6. VLN-Lauf: Entscheiden 162 Sekunden?

Das RCM DMV Grenzlandrennen am 2. August 2014 war der 6. Lauf zur Deutschen Langstreckenmeisterschaft 2014 auf dem Nürburgring. Die wird im Rahmen eines Reglements durchgeführt, das vom DMSB (Deutscher Motor-Sport-Bund) unter der Nr. 518/14 genehmigt wurde und in dem es auf der Seite 26 zum Thema „Wertung“ heißt: „...Es wird nach Ablauf der Zeitdistanz der Gesamtführende als Erster abgewinkt. ...“ - Der Ausschreibung nach handelte es sich beim Rennen am 2. August um ein 4-Stunden-Rennen. Es wurde nach 3 Stunden, 57 Minuten und 18 Sekunden abgewunken. Das ist durch die offizielle Zeitnahme ausgewiesen. - Wieso wurde das Rennen zu früh abgewunken? - (Dazu aktuell auch ein Einschub vom 4.8., 15:30 Uhr)

6. VLN-Lauf: Entscheiden 162 Sekunden?

„Aufgrund einer Fehlinformation“, sagt man auf den VLN-Internetseiten aktuell, wurde das Rennen„150 sec“ zu früh abgewunken und man verweist auf § 22 des Rundstreckenreglements. - Es gibt also schon beim Rechnen einen Unterschied zwischen Rennleitung und Motor-KRITIK.

Und direkt im Blick der Rennleitung hängt eine Uhr, die allerdings die Zeit digital anzeigt. Vielleicht sollte man wieder eine mit Zeigern montieren, weil die dann auch verstanden werden kann.

Im Rundstreckenreglement des DMSB, Stand 16. Dezember 2013, ist tatsächlich zu lesen:

„Art. 22 Vorzeitiges und verspätetes Zeigen der Zielflagge

Wird die Zielflagge vorzeitig gezeigt, so ist dieser Zeitpunkt für die Wertung maßgebend. Wird die Zielflagge nach der vorgeschriebenen Rundenzhal oder nach der Höchstdauer des Wettbewerbs gezeigt, so gilt für die Wertung der Zeitpunkt, zu welchem der Wettbewerb hätte enden müssen.“

Nun gibt es eine „Früh“-Werbung auf dem Sieger-Fahrzeug mit der Start-Nummer 30, so dass das „frühe“ Abwinken sicherlich berechtigt war. - Oder nicht? - Oder doch?

Jedenfalls war es eine „Fehlinformation“, die nach den Gesetzen des DMSB nicht strafbar ist. Wie wir auch aus den wie selbstverständlich vorgenommenen anderen „Fehlhandlungen“ bei den VLN-Rennen der Vergangenheit schließen können.

Es wurde auch – großzügig – ein anderes Vergehen der Startnummern 30 und 20 dann nicht geahndet. So heißt es nämlich im oben schon erwähnten Rundstreckenreglement des DMSB, Art. 17, Absatz 4:

„Die Ziellinie darf nur einmal überquert werden. Verstöße können von den Sportkommissaren geahndet werden.“

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Fahrzeuge mit den Startnummern 20 und 30 die Ziellinie zweimal überquert haben; nämlich beim Abwinken durch eine „Fehlinformation“ und beim Überfahren nach Ende der vorgeschriebenen Renndauer.

Vielleicht sollte man solche Amateur-Veranstaltungen auch nicht so ernst nehmen. Die Veranstalter üben erst seit 1977. Da kann es natürlich schon mal passieren, dass man eine „Rote Fahne“ schwenkt, wenn man auch darauf verzichten könnte, dass man ein Rennen verkürzt, weil man zeitlich mit der Bestrafung von „Sündern“ im Zeittraining nicht zurecht kommt, oder dass „Doppel-Gelb“ an einer Stelle geschwenkt wird, wo es die Fahrer absolut nicht sehen können.

Aber geschwenkt ist geschwenkt! - Und Bestrafung muss sein. - Natürlich nicht der Funktionäre!

Und so ist es auch erklärlich, dass Anfang August noch nicht klar ist, dass die komprimierte Kompetenz von NBG und CNG, in der Person des Geschäftsführers Carsten Schumacher, noch nicht zu einer Terminabstimmung mit der VLN für 2015 gefunden hat. Ja, müssen es denn wirklich 10 Läufe sein? - Genügen nicht 8? - Mit den restlichen Wochenenden könnte man doch mehr Geld verdienen, wenn man... -

Aber lassen wir hier dieses Thema, kommen wir zurück zum 6. Lauf, der einen schon fast deprimierten Klaus Abbelen, als letzter Fahrer auf der Start-Nr. 30 unterwegs, durch eine „Fehlinformation“ zu einem strahlenden Sieger machte. Denn eigentlich hätte er – trotz der glänzenden Leistung seiner Lebensabschnittsgefährtin, Sabine Schmitz, einen Erfolg verhindern können. Nach Ablauf von 28 Runden.

