Bitte relativieren! - Aber es ist erwähnenswert!

Kosten zum Beispiel, die man wie selbstverständlich hinnimmt, deren Höhe man aber noch nicht einmal kennt. Gerade beim Blick in aktuelle, große überregionale Tageszeitungen, bin ich erstaunt, dass man den Kauf von Raketensystemen in den USA als positiv empfindet, aber nirgendwo steht geschrieben, was das denn kostet! Dabei regt man sich über kleinere Beträge auf, weil man die vielleicht in Relation zum eigenen Jahreseinkommen betrachtet. Auf der anderen Seite scheint der Preis auf einer gewissen Ebene gar nicht mehr zu interessieren, weil der ja vielleicht aus einem „Sondervermögen“ bezahlt wird. Das muss doch schließlich irgendwie aufgelöst werden. - Man scheint das so zu empfinden! - Einen Journalisten sollten aber sowohl große wie kleine Kosten interessieren, obwohl sie von der Politik – so oder so - wie selbstverständlich hingenommen werden. - Ich habe daran denken müssen, als ich mal wieder einem Konzert der Bundeswehr Bigband zuhören wollte. Meine Frau und ich haben dann aber auf dieses Konzert verzichtet, weil die „Anmache“ vor dem eigentlichen Konzert zu einer Spende von uns als zwanghaft und geradezu primitiv empfunden wurde. Ich habe auch die Werbung für die Bundeswehr beim Truck Grand-Prix am Nürburgring nicht übersehen, auch nicht, dass auch aktuell bei DTM-Veranstaltungen im Fahrerlager für die Bundeswehr geworben wird. - Das ist alles bestimmt nicht kostenlos, aber sicherlich billiger als zwei amerikanische Raketensysteme. - Aber man sollte doch wenigstens mal darüber gesprochen haben. - Dachte ich! - Und möchte aber daran erinnern:

Bitte relativieren! - Aber es ist erwähnenswert!

Die Bundeswehr gibt es nur wegen der notwendigen – eventuell notwendigen – Verteidigung. Sagt man! Darum gibt es auch wahrscheinlich -. wohin man auch schaut – nur noch Verteidigungsministerien. - Um genau zu sein: In Deutschland wird es als „Bundesministerium der Verteidigung“ bezeichnet! - Anderswo – in anderen Ländern – findet man auch die Bezeichnung „Verteidigungssekretariat“.

Anderen fällt das vielleicht nicht so auf, aber ich bin in einer Zeit der Kriegsministerien groß geworden. Da gab es auch richtige Kriegsminister. Heute sind daraus mächtige – wegen des Etats -  Verteidigungsminister geworden, die nicht nur eine ganze Rüstungsindustrie – sondern noch mehr – mit Aufträgen beglücken können.

  • Was wäre z.B. der olympische Sport – also Olympia – ohne die jeweiligen Sportförderungskompanien einer Bundeswehr? 

Nur weil es sich so interessant anhört:

„Zuständig für die Spitzensportförderung in der Bundeswehr ist das Referat Sport/KLF/CISM/Spitzensport (Referat Sport/Spitzensport) im Kommando Streitkräftebasis (KdoSBK).“

Man könnte Olympia inzwischen fast als eine kriegerische Auseinandersetzung ohne Waffen bezeichnen. Um mal in Deutchland zu bleiben: Die Bundeswehr ist der größte Förderer im Sport und lässt sich das im Jahr über 30 Millionen Euro kosten!

  • Um diese Summe zu relativieren: Der Verteidigungshaushalt beträgt in diesem Jahr mehr als 86 Milliarden Euro!

Ohne die staatliche Unterstützung wären die deutschen Sportler bei Olympia z.B. im Medaillenregen der letzten Jahre insgesamt sicherlich unscheinbar geblieben. Die Bundeswehr empfindet ihre Sportförderung auch als wichtiges Element der deutschen Sportpolitik und betrachtet die geförderten Athleten als die Aushängeschilder Deutschlands.

Motorsport wird von der Bundesregierung offensichtlich nicht als Sport empfunden, wird von ihr auch nicht unterstützt. Ist darum z.Zt. nur ein einziger deutscher Fahrer in der „Königsklasse“ des Motorsports vertreten?

  • Aber beim DMSB e.V. arbeitet man zusammen mit dem ADAC via DOSB an einer „Verbesserung“ des Systems!

Ich bin erst darauf gekommen, mich mit diesen Zusammenhängen und den damit zusammen hängenden Zahlen zu beschäftigen, nachdem ich Werbemaßnahmen der Bundeswehr bei Motorsport-Veranstaltungen wahrgenommen hatte. Und dazu noch – fast – eine Bigband der Bundeswehr „live“ erlebt hätte.

Diese Bigband hatte ich schon mal vor Jahren auf der Musikmesse in Frankfurt – die es seit Corona nicht mehr gibt – gehört. Und ich war beeindruckt. Darum wäre ich auch gerne mal wieder Zuhörer bei einem „kostenlosen“ Konzert der Bundeswehr Bigband auf dem Marktplatz in Mayen gewesen. - So war es jedenfalls in der Werbung angekündigt.

