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Ich habe für mich – als Journalist – schon vor vielen Monaten eine klare Entscheidung getroffen. Sie wurde von mir, meinen Lesern gegenüber, auch klar geäußert. Von denen, die an eine digitale Zukunft glauben, wurde ich davor gewarnt. Eine solche klare Meinungsäußerung könne „tödlich sein“. - Nun ist schon seit vielen Monaten – für jeden Leser klar zu erkennen – im „Kopf“ meiner Motor-KRITIK-Internetseite zu lesen: „Alles mit menschlicher Intelligenz“. Das schließt aber nun nicht aus, dass ich damit aufgehört habe, meine Grundeinstellung immer und immer wieder zu überprüfen und zu hinterfragen. Dabei stoße ich leider immer wieder auf Meinungsäußerungen von hervorragend „aus-gebildeten“ Leuten, die wohl davon überzeugt sind, dass es angeraten ist, im mitreißenden Strom der digitalen Entwicklung mit zu schwimmen. Das ist sozusagen eine Entscheidung mit „KI“, bei der das sogenannte „Bauchgefühl“ keine Rolle mehr spielt. - Aus meiner Sicht eine „dumme“ Entscheidung, weil damit deutlich wird, dass diese Leute das eigentliche Ziel aller Bemühungen aus dem Auge verloren haben. - Man sollte irgendwann immer mal wieder „die Weichen neu stellen“ und in diesem Fall zunächst mal die Frage zu einer künftig wahrscheinlich erfolgreichen Ausrichtung klar zu beantworten versuchen:
Das Ziel: Eine digitale oder menschliche Zukunft?
Es ist schon einige Zeit her, dass ich mir von einem ehemaligen Porsche-Zenter-Geschäftsführer sagen lassen musste:
„So wie du damals Porsche verkauft hast, so geht das heute nicht mehr.“
Inzwischen ist dieser ehemalige Geschäftsführer eines Porsche-Zenters gestorben. So kann ich ihm – mit einem Hinweis auf aktuelle Meldungen zur finanziellen Situation von Porsche – nicht sagen, dass damit eigentlich bestätigt wird, was mir – auch beim Verkauf von Porsche-Sportwagen “damals“ – als Leitmotiv diente.
- Das war nicht die zu erzielende Provision, sondern die Zufriedenheit des Kunden.
Bei Porsche ist so ein „menschliches Ziel“ lange verloren gegangen. Es war vielleicht einmal ursprünglich vorhanden, aber die „Erben eines großen Namen“ haben dafür kein Gefühl entwickeln können, waren bei einer jeweils notwendigen Weichenstellung immer auf der Seite des Geldes.
So haben sie – das ist meine Meinung – dann auch zu lange versucht, die „Mutter-Kuh“, Porsche 911 zu melken. Das heißt: Sie haben die Kunden „gemolken“. - Sozusagen „um jeden Preis“.
- Da gibt es das Beispiel Porsche 944, aus meiner Sicht geradezu eine Alibi-Versuch, mit einem nicht konsequent gemachten neuen Modell, den Erfolg des Porsche 911 nicht zu gefährden.
Ich erinnere mich da an ein Gespräch – nachdem ich die ersten Fahreindrücke gesammelt hatte – in dem ich fragte, warum man dieses neue Modell nicht deutlich vom Porsche 924 entfernt habe, weil dieses neue Modell doch hervorragende Anlage hatte, nicht nur von der Fahrwerkbasis her, sondern auch z.B. in den hervorragenden 3-Liter-Vierzylindermotor, der im Hinblick auf Gewicht/Leistung/Verbrauch auch heute noch mit zu den Besten der Welt zählen würde.
Man hätte diesem Modell - nach meinem Empfinden – z.B. ein neues Armaturenbrett mitgeben müssen, es als ein eigenständiges Neumodell in allen Details vorstellen sollen. Aber damals schien nicht nur das Geld dafür zu fehlen, sondern man hatte wohl auch Angst, dass ein zu guter 944 den 911 ein wenig „alt aussehen lassen“ würde.
Manfred Jantke, damals u.a. Pressechef des Stuttgarter Sportwagenherstellers, meinte mir gegenüber dazu:
„Der Aufwand wäre zu groß gewesen. Die Entwicklungskosten allein für ein neues Armaturenbrett hätten im siebenstelligen Bereich gelegen.“
Ich habe das schon damals ein wenig anders gesehen: Man hatte bei Porsche eine Riesenangst davor, den Erfolg des Porsche 911 zu gefährden oder auch nur anzukratzen, neigte damit dazu, eine „halbgare“ Entwicklung von neuen Modellen zu betreiben und steuerte so in die erste große Krise, die auch die Grundeinstellung „der Erben“ am Beispiel „Wiedeking“ deutlich machte:
- Möglichst viel Geld verdienen wollen, ohne dabei das ererbte Vermögen zu gefährden!
Ich habe das Auf und Ab dieser Firma über die ganzen Jahrzehnte verfolgt. Dabei muss man die Marketing-Leistung bewundern, ein eigentlich „von der Zeit überholtes“ Modell, wie den Porsche 911, immer wieder als „in die Zeit passend“ zu verkaufen.
Und das zu Preisen, die sich offensichtlich an den Vorstellungen „der Familie“ orientierten. Wenn z.B. mal eine kleine Leistungserhöhung gegen Aufpreis angeboten wurde, dann habe ich für mich versucht, die Kalkulation zu durchleuchten.
- Das Ergebnis: Aus meiner Sicht war es wirklich grenzwertig!-
Der dann irgendwann zwangsweise notwendige wassergekühlte Motor des Porsche 911 war dafür eigentlich auch ein Beispiel. Sein Konstrukteur hat sich damit für die „Erben“ ein Denkmal gesetzt. So war es auch nicht überraschend, wenn er schließlich eine wichtige Position im VW-Konzern zugewiesen bekam. Auch dort war er „erfolgreich“!
- Zum Zeitpunkt des Diesel-Skandals hat man sich dann aber schnell von ihm getrennt!
Porsche ist nach meiner Kenntnis auch als „Erfinder“ der „Balance of Performance“ zu bezeichnen. Man hat damit die „SRO“, die „Stéphane Ratel Organisation“ zu einer der aktuell wichtigen Organisationen gemacht, an der z.Zt. - wie man so schön sagt – „niemand vorbei kommt“!
- Inzwischen überholt sich die Automobilindustrie aber wieder mal selber!
War die ursprüngliche Porsche-Idee, auch „alte“ 911-Sportwagen – dank „BoP“ - im Motorsport noch erfolgreich einsetzen zu können, so hat man diese Grundidee dann mit dem Argument „verkauft“, dass die Basis für einen dann GT3 immer ein Serien-Sportwagen sein müsse. Ganz gleich von welcher Firma. So würde jeder GT3 dann bei gleicher Ausgangsposition – unabhängig von Hubraum und technischer Anlage – über die gleichen Siegchancen verfügen.
- Nach einer Anpassung der Besten an dem Niveau der Schlechtesten durch die „BoP“.
Inzwischen sind bei Mercedes-AMG und Lamborghini neue „GT3“-Fahrzeuge in der Entwicklungen, die speziell für den sportlichen Einsatz entwickelt wurden. Dabei kündigt man aber schon – vorsichtig – an, dass da vielleicht dann irgendwann ein „Serien-Sportwagen“ auf der gleichen Basis folgen würde.
- Das ist ein Verdrehen der ursprünglichen Idee und – aus meiner Sicht – einfach „krankhaft!“
Aber es gibt im Motorsport genügend „Träumer“, die auf die „Innovationen“ durch die Industrie setzen und nicht begreifen, dass die Automobilindustrie im Motorsport niemals ein zuverlässiger Partner war – und auch nicht sein kann!
Schon der GT3-Mercedes war in der jetzt noch eingesetzten Version, der gewählten Fahrwerk-Version ein eigentlich vom Serienmodell wirklich losgelöstes neues Modell! Audi war da – zunächst – noch nahe dem Serienmodell. Aber die Entwicklung hat den „echten GT3“ sich dann schon weit von der eigentlichen Grundidee entfernen lassen.
- Inzwischen haben die GT3-Renner in Verbindung mit der „BoP“ im Motorsport die Bedeutung eines „krankhaften Geschwürs“!
Nun wird die „damalige“ Grundidee gerade „umgedreht“. Das macht die GT3-Idee noch „krankhafter“. Leider ist auch so manch andere Entwicklung bei der Automobil- oder Fahrzeugindustrie auf dem gleichen Niveau.
- Dabei denke ich an die Entwicklung des Automobils weg von einem Gefährt, das die Mobilität des Menschen verbessert, hin zu einem Prestigeobjekt und damit zu einem Gewinn- und Aktionärs-Liebling.
Eigentlich wären ganze Management-Etagen überflüssig. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist – mit einem Blick nach Österreich – das Beispiel KTM. Da hat man gerade eine Insolvenz in Eigenverwaltung hingelegt. Ein indischer Partner wird wohl gegen Jahresende den Hauptanteil an der dann wieder auferstandenen Firma KTM besitzen
Das dann neue indische Spitzen-Management hat dort inzwischen mit einem gewissen Befremden festgestellt, dass bei KTM in Österreich 1.000 Mitarbeitern in der Motorradfertigung, dann 3.000 Mitarbeiter in der Verwaltung gegenüber standen.
- Auch die Ausgaben für den Motorsport bei KTM werden nach indischer Übernahme wohl sofort um 50 Prozent gekürzt werden!
Bei Porsche versucht man es aktuell auch zunächst mal mit Kürzungen. Weil man damit sehr schnell Geld sparen kann. Schon als Kind hat man mich die These gelehrt:
„Geld, das man nicht ausgibt, braucht man nicht zu verdienen!“
Die Fehler bei den Entscheidungen für bestimmte Modelle auszugleichen, würde ungefähr 5 – 6 Jahre dauern. Das würde ein Überleben nicht unbedingt erleichtern.
- Das ist nicht die erste große Krise, die Porsche erlebt. Man hat schon eine größere (?) überlebt. - Auch mit Hilfe von „Kollegen“!
Aber dieses Mal wird man nicht nur Geld sparen, sondern auch eine Weichenstellung vornehmen müssen. Einmal neu aufgestellt, wird man auf einem „neuen Gleis“ mit neuen Ideen und neuem Schwung wieder Fahrt auf nehmen müssen. Dazu wird man dann Entscheidungen treffen müssen, die auch die Frage beantworten:
„Das Ziel: Eine digitale oder menschliche Zukunft?“



