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Niemals war ein solcher Vergleich aktueller als heute? - Sie irren! - Ein solcher Vergleich hat schon 2005 Motor-KRITIK erregt. - Es war die Fachzeitung „Auto-Bild“, die 2005 diesen „Vergleichstest“ durchführte. In den USA. Mit dem – damals neuen - Lexus RX 400h, einem Hybrid-Automobil, der seine Vor- und Nachteile gegenüber einem – damals auch neuen – Mercedes ML 320 CDI beweisen sollte. „Auto-Bild“ hatte vorher diesen Langstreckentest in Heft 18 schon in einem Fahrbericht über den Lexus RX 400h angekündigt als man schrieb: "Der USA-Langstreckentest ist darum eine große Herausforderung für den Selbstzünder. Ein Fehdehandschuh für Mercedes zum Beispiel. Kann etwa der neue ML 320 CDI dem RX 400h Paroli bieten? Ist er sogar noch sparsamer? Jetzt ist Stuttgart am Zug." - In Motor-KRITIK war damals – im September 2005 – im Vorspann zu der hier folgenden Geschichte zu lesen – die aber unter einem anderen Titel als hier erschien: „Nun muss man wissen, dass diese Test-Geschichte, aus dem diese Sätze stammen, nicht einer Idee von 'Auto Bild' entspringen, sondern aus der Schublade eines Fernsehjournalisten kommen, der für seine Auftraggeber nur dann Produktionen gestalten kann, wenn sie kostengünstig sind. Und wenn diese Kosten nun (überwiegend) von einem Hersteller (o. ä.) getragen werden sollen, dann muss der schon den Eindruck haben, dass sich das lohnt. Und so unterzog die Zeitschrift „Auto Bild“ und die TV Produktionsfirma Time Line'...den neuen Lexus RS 400h vom 16. bis 25. März einem Langstreckentest in den USA'. - Es war auf der Lexus-Internetseite nachzulesen. Der Verkaufsstart dieses Lexus in Deutschland war übrigens der 24. Juni. - Und schon vorher hatte dann der Chefredakteur von 'Auto Bild' die großartige Idee zu einem Vergleichstest, der ohne jeden Vergleich bleiben muss, weil er einfach unvergleichlich ist.“ - Nun das Ergebnis war...“wie zu erwarten“... - Lesen Sie doch einfach, was ab hier unverändert als der „unvergleichliche“ Vergleich im Jahre 2005 bei Motor-KRITIK zu lesen war:
Lexus ./. Mercedes: Hybrid gegen Diesel
05-09-12/02. - Es wird Leser geben (darunter sicherlich "Auto-Bild"-Chefredakteur Peter Felske), die sich an meiner Formulierung "wie zu erwarten" stören werden. Aber selbst keine Fachzeitschrift, wie die "Wirtschaftswoche", kommt bei diesem "Vergleich" zunächst zu der Feststellung:
"Am Ende brauchte der Diesel (Anmerkung: der Mercedes) mit 9,1 Liter einen guten Liter weniger Sprit als der Lexus." Um mit der Erkenntnis fort zu fahren: "Doch so ganz fair und alltagsnah war die von Mercedes initiierte Nagelprobe nicht: Denn weil es in den USA nur Diesel mit zu hohem Schwefelgehalt gibt, musste ein Tankwagen mit passendem Diesel mitfahren. Zudem war die Strecke maßgeschneidert für den Mercedes, da 80 Prozent der Distanz über Highways mit konstantem Tempo führte, der Lexus spart vor allem im Stop-and-go-Betrieb."
Also was sollte das Ganze eigentlich?
Als ich die Geschichte damals in "Auto-Bild" las, da habe ich sie anschließend lächelnd zur Seite gelegt. Das alles war so klar, dass selbst der dümmste Leser... - Dachte ich. Doch Wochen später lese ich in einem grünen Informationsdienst:
"Der Diesel ist dem Hybrid gleichwertig - mindestens".
Eine solche Erkenntnis war mir neu, machte mich neugierig und ich habe weiter gelesen. Was ich dann las, machte mich zornig. Weil ich nicht davon ausgehen konnte, dass hier Dumme für Dumme schreiben.
Also habe ich versucht mich schlau zu machen. Und ich habe mit DaimlerChrysler, genauer, der Abteilung HPC 1103, Kontakt aufgenommen. Für mich waren in der "Auto-Bild"-Geschichte eigentlich Maßstäbe verschoben worden, es wurde hier versucht eine künstliche Realität mit nicht realen Bedingungen zu schaffen. - So etwas als Vergleich darzustellen, ist aus meiner Sicht schon sehr gewagt. - Jetzt wurde in "PS - AUTOMOBIL REPORT" sogar daraus eine "beeindruckende journalistische Leistung". - Warum hatte ich eigentlich keinen Beifall geklatscht?