Aber die Besucher dieses Konzerts wurden dann real mit einem nach meinem Empfinden „geradezu perfiden System“ dazu genötigt, sich als „gute Menschen“ dazustellen. Man sammelte so – wie der Regionalzeitung zu entnehmen ist – von ca. 1.000 Besuchern rd. 25.000 Euro. - Es hat also funktioniert! - Es wurde sozusagen „Geld für karikative Zwecke“ eingespielt! - Oder anders:

  • Die Bundeswehr spielte mal wieder „für einen guten Zweck“!

Jetzt, nach diesem neuen „Anstoß“ habe ich mich dann auch mal mit den Zahlen beschäftigt, die bei der Bundeswehr zum „Thema Musik“ sicherlich auch irgendwo erfasst werden.

  • Der Bund der Steuerzahler schätzt die Gesamtkosten dafür auf rd. 70 Millionen pro Jahr!

So ein Bigband-Konzert der Bundeswehr, wie ich es gerade in Mayen verpasst habe, kann von den entstehenden Kosten her mit rd. 40.000 Euro angenommen werden.

Da fragt man sich als aufmerksamer Beobachter von Motorsport-Veranstaltungen schon, was denn wohl die Bundeswehr für Anwerbeaktionen bei solchen Veranstaltungen ausgibt, nachdem mit die nicht nur bei der DTM, sondern z.B. auch beim „Truck-Grand-Prix“ am Nürburgring aufgefallen waren. - Ich habe hier mal meinen Laptop fotografiert, als da gerade passende Bilder drüber flimmerten.

Weil das vielleicht auch meine Leser interessiert – mich sowieso - habe ich einfach mal das Verteidigungsministerium angeschrieben. Das war am 14. Juli 2025, morgens, exakt um 9:10 Uhr. Ich schrieb u.a.:

...„Ich weiß, dass Sie eine Auskunft mit Hinweis auf viele Bestimmungen und Gesetzmäßigkeiten abweisen können. Ich wähle aber den direkten Weg, weil er der schnellere ist. Ich glaube auch inzwischen zu wissen, dass Ihr Aufwand alleine bei der DTM z.B. hoch sechsstellig ist.

Ich würde das aber gerne von Ihnen zuverlässig bestätigt bekommen.“...

Man hat mir von Seiten des Ministeriums in Berlin bis zur Veröffentlichung dieser Geschichte keine Antwort zukommen lassen. Meine Information ist also „unzuverlässig“ und bezieht sich aber auch nur auf die Werbeaktionen, die die Bundeswehr bei Veranstaltungen der DTM durchführt. - Die Zahl folgt später!

Ich habe mal bei „Wikipedia“ nachgelesen:

„Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden zum 1. Dezember 2012 die Zentren für Nachwuchsgewinnung (ZNwG) in Karrierecenter (KarrC Bw) mit Assessment (AC) umbenannt. Zu den bereits existierenden Assessment-Centern wurden in Erfurt, Stuttgart und Mainz drei neue Karrierecenter in Dienst gestellt. Außerdem wurden acht weitere Karrierecenter ohne Assessment geschaffen, die unter anderem für die Reservistenbetreuung und regionale Karriereberatung zuständig sind. Die Karrierecenter nehmen Aufgaben der ehemaligen Kreiswehrersatzämter wahr.

Die Aufgaben der Karrierecenter sind, für die militärischen und zivilen Karrieren bei der Bundeswehr zu werben und Interesse zu wecken sowie Informationsveranstaltungen an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen (BBS), Messen sowie weiteren Ausbildungseinrichtungen im Rahmen der Nachwuchswerbung und -gewinnung durchzuführen.“

Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik 15 Karrierecenter und 99 Karriereberatungsbüros der Bundeswehr. Sie sind dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr unmittelbar nachgeordnet.

Man empfindet Motorsport-Veranstaltungen wohl gerade für die Anwerbung von Soldaten als besonders interessant, weil man hier die richtige Zielgruppe – junge Leute – direkt erreicht. Aber die Standplätze müssen jeweils bezahlt werden und die Besetzung mit Personal und Material kosten auch Geld.

  • Nach meinen „unzuverlässigen“ Informationen gibt die Bundeswehr allein bei Veranstaltungen der DTM dafür 800.000 Euro aus!

Das ist gemessen an dem, was z.B. ein Motor-KRITIK-Abo kostet das 10-tausendfache – und damit sehr viel - aber gemessen am Gesamthaushalt der Bundeswehr nur ein „Klacks“!

Man sollte also immer relativieren, wobei dabei dann auch schon mal die Frage auftaucht: 

  • Sind die anfallenden Ausgaben in allen Fällen in dieser Höhe notwendig?