Aber dann gab es auch noch eine Bestrafung des „Fast-Siegers“ wegen zu schnellen Fahrens bei „Doppel-Gelb“. Er soll's auch zugegeben haben, obwohl Sabine Schmitz – in der gleichen Rennphase unterwegs – insgesamt gut 1 Minute schneller war als der BMW. - Dem zu langsamen Fahrer, der aber dann an einer Stelle zu schnell war, dem gehört eine gerechte Strafe ausgesprochen.

Einschub vom 4. August, 15:30 Uhr: Die Start-Nummer 20 war nicht – wie hier zunächst geschrieben – unter „Doppel-Gelb“ zu schnell, sondern hat im „Karussell“ unter „Gelber Flagge“ ein langsameres Fahrzeug außen herum überholt. - Ein Überholen unter „Gelber Flagge“ ist eben strafbar und wurde auch vom Fahrer zugegeben. Ausgesprochene Strafe 3 min, die am Ende des Rennens zugeschlagen wurde. - Diese „Rechnung“ (vorher abziehen oder nachher aufschlagen?) hat die Rennleitung wohl überfordert, so dass das Rennen zu früh abgewinkt wurde. - W.H.

Und stellen Sie sich als Zuschauer mal vor, dass der BMW nun den Porsche vor dem wirklichem Rennende noch so deutlich überholt hätte, dass er noch in eine weitere Rennrunde gegangen wäre, während der Porsche schon resigniert „die Segel gestrichen hätte“ und mit Rundenrückstand Zweiter wurde, während der BMW doch tatsächlich durch die Drei-Minuten-Strafe... -

Verstehen Sie jetzt die „Fehlinformation“ der Rennleitung? - Die dann auch optisch einen Sieg möglich machte. Streng nach dem Reglement beurteilt und zur Sicherheit noch mit einer Drei-Minuten-Strafe versehen. - Es wird schwer sein, die Entscheidungen der Rennfunktionäre nachzuvollziehen. - Das ist eben VLN-Niveau.

Motor-KRITIK möchte alle an dieser Leistung Beteiligten noch einmal kurz vorstellen:

Veranstalter: Rheydter Club für Motorsport e.V. im DMV
Organisationsleiter: Hans-Josef Pistel, Titz-Hasselsweiler
Rennleiter: Bernd Burkhardt, Jülich
Stellv. Rennleiter: Kai Rübenhagen, Ennepetal
Rennsekretärin: Diana Breitkreuz, Mönchengladbach
Leiter der Streckensicherung: Dirk Hagemeier, Freiburg
Stellv. Leiter d. Streckensicherung: Frank Böker, Wuppertal
Streckensicherung: DMSB Staffel,
Malteser Hilfsdienst: Projektgruppe Nürburgring
Leitender Rennarzt : Dr. Helmut Hermann, Boppard
Sportkommissare: Ulrich Liebert, Bochum (Vorsitzender); Ulrich Drees, Ennepetal; Dennis Jühe, Warstein
Technische Kommissare: Klaus von Barby, Köln; Manfred Malberg, Ratingen; Armin Kolmsee, Wiehl; Paul Altevers, Werlte; Eicke Blümcke, Köln; Herbert Fussen, Bad Münstereifel; Rolf Guhlemann, Mechernich-Eicks; Frank Kassegger, Lünen; Karl-Heinz Loibl, Hoffeld; Harald Schmitz, Dortmund; Gerd Trappmann, Wülfrath; Thomas Windhövel, Schwelm
Zeitnahme: Inge Kühn, Köln
Auswertung: WIGE PERFORMANCE, Köln
Streckensprecher: Lars Gutsche, Tönisvorst; Olli Martini, Adenau
Beschallung: Nürburgring GmbH (in Insolvenz in Eigenverwaltung)
Umweltbeauftragter: Jürgen Jansen, Monschau
Fahrerlager-Obmann: Leo van der Beek, Roermond
Abschleppdienst: Firma Bongard, Adenau
Feuerschutz, Feuerwehr: E-Unit (Meuspath), Langenfeld und Mayen
VLN-Presse/ PR: ks media (Köln)
VLN-Geschäftsführung: Karl Mauer, Üxheim (vor dem Rennen aus „persönlichen Gründen“ als Vorstandsmitglied zurückgetreten, aber als „Hilfe“ akzeptiert); Dietmar Busch, Radevormwald
VLN-Sport u. -Technik : Andreas Thamm, Wuppertal; Bernd Burkardt Jülich
Die o. g. Veranstaltung. Rheydter Club für Motorsport e.V. im DMV wurde vom DMSB unter Reg.-Nr.234/2014 am 21.07.2014 genehmigt.

Man könnte das Rennergebnis nun eigentlich unter „menschlicher Fehler“, die immer mal passieren können, abhaken. Wer sich aber mal die Mühe macht, die Rundenzeiten zu addieren, die im Rennergebnis auf den VLN-Internetseiten nachgesehen werden können, der muss feststellen, dass das Rennen so interessant war, wie es auch für die Zuschauer an der Strecke tatsächlich empfunden wurde:

Nach 27 Runden – und nach der „Fehlinformation“ zum zu frühem Abwinken, hatte die Start-Nummer 30 nach Darstellung der Zeitnahme einen Vorsprung vor der Start-Nummer 20 von etwas mehr als 3 min. - Tatsächlich war es, wenn Sie die Rundenzeiten addieren, nur „der Hauch von weniger als einer Sekunde“. -Aber man muss natürlich die Drei-Minuten-Strafe berücksichtigen, die auf den Internet-Zeitentabellen nirgendwo stattfand. - Erst nach dem Rennen.

Das ist dann aus Sicht der Zuschauer zuviel der Trickserei. Denn in der 28. und der eigentlich letzten Rennrunde lt. Ausschreibung, da war die Nr. 20 z.B. um rd. 6,5 sec schneller, hätte also das Rennen gewonnen.

Aber dank einer „Fehlinformation“,mit der man das Rennergebnis mit seiner „Drei-Minuten-Strafe“ zu kaschieren suchte (?) hat dann „Früh-Kölsch“ gewonnen. - So kann man das auch sehen.

Aber auch das steht im Sportgesetz:

„Proteste gegen die Zeitnahme sind nicht zulässig.“

Der Renneinsatz der beiden Rennfahrzeuge kann einschl. Nenngeld, Benzinkosten, aller Verschleiß- und Mechanikerkosten mit 50.000 Euro pro Fahrzeug angenommen werden.

Dem Einsatz dieser Profikosten steht dann die Amateurleistung der Rennleitung gegenüber, die sich auch gegenüber den Zuschauern nicht verständlich machen konnte. (Ich habe tatsächlich mit einigen telefoniert.)

Über der Werbe-Brücke, die an der Start- und Ziellinie über die Strecke führt sind nicht nur Ampeln und eine mitlaufende Uhr befestigt (auf die man bei der Rennleitung offensichtlich nicht schaut), sondern es ist auch die Werbung eines deutschen Automobilherstellers zu lesen:

„Aus Freude am Fahren“

So muss der es in diesem Fall auch hinnehmen, denn die Start-Nummer 20 war ein BMW Z4, der an diesem Renn-Samstag für die VLN-Strecke einen neuen

Rundenrekord mit 7:59,045 min

aufstellte. Das war möglich, da man einen Tankstopp vorzog, der am Ende des Rennens notwendig geworden wäre. Man startete mit „Quali“-Reifen. Ebenso wie die direkte Konkurrenz, die Start-Nr. 30. Da man im Rennen in der ersten Startgruppe in den ersten zwei Rennrunden absolut freie Fahrt hat (im Gegensatz zum Zeittraining), wurde so ein neuer Rundenrekord möglich.

Gratulation an das Schubert-Team; genauso aber an Sabine Schmitz, die dank ihrer großartigen, schnellen Fahrt die Grundlage für den Erfolg eines Porsche legte.

Die Zeit der Porsche 911 neigt sich im internationalen Motorsport dem Ende zu. Aber trotzdem sollte man zu viele Fehler von Renn-Funktionären nicht tolerieren. Vor allen Dingen dann nicht, wenn man sie zwar zu erklären sucht, aber... -

Vielleicht sollte Motor-KRITIK aber auch die „moderne Rennberichterstattung“ den „Medienpartnern“ der jeweiligen Serien überlassen. Die finden das sicherlich alles toll. - Wie die ARD z.B. den heutigen DTM-Lauf auf der Rennstrecke in „Spielberg“.

Da passiert jemand gleich mehrere Teamkollegen ohne Gegenwehr, alle sind auf Einheitsreifen unterwegs, von denen auch eine Sorte gefahren werden muss, die nicht zu Auto und Strecke passt. Da ist kein Protest gegen die Entscheidungen der Rennleitung möglich, wenn die während des Rennen getroffen werden. Die Fahrer fahren in Renn-Automobilen, die Sichtverhältnisse bieten, die im normalen Straßenverkehr nicht zulässig wären, müssen Entscheidungen akzeptieren, die von Leuten getroffen werden, die besser mit Märklin-Autos spielen sollten.

Vielleicht bin ich zu alt, um diese Art von modernem Motorsport zu verstehen. Aber welcher Zuschauer versteht überhaupt noch die Rennergebnisse dieser „modernen Rennen“? Den Namen Wittmann kenne ich als erfolgreichen Panzerfahrer im 2. Weltkrieg, den Namen Schattling als Fahrer einer Seifenkiste bei einem „grünen Rennen“ bergab in Wimbach (bei Adenau). - Beides ist lange her.

Vielleicht geht’s jetzt nur noch bergab – mit dem Motorsport. Und man forciert die Entwicklung noch, indem man vielleicht demnächst das Reglement reglementiert. Im Sinne eines Marketing-Effekts.

Und man sollte weitere Vereinheitlichungen anstreben. Im Denken z.B., damit die Zuschauer tatsächlich diese Art von Marketing als Werbung für Fabrikate verstehen, die eine Garantie auf ihre Serienprodukte von zwei Jahren geben.

Andere fahren keine Rennen und geben sieben Jahre Garantie. - Bei günstigen Preisen für vernünftige Automobile. - Haben Sie schon mal darüber nachgedacht?

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 4.5 (bei 62 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!