24h-Rennen & Fluglärm: NITRO antwortet nicht!

Man erzählt uns, dass die 24h-Rennen bis 2028 auf der Nürburgring-Nordschleife gesichert sind. Aber mit welchen Automobilen? - Da wird sich bis dahin einiges ändern! - Auch der Lärm, die Geräusche, die übrigens von den Bewohnern im Umfeld des Nürburgrings nicht als „lästig“ empfunden werden. Man weiß, dass man im Umfeld einer Rennstrecke lebt. - Allerdings hat sich die Anzahl der Rennen gegenüber „früher“ schon verändert! - Sie ist größer geworden! - Immerhin sind die Rennfahrzeuge aber nun auch leiser. Aber jetzt – ganz aktuell in 2021 – fiel einem Besucher des 24h-Rennens, der auf einer Tribüne während des 24h-Rennen saß auf, dass es noch „eindrucksvollere“ Geräusche gibt, die sogar den Rennlärm überlagern: Flugzeuglärm, wenn er konstant – und dann auch noch mit unangenehmen Frequenzen – das menschliche Ohr erreicht. Er ist sogar im Umkreis von 10 – 15 Kilometer um den Nürburgring unangenehm wahrgenommen worden. Obwohl er „über den Wolken“ entstand, „wo die Freiheit wohl grenzenlos ist“! - Das scheint auch § 1 des Luftverkehrgesetzes zu vermitteln. - Wenn man nur den ersten Halbsatz liest! - Aber ich wollte eigentlich mehr wissen, habe nicht nur im Gesetz weiter gelesen, sondern wollte auch wissen, was sich eigentlich NITRO dabei denkt. - Soll das im nächsten Jahr – und evtl. vertraglich garantiert – dann bis 2028 so weiter gehen?

24h-Rennen & Fluglärm: NITRO antwortet nicht!

Das diesjährige 24h-Rennen sollte mit allen Trainings-Sitzungen, dem Qualifying und den ergänzenden Rennprogramm, vom 3. bis 6. Juni abgewickelt werden. Man hatte wieder ein Wochenende gewählt, an dem interessierte Zuschauer einen „Brückentag“ nutzen konnten. Und eine begrenzte Anzahlt von Zuschauern war in diesem Jahr auch zugelassen. Immerhin 11.600 pro Veranstaltungstag.

Ich wohne in einem kleinen Dorf rund 13 Kilometer abseits des Nürburgrings. Dort ist mir dann schon über viele Stunden der Motorenlärm eines Flugzeuges aufgefallen, das wohl konstant über der Rennstrecke – und weit über den Wolken – kreiste. Ich erlebte Lärm, der von einem unsichtbaren Verursacher ausging und – nervte!

Ich war darum auch gar nicht erstaunt, als ich an diesem kirchlichen Feiertag – Fronleichnam – noch spät am Abend – es war 23:17 Uhr – eine e-Mail von einem der mir bekannten Dorfbewohner erhielt der mich fragte, ob ich wisse, was das sei:

„…kreist seit Stunden über uns – über den Wolken, nicht zu sehen, aber dauernd zu hören.“

Ich habe meinen Dorf-Mitbewohner dann am nächsten Tag informiert.

Aber im Verlaufe der Veranstaltungstage erreichten mich auch andere Klagen zum Fluglärm. Man beschwerte sich nicht über den Rennlärm, vor dem – wie mir ein Leser schrieb – „mal wieder das Eifelwetter gerettet hat“. Man beschwerte sich über den Fluglärm:

„Dieser Turboprob-Flieger kreiste permanent über uns und seine verursachten Geräusche waren von so tiefer Frequenz, dass selbst Fensterschließen nichts nutzte.“

Ein anderer klagte nach dem Rennen:

„Von Donnerstag bis Sonntag zog dieses Flugzeug in immer gleichen Kreisbahnen seine Runden, zur Erbauung der darunter wohnenden Menschen z.B. an Fronleichnam bis 23:30 Uhr.“

