Handy+Empörungs-Kultur+KI+NLS-Light=7/2025

Wer erinnert sich nicht an den Moment, an dem man ganz „bedröppelt“ feststellen musste: Eigentlich wusste man überhaupt nichts! - Da hatte man nun Zahlen gelernt, konnte sie addieren, subtrahieren, ja sogar mit Bruchteilen von Zahlen konnte man rechnen. Aber nun wurde einem versucht klar zu machen, dass man – ganz wichtig! - auch das Rechnen mit Buchstaben beherrschen müsse. Das wäre für unsere Zukunft von großer Bedeutung. - Stimmt! - Doch der Fortschritt hat uns noch weiter gebracht! - Ich habe oben als Titel einmal eine ganz moderne Addition gewählt, um deutlich zu machen, dass inzwischen ein Rechnen mit Buchstaben nicht mehr ausreicht. Schließlich haben wir das Jahr 2025 erreicht und in und auf „TikTok“ und „Instagram“ wird uns klar gemacht, wohin die Reise geht. Am vergangenen Wochenende habe ich eines der Ergebnisse einer neuen Entwicklung in der Realität besucht, um mir ein Bild zu machen, nachdem sich Offizielle dazu schon geäußert hatten. Die Texte waren wohl für „Tik-Tok“ und „Instagram“ gedacht, aber  – wohl dank KI – auch in einer großen Regionalzeitung zu lesen. Obwohl ich auch ein Handy besitze, hat es mir nicht bei der Suche nach einer Antwort (= Ergebnis) helfen können. - Ich habe versucht, mir dann selber ein Bild – und für meine Leser ein paar Fotos – zu machen. Ich bin zu keinem verständlichen Ergebnis gekommen. So habe ich dann hier mal ein paar Worte addiert! - Am Ende hatte ich dann wieder ein Ergebnis mit Zahlen!

Handy + Empörungs-Kultur + KI + NLS-Light = 7/2025

Wenn meine Leser das bis hierin nicht verstanden haben, dann haben wir die gleiche Ausgangsposition. Ich verstehe inzwischen auch so manches nicht mehr. So z.B. die gerade über die Bühne gegangene „NLS-Light“. - Nachdem ich dort ein wenig zu schnuppern versucht habe, muss ich gestehen, dass ich das alles zwar verstehe, aber ich verstehe nicht, mit welchen Floskeln nun ein solches Rennen verkauft wird. - Wenn ich meine Beobachtungen und Feststellungen richtig deute, handelt es sich bei der...

  • „NLS Light“ um eine Einstiegsplattform in den Motorsport mit sehr viel Freiraum. - Geschaffen von Leuten, die sich als ganz schlau empfinden, für – hoffentlich - ganz Dumme.

Im Internet kann man ausführliche Informationen zu diesem Langstreckenrennen finden. Ich zitiere mal irgendeine, die natürlich ganz offiziell vor dem Rennen zu lesen war. So u.a.:

„Kleine kommen ganz groß raus“, hieß es in den Neunzigern bei der Mini-Playback-Show. Das Motto trifft auch auf die Premiere von NLS-Light zu. Zum ersten Mal wird in der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie ein Rennen ohne die großen und leistungsstarken Fahrzeuge gefahren. In den Vordergrund rücken nun andere. Neue Gesichter und alte Bekannte schreiben ihrerseits Geschichte(n). Bereits am Freitagabend findet im Fahrerlager eine große Grillparty mit allen Teams statt, um den Breitensport auf der schönsten Rennstrecke der Welt zu zelebrieren.“

Oder man konnte an anderer Stelle lesen:

„...bietet insbesondere Nachwuchsfahrern, ambitionierten Amateuren oder neuen Fahrzeugkonzepten die Möglichkeit, unter realen Rennbedingungen erste Erfahrungen auf der Nordschleife zu sammeln – ohne den Druck des Punktesystems. Gleichzeitig nutzen etablierte Teams das Rennen gerne für Abstimmungsarbeiten oder zur Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte."...

