„BoP“ für Fahrer: Neues Versuchsfeld „SimRacing“?

Motorsport im Wandel der Zeiten! - Ich kann ihn vergleichen. - Natürlich hat er sich gewandelt. Aber nicht zu seinem Besten! - Besonders empfindlich werden Motorsport-Serien immer dann, je stärker die sportliche Seite vom Marketing der Hersteller beeinflusst wird und je höher der Anteil von Werkteams in einer Serie ist. - So ist das Ende der DTM eigentlich nicht überraschend. Spazierte man als aufmerksamer Beobachter in den letzten Jahren durch ein DTM-Fahrerlager, hatte man schon den Eindruck, dass man mehr auf einem Spielfeld unterwegs war, auf dem Kaffehäuser und Restaurants der unterschiedlichen Automobil-Handelsorganisationen einen Wettbewerb austrugen, zu dem der motorsportliche Anlass eigentlich nur noch der akustische Teil der Kulisse war. - So geht es auch mit anderen Serien in den letzten Jahren bergab. Die Sportgeräte werden durch die „BoP“ zu teurem Millionärs-Spaß, sind dank bester (übertriebener?) Aerodynamikhilfen und vielen Assistenzsystemen auch von solchen Fahrern zu nutzen, die lieber einen guten Rennfahrer darstellen möchten, als z.B. ein guter Golfer zu sein – was schwieriger ist! - Als Rennfahrer hat man in der Öffentlichkeit außerdem ein besseres „Standing“! - So ist im modernen Motorsport derzeit eigentlich alles im Wandel. - Die „BoP“ wandelt das Material – und SimRacing den Menschen.

„BoP“ für Fahrer: Neues Versuchsfeld „SimRacing“?

„Balance of Performance“ (BoP) ist für einen an gutem, „richtigen“ Marketing orientierten Renn-Veranstalter eine der ersten Voraussetzungen für „spannende“ Rennen. Das betrifft in der Hauptsache – aber nicht nur – GT3-Fahrzeuge. - Wenn man diesen Leuten aber vorhält, dass damit eigentlich jeder technische Fortschritt „in Ketten gelegt“ wird, dann schauen sie ganz erstaunt.

Wie soll man denn die unterschiedlichsten technischen Konzepte denn anders so „unter einen Hut bekommen“, dass sie untereinander konkurrenzfähig werden?

Und sie machen darauf aufmerksam, dass in diesen Klassen nicht nur Heckmotor-, Front- und Mittelmotor-Varianten am Start sind, sondern auch Sauger-, Turbo-, Sechs- und Achtzylindermotoren, die auch noch einen unterschiedlichen Hubraum aufweisen, nur durch die „BoP“ auf „den Nenner gebracht werden können“, der sie miteinander dann erst konkurrenzfähig macht. - Die Rennfahrzeuge.

Keiner spricht im Jahr 2020 davon, wie es vor einigen Jahren überhaupt dazu kommen konnte, so eine „BfF“ (Bremse für Fortschritt) – nichts anderes ist die „BoP“ - überhaupt entstehen zu lassen. Nach meiner Beobachtung war es Porsche, die ihre alten, gebrauchten schnellen GT‘s in Kundenhand nicht beim Erscheinen neuer Modelle wertlos werden lassen wollten, sondern:

  • Die sollten konkurrenzfähig bleiben!

So hat man die SRO gebeten, sich des Themas anzunehmen. Der Name „SRO“ ist schon 25 Jahre alt, stammt aus der Zeit der Gründung, die als Stéphane Ratel Organisation ihren Sitz in London hatte. Mitbegründer dieser Organisation war zufällig ein „alter“ Porsche-Mitarbeiter: Jürgen Barth, der heute über die deutsche Depandance der SRO aktuell die ADAC GT-Serie im Hintergrund führt.

