NLS-Double-Header 5 & 6: So macht das keinen Sinn!

Schon am 7. Juli war auf den Internetseite als Meinung der Veranstalter zu lesen: „Im letzten Jahr feierte der Double-Header seine Premiere in dem berühmten Nordschleifen-Championat. Getreu der kölschen Redewendung: Beim ersten Mal haben wir es ausprobiert, beim zweiten Mal ist es schon Tradition, brettern an beiden Tagen jeweils insgesamt 140 Rennboliden .über den geschichtsträchtigen Asphalt. Das Starterfeld der NLS im XXL-Format hat es in sich.“ - Wenn das wirklich so gemeint ist, muss man bei kritischer Bewertung dieser Doppel-Veranstaltung eigentlich als aufmerksamer Beobachter zu dem Schluss kommen: Im letzten Jahr hatte der Blödsinn Premiere, aktuell wurde deutlich, dass hier offensichtlich farbenblinde Amateure das veranstalten, was sie selbst als „Profi-Serie“ empfinden, aber in dieser Form leider nur wenige Fans zu  interessieren scheint und auch nicht zu Langstreckenrennen einer Breitensportserie passt. - Nachstehend ist mein, von der Vorstellung am Wochenende geprägte Eindruck nachzulesen:

NLS-Double-Header 5 & 6: So macht das keinen Sinn!

Die Veranstalter hatten als „vorläufig“ für das Samstagrennen 140, für das Rennen am Sonntag 138 Teilnehmer angekündigt. Tatsächlich sind dann am Samstag 129 Automobile, am Sonntag 122  Fahrzeuge gestartet. Das wird aber sicherlich nicht alleine der Grund gewesen sein, dass nur wenige Zuschauer von dem Angebot Gebrauch gemacht hatten, erstmals in einer besseren Phase der Conora-Pandemie Tickets für die Tribünen T3 und T4 zu kaufen. - In der offiziellen Ankündigung des „Double-Header“ war zu lesen:

„Auf lautstarke Anfeuerung vor Ort müssen die Motorsportler bei diesem Double-Header ebenfalls nicht verzichten. Buchbar sind Tickets für die Tribünen T3 und T4 ausschließlich online unter  vln.de. Ein Nachweis – getestet, geimpft oder genesen – ist erforderlich. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt.“

Über den Streckenfunk war zu hören, dass für die genannten Tribünen jeweils 5.000 Zuschauer genehmigt worden waren, mit dem gesprochenen Zusatz in der Samstag-Moderation für das Sonntag-Rennen:

„Es sind noch Tickets zu haben!“

Ich habe an beiden Renntagen die von der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG angebotene Möglichkeit genutzt, per Webcam einen Blick auf die Tribünen 13 und 14 zu werfen:

  • Es waren sowohl beim Samstag- als auch beim Sonntag-Rennen dort weniger als 100 Zuschauer auszumachen!

Wenn man in der Ankündigung gelesen hat, wie dort argumentiert wird, muss man davon ausgehen, dass dem Schreiber dieser Zeilen entweder nicht klar war, dass es sich bei beiden Rennen um Langstreckenrennen handelt oder er wusste um die Beanspruchung des dort eingesetzten Materials nur wenig. - So war dann als Ausblick auf das zweite Rennen an diesem Wochenende zu lesen:

„Mach‘s noch einmal NLS, heißt es dann am Sonntag. Nur 24 Stunden später gibt es für die Fahrer beim 44. RCM DMV Grenzlandrennen die Gelegenheit zur Wiedergutmachung oder zur Bestätigung der tags zuvor gezeigten schnellen Runden.“

Man hat offensichtlich auch keine Vorstellung vom aktuell vorhandenen Unfallrisiko.Während beim Samstag-Rennen 129 Fahrzeuge zum Start antraten, waren es am Sonntag – wie schon erwähnt - dann nur 122, obwohl dort welche zusätzlich antraten, deren Fahrer, wegen eines anderen Rennen im italienischen Monza am Samstag, erst am Sonntag am Nürburgring sein konnten. Das geringe Interesse der Zuschauer wird nicht darauf zurück zu führen sein, dass – geht man vom „Versprechen“ der Veranstalter aus – rd. 10 Prozent weniger Fahrzeuge am Start waren als angekündigt. - Offenbar von einer „Propaganda-Abteilung“!