Das mit den „neuen Fahrzeugkonzepten“ hat mich neugierig gemacht. Was will man uns damit sagen?

Nein, ich wollte am Freitagabend nicht beim großen Grill-Abend dabei sein. Aber als ich am Freitagmittag zum Nürburgring fuhr, da war meine erste Anlaufstelle der „Brünnchen“-Parkplatz. „Die Kleinen“ würden sicherlich schon fahren und ich wollte sie – im Foto – „groß rauskommen lassen“.

Gedacht und – daran gehindert! - Der „Brünnchen“-Parkplatz schien zwar mit einem Zelt-Unterstand – rechts an der Zufahrt - und anderen Details fast schon komplett für den Ansturm am Samstag gerüstet, aber mit „Flatterbändern“ (rot-weiß) waren Zu- und Ausfahrt gesperrt. Kein Zuschauer kam mit einem Automobil auf diesen Parkplatz.

Ich habe nicht weiter versucht, irgendwie auf diesen Parkplatz zu gelangen, denn der Pächter dieses Parkplatzes von der Gemeinde Herschbroich ist die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG. - Und wenn dort aufgrund einer Anweisung „von oben“ entschieden wurde, dass der Parkplatz am Freitag zu den Test- und Einstellfahrten der „NLS-Light“ gesperrt ist, dann ist das rechtmäßig und wird von mir akzeptiert.

  • Aber steckt dahinter ein System oder hat man gar nicht gedacht?

Also habe ich abgedreht und habe mich ins Fahrerlager begeben. Dort war es schon „sehr luftig“, denn „nur“ rd. 60 Starter benötigen weitaus weniger Platz als – sagen wir mal wenig – 120 Starter.

Ich habe mal ein paar Fotos gemacht, damit meine Leser – oder die, die nicht „vor Ort“ waren – einen Eindruck gewinnen können:

Beim Beobachten, wie ein Abschleppwagen einen „der Kleinen“ im nahen Umfeld des Fahrerlagers - der Mercedes-Arena – gestrandet, wieder zurück holte, habe ich daran denken müssen, dass es das in den Anfangszeiten der Serie, die zunächst unter der Bezeichnung „VLN“ und „Veedol-Langstreckenpokal“ ausgetragen wurde, nicht gab.

Ich habe bei meinen Einsätzen „damals“ niemals einen Abschleppwagen überholen müssen. Dafür standen an einem Rennende dann die Privatwagen der Fahrer, ausgestattet mit einem kleinen Hänger, an der Zufahrt zur Rennstrecke Schlange. Denn wenn die nach dem Ende eines Rennens geöffnet wurde, holten die Fahrer oder Wagenbesitzer ihre defekten oder verunfallten Einsatzfahrzeuge selber von der Strecke zurück.

Dieses Mal habe ich mal das neue Szenario fotografiert. Die Abfahrt eines Abschleppwagens während der Test- und Einstellfahrten, die dann zu einer Umkehr zwang. Wie sich eine neue Zufahrt auftat. Die Anfahrt zum nahe gelegenen Ausfallpunkt des Fahrzeugs und den Rücktransport des Einsatzfahrzeugs ins Fahrerlager. Zeitaufwand von der ersten Abfahrt bis zu dem Zeitpunkt, da das Fahrzeug wieder auf allen vier Rädern im Fahrerlager stand: 13 Minuten!

  • Von den angefallenen Kosten wollen wir nicht reden. Die scheinen heute keine Rolle mehr zu spielen.

Ich habe das daraus geschlossen, als sich ein Großteil „der Kleinen“ die ich ausmachen konnte, als relativ teure „Kleine“ entpuppten, deren Kaufpreis (einschl. MWSt.) um 250.000 Euro liegt. Von dieser Art Automobile waren – zu – viele dabei.