Die SRO-Organisation bestimmt inzwischen die Grund-“BoP“ der GT-Fahrzeuge insgesamt – also auch der GT4 -  die dann von großen Veranstaltern entsprechend deren mehr oder minder guten Abschneiden noch eine entsprechende Anpassung an die unterschiedlichen Rennstrecken erfährt. Grundsätzlich kann man die „BoP“ so erklären:

  • Der Beste wird auf das Niveau des Schlechtesten gebracht, so dass alle auf gleichem Niveau sind. - Es gibt für keinen Hersteller mehr einen Grund, einen neuen GT in allen Teilen in Richtung Perfektion zu entwickeln. - Die stellt man einfach über den Preis dar! - Die „BoP“ wird‘s schon richten, dass der Käufer das Fahrzeug auch als entsprechend „wertvoll“ empfindet!

Das soll für den Zuschauer Sport, Spiel, Spannung bringen. Inzwischen geht man noch weiter, indem man den Erfolg dieser „gleichgemachten“ Sportgeräte dann abhängig von der jeweiligen Fahrerbesetzung wertet. Zwei Fahrer, von der FIA z.B. mit „Gold“ qualitätsmäßig eingestuft, werden separat von denen gewertet, wenn einer von den Zweien z.B. ein Amateur ist. Zwei Amateure in so einem GT erfahren natürlich auch eine Sonderwertung.

Wichtig ist im modernen Motorsport, das möglichst viele Pokale verteilt werden können, was die „Erfolge“ einzelner Marken dann gleich multipliziert! - Will man die Werks-Statistiken mit Klassensiegen noch deutlicher aufwerten, greift man gleich zu „Cup-Fahrzeugen einer Marke. - Jeder Start ein Klassensieg! - Für das jeweilige Werk.

Ein Ereignis in jüngerer Zeit beim SimRacing, das lt. DMSB „normaler Motorsport“ ist, zeigt allerdings – rein zufällig - dass es auch möglich ist, die Fahrer einer „BoP“ zu unterziehen. Ein nicht fürs SimRacing geborener Fahrer, für ein virtuelles E-Rennen genannt, wurde im Wettbewerb durch einen besseren ersetzt. - Eigentlich sollte das ein Spaß sein, weil der Rennfahrer, der im echten E-Renner schon Erfolge eingefahren hatte, dieses SimRacing-Gespiele nicht so recht ernst nehmen und für seine Youtube-Serie mal ein lustiges Video erstellen wollte, das aufzeigt, wie ernst man – als echter Rennfahrer – eigentlich so ein „Gesimse“ nehmen sollte.

Immerhin wurde so beim SimRacing die Kombination „Mensch/Maschine“ dann konkurrenzfähiger. - Motor-KRITIK-Frage:

  • Warum sollte man das nicht auch mal im echten Motorsport versuchen? Es wäre eigentlich nur eine weitere Täuschung der Zuschauer, eine Konfrontation mit „falschen Tatsachen“, mit denen er sowieso konfrontiert wird. - Und wenn es mit einem unverständlichen Reglement ist!

Es war aktuell Daniel Abt, der bei einer SimRacing-Veranstaltung die lustige Idee hatte, ein „Dummy“ – einen Profi-SimRacer – an seiner Stelle das Rennen fahren zu lassen, um dann später darauf aufmerksam zu machen, dass dieses ganze SimRacing eigentlich nicht wirklich etwas mit dem richtigem Rennen fahren zu tun hat. - Für Daniel Abt ist das aktuell überhand nehmende SimRacing-Fahren eigentlich nur gutes Entertainment für die vielen Zuschauer, denen derzeit der „richtige Motorsport“ fehlt und die nun mal unterhalten sein wollen. - Was auch im Interesse der Werke und Sponsoren (!) zu sein scheint.

  • Das wird von den gleichen Leuten, die eine „BoP“ als „normal“ empfinden, dann als zumindest „unsportlich“ empfunden, weil die Zuschauer getäuscht wurden! - Ist die „BoP“ nicht auch eine Täuschung der Zuschauer?