Aber in unserer „modernen“ Zeit hat sich Vieles verschoben. Nicht nur die Ansichten und die Einstellung zu bestimmten Vorkommnissen, auch die Bezeichnungen von Ministerien lesen sich nun anders.  Was „früher“ einmal mit Kriegsministerium benannt war, ist heute ein Verteidigungsministerium. - Pardon: „Bundesministeriums der Verteidigung“!

Als Kind wurde ich damals unaufgefordert immer wieder – wie ich aus dem „Volksempfänger“ bei „Wehrmachtsberichten“ und "Sondermeldungen" hören konnte, immer wieder darüber informiert, dass der „Endsieg“ nahe sei. „Damals“ steuerte die „Reichspropagandaleitung“ den gewünschten Informationsfluss!

  • Aktuell informiert der Stab Informationsarbeit (Stab InfoA) über den Sprecher des BMVg! - Bei Nachfrage von Motor-KRITIK: Nicht!

Und Kriege, von denen überall in der Welt ständig einige toben, werden je nach Standpunkt dann als „Angriffskriege“ oder vielleicht als „Präventivschlag“ dargestellt und durch Waffenlieferungen unterstützt und/oder auch  so „gesteuert“. Vieles wird von nationalen Interessen bestimmt. - Sagt man!

Man hat den Eindruck, dass man als Bürger eines demokratischen Staates inzwischen mehr wie ein Stück „Stimmenvieh“ gewertet und behandelt wird. Dem man z.B. etwas verspricht, das man dann nicht hält, weil es – angeblich – im Moment nicht finanzierbar ist. - Es gibt da auch aktuelle Beispiele!

  • Es gibt eben in der Praxis nichts, was sich nicht argumentieren ließe!

Wenn man dann aber auf eine geradezu primitive Art zu Spenden veranlassen will, dann hört eigentlich „der Spaß auf“! - Meine ich! - Obwohl die „ausgewählten“ Vereine – und deren Mitglieder! - sicherlich angenehm berührt sind.

  • Mich persönlich verärgern auch „Anregungen“ zu kleinen Spenden, die man den Menschen aber wie ein Lasso um den Hals legt. 

Auch darum musste diese Geschichte geschrieben werden! 

  • Denn man sollte alles relativieren! - Nicht nur die Ausgaben der Bundeswehr!

Ich möchte das zumindest mal erwähnen und darauf aufmerksam gemacht haben!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Während ich an der Einstellung dieser Geschichte arbeitete hat mich eine Antwort - aber die einer direkt betroffenen Behörde - erreicht. Die wird auch in obiger Geschichte von mir erwähnt und antwortet mir nun im Auftrag des Bunesministeriums für Verteidigung:

"ÖFFENTLICH/PUBLIC \ PersDat Schutzbereich 1

Sehr geehrter Herr Hahne,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir als Presse- und Informationszentrum Personal der Bundeswehr zuständigkeitshalber übernommen haben.

Ihre Fragen möchte ich Ihnen gerne wie folgt beantworten:

Zu Frage 1: Existiert ein Rahmenvertrag mit dem ADAC?

Die Bundeswehr hat keinen Rahmenvertrag bzw. keine Kooperationsvereinbarung mit dem ADAC.

Zu Frage 2: Oder wird jeweils auf Anforderung eines „Karriere-Center“ bei entsprechenden Motorsport-Veranstaltungen Ausstellungsfläche angemietet?

Die Veranstaltungen der Motorsportevents, auf denen die Bundeswehr vertreten ist, werden nach ausgewählten Kriterien ausgesucht. Dabei wird pro Veranstaltung ein separater Ausstellervertrag abgeschlossen.

Zu Frage 3: Wie hoch – zu welcher Summe in Euro - werden in 2025 die Kosten für die Personal-Werbung der Bundeswehr bei Motorsport-Veranstaltungen auflaufen?

Die Höhe der Haushaltsmittel für die Nachwuchswerbung (Kapitel/Titel 1403/53801) der Bundeswehr findet sich im Bundeshaushaltsplan, Einzelplan 14, wieder und ist öffentlich zugänglich. Für das Jahr 2025 ergibt sich ein Budget für die Nachwuchswerbung der Bundeswehr von 58 Millionen Euro.

Wir bitten um Verständnis, dass eine Aufschlüsselung von Ausgaben für Motorsport-Veranstaltungen aufgrund der entsprechenden vertragsrechtlichen Vereinbarungen und der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den jeweiligen Veranstaltern nicht erfolgen kann.

Wenn Sie mich zitieren wollen, so bitte als „eine Sprecherin der Bundeswehr in Köln“.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

... ....."

Eigentlich haben mich nur die Ausgaben für die DTM interessiert, aber 58 Millionen Euro für die Personalwerbung in 2025 sind auch "ein Wort"! - Die "verspätete" Antwort auf meine Anfrage in Berlin, resultiert also auch darauf, dass der "PersDat Schutzbereich 1" nicht in Berlin, sondern im westlichen Teil Deutschlands angesiedelt ist. - W.H.

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