, also jemand, der etwas vortäuscht. Und das mit einer Simulation, die ihm dann vortäuscht, auf einer Rennstrecke mit einem Rennautomobil unterwegs zu sein. - Und wenn nichts weiter geht: Reset!

Das „SIM“ vor Racer steht also eigentlich für „vortäuschen“, etwas zu sein, was man nicht ist: Ein Racer! - Aber SIMsalabim! - Ich bin ein SIM-Racer!

Lassen Sie mich mal ein Beispiel schildern, das zwar nicht direkt mit dem Motorsport, aber mit der Nürburgring-Nordschleife zu tun hat, weil mit so einem Beispiel – neben anderen - meine Meinung untermauert wurde, dass durch SIM-Racing-Training auch nicht das Beherrschen von unbekannten Rennstrecken mit real unbekannten Automobilen möglich ist; noch nicht einmal das Erlernen der Nürburgring-Nordschleife per Computer.

  • Selbst für „Touristenfahrer“ ersetzt SIM-Racing nicht das Lernen in der Realität, das Herantasten an die Grenzen! - Die fahrtechnischen und die persönlichen Grenzen!

Die Geschichte hat sich schon lange vor dem schrecklichen Unfall 2015 abgespielt. Also auch schon lange bevor z.B. ein bekannter Rennfahrer (im realen Motorsport (!) verdeutlichte, dass SIM-Racing auch von vielen „Realen“ mehr als ein „Gaudi“ empfunden wird. - Da hat man ihn dann sofort aus einem Werks-Team entlassen. Weil man eben jeden Sport ernst nimmt. - Wie auch schon in der Praxis bewiesen wurde: „Schieß ihn ab!“

Ganz ohne Lizenzen und Rennfahrzeuge kann man aber auch überrascht werden, wenn man dem SIM-Racing vertraut und nicht begriffen hat, dass das zwar eine moderne Art von „Wettbewerb“ sein kann, der aber nicht unbedingt mit der Realität des Motorsports -  „aus alten Zeiten herrührend“ - vergleichbar ist. Noch nicht einmal, wenn man SIM-Racing-Erfahrung in „einfache Touristenfahrten“ einbringt:

Da hatte im fernen Asien „damals“ ein junger Mann „frisch“ geheiratet. Die Hochzeitsreise sollte nach Europa gehen, zunächst nach Deutschland. Der junge Mann im fernen Asien hatte immer schon davon geschwärmt, auf der Nürburgring-Nordschleife, die für ihn „die schönste Rennstrecke der Welt“ ist, während der „Touristenfahrten“ eine schnelle Runde zu drehen. Ganz real! So hatte er auch für sich und seine Frau einen Porsche 911 am Frankfurter Flughafen reservieren lassen.

Das war eben noch „die gute alte Zeit“, in der „Touristenfahrer“ mit Leihwagen der großen Verleihfirmen die Nordschleife unsicher machen konnten. Heute ist eine solche Nutzung in den Verleihverträgen ausgeschlossen!

Aber „damals“… - Der junge Ehemann erfüllte sich seinen größten Wunsch: Mit einem deutschen Traum-Sportwagen eine schnelle Runde über die schönste Rennstrecke der Welt zu fahren. Neben ihm seine am Tag zuvor geheiratete Ehefrau. - Auch die hat sich gefreut! - Für ihren Mann, aber auch sie selbst hatte Freude an einer schnellen Runde.

Diese erste Runde auf der Nordschleife hat man leider nicht auf allen vier Rädern beenden können. Man landete unsanft auf dem Dach. Ihr Mann musste ins Krankenhaus – leicht verletzt. Sie blieb unverletzt zurück und – verstand eigentlich die Welt nicht mehr. Ihr Mann hatte doch die Nordschleife schon in Asien als SIM-Racer stundenlang, tagelang, monatelang trainiert. Mit einem Porsche. Sie war der Meinung – genau wie auch ihr Mann – dass man optimal vorbereitet war. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre Mann die Nürburgring-Nordschleife sozusagen „im Schlaf fahren konnte“.