Ich habe diese Leser verstehen können, weil ich diese konstante, unangenehme Lärmbelästigung selbst erlebt habe.
Besonders beeindruckt war ich aber, als sich ein Leser bei mir meldete, dem auf der Tribüne an der Rennstrecke sitzend, nach dem Start der Rennfahrzeuge der Flugzeuglärm aufgefallen war, so dass er mit seinem Handy auf die Suche nach dem Verursacher gegangen ist. Da mir auch andere Leser „Beweise“ aus unterschiedlichen Quellen zugesendet haben, möchte ich hier ein paar einstellen, damit auch die Mehrheit meiner Leser versteht, warum dieser Lärm so nervend war:

Man kann diesen Screenshots auch entnehmen, dass wohl zwei Flugzeuge abwechselnd unterwegs waren, weil man irgendwann auch mal zum Tanken musste. Dass geschah wohl in Lüttich auf dem Flughafen, von dem man auch gestartet war. - Und dann kreiste man und kreiste man und kreiste man! - Und machte so – auch auf dem Handy – den Nürburgring zum Nabel der Welt.

Auftraggeber für diesen luftigen Einsatz war wohl der Fernsehsender NITRO, der bei den nicht gerade idealen Voraussetzungen am Nürburgring versucht hatte, mit dem Einsatz von Live-Kameras in mehr als 10 Fahrzeugen eine für den Zuschauer interessante Berichterstattung für die mehr als 24 Stunden des Rennens sicher zu stellen. - Da brauchte NITRO dann aber auch eine fliegende Relais-Station.

Also habe ich nach dem Rennen NITRO angeschrieben, um von dort zu erfahren, ob für die nächsten Jahre – wenn es dort eine entsprechende Übertragung geben sollte – nicht eine andere Lösung möglich wäre. - Man hat mir den Eingang meiner Anfrage – automatisch – bestätigt, aber dann zusätzlich – etwas später – auch ergänzend geschrieben:

„Gerne leiten wir Ihre Anfrage an die Redaktion und Produktion von Nitro weiter.“

Das war am 8. Juni um 18:09 Uhr. - Aber das war’s dann leider auch. - Nicht anders wie auch z.B. bei BMW, wo man bis heute noch nicht meine Anfrage zu einem Thema aus der „damaligen“ Formel 1-Zeit des sich gerne sportlich darstellenden Premium-Herstellers beantwortet hat. - Man hat aktuell wohl andere Probleme!

Ich hatte an NITRO ein paar Fragen gestellt und eine Feststellung getroffen. Ich beschränke mich hier auf die Wiedergabe dieser Zeilen:

  • Waren zwei Flugzeuge - wechselweise - im Einsatz? (Weil über die Zeit der Treibstoff nicht reicht.)
  • War eine Flughöhe vorgeschrieben?
  • Gibt es keine andere technische Lösung? (z.B. Satellit)
  • Wegen des konstanten "Fluglärms" - auch nachts -  gibt es Beschwerden bei Polizei und Flugaufsichtsbehörden.
  • Wird es in den nächsten Jahren, wenn Sie die Veranstaltung wieder übertragen sollten, evtl. eine andere, weniger störende Lösung geben?

Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Geschichte gibt es keine Antwort auf diese Fragen. Auf als unangenehm empfundene Fragen gibt es heute wohl wohl kaum noch eine Antwort.

Da habe ich es dann – nach ein paar Tagen des Wartens - mal bei der DFS, der Deutschen Flugsicherung versucht. - Von da kam die Antwort umgehend. Leider auch eine Antwort „im Stil der neuen Zeit“. Nach dem Motto: Das wird wohl nicht so schlimm sein: Alles wird gut!
Man verweist gleich zu Anfang auf den Paragraphen 1 des Luftverkehrsgesetzes, dessen erster Halb-Satz tatsächlich lautet:

„Die Benutzung des Luftraums durch Luftfahrzeuge ist frei“...

Aber dieser Satz wird fortgesetzt und ergänzt mit der Information:

„...soweit sie nicht durch dieses Gesetz, durch die zu seiner Durchführung erlassenen Rechtsvorschriften, durch im Inland anwendbares internationales Recht, durch Rechtsakte der Europäischen Union und die zu deren Durchführung erlassenen Rechtsvorschriften beschränkt wird.“

Die Deutsche Flugsicherung schreibt zum Thema Fluglärm erklärend:

...„Tatsächlich werden auch an uns Lärmbeschwerden bzw. -fragen gerichtet. Dabei ist es natürlich interessant zu sehen, dass die Flughöhe von 26.000 Fuß (das sind weit über acht Kilometer!) sehr hoch ist und eine Lärmbelästigung an sich in dieser Höhe nicht unterstellt werden kann. Aber in einer sehr ruhigen Gegend mit wenig anderem Umgebungslärm ist das gleich eine andere Wahrnehmung – und konzentriert man sich einmal auf ein solches Lärmereignis, ist es beinahe unmöglich, es einfach auszublenden.“…

Das liest sich gut, ist auch verständlich – und trotzdem in diesem Fall ein wenig realitätsfremd. Da ich persönlich, nicht nur durch 8 Kilometer Flughöhe, sondern auch gut 10 Kilometer vom „Tatort“ entfernt, die Belästigung sehr gut nachempfinden kann. - Wenn sogar einem Besucher des 24h-Rennens der Fluglärm auffiel!

Der akustische Eindruck scheint tatsächlich von den Frequenzen bestimmt zu sein. Und ab und zu stieg auch dann der „Lärm“ noch an, wenn die zweimotorige Turboprop wohl wieder an Höhe gewinnen musste.

Bei der von vielen im Umkreis von 20 Kilometern um den Nürburgring beanstandeten Lärmquelle, handelte es sich wohl um eine Swearingen SA226-T Merlin IIIA, ein Flugzeugtyp, der inzwischen lange „out of production“ ist und sicherlich auch von den verwendeten Motoren her (Garrett TPE331) nicht unbedingt dem letzten Stand der Technik – auch nicht der Geräuschtechnik – entspricht.

Mal bei der Polizei in Adenau nachgehört: Man bestätigt:

„...am 03.06. gingen drei Beschwerden und am 04.06. zwei Beschwerden bezüglich des Fluglärms ein.“…

Und es gibt einen – aus meiner Sicht – bemerkenswerten Zusatz:

„Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem 24h-Rennen liegen der Polizei nicht vor.“

Weil wir bei Motor-KRITIK uns intensiv mit dem Problem beschäftigt haben, möchte ich zum Abschluss alle Beteiligten – auch Interessierten - im Hinblick auf eine evtl. vor uns liegende Situation im Jahre 2022 – auf einen bestimmten Paragraphen im „LuftVG“ aufmerksam machen. - Dort findet man unter:

„§ 29b
[Pflicht zur Verminderung von Fluglärm]
(1) Flugplatzunternehmer, Luftfahrzeughalter und Luftfahrzeugführer sind verpflichtet, beim Betrieb von Luftfahrzeugen in der Luft und am Boden vermeidbare Geräusche zu verhindern und die Ausbreitung unvermeidbarer Geräusche auf ein Mindestmaß zu beschränken, wenn dies erforderlich ist, um die Bevölkerung vor Gefahren, erheblichen Nachteilen und erheblichen Belästigungen durch Lärm zu schützen. Auf die Nachtruhe der Bevölkerung ist in besonderem Maße Rücksicht zu nehmen.
(2) Die Luftfahrtbehörden und die für die Flugsicherung zuständige Stelle haben auf den Schutz der Bevölkerung vor unzumutbarem Fluglärm hinzuwirken.“

Und wenn die Mehrzahl meiner Leser einen Eindruck von der Geräuschkulisse gewinnen wollen, der von der eingesetzten Maschine ausging, dann bitte HIER klicken.

Die Maschine – 8 bis 11sitzig – wurde damals gerne von kleinen amerikanischen Fluglinien eingesetzt.  - Auch in Südamerika.

Eine bolivianische Fluggesellschaft überreichte ihren Passagieren, wenn sie an Bord kamen, Ohrenstöpsel – kostenlos!

MK/Wilhelm Hahne
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