Rock am Ring: Es war einmal... -

Von den Veranstaltern, die am Nürburgring von Bedeutung waren und sind, gehört Marek Lieberberg sicherlich zu den ausgeschlafensten. Jedenfalls war es der erste, der nachdem sich nach Affären und Skandalen eine Katastrophe abzeichnete, einen „Plan B“ entwickelt hatte, der es ihm jetzt ermöglichte, bei einem – wie er es empfunden haben wird - „unsittlichen“ Vorschlag der (eventuell) neuen Besitzer des Nürburgrings NEIN zu sagen. Interessant ist, wie so etwas vermeldet wird: Da wurden durch Capricorn Verträge gekündigt. - ??? - Wie kann jemand Verträge kündigen, die es noch gar nicht gibt? - Wie kann jemand Verträge kündigen, der noch nicht einmal weiß, ob er jemals Besitzer des Nürburgrings sein wird? - Wie kann jemand Verträge kündigen, der noch nicht einmal das bezahlt hat, was er in einem Jahr verpachten will? - Die Nürburgring-Affäre geht in die nächste Runde. Unwissen, Nichtkönnen und Arroganz gehen offensichtlich eine homogene Verbindung ein und es zeichnen sich Katastrophen ab. - Was helfen da Gesetze?

Rock am Ring: Es war einmal... -

Glaubt man den effektvollen Meldungen von heute, wird es Rock am Ring im Jahre 2015 am Nürburgring nicht mehr geben. Das kann sein. Das kann auch nicht sein. Jedenfalls kann es zunächst einmal bewirken, dass für das aktuelle Rockkonzert 2014 erst einmal die noch unverkauften Karten unters Volk gebracht werden. - Es macht doch Eindruck wenn man sagen kann: Ich war beim letzten Konzert von Rock am Ring dabei!

Marek Lieberberg weiß was er tut. Er hat es immer gewusst, auch schon, als er nach den ersten Versuchen der Nürburgring GmbH hier in der Eifel ein Rockkonzert zu etablieren, dann dem Ganzen einen Rahmen gab und alles im Detail perfektionierte. - Das war nicht selbstlos, aber perfekt!

Marek Lieberberg hat natürlich niemals das Geldverdienen vergessen. Aber eigentlich war man am Nürburgring schon froh, dass sich aus dem von Geschäftsführer Rainer Mertel gesetzten Pflänzchen, dann eine richtige Pflanze entwickelte. Wir bei Motor-KRITIK können uns noch erinnern, dass eigentlich ein erstes Rockkonzert im Umfeld von Döttingen geplant wurde. Doch deren Einwohner haben es glatt abgelehnt.

Da war es Rainer Mertel, der damalige Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, der weitsichtig neben dem Motorsportgeschäft auch eine Eventreihe aufbauen wollte. Die Leute mit denen er dann aus der Szene zusammen kam, haben auch schon mal versucht ihr eigenes Süppchen zu kochen und Rainer Mertel hat als Veranstalter eines Rockkonzerts eine Menge Lehrgeld zahlen müssen. Das alles blieb natürlich immer „unter dem Teppich“.

Unter dem sachkundigen Einfluss von Marek Lieberberg hat Rock am Ring nicht nur organisatorisch an Format gewonnen. Diese Veranstaltung hat schon immer – nach unseren Beobachtungen – mehr Besucher gehabt, als offiziell vermeldet wurden. In diesem Jahr hatte man ein wenig preislich überzogen, so dass es zu diesem Zeitpunkt – ganz ungewöhnlich – noch eine Menge unverkaufter Karten gibt. Darum nötigten mir die heutigen Eilmeldungen zunächst ein Lächeln ab. - Gute Marketing-Idee des Herrn Lieberberg!

Aber es ist auch nicht überhört worden, dass einige dynamische Mitarbeiter der NBG (Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH) schon zeitnah zum heutigen Donnerschlag verkündeten: „Im nächsten Jahr machen wir das Konzert selbst.“ - Es ist überraschend festzustellen, mit welchem Selbstverständnis heute Leute Sprüche zu Geschäftsmodellen äußern, von denen sie eigentlich nichts verstehen. Angetrieben von den Aussagen derer, die sich als Chef darstellen und für die ein hoher Anteil am Gewinn das Maß aller Dinge ist.

An Marek Lieberberg scheinen sie zunächst gescheitert. Man hat wohl keinen Vertrag gekündigt, aber wohl in ersten Gesprächen mit diesem Veranstalter verdeutlicht, dass man in Zukunft eine höhere Beteiligung am Gewinn erwartet. Marke Lieberberg konnte kühl ablehnen, da er „Plan B“ längst vorbereitet und ausprobiert hatte: Ein Rockkonzert im letzten Jahr im Stadion von Schalke und eins an der Rennstrecke von Hockenheim.

Damit ist er seinen auch Fans näher gekommen, verkürzt für einen großen Teil der Besucher eines derartigen Rockkonzerts die An- und Abfahrten. - Wie er jetzt feststellen muss, ist das aber nicht alles. Rock am Ring ist in den vergangenen knapp 30 Jahren zu einer Kultveranstaltung geworden. Der Nürburgring wurde zu einem Treffpunkt von Gleichgesinnten in einem Umfeld, dass sich anderswo so nicht darstellen lässt. Nicht nur Menschen werden von ihrem Umfeld geprägt, sondern auch Musik wird in einem unterschiedlichen Umfeld unterschiedlich empfunden. Wobei es hier am Nürburgring schließlich und endlich nicht nur um Musik, sondern auch um die Atmosphäre ging.

Heute am Freitag – einem „Brückentag“ - ist am Nürburgring in der NBG niemand der für wichtig gehalten wird (oder sich dafür hält) zu erreichen. Wie Radiostationen, Zeitungsredaktionen und Fernsehsender feststellen müssen, die um ein Statement eines Verantwortlichen bemüht sind. - Niemand da! - Und wer da ist, der ist aus der Sicht der Journalisten nicht wichtig.

Auch die, deren Geschäft deutlich von der Veranstaltung Rock am Ring mit bestimmt sind, wollen sich öffentlich nicht zu der heute über den Ticker laufenden Meldung äußern, die da heißt:

"'Rock am Ring': Festival zum letzten Mal am Nürburgring“

...wie z.B. SPIEGELonline titelt. Und die Fans schreien auf. Es scheint inzwischen „IHRE“ Veranstaltung geworden zu sein. Und es werden Drohungen gegenüber den Verantwortlichen ausgesprochen, die durch ihre Forderungen den Weiterbestand der Veranstaltung hier in der Eifel gefährden.

Aber das ist erst der Anfang. Bei Motor-KRITIK war bereits ab 29. Januar 2014 auf diesen Seiten – bezogen auf den wahrscheinlichen Käufer des Nürburgrings - zu lesen:

„Tatsächlich ist es wohl so, dass die Kombination aus „Capricorn“ und „GetSpeed“ (Robertino Wild & Dr. Axel Heinemann) ihre Position im laufenden Nürburgring-Insolvenzverfahren so einschätzt, dass man sich quasi in der Pole-Position unter den Kaufinteressenten empfindet. …

Klar wurde auch, dass die, die sich quasi schon als neue Herrn des Nürburgrings empfinden, ein Leuchten in den Augen nicht unterdrücken konnten, wenn sie von den Erkenntnissen sprachen, die sie beim Blick in den „virtuellen Datenraum“ sonst aber gewonnen hatten. Das dort dargestellte Verhältnis von Ergebnissen Vermieter/Mieter, also Nürburgring GmbH und Veranstalter hat ihnen klar gemacht, dass man hier in Zukunft noch deutlich an der Stellschraube drehen kann, damit sich die Gewinne auf der richtigen Seite mehren. …“

Und ich habe mich an einer Art von Zusammenfassung von Eindrücken versucht, indem ich damals schrieb:

„So wie 'Null plus Null' stets Null ergibt, so ist es kaum wahrscheinlich, dass sich aus 'Problemfall plus Problemfall' etwas anderes als ein Problemfall ergeben kann.“

Wir haben nun mit Rock am Ring das Ergebnis Nr. 1: Einen Problemfall! - Es ist ein Fall, der den wirtschaftlichen Erfolg im Umfeld des Nürburgrings schon mit bestimmt hat. Stärker als so manche Motorsport-Veranstaltung

Capricorn ist noch Monate – und die Zahlung von vielen Millionen Euro – weit davon entfernt, zum Besitzer des Nürburgrings zu werden, zumal eine offizielle Bestätigung des Kaufvertrages durch die EU noch aussteht, und schon heute gibt’s die erste Katastrophenmeldung.

Es wird nicht die letzte in Sachen Nürburgring und Capricorn gewesen sein.

MK/Wilhelm Hahne
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