Nun war es ein Riesenschaden! - Der aber – um auch an das Positive in der „guten alten Zeit“ zu erinnern -  voll von der Versicherung bezahlt wurde!

Aber auch dieser Unfall war – und ist – ein Beispiel dafür, dass SIM-Racing sicherlich eine gute Vorbereitung sein kann. - In diesem Fall für einen „schönen Unfall“ bei bestem Wetter - auf der Hochzeitsreise!

  • Ein schönes Beispiel für: Gestern noch SIM-Racer, heute schon echt – ohne „Reset“ – im Krankenhaus!

Um die SIM-Racer zu beruhigen: Ihr Sport ist ein interessanter Sport, für den man – wie in jedem Sport – trainieren sollte. Er ist aber – leider – nur eine Vortäuschung der Realität. In der Realität ist manches anders. - Da versagen dann auch schon mal „echte Rennfahrer“, wenn die glauben, dass SIM-Racing wie echter Motorsport ist!

Umgekehrt ist es – leider – auch so. Aber das hatte sich bisher noch nicht bis Frankfurt herum gesprochen. Ab dem 1. Juli hat es beim DMSB aber eine organisatorische Änderung gegeben, die in einer Presse-Information so zusammen gefasst wird:

„Wichtiger Schritt zur Zukunftsgestaltung und Professionalisierung“

Man informiert die interessierten Kreise:

„Nachdem auf der Mitgliederversammlung Anfang 2021 die notwendige Satzungsänderung beschlossen und inzwischen im Vereinsregister eingetragen wurde, werden operative Arbeit und strategische Planung deutlicher getrennt. Ein hauptamtlicher Vorstand wird das Präsidium – die ehrenamtliche Spitze des Vereins – künftig in Fragen des Tagesgeschäftes entlasten. In das neue Gremium wurden die bisherige Generalsekretärin des DMSB, Dr. Julia Walter, als Vorsitzende, sowie Justiziarin Silke Langhorst als Stellvertreterin berufen, die diese Ressorts auch in ihrer neuen Funktion mit nun erweiterten Entscheidungsbefugnissen ausfüllen. Die zentrale Führungsrolle spielt wie bisher das ehrenamtliche Präsidium: Seine Mitglieder bestimmen auch in Zukunft die Positionen und Strategien des Dachverbands der deutschen Motorsportler.“

Eigentlich wird damit nicht klar, ob man inzwischen den Unterschied zwischen „Motorsport“ und „SIM-Racing“ begriffen hat. Aber immerhin ist zu lesen:

„Wirksam werden mit der neuen Satzung auch weitere kleine Anpassungen. So wurden wichtige gesellschaftspolitische Ziele wie etwa das Bemühen um Integration und Inklusion sowie der Kampf gegen jede Form von Gewalt in die Grundsätze aufgenommen.“

Hätte man „Inklusion“ mit „c“ geschrieben – also „Inclusion“ - könnte man eigentlich Hoffnung haben. Aber indem man die deutsche Version verwendete, hat man sich selbst beschränkt. So werden Damen, die die Fachbereiche Betriebswirtschaft und Jura studiert haben, künftig das operative Tagesgeschäft im Deutschen Motorsportbund e.V. (DMSB) bestimmen.

Die motorsportliche Zukunft wird dagegen vom ehrenamtlichen Präsidium bestimmt werden. Sagt man, weil man es auch so meint. Tatsächlich wird die Zukunft des DMSB e.V. von der FIA in Paris/Genf bestimmt werden. Auch da wird es in absehbarer Zeit zunächst einmal Veränderungen an der Spitze geben.

In Frankfurt hofft man darauf – man glaubt es sogar zu wissen - dass dann die Muttersprache des neuen FIA-Präsidenten Deutsch sein wird!

Simsalabim!

MK/Wilhelm Hahne
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