Nürburgring: Tag Eins der Polizei-Statistik 2022!

Nachdem die Bauarbeiten auf der Nordschleife pünktlich zum 11. März 2022 beendet waren und die Strecke damit freigegeben werden konnte, wurde dann am Samstag, 12. März 2022 mit den ersten „Touristenfahrten“ des Jahres 2022 das eigentliche Basisgeschäft wieder gestartet. Im Internet war der Start in die neue Unfall-Saison schon für 8:30 Uhr angekündigt – und es wurde keine Zeit verschenkt. - The Show Must Go On! - Sie wurde am 13. März natürlich fortgesetzt.

Nürburgring: Tag Eins der Polizei-Statistik 2022!

Es kam dann auch sehr schnell zu den ersten „Störungen“. Die „Touristenfahrten“ in 2022 begannen nicht anders, als die letzten „Touristenfahrten“ in 2021 geendet hatten: Mit „Gelben Flaggen“, engen Leitplanken-Kontakten, mit Abschleppwagen und Sperrungen.

Motor-KRITIK möchte hier noch einmal darauf hinweisen, dass die Polizei in Adenau zwar eine spezielle Nürburgring-Unfallstatistik führt, dass dort aber nur die Unfälle festgehalten werden, zu denen die Polizei auch gerufen wird.

Das waren im Jahr 2021 übrigens 76, während zur gleichen Zeit im gesamten Gebiet der Polizei-Inspektion Adenau, auf Bundes- und Landstraßen 155 Unfälle registriert wurden. Bei diesen Unfällen wurden 44 Personen schwer verletzt, während es – von der Polizei registriert – auf der Nürburgring-Nordschleife im gleichen Zeitraum 38 Personen waren. Während der „Touristenfahrten“ kam es 2021 zu einem Toten, während im Umfeld des Nürburgrings, auf Bundes- und Landstraßen kein Unfall-Toter zu beklagen war.

Damit Motor-KRITIK-Leser diese Zahlen relativieren können:

Das von der PI Adenau überwachte Gebiet hat eine Größe von 479 Quadratkilometern, während die überwiegend für „Touristenfahrten“ genutzte Nürburgring-Nordschleife eine Streckenlänge von 20,832 Kilometern hat. - Auch diese Größen- bzw. Längenrelation sollte man bei den veröffentlichten Unfallzahlen bedenken. Da spielt die GP-Strecke, mit ihren 5,148 km Länge, da wenig genutzt, kaum eine Rolle.

Natürlich kamen auch am ersten „Touristenfahrer“-Tag des Jahres ein Abschleppwagen zum Einsatz, die Strecke war gesperrt, es gab Streckenverunreinigungen durch Betriebsmittel, hier und da Einschläge, Motorrädern war schon mal die Zufahrt verboten, kurzum: Auch am ersten „Touristenfahrer“-Tag des Jahres verlief alles so, wie immer wieder auch im letzten Jahr erlebt werden konnte.

Allerdings hat die Polizei für das erste „Touristenfahrer“-Wochenende dieses Jahres, lt. Meldung vom Montag (heute), 12:15 Uhr, keine Unfälle registriert, sondern man vermeldet nur

„Fahrzeugkontrollen und Geschwindigkeitsmessungen in Adenau und am Nürburgring“.

Die Preise für die „Touristenfahrten“ sind gegenüber 2021 unverändert. - Das bezieht sich auf die „Touristenfahrer“-Tickets, die am Wochenende 30 Euro (pro Runde) kosten. An den Tankstellen wurden den Nürburgring-Fans keine Spezial-Preise für die notwendigen Treibstoffe angeboten, so dass die Umrundung der Nordschleife an diesem ersten Tag – aber natürlich auch am Sonntag – dem zweiten Tag - besonders teuer wurde. - Aber das hat die wirklichen Fans nicht gestört. - Aber die Lizenz-Inhaber von „Renntaxi-Fahrten“ während der „Touristenfahrten“ schon:

„Der gestiegene Benzinpreis bringt unsere ganzen Kalkulationen durcheinander!“

An der Aral-Tankstelle in Adenau war – aus welchen Gründen auch immer – die elektronische Preisanzeige ausgefallen und die Anzeigentafel war – wie ein Foto von Sonntag zeigt - demontiert. Aber eigentlich schien das von den „Touristenfahrer“-Fans niemanden wirklich zu interessieren.

Man hatte sich das Essen mitgebracht, denn zum Nürburgring fahren, Runden drehen und gepflegt zum Essen gehen, das geht gar nicht! - Aber trotz insgesamt hoher Preisbelastungen kam es – besonders am Sonntag zu einem Verkehrsaufkommen, das – schon der Benzinpreise wegen – verwundert. Immerhin wird ein „Touristenfahrer“ eine An- und Abfahrt zum Ring von durchschnittlich rd. 300 Kilometer haben. Da belässt man es dann auch nicht bei einer Runde Nordschleife. - Ich möchte hier nicht auf die insgesamt real auftretenden Kosten hinweisen, weil nicht nur noch Kosten durch Reifen- und Bremsenverschleiß verursacht, hinzu kommen.

An der „Kult-Tankstelle“ in Nürburgring-Nähe – weil hier das Benzin billiger ist und nicht nur Speisen und Getränke zu kaufen, sondern auch viele kleine Auto-Modelle im Angebot sind – gab es die übliche Ballung von Fahrzeugen und Personen, die nicht nur auf den Leitplanken, sondern auch davor dem vorbei fließenden Verkehr zuschauten. - Einen besonderen Zulauf konnte die Tankstelle immer dann verzeichnen, wenn die Nordschleife wegen Unfällen – oder anderen Ereignissen – gesperrt war. Dann wurde die „Pause“ zum schnellen Nachtanken genutzt.

  • Und die Strecke war an diesem ersten „Touristenfahrer“-Wochenende einige Male geschlossen!

Diese Fotos machen den Ablauf bei einer Streckensperrung – hier z.B. am Sonntag – deutlich. Zunächst erscheint auf der Anzeigentafel an der Nürburgring-Einfahrt der Hinweis, dass die Strecke „closed“ ist. Dann gehen Streckensicherungsfahrzeuge auf die Strecke, die sicher stellen, dass kein „Touristenfahrer“ mehr auf der Strecke ist, damit ein Abschleppfahrzeug die jeweils „Gestrandeten“ abtransportieren kann. - Beim Abtransport kann es dann schon mal passieren – wie hier auch am Sonntag fotografiert – dass sich zwei Abschleppfahrzeuge begegnen.

Von Bewohnern im Umfeld des Nürburgring wurde übrigens ein wenig verständnislos zur Kenntnis genommen, dass z.B. am Sonntag die „Touristenfahrten“ schon im 8:00 Uhr in der Frühe begannen. So sagte mir ein betroffener Bewohner:

„Wenn hier im Dorf Kirmes ist, beginnt der Kirmeslärm Sonntags erst nach der Kirche, um 11 Uhr. - Da ist der Nürburgringbesitzer weniger rücksichtsvoll! - Der lässt seine ‚Kirmes‘ schon um 8:00 beginnen! - Da ist es dann mit der Sonntagsruhe vorbei.“

Immerhin hat der Pächter des Nürburgrings, eine Firma des Nürburgring-Besitzers, am ersten „Touristenfahrer“-Wochenende des Jahres 2022 auf den zu seinem Besitz zählenden Parkflächen – auch wenn sie nur angepachtet sind – keine Parkgebühren kassiert. Da wurde es dann schon mal sehr voll, wie die Fotos hier zeigen.

Aber bei all den „Randerscheinungen“ die bei den „Touristenfahrten“ zu beobachten waren, soll auch das eigentliche Ereignis, das „Anwerfen des Wirtschaftsmotors Nürburgring“ nicht zu kurz kommen:

Am Start noch durch eine Pilonen-Schikane etwas gebremst, geht es dann meist mit allem weiter, was der Motor so hergibt. Gerade in der „Tiergarten-Passage“ wird man dann vom Sound so mancher Serien-Sportwagen überrascht, denen ihre Schöpfer serienmäßig eine Klappenauspuffanlage mitgegeben haben. - Auch herunter zur Brücke in „Breidscheid“ geht es nicht gerade langsam zu, wie eigentlich aufgrund der dort platzierten Schilder mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung zu erwarten wäre. Die ist erst – lt. Verkehrsschild – hinter der „Einfahrt Breidscheid“ aufgehoben.

Ich habe während meiner Beobachtungen kein Fahrzeug während der ersten „Touristenfahrten“ der Saison 2022 gesehen, dass sich hier an die Gesetze der StVO gehalten hätte. - Offensichtlich hat der Hinweis der Pächterfirma, dass die „Touristenfahrten“ den Gesetzen der StVO unterliegen, nur Alibi