Bei beiden Rennen wurde wieder sehr deutlich, wie groß der Unterschied zwischen den zum großen Teil werksunterstützten GT3 und den reinen Amateur-Fahrzeugen geworden ist. Auch das Echo auf meine letzte Geschichte zu dem Thema „Speed-Differenz“ zeigt, dass hier die Verärgerung vieler Fahrer viel größer ist, als bisher an die Öffentlichkeit gedrungen ist.

Man hat geradezu Angst sich zu diesem Thema zu äußern, da man sich von Veranstaltern und Sport-“Behörden“ als abhängig empfindet und niemanden verärgern möchte! - Auch nicht die „Krake“ ADAC!

Die - nach „kölschen Empfinden“ – Traditions-Veranstaltung (!) hat am letzten Wochenende  tatsächlich noch einmal offen gelegt, dass es so nicht weiter gehen kann. Es gab dazu interessante, eindrucksvolle Bilder aus dem ROWE-Hubschrauber zu sehen, die z.B. den Geschwindigkeitsunterschied auf den unterschiedlichen Streckenabschnitten des Nürburgrings klar verdeutlichten.

Das ist ein Thema, das ich mit einer vorhergehenden Geschichte versucht habe, in seiner Bedeutung für die Zukunft der Serie darzustellen. Das es mögliche Teilnehmer von einer Teilnahme an Rennen der NLS-/VLN-Serie abschreckt, kann man – wie ich das heute in der Frühe getan habe – auch auf „Facebook“ nachlesen, wie der Ausschnitt zeigt, den ich als screenshot davon gemacht und hier eingestellt habe.
Wobei in diesem Zusammenhang sicherlich auch erwähnenswert ist, dass die Nenngelderhöhung in diesem Jahr gegenüber den Teilnehmern mal mit dem regelmäßigen Einsatz eines Hubschraubers erklärt wurde, von dem alle (!) Teilnehmer an NLS-Veranstaltungen in dieser Saison profitieren würden. - Inzwischen wird so nicht mehr argumentiert. Aber in der Ankündigung der Veranstalter des „Double-Header“ war z.B. zu lesen:

„Wer es sich am Wochenende vor dem Fernseher oder dem Laptop gemütlich machen will, der erhält wie üblich den aufwändig produzierten Livestream ... der ab 08:30 Uhr das Renngeschehen aus der Grünen Hölle auf den heimischen Bildschirm bringt. 2021 wird das Ganze bei allen Rennen mit spektakulären Livebildern aus dem Rowe-Heli garniert.“

Als Leser dieser Zeilen kann man nur feststellen, dass dieser Hubschrauber-Einsatz wohl eindeutig zu Lasten des Serien-Sponsors ROWE vorgenommen wird.

  • Wie erklärt man inzwischen die Nenngelderhöhung für die Teilnehmer an der NLS in 2021?

Auch heute, am Montagmorgen, ist das Rennergebnis von Sonntag noch „vorläufig“. (Auch noch zum Einstelltermin dieser Geschichte!) Diese Tatsache wird mit:

„Technische Nachuntersuchungen V4 und VT2“

...erklärt. Die wenigen Zuschauer, die vor Ort waren, glaubten sicherlich, als sie nach Hause fuhren, das Rennergebnis mit erlebt zu haben. Das ist natürlich nicht so!

Als Zuschauer nur am Bildschirm, hat man auch eine geradezu skandalöse Entscheidung der Rennleitung am Sonntag mitbekommen, mit der wenige Runden vor Rennende Zeitstrafen verbindlich ausgesprochen wurden, die dann Runden später wieder annulliert wurden, um zu begreifen, dass hier – nicht nur die betroffenen Teilnehmer – sehr betroffen sind, weil „auf die Schnelle“ wohl Entscheidungen von „farbenblinden“ Funktionären getroffen wurden, die eine „gelbe Flagge“ nicht von einer „weißen Flagge“ unterscheiden konnten!

