Mitsubishi ASX: Tolles Auto! - Nichts für mich!

Auf den Titel bin ich gekommen, weil ich mich an ein Gespräch, in der zweiten Hälfte der 50er Jahre in Düsseldorf geführt, erinnerte. Dort begegnete ich einem Herrn, der gerade aus Monaco kam. Er war dort auch im Fürstenhaus nicht nur mit Fürst Rainer dem III. ins Gespräch gekommen, sondern auch mit seiner Frau Grace, die man vorher als Filmschauspielerin Grace Kelly kannte. Da musste ich natürlich fragen: „Wie finden Sie die Fürstin?“ - Seine kurze, knappe Antwort und persönliche Einschätzung hat mich damals sowohl amüsiert, als auch irritiert: „Prüde Person! - Nichts für mich!“ - Beim neuen SUV von Mitsubishi ist das ein wenig anders. Er ist schon toll – aber trotzdem: „Nichts für mich!“ - Nachfolgend werde ich das erklären. Das Fahrerlebnis mit diesem „tollen Auto“ ist schon deshalb ein Erlebnis, weil es ein „Mischling“ ist. Er entstammt der Renault-Nissan-Mitsubishi-Verbindung, wird bei Renault in Spanien gebaut, entstand auch auf der Basis eines Renault-Fahrwerks und ist mit viel – zu viel? - Elektronik auch wieder „ganz toll“! Aber eigentlich dann kein „tolles Auto“ mehr. Das „toll“ im Titel bezieht sich mehr auf das, was eigentlich ein Auto alles können sollte. - Ohne überfrachtende Elektronik! - Wofür braucht man eigentlich ein Automobil? - Von den Herstellern kommt mehr und mehr die falsche Antwort! - Meine ich! - So ist dann auch der Titel zu dieser Geschichte zu verstehen:

Mitsubishi ASX: Tolles Auto! - Nichts für mich!

Ich hatte diesen Mitsubishi mit Bedacht als Testwagen gewählt. Er war – scheinbar - neu, ein SUV in „vernünftiger“ Größe, mit einem Antrieb von einem relativ hubraumkleinen Dreizylindermotor. Er wird zu einem Preis angeboten, der  - zumindest für die Basisversion - noch erschwinglich scheint.

Mir war klar, dass dort auch wieder zu viel elektronischer „Firlefans“ verbaut sein würde. Die Hersteller sagen, dass das so vom Käufer heute verlangt wird. Die sollten eigentlich die Käufer besser kennen als ich. Was in diesem Mitsubishi an elektronischen Hilfen geboten wird, ist aber zumindest mir in jedem Fall zu viel!

  • Aber ich betrachte das Autofahren auch noch als eine Aufgabe, die mir persönlich gestellt wird. Wahrscheinlich bin ich – auch deswegen - „von gestern“!

Während der ganzen Testzeit gab es nur schlechtes Wetter. Es regnete, regnete und – regnete und stürmte. So kam es dann auch zu der Situation, dass ich vom Haus zum Testwagen, der ungefähr gut 50 Meter weiter geparkt war, in strömendem Regen, mit Tasche und Kamera samt Zubehör gut behängt, schnell dem Auto zueilte. Dabei dachte ich, dass es vielleicht doch nicht so schlecht wäre, wenn man den „Chip“ zum Öffnen des Wagens in der Tasche lassen kann und das Fahrzeug bei Annäherung dann die Türen automatisch schnell entriegelt.

Gerade bei so einem Mistwetter kann man so seine Klamotten ohne große Umstände ins Fahrzeug werfen möchte und… -

Inzwischen war ich beim Fahrzeug angekommen. Aber da blinkte nichts. Das Türschloss ging auch nicht auf und ich dachte an den Fluch, den ich vor Jahrzehnten vom Pressechef eines Importeur in einer ähnlichen Situationen gehört hatte. Der passte:

„Verdammte Notzucht!“

Mir war nicht nach „Singin’  in the Rain“! - Also habe ich meine Sachen auf die regennasse Straße gestellt, den „Chip“ aus der Hosentasche gefummelt, dort auf den Knopf „Öffnen“ gedrückt und – es ward aufgetan!

Da schnallt man sich dann -  tief durchatmend - an, wirft so nebenbei einen Blick auf das 10,4 Zoll große Display des Testwagens, auf dem dann in diesem Fall zu lesen war…

  • ...dass das System abgeschaltet wurde, „um Energie zu sparen“!

So arbeitet offenbar ein hochintelligentes System in einem „perfekt“ modern ausgestatteten Automobil. - Dafür braucht es „Herrchen“ nicht!  

„Verdammte Notzucht!“

Wenn man aber vom Regen an diesen Testtagen absieht und auch die Elektronik nicht beachtet und… - Oh, Gottchen!

Ich habe wirklich alles so gelassen, wie es vom Importeur am Fahrzeug eingestellt war. Ich bin nur gefahren. Aber ein „Nur-Fahren“ gibt es bei einem Automobil mit (zu) viel Elektronik nicht.

  • Eigentlich ist es mehr „Spielzeug“ als „Fahr-Zeug“! So’ne Art „Mensch ärgere dich nicht!“

Da versucht sich die Elektronik z.B. in Lenkeingriffen, wenn man – glaubt sie - zu weit links oder rechts fährt. Und in der „kleinen Anzeige“, in der es auch einen digitalen Tachometer gibt und auf Fingerdruck am Lenkrad auch eine Version mit einer eigenwilligen Art von Drehzahlmesser aufrufbar ist, da erscheint dann ein „gelbes Warnzeichen“. Und wenn das ein paar Mal geleuchtet hat, dann wird man mit einem Schriftzug daran erinnert, doch bitte „aufmerksam“ zu fahren. - Eigentlich habe ich auch nichts anderes getan!

  • Aber ehrlich! - Mit so einem Automobil verliere ich die Lust am Autofahren!

Obwohl ich ganz neue Erlebnisse hatte. Zum Beispiel beim Fotografieren des Fahrzeugs. Auch da hatte ich den „Chip“ zum Fahrzeug – dummerweise - in der Tasche gelassen, um zu erleben, dass am Ende der Fotografiererei die 12 V-Batterie des Fahrzeugs im Display kund tat, dass sie dabei ziemlich schwach geworden wäre. -??? -

Neue Erkenntnis: Mit dem „Chip“ in der Tasche sollte man nicht immer wieder einem Automobil mit einem einem solch intelligenten elektronischen System zu nahe kommen. - Um sich dann wieder zu entfernen. - Und wieder zu nahe zu gekommen! - Wie das nun mal beim Fotografieren geschieht!

Das intelligente System saugt so den Strom aus der Batterie, weil „das System“ die Türen immer wieder öffnet und dann schließt. - So etwas muss man erlebt haben! - Es ist eindrucksvoll! - Aber es vergrößert den Praxiswert des Automobils nicht!

Da wir gerade beim Thema „sinnvolles Verhalten“ sind:

In den letzten Jahren habe ich schon aus Vernunftgründen meine Jahreskilometerleistungen im Automobil auf 10.000 km gesenkt. Vorher habe ich schon jahrzehntelang klimafreundliche Kleinwagen, mit hubraumkleinen Dreizylindermotoren gefahren.

Da brauche ich keine Systeme – wie im Mitsubishi ASX - die mir die Lust auf ein Auto fahren „vergällen“!

Das „System“ piept, wenn man zu schnell ist. Das stimmt oft, aber nicht immer. Wenn ich z.B. aus meinem Dorf heraus fahre, da gibt es eine kleine Brücke, vor der ein Schild die Geschwindigkeit auf 10 km/h beschränkt. In den engen Dorfstraßen sind aber sonst 20 km/h erlaubt. Aber nach dem Passieren der Brücke wird die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 km/h nicht durch ein Schild aufgehoben!

Pecht gehabt! Da piept es dann laufend, bis ich die Bundesstraße erreicht habe. - Wenn ich den gleichen Weg umgekehrt fahre, dann piept es bei 20 km/h nicht. Weil der Testwagen da kein 10 km/h-Schild gesehen hat.

Die intelligente Rückfahrkamera hat mich einmal gut einen Meter vor einem Gartenzaun gewarnt. Weil ich nichts ausmachen konnte, bin ich ausgestiegen, um festzustellen, dass die Kamera einen einzelnen großen Grashalm zum Anlass genommen hatte… -

Meine Erkenntnis insgesamt:

  • Auch die beste Elektronik ersetzt nicht die Aufmerksamkeit eines guten Fahrers!

Mich haben das Piepen und das Gezerre am Lenkrad und die vielen Warnhinweise genervt, weil die nur vom Beobachten des Verkehrs ablenken. Wie auch das 10,4 Zoll große Display, dass zur Höchstform auflief, als ich mir ein einziges Mal erlaubt habe, in der Nacht – und dunkel ist es im Winter schon sehr früh - einen Radiosender zu suchen. In meinem Fall war das SWR3.

Leuchtend Rot hat mich da das 10,4 Zoll-Display auch erreicht, wenn ich starr nach vorne blickte. Das Rot war immer da. Ich bin dann auf einen Parkplatz gefahren und habe eine Einstellung gefunden, in der der Sender nur noch als schmaler Streifen – aber auch in grellem Rot – zu sehen war.

  • Mein Blickfeld ist wohl zu groß. In der Nacht hatte ich es immer – rechts - in meinem Blickfeld. - Ich habe ROT gesehen!

Solche Eindrücke können – zumindest mir – den ganzen Fahrspaß an einem an sich guten Automobil verderben, den man eigentlich mit diesem Mitsubishi ASX in seiner Basisversion haben könnte!

Dieser Mitsubishi AXS, der eigentlich auch ein Renault Capture sein könnte. (s. Foto) Beide entstehen auf der gleichen Produktionslinie im spanischen Renault-Werk Valladolid. Alle technischen Daten sind eigentlich identisch. Beide Modelle, sowohl Renault als auch Mitsubishi haben die gleiche Fahrwerkbasis (die Renault CMF-B-Plattform), den gleichen Motor, die gleiche Ausstattung. Und die Preise sind ähnlich, weil die – so ganz „unter uns“ – verhandelbar sind.

  • Offiziell kostet der von mir gefahrene Testwagen in der Basisversion 23.890 Euro. (Listenpreis 25.390 minus aktueller „Aktionsrabatt“ von 1.500 Euro.)

Alle Mitfahrer waren – wie auch ich zunächst – sehr erstaunt, wie leise und wie kräftig der kleine Dreizylinder-Turbo mit seinen 91 PS hier arbeitet. Auch die Innenausstattung wirkt sympathisch, der Fahrkomfort stimmt. Alles topp!

Die Lenkung ist allerdings ziemlich gefühllos. Sie geht – wie man so schön sagt - „spielend leicht“. Ich fühle aber z.B. gerne, wie der Kontakt zur Straße sich evtl. verändert. Bei dieser Lenkung spürt man nichts. - Gar nichts!

  • Das ist eine Lenkung, die wohl den Übergang zu einem Automobil ohne Lenkrad – alles autonom – darstellt. - Schade! - Nichts für mich!

Was mir gut gefiel ist, ist in der Pressemitteilung so beschrieben:

„Die serienmäßig um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank bietet je nach Wunsch mehr Stauraum im Gepäckabteil oder eine größere Beinfreiheit im Fond. Komplett nach vorne geschoben, wächst das Ladevolumen im Kofferraum von 332 Liter um weitere 60 Liter (VDA). Für mehr Alltagstauglichkeit bieten Handchufach, Mittelarmlehne und Türfächer weitere 22 Liter Stauvolumen.“

Sehr gut! - So viel zum „Standzeug“ Mitsubishi ASX.

Nun weiter zum „Fahr-Zeug“:

Die Fahrleistungen sind mit dem „kleinen“Dreizylinder und 91 PS erstaunlich gut. Da wird man als normaler Autofahrer nichts vermissen. Man ist ist schon mit dieser „Basis-Version“ im normalen Verkehr schnell und gut  - zu schnell - unterwegs und wird dann vom Auto zwar nicht „zurück gepfiffen“, aber „piepend“ ermahnt.

Der Praxis-Verbrauch – Superbenzin – ist nicht so niedrig wie man vielleicht – gerade in der „Eco“-Einstellung – erwartet. Ich hatte an der Grundeinstellung des Importeurs nichts verändert – man kann nämlich auch, wenn man die zwei Handbücher mit mehreren hunderten Seiten studiert hat – z.B. die von mir als „unsensibel“ empfundene Lenkung wohl etwas anders einstellen.

  • Ich habe diese Hefte nicht gelesen, für die eine Leserin wie Elke Heidenreich - eine „geübte Leserin - nach ihren Angaben und meiner Rechnung - alleine so um 10 Stunden gebraucht hätte!

Aber das ändert nichts am Praxisverbrauch, zu dem ich ein paar Fotodokumente einstelle:

Auch dieser kleine „Verbrenner“ ist im Kurzstreckenverkehr durstiger als auf der Langstrecke. Bei Kaltstarts wird eben deutlich (!) mehr Benzin verbraucht. So kann man das Fahrzeug durchaus mit einem Verbrauch um 6 Liter bewegen, darf sich aber auch nicht wundern, wenn der Motor mal um 9 Liter im Kurzstreckenverkehr verbraucht. - Im Winter, mit seinen „tiefen“ Temperaturen, ist der Kurzstreckenverkehr eben um ein paar Kilometer länger.

  • Natürlich gibt es keine Öltemperaturanzeige, die dem Fahrer dazu eine wichtige Imformation liefern würde! - Aber das“Warmfahren“ interessiert sicherlich „moderne Nutzer“ nicht!

Das Fahrverhalten des Mitsubishi ASX ist so komfortabel, wie seine Ausstattung. Man kann auch mit so einem kleinen Motor das Fahren wirklich genießen. Der Fahrkomfort ist überraschend gut, die Fahrgeräusche sind kaum wahrnehmbar.

Die Getriebeabstufung des serienmäßigen 6-Gang-Schaltgetriebes ist auf das Erreichen eines niedrigen Verbrauchs ausgelegt. Wenn man entsprechend „drehzahlarm“ schaltet. Der 6. Gang sollte dabei auch auf Landstraßen genutzt werden, obwohl er von mir als deutlich zu lang übersetzt empfunden wurde.

Der neue Mitsubishi ASX auf Renault-Basis ist übrigens kürzer als sein Vorgänger. Er ist zwar ein kleiner SUV, aber ein großer Kleinwagen. Man findet mit so einem Fahrzeug dann leichter einen Parkplatz als mit anderen SUV’s - „mit großer Schnauze“.

  • Aber so ein SUV – das darf man nicht vergessen – ist kein Geländewagen! - Auch wenn er äußerlich den Eindruck vermittelt. Da reicht schon die Bodenfreiheit nicht!

Da der Mitsubishi ASX mit dem Renault Capture baugleich ist, braucht man als ein möglicher Käufer nicht auf Crashergebnisse zu warten, die tatsächlich – nach meiner Kenntnis – für dieses Fahrzeug auch nicht vorliegen. Doch der Renault Capture hat schon eine Höchstbewertung von „fünf Sternen“ erhalten. Da wird es dann beim Mitsubishi ASX nicht anders sein.

Der Mitsubishi ist mit all seiner Elektronik und Einstellmöglichkeiten ein modernes Automobil geworden. Ich persönlich hätte es lieber ohne die vielen Einstellmöglichkeiten gehabt, mit denen gerade ein  „moderner“ Autofahrer nicht viel anfangen kann.

  • Bei „falscher Einstellung“ liegt bei auftretenden Fehlern, die Fehlerquelle immer bei ihm, dem Käufer! - Werden Hersteller und Importeur sagen.

Man sollte – meine ich – als Hersteller ein Serien-Automobil immer werksseitig “normal“ und ausgerichtet auf eine höchstwahrscheinlich „normale Nutzung“ abstimmen. Der Fahrer, bzw. Besitzer eines mit Elektronik überfrachteten Automobils, ist mit den vielen Einstellmöglichkeiten einfach überfordert.  

Und große Touchscreen-Displays lenken nur vom Verkehr ab. - Selbst eine „Sprachempfindlichkeit“ des System macht das alles nicht verkehrssicher, weil der Fahrer mit gleichzeitigem Bedienen und folgender Kontrolle, beim gleichzeitigen aufmerksamem Fahren, einfach überfordert ist!

  • Weniger wäre – aus meiner Sicht – auch beim Mitsubishi ASX (der ein Renautl Capture ist) eigentlich ein „Mehr“ gewesen!

Wie ich bereits erwähnte. - Ein tolles Auto! - Nichts für mich! - Aber immer für Überraschungen gut!

An ein „vernünftiges“ Automobil habe ich als Fahrer persönlich weniger elektronische Anforderungen! Bei einem Automobil ist der Nutzwert für den Käufer n.m.M. das Hauptargument für den Kauf. Der Nutzwert muss in Relation zum Kaufpreis stehen. Zuviel „Spielereien“ werten die Bedeutung mancher vielleicht wichtigen Fahrhilfe für den Menschen deutlich ab.

  • Die „Freude am Spielen“ vergeht in dem Moment, wo die eigentliche Funktion des Automobils darunter leidet!
MK/Wilhelm Hahne

PS: Nach diesen Erfahrungen mit einem wahrscheinlich von jungen Leuten als „modern“ und positives Beispiel für die „digitale Revolution“ in unserer Zeit empfundenen Automobil, möchte ich als alter Motor-Journalist die von mir als (Fehl-)Entwicklung eingeschätzte Darstellung unserer modernen Serien-Automobile nicht mehr mit Fahr- oder Testberichten begleiten. - Das hier war „mein letzter Fahrbericht! - Ein ehrlicher! - Wie erlebt und empfunden - und mit meinen Erfahrungswerten aus mehr als 50 Berufs-Jahren abgeglichen!

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