Wenn man die neuesten Informationen aus dem VW-Konzern ernst nimmt, so folgt man auch dort schon bald dem allgemeinen Trend mit einer neuen (notwendigen?) Preiserhöhung. Das wird in der Politik gut ankommen, da diese Preiserhöhung nur die Automobile mit „Verbrenner“ betrifft. - Wer denkt dabei an den Normalverdiener, der gerne auch zur Arbeit mit einem Automobil, nicht mit dem Fahrrad fahren möchte. - Aber damit nähert man die Preise für „Verbrenner“ denen der E-Automobile an! Damit werden dann nicht nur die Boni der (schon) Spitzenverdiener höher, da werden sicherlich auch noch ein paar Euro für Parteispenden drin sein!
Ich kann mich noch gut an die Zeiten direkt nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, wenn einem – zum Termin eines Schichtwechsels – evtl. hunderte von Fahrrädern entgegen kamen. Um 15 Kilometer zum Arbeitsplatz mit dem Fahrrad zurück zu legen, war normal. Da war dann die Aktentasche beim Herrenrad an die Mittelstange gehängt. Darin waren dann auch „Butterbrote“ oder der „Henkelmann“. Neben den anderen Dingen, die man so am Tag nutzen oder gebrauchen wollte. - Wer ging „damals“ mittags in ein Restaurant oder eine Gaststätte?
Dann kam die Zeit, wo man schon mit einem Motorrad fuhr. Oftmals waren das aber „Motorräder“, die mit einem 98ccm Sachs-Motor ausgerüstet wurden. Jede der vielen Fahrradfabriken um Bielefeld hatte so ein Modell im Programm.
Mit wachsendem Wohlstand fuhr man dann vielleicht Lloyd. Zunächst den „Pappkarton“, später den Lloyd LP 400 Ganzstahl. Es gab noch später dann z.B. den Fiat 500, für den man 2.990 DM zu zahlen hatte. Der hatte sogar ein Klappverdeck! - Die Sitze bestand zwar aus einem einfachen Rohrahmen, zwischen den Gummibänder gespannt waren, bevor die Sitzauflage darüber kam. - Aber man saß wunderbar darauf! - Morgens mal eben vom Niederrhein nach Würzburg, dann nachmittags zurück. - Langstreckenfahrten – auch mit 13,5 PS (!) - waren keine Quälerei!
Immerhin hatten diese Fahrzeuge – auch der Lloyd – schon Öldruckbremsen! - Das erste Fahrzeug das ich nach dem Zweiten Weltkrieg fahren durfte, war übrigens ein 24 PS VW Standard. Der hatte noch Seilzugbremsen!
Was ich mit dieser Schilderung deutlich machen will: Ich habe die Entwicklung des Automobils ab Anfang der 50er Jahren persönlich „erfahren dürfen“. Nicht nur die technische, auch die preisliche Entwicklung.
Machen wir hier einfach einen Sprung in die Ende 60er/Anfang 70er Jahre. Da lebte das Motorrad als Freizeit- und Sport-Gerät – nach einem dramatischen Niedergang - wieder auf. Eine 750er Honda, eine Vierzylinder kostete unter 7.000 DM! Ich weiß auch, zu welchem Preis der deutsche Importeur dieses Motorrad in Japan – einschl. Transportkosten bis zum Hamburger Hafen – einkaufte (CIF-Preis).
Ich weiß auch, dass bei der Produktion eines Automobils die bedeutendsten Kosten für den Antriebsstrang anfallen. Bei einem Heckantrieb also Motor, Getriebe, Kardanwelle, Differential, Antriebswellen. Darum waren dann die so genannten Fronttriebler (wie MINI) auch preiswerter zu produzieren.
Heute werden die Automobile durch Luxus-Ausstattungen – die eigentlich niemand braucht – dann richtig teuer. Diese Automobile werden aber auch weniger gegen Barzahlung gekauft, inzwischen auch kaum noch „finanziert“, sondern sie werden geleast!
Achten Sie einmal bei Automobilanzeigen darauf, ob man dort noch einen Kaufpreis genannt bekommt. Meistens sind es doch Leasingraten, damit die – eigentlich (inzwischen) zu hohen Preise – nicht so auffallen.
Anfang der 70er Jahre habe ich – zusammen mit einem meiner Brüder – Lamborghini in Deutschland verkauft. - Ja, wir waren der erste deutsche Lamborghini-Importeur! - Ich habe diese „Luxus“-Sportwagen (mit Zwölfzylindermotor) auch persönlich kalkuliert. - Wir berechneten bei Lamborghini keine „Überführungskosten“ und die 1. Inspektion war kostenlos!
-
Ein Lamborghini Miura kostete „damals“ 69.875 DM
-
Ein Lamborghini Espada kostete 70.430 DM
Das war eine Zeit, in der ein Porsche 911 S nicht nur 1.020 Kilogramm wog, sondern mit seinem Sechszylinder-, 2,2 Liter-Boxermotor und 180 PS, dann etwas über 20.000 DM kostete!
Natürlich wurde "damals" auch weniger verdient als heute, aber die aktuelle Entwicklung der Preise – gerade für Automobile -. ist einfach krankhaft!
Ich möchte nur daran erinnern, dass uns mal von Politikern erzählt wurde, dass sich durch die Einführung des Euro die DM-Preise praktisch halbiert hätten. - Erinnern Sie sich?
Damals hat sich diese Ankündigung durch die vom Marketing wissenschaftlich begleitete Kalkulation schnell „normalisiert“. So schnell, wie jetzt, unter dem „Druck“ von Corona und dem neuen Krieg in Europa.
-
Niemand denkt sich inzwischen noch etwas dabei, wenn morgens an den Tankstellen das Super-Benzin pro Liter um 10 Cent teurer ist als am Abend!
-
Wer denkt noch darüber nach, wenn ihm vom Händler beim Autokauf sogenannte „Überführungskosten“ berechnet werden?
-
In den nächsten Wochen wird nun die Basisversion des VW Golf etwas über 31.000 Euro kosten! - Natürlich plus Überführungskosten!
Vielleicht interessiert das heute dann niemanden mehr, wenn nur die Leasingraten entsprechend niedrig sind.
Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie nachdenklich gemacht habe! - Eigentlich habe ich mich nur – aktuell nachlesbar - erinnert!
MK/Wilhelm Hahne