Nachdem diese Entscheidung der Rennleitung offiziell über den Bildschirm ging, kann davon ausgegangen werden, dass das zu irgendwelchen Strategie-Entscheidungen in den betroffenen Teams geführt hat. Da es hier um den Gesamtsieg oder Platz zwei ging, würde man auch Verständnis für den sicher so entstandenen Unmut der Betroffenen in dieser Sache haben.

  • Es wird sicherlich „aus Rücksichtnahme“ dazu in der Öffentlichkeit nichts zu hören sein!

So eine Teilnahme um Sieg oder Niederlage im Gesamtklassement bei einem NLS-Lauf kostet inzwischen ein kleines Vermögen! - Da kann eine „mit schlanker Hand“ vorgenommene Fehlentscheidung von Funktionären nicht akzeptiert werden, die durch die Rücknahme als klare Fehlentscheidung auszumachen ist.

Auch das nachlassende Interesse der Zuschauer sollte nachdenklich machen! - Die aktuellen Rennen leiden darunter, dass sich die Veranstalter mit ihren beteiligten e.V.-, oHG- und GmbH-Konstruktionen bei all’ ihren Überlegungen um „Verbesserungen“ wohl zunächst von der Frage ausgehen, wie man noch mehr Geld aus den bisherigen Rennen einer vorher primär an der Idee des  Sport ausgerichteten VLN-Serie machen könne.

Dabei würde sicherlich ein anderer Ausgangspunkt für Überlegungen, die zur Verbesserung der VLN-/NLS-Serie führen, per Saldo erfolgreicher sein:

  • Man sollte sich daran erinnern, dass man als Veranstalter eine Dienstleister-.Funktion einnimmt, die dann automatisch zu besseren Einnahmen führt, wenn jeder Kunde – weil zufrieden – eine Werbung für die Serie darstellt! - Welcher der NLS-Kunde ist denn heute – auch dank der Überreglementierung des Motorsports am Nürburgring – noch wirklich zufrieden?

Wenn die Starterfelder rückläufig sind, sollte man nach dem wirklichen Grund suchen und nicht versuchen, dafür irgendwelche Entschuldigungen zu finden. - Was dazu Teams denken, die in anderen Serien unterwegs sind, ist in dem oben eingestellten screenshot nachzulesen!

Zum Beispiel könnte ein „Double-Header“ in Zukunft dann ein Fortschritt sein, wenn man ein solches Rennwochenende dazu nutzen würde, um die GT3 und GT4 von den anderen reinen Amateur-Klassen zu trennen.

  • Man kann keine dauerhafte Teilnehmer-Zunahme erreichen, indem man eine zeitlich begrenzte Nenngeld-Kürzung vornimmt, wenn das Gesamt-Konzept nicht stimmt!

Für 2022 ist das NLS-Gesamtkonzept dringend zu überarbeiten. Der Einsatz von Rennfahrzeugen mit modernen „e-fuels“ – aber auch Diesel-Treibstoffen – darf z.B. nicht durch einen Mangel in der Ausstattung einer Rennstrecke begrenzt sein!

  • Kurzum: Die VLN-/NLS-Serie bedarf aus den verschiedensten Gründen in Anlage und Ausführung einer dringenden Überarbeitung, die nicht in „Hinterzimmern“ vorgenommen werden sollte!

Weil nirgendwo Ansätze dazu erkennbar sind, auch die ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring e.V.) dazu bisher offiziell keine Meinung geäußert hat, möchte ich meine Leser bitten, doch mir ihre Vorstellungen von einer in die Zeit passende Breitensport-Serie zukommen zu lassen. Ich würde dann diese Vorschläge abgleichen, meine Vorstellungen – aufgrund meiner Erfahrungen im Breitensport – mit einbringen und den Extrakt dann in den nächsten Wochen auf diesen Seiten vorstellen.

  • Schließlich sollten gute Ideen für die Durchführung einer besseren NLS schon für die Saison 2022 in die Praxis umgesetzt werden können!

Andere Ideen hat man sicherlich beim ADAC in Köln, die dort schon länger in Schubladen schlummern. - Man sollte da mal rein schauen. - Vielleicht ergibt sich aus einer Kombination eine ganz neue Serie, die auch das Interesse von möglichen Teilnehmern und Zuschauern findet.

MK/Wilhelm Hahne
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