Daniel Abt wurde von der Renn-Oganisation nicht nur mit einer Strafe (10.000 Euro) belegt, sondern von Audi - er war Werksfahrer - gleich noch  suspendiert! - Wenn es schon keinen „Fortschritt durch Technik“ mehr geben darf, dann soll doch wenigstens der Mensch hinter dem Steuer der sein, der auch diesen Namen im Personalausweis trägt. - Im Interesse des Sports!

Wie Daniel Abt „seinen Fehler“ sieht, wie er ihn argumentiert und für sich einordnet, können meine Leser von ihm selbst erfahren, wenn sie HIER klicken!

Audi hat immer schon darauf geachtet, nach außen hin gut auszusehen. Ich habe – gerade im Motorsport - Audi schon seit den 50er-Jahren beobachtet, als man noch unter dem Namen „Auto-Union“ mit dem 3=6 auch Rallye-Einsätze bestritt. Wenn dort von Sportkommissaren z.B. beanstandet wurde, dass die Überströmkanäle in den Dreizylinder-Zweitaktmotoren der „Werkswagen“ nachbearbeitet worden waren, dann hat man in Düsseldorf – mit hohem Aufwand (!) - nachgewiesen, dass es sich um eine „Serienstreuung“ handelt.

Auch als Audi versuchte man sich immer als eine Firma „ohne Fehl‘ und Tadel“ hinzustellen. Da musste dann auch schon mal ein Sportchef die Konsequenzen daraus ziehen, als seine Anweisungen an einen Werksfahrer mit „Schieß ihn ab!“ dummerweise auch über das Fernsehen verbreitet wurde.

Doch nicht nur irgendeine Firma – oder Firmen – sind daran schuld, dass der Motorsport zu einem großen Schauspiel geworden ist. Auch z.B. die Vorschriften eines e.V., der sich als „Sportbehörde“ darstellt und sich eigentlich mit der Verordnung eines „Permit“ für die Nürburgring-Nordschleife, dem Zulassen einer Vergewaltigung der Technik durch eine „BoP“, aber auch durch Anerkennung von „SimRacing“ als „normalen Motorsport“ selber disqualifiziert!

Auch Audi ist keine Vorzeigefirma, wenn es um die vorbildliche Behandlung der Kunden geht. Man denke nur an den Diesel-Skandal. - Wie bei Daniel Abt: Man hat sich auch da - um gegenüber der Öffentlichkeit gut auszusehen - vom Vorstandsvorsitzenden distanziert. - Unabhängig davon, ob er oder andere verantwortlich waren. - War Rupert Stadler auch für die Qualität der Bremsen bei den sportlichen RS-Modellen verantwortlich? - Auch dafür, dass man einem Kunden den größeren Unfall beim Verkauf eines Werkswagens verschwieg? - Auch, dass man ein Bremsversagen von Premium-Modellen „unter den Teppich zu kehren versucht“?

Und was ist mit der „BoP“ im Motorsport? - Wo sich die Besten an der Leistung der Schlechtesten orientieren müssen! - Da muss z.B. auf der Nürburgring-Nordschleife ein KTM-X-Bow, wenn er von einem „Anfänger“ mit Permit B gefahren werden soll, eine Erhöhung seines Serien-Gewichts des Einsatzfahrzeugs um gut 20 Prozent hinnehmen, wenn er zum Start zugelassen werden soll! - Um ihn konkurrenzmäßig dem Klassenstandard anzugleichen?

    • Toller Motorsport!

Nach meiner persönlichen Wertung und Meinung müsste das unter Hinweis auf die Paragraphen 26 und 27 des Strafgesetzbuches im Falle eines Unfalles verfolgt werden.

Selbstverständlich braucht jeder Sport ein Reglement, auch der Motorsport. Aber das sollte nicht den technischen Fortschritt begrenzen und die Entwicklung von Menschen hin zu Hampelmännern fördern!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Damit meine Leser den letzten Abschnitt meiner Geschichte besser verstehen, finden sie im Anhang die pdf-Datei einer Kopie einer E-mail von mir, die ich am 23. April 2018 direkt an Herrn Rupert Stadler, den damaligen Vorstandsvorsitzenden von Audi gerichtet habe.

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