Mir wurde deutlich, dass nur Mike Jäger,  Geschäftsführer der VLN Sport GmbH & Co. KG, eigentlich der war, der am klarsten zum Ausdruck gebracht hatte, warum man es – angeblich – mal „mit den Kleinen“ versuchen wollte. Der meinte in einem Statement zum Thema NLS-Light“:

...„Uns war von Beginn an klar, dass ein Termin zwei Wochen nach dem 24h-Rennen am Nürburgring sowie sieben Bundesländern, die bereits Schulferien haben, für einen normalen Wertungslauf nicht funktionieren würde. Aus diesem Grund haben wir aus der Not eine Tugend gemacht.“...

Eigentlich musste die Situation zum Renntermin der „NLS-Light“ eigentlich jedem aufmerksamen Beobachter klar sein. Da gab es vorher folgende – bedeutende – Rennen, bei denen natürlich die „wichtigen“ GT3 zum Einsatz kamen:

  • 24h- Rennen Le Mans          14./15. Juni 2025
  • 24h- Rennen Nürburgring    21./22. Juni 2025
  • 24H-Rennen Spa                  28./29. Juni 2025

Welcher GT3 würde danach schon am 5. Juli 2025 bei der NLS wieder antreten wollen – und können! - nachdem man in den drei 24h-Rennen zuvor schon siebenstellige Eurobeträge „verballert“ hatte?

Was die NLS-Organisation dann aus dieser Ausgangssituation für sich gemacht hat, war dann – aus meiner Sicht – ein geradezu lächerlicher Kompromiss. - So mein Eindruck am Freitag. 

So bin ich dann nach meinem ersten Eindruck am Freitag, dann auch gar nicht mehr zum „NLS-Light“-Rennen am Samstag gefahren, wo dann am Ende des Rennens – durch das Gesamtergebnis -  auch meine Einschätzung von Freitag bestätigt wurde.

Die ersten 10 „Kleinen“ im Gesamtklassement – in der Reihenfolge des Zieleinlaufs:

  1. VW Golf Gti Clubsport 24h        Schnellste Runde  8:35,591 min
  2. BMW M4 GT4                            Schnellste Runde  8:31,680 min
  3. Toyota Supra GT4                      Schnellste Runde  8:37,811 min
  4. BMW M4 GT4                            Schnellste Runde  8:35,761 min
  5. BMW M4 GT4                            Schnellste Runde  8:34,372 min
  6. Porsche 718 Cayman GT4 CS    Schnellste Runde  8:47,867 min
  7. Porsche 718 Cayman GT4 CS    Schnellste Runde  8:54,093 min
  8. Audi RS3                                    Schnellste Runde  8:50,520 min
  9. Porsche 718 Cayman GT4 CS    Schnellste Runde  8:47,470 min
10. Porsche 718 Cayman GT4 CS    Schnellste Runde  8,49,587 min

11 - 12 - 13 - 14 ... usw. - usw. - usw. ... 35 - 36 ...

37. BMW 348 C                                Schnellste Runde 10:42,084 min
38. Porsche 911                               Schnellste Runde   9:49,590 min
39. Porsche 718 Cayman GT4 CS    Schnellste Runde   8:49,833 min
40. BMW M2 CS Racing                  Schnellste Runde   9:02,492 min
41. Honda Civic Typ R                     Schnellste Runde 10:15,154 min

Aus meiner ganz persönlicher Sicht siegte bei den „Kleinen“ ein Prototyp, der wohl kaum jemals für Geld zu kaufen sein wird, allerdings – schon „vorgreifend“ – mit E20-Gasline-Kraftstoff von Shell befeuert wurde.  Ein solch „unbezahlbarer“ VW Gti siegte vor einem käuflichen Rennfahrzeug mit einem Neuwert (einschl. MWSt.) von 260.000 Euro.

  • Was ist da von dem Motto, „Kleine kommen ganz groß raus“, übrig geblieben, unter dem doch nach eigenen Angaben der „Versuch“ einer „NLS_Light“ gestartet werden sollte?

Da kann ich dann nur „flapsig“ feststellen: „Operation geglückt – Patient tot“!

Da hat – der Bezeichnung nach – jetzt der VLN/NLS in 2025 ein VW Golf Gti gewonnen. - Alles jubelt! - Auch 1977 waren schon – im ersten Rennen der VLN - eine Reihe der „damals“ ziemlich neuen Golf Gti am Start. „Damals“ hatten die – in der so genannten „Gruppe 1“ kaum mehr als die serienmäßigen 110 PS, wogen aber nur 815 Kilogramm.

Der moderne, hoffentlich homologierte Nachfolger des Jahres 2025, den es z.Zt. nicht zu kaufen gibt, hat sicherlich mehr als 300 PS, wiegt aber – in einer homologierten Version – 1.501 Kilogramm. Als Wettbewerbs-Gti ist er aber wohl einen Aerodynamik-Wunder, das dann z.B. im Streckenabschnitt „Schwedenkreuz“ am Nürburgring mit einem Abtriebswert an der Hinterachse von mehreren Zentnern aufwarten kann.

Zufällig war ich 1977, beim ersten VLN-Lauf, dem Int. ADAC-Ahr-Eifel-Rennen "5 Stunden Nürburgring", am 23. April 1977, einer der Fahrer in einem Golf Gti des damaligen Klassensiegers – neben Walter Piel. Wir hatten „damals“ so um einen Zentner Auftrieb an der Hinterachse, wenn wir übers „Schwedenkreuz“ fuhren, waren pro Runde auch sicherlich um zwei Minuten langsamer als der jetzt in 2025 bei „den Kleinen“ im Gesamtklassement (!) siegreiche Golf Gti.

Wir waren „damals“ 5 Stunden im Rennen unterwegs und wurden am Ende dann als 5. im Gesamtklassement abgewunken. Gesamtsieger war „damals“ ein Ford Escort RS 2000 mit den Fahrern Franz Rudolf Urbach/Mathias Schneider.

Ich habe also persönlich die Entwicklung des Golf Gti von „damals“ bis heute mit bekommen. Nach dem ersten Antriebswellen-Dilemma, gab es dann z.B. die „Sportwellen“, die mit Fett gefüllt waren. Walter Piel, machte die „Stabis“, die wir brauchten, selber. Das Fahrzeug wurde von Nothelle in Mülheim hergerichtet und war im Besitz der Firma Gottfried Schultz in Essen. Dem Fahrzeug wurde von den Zuschauern die Bezeichnung „Flammen-Golf“ zugeordnet.

So ein Golf kostete damals 13.850 DM ab Werk. Damit hatten wir als Fahrer dann im Umfeld der anderen „Straßenfahrzeuge“ mehr Spaß, als heute die „Werksfahrer“ mit ihren „fliegenden Kisten“ haben können. Und die Zuschauer ebenfalls, weil wir alle praktisch in Automobilen unterwegs waren, mit denen die Zuschauer jeden Tag zur Arbeit fuhren.

Scheinbar hat sich das heute geändert. Deswegen muss aber die Grundidee „von damals“ nicht schlecht gewesen sein. Die Veranstalter würden gut daran tun, sich noch einmal daran zu erinnern, wie heute eigentlich der „Breitensport“ aussehen müsste, wenn man diese Bezeichnung wirklich ernst nehmen soll.

Um mit einer durch die Erfahrung mit „NLS-Light“ verbesserten Ausgangsposition und damit einer neuen – unverständlichen – Rechenformel zu enden:

  • VW + GTI  + AT3 + Prototyprekord + Preis + 8:31 = NLS-Light

Wer das versteht, ist es auch selber schuld! - Es gibt eben kein größer „light“, als wat der Mensch sich selbst „andeiht“!

MK/Wilhelm Hahne
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