Würden Sie nach Saudi-Arabien fahren und für den Eigengebrauch ein paar Flaschen Schnaps mitnehmen? - Geht nicht? Wegen Alkoholverbot? - Ach! - Und wenn man nun Alkoholiker ist? - Ach, dann soll man zu Hause saufen?
Sagen Sie das mal Herrn Felske, dem Chefredakteur von "Auto-Bild". Der lässt einen Mercedes ML 320 CDI, von dem jeder weiß, dass er nur schwefelfreien Diesel säuft, in die USA fliegen, wo es keinen schwefelfreien Diesel gibt. Und nimmt schwefelfreien Diesel mit. Damit der Mercedes was zu saufen hat.
Und dann macht der einen Vergleich mit einem Fahrzeug, das Benzin benötigt, aber sich auch zum Vortrieb der Leistung von E-Motoren bedient. Diese Fahrzeuggattung, Hybrid-Automobile, wurde geschaffen, um sich dem Ideal eines schadstoffarmen Fortbewegungsmittels immer weiter zu nähern. Maßstab ist da der Schadstoffausstoß.
Nun weiß man, dass Benzin und Diesel eine unterschiedliche Dichte aufweisen, einen unterschiedlichen Energiegehalt haben, man weiß, dass Diesel mehr klimaschädigende Stickoxide als Benziner ausstoßen, aber - man vergleicht bei "Auto-Bild" nach Menge des verbrauchten Treibstoffs in Liter. - Das ist nicht Dummheit, das ist Kalkül. Wenn man so einen Blödsinn richtig verkauft, wird er schon - von der Leserschaft - angenommen werden. - Hat ja auch geklappt. - Gratulation! - Von Ihnen, Herr Felske, können auch Pferdehändler noch lernen.
Warum haben Sie nicht die Schadstoffwerte nach EU-Norm über die gefahrene Distanz beider Fahrzeuge miteinander verglichen?
Obwohl, wenn man in den USA unterwegs ist und EU-Norm... - Also: je mehr man sich in diese Geschichte vertieft, desto unverständlicher wird das Alles. Der Lexus hat einen Benzinmotor, zwei Elektromotoren, eine entsprechend große Batterie, während der Mercedes "nur" einen Dieselmotor hat. - Und? - werden Sie fragen. Das Ergebnis ist: der Mercedes ist 250 Kilogramm schwerer. - ??? -
Kein Wunder, dass er bei reinen Stadtfahrten klar mehr verbraucht als ein Lexus. Auto-Bild hat mal (irgendwann vorher) ermittelt: 3,3 Liter. Aber "Auto-Bild" schreibt in der hier besprochenen Geschichte auch:
"Für US-Straßenverhältnisse ist der Diesel ideal."
Nur: man kann diesen Diesel nicht in den USA fahren, da er schwefelfreien Diesel benötigt, den es zur Zeit dort nicht gibt. Aber ab 2007, sagt die DaimlerChrysler-Abteilung HPC 1103. Hat man darum jetzt deutschen Diesel in die USA einfliegen lassen? - Auch der Testwagen kommt aus Deutschland. Weil es in den USA (wegen des Diesel) keinen solchen Testwagen gibt. Obwohl der dort gebaut wird. - Hat schon tolle Reisen hinter sich, der Test-ML.
Noch lustiger: der Lexus-Testwagen kommt aus den USA. Er gehört DaimlerChrysler und zählt zu der Testflotte von sogenannten Fremdfabrikaten, die in der DC-Produktionsstätte Tuscaloosa stationiert ist. Natürlich wurde dieser Lexus vor dem "Vergleichstest" auch von Mercedes gewartet. - Damit alles schön vergleichbar wurde.
Die Kosten? - "Die Aufwändungen für die Testfahrzeuge wurden, wie bei jedem Testwageneinsatz, von Mercedes-Benz übernommen", nachdem man vorher betont hat: "Alle Reisekosten der Auto Bild Redakteure wurden von Auto Bild übernommen".
So verlangen es auch die Geschäftsleitungsanweisungen des Axel Springer-Verlages. Wenn ich aber ein wenig den Ablauf - im Nachhinein - verfolge, wie z.B. auf dem Rückflug alle Tickets zu "First" upgegratet" wurden, dann kann das nur so sein, dass Mercedes zwar zunächst alle Kosten trägt, aber dann der "Auto-Bild"-Redaktion eine Kleinigkeit in Rechnung stellt.
Denn es gibt noch andere Anteile. Nicht nur die Reisekosten für Automobile, Diesel, Techniker, sondern auch noch für andere Gäste. Hallo! - Gäste auf einer Veranstaltung, zu der "Auto-Bild" die "originäre Idee" (so formulierte es HPC 1103) hatte?
"Es gab noch eine weitere amerikanische Journalistin und ein Freelancer je aus Deutschland und Großbritannien, die an der Testfahrt teilgenommen haben. Wie Sie wissen, wird der Diesel in den USA medial und auf politischer Seite wieder stark thematisiert."
...schreibt mir HPC 1103.
Herr Felske ist ein sehr großzügiger Chefredakteur. Er hat eine originäre Idee. Er zahlt die Reisekosten. Er lässt drei weitere Journalisten daran teilhaben, die für Konkurrenz-Magazine darüber berichten. - Verstehen Sie das, liebe Leser?
Aber vielleicht sollte man das mit dem "Vergleich" auch gar nicht so ernst nehmen, denn HPC 1103 meint auch:
"Ein Lexus RX 400H (von Lexus) wurde bereits in Auto Bild während der ersten USA-Fahrt ausführlich getestet. Der nun zum Vergleich mitgefahrene Lexus diente deshalb lediglich als Referenz für mögliche Streckenabweichungen."
Ach so! - Und die Leser spielen nun die Affen?
Nein, nein. Es kam schon zu interessanten Erkenntnissen. Der Allradantrieb des Mercedes ML ist Spitze, während der Lexus - also der hat ESP, ohne das man heute nicht mehr vor die Tür gehen sollte. Und stellen Sie sich vor, dieses japanische ESP (es muss ein japanisches gewesen sein, weil das von Conti und Bosch und... - also unsere nationalen ESP's sind einfach Spitze!), das verhinderte das Vorwärtskommen des Lexus. Auto-Bild schreibt:
"...und das nicht abschaltbare ESP würgt den Vortrieb endgültig ab."
Na, so was aber auch!
Also lernen wir doch etwas aus dem Auto-Bild-Vergleich: der Mercedes ist 250 Kilogramm schwerer (Qualität!), der Lexus läßt sich (wegen des verdammten, nicht abschaltbaren ESP) nicht im Gelände fahren, und man kann heute schon seinen USA-Urlaub für 2007 mit dem Mercedes in den USA planen.
Und "PS - AUTOMOBIL REPORT" kann erleichtert feststellen:
"Der Diesel hat seine Zukunft noch vor sich."
Da kann Motor-KRITIK nur noch eins draufsetzen, indem ich feststelle: Mercedes hat seine Hybrid-Zukunft noch vor sich.
Ich habe den ersten Mercedes ML (vielleicht heißt er dann auch anders) mit Hybridantrieb bereits auf der Nürburgring-Nordschleife beobachtet.
Er sieht ganz normal aus. Nur beim genauen Hinhören erkennt man den Unterschied. Es kann sich nur noch um Jahre handeln und Mercedes ist konkurrenzfähig.
Wenn Toyota, wenn Lexus ein wenig auf Mercedes warten. Und eines Tages - so träumt Herr Zetsche sicherlich - wird der Mercedes-Hybrid der Konkurrenz sein Heck zeigen.
Wie hier. - (In der Originalgeschichte wird an dieser Stelle ein Foto gezeigt, das hier fehlt.) Und dann feiern wir das gemeinsam in Saudi-Arabien. Dachte ich gerade. Aber dann fiel mir ein: dann ist Zetsche nicht mehr Mercedes-Chef, Felske nicht mehr Chefredakteur. - Und in Saudi-Arabien gibt es auch keinen Alkohol. -
Also: trinke ich einfach heute Abend einen schlichten "Baron de Ley Gran Reserva 1994", ganz alleine. - Das kam mir sowieso alles ganz spanisch vor.
MK/Wilhelm Hahne
PS 2016: Dieter Zetsche ist - seit 2006 - Vorstandsvorsitzender der – jetzt - Daimler AG. Damals – 2005 – war er Vorstand der Mercedes-Benz Car Group. (Zur Erklärung: Zunächst gab es die Daimler-Benz AG, dann die DaimlerChrysler AG, dann jetzt die Daimler AG. - Mercedes-Benz ist – war immer - die Pkw-Sparte.) - Diese für das Verhalten der deutschen Industrie und Fachpresse so beispielhafte Geschichte wurde wieder ausgegraben, weil das Schadstoffthema auch schon vor gut einem Jahrzehnt ein Thema war. - Und auch die Art wie es behandelt wurde. - Darum diese „Erinnerung“.