Oma sagte gerne: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“

Auch im Übergang von 2024 nach 2025 hätte das gut gepasst. Eigentlich hatte ich an eine andere Geschichte gedacht. Aber dann wurde mal wieder – auch für mich – deutlich: Jedes Menschenleben ist endlich. Und wir selber bestimmen den Zeitpunkt unseres Endes nicht! - Meine Oma hätte mit ihren gerne benutzten Spruch mal wieder recht gehabt. - Aber auch dieses Mal haben mich die realen Abläufe in unserem Leben in meiner Arbeit „zwischen den Tagen“ mehr beeinflusst, als irgendwelche Planungen. Das was uns als Mensch beeindruckt, weil es anderen Menschen geschieht, die man nicht nur vom Namen und evtl. ihrer beruflichen Bedeutung kennt, ist immer wichtiger als irgendwelche Absichten, die eine ganz andere Basis haben. - In diesem Fall hatte ich erfahren:

Dieter Basche (88) ist gestorben: Ich bin berührt!

Meinen ersten Kontakt mit Dieter Basche hatte ich zufällig. An einem Wochenende, am Anfang der 60er, hatte ich einen, zusammen mit meinem Schwager bei Liedl erstandenen Steyr-Puch 650 TR,  von Bayern per Achse an den Niederrhein überführt. Weil von Bayern der Weg zurück nur unweit des Nürburgrings verlief, war ich am Sonntagfrüh nach langer nächtlicher  Fahrt im „Sporthotel“ angekommen. Gerade richtig zum Frühstück.

Die Rückfahrt hatte lange gedauert. „Berggetriebe“ mit langem ersten Gang und eine kürzere Gesamtübersetzung waren nicht gerade langstreckentauglich. Aber das war die billigste Art, das Rennfahrzeug an den Niederrhein zu holen.

Den 650 TR hatte ich direkt vor dem „Sporthotel“, praktisch an „Start- und Ziel“ der Rennstrecke  geparkt. Da war an einem Sonntagmorgen so früh wenig los. Am nächsten Tisch, auch einem Fensterplatz, saß ein Herr beim Frühstück. Der nickte mir freundlich zu, als ich kam. Er hatte mir  schon beim Parken zugesehen.

Nach der Bestellung und während ich dann wartete, sprach er mich auf den draußen stehenden Steyr-Puch an. Warum ich mir dieses Fahrzeug gekauft hätte?

Ich war mit „roter Nummer“ unterwegs. So erzählte ich ihm, dass mein Schwager und ich damit abwechselnd Bergrennen fahren wollten. Er fand das gut und erzählte, dass er so einen Puch auch in Rennen bewegt hätte. Ein Rennfahrzeug, mit dem man kostengünstig Motorsport betreiben könne.

Und er warnte mich – es regnete leicht – dass ich es später, bei einer Runde auf der nassen Nordschleife, schon vorsichtig angehen lassen solle. Der 650 TR von Liedl, mit seinen 54 PS und „Bergabstimmung“, sei mit seinem kurzen Radstand auf der Rundstrecke evtl. ein wenig tückisch.

  • Dieter Basche hatte recht! - Schon in der „Hatzenbach“ habe ich „eine Umdrehung zu viel gemacht“! (Das war „damals“ übrigens ein „Spruch“ von Heinz Gilges, Neuss, der zu der Zeit einen NSU „Prinz“ bewegte.)

Dieter Basche war als Entwicklungs-Ingenieur für BMW mit einem BMW zu Testfahrten am „Ring“. Ich habe ihn später dann schon mal ab und an wieder getroffen. Eigentlich war Dieter Basche ein richtiger, weil überzeugter „BMW-Mann“. Bei BMW-Motorsport war er auch an der Entwicklung des Formel 2 beteiligt.

So war es auch kein Zufall, dass er als Teilhaber bei GS-Tuning landete. Das entsprach seinen Vorstellungen, weil GS-Tuning quasi die Sportabteilung des BMW-Händlers Schneider in Freiburg war. Als exzellenter Techniker hat er dort dann auch die ersten Erfolge mit BMW-Automobilen im Motorsport für dieses Team sicher stellen können.

Mit GS-Tuning sind einige bekannte Namen verbunden, wie z.B. die der leider tödlich verunglückten  Motorsport-Talente Hans-Georg Bürger und Marcus Höttinger.

Später hat dann GS-Tuning auch mit einem Lancia Beta Montecarlo Gr.5, dem Sponsor „Fruit of the Loom“ und Hans Heyer, als Einsatzteam für Landia/Italien Erfolge eingefahren. Davon wird aber heute kaum noch gesprochen.

Weil 1988 bei „GS-Tuning“ dann „die Lichter ausgingen“?

Aus dem überzeugten BMW-Ingenieur Dieter Basche, wurde nun ein „Audianer“. Dort war er bei Audi-Sport ein Mann „der ersten Stunde“. Auch ein Walter Röhrl erinnert sich gerne an diesen sympathischen Ingenieur, der sicherlich – nun auch für Audi – gute Leistungen erbracht hat, aber eigentlich nicht die Gabe hatte, „sich selber gut zu verkaufen“.

Bei Audi ist er dann aber trotzdem „in die Geschichte eingegangen“, weil er mit die ersten DTM-Erfolge sicher gestellt hat. Er war dann auch Motorsportchef dieser Marke, einer, an die sich alle Mitarbeiter und Fahrer bestimmt gerne erinnern. - Weil er „ein Mensch war“.

  • Aber wer erinnert sich sonst noch von den „Fans“ an einen Dieter Basche?

Er war als Rennfahrer vielleicht nicht erstklassig, aber seine Renn-Erfahrung hat ihn als Ingenieur die Fahrer und ihre Wünsche besser verstehen lassen. Das hat in Verbindung mit Walter Röhrl z.B. die Entwicklung des legendären Audi Rallye quattro S1 schnell - schneller - voran gebracht.

Ich erinnere mich noch, dass ich als „Nicht-DTM-Fan“ von einer Entwicklung beim „damals“ bei der DTM eingesetzten Audi quattro besonders beeindruckt war: Die Audi-Einsatzfahrzeuge hatten irgendwann plötzlich an Vorder- und Hinterachse gleichgroße Bremsscheiben. Ich weiß gar nicht, ob das von meinen „Kollegen“ jemals registriert wurde.

Ich weiß aber auch nicht, ob diese Entwicklung auf einen Ingenieur wie Dieter Basche zurück ging. Er war immer eines von den „Blümchen“, die im Verborgenen blühen!

Er war schließlich Audi Motorsportchef, hat sicherlich auch DTM-Siege möglich gemacht, aber wer hat diesen Dieter Basche wirklich in der Öffentlichkeit als einen „Macher“ wahrgenommen?

    • So still, wie er seine Leistungen erbracht hat, ist er am 24. Dezember 2024 – am Heiligen Abend – gestorben.

Sein Tod hat mich berührt, weil er im Leben immer einer der Unauffälligen, aber Guten im Hintergrund war. - Davon gibt es in unserer Zeit – leider - immer Weniger!

MK/Wilhelm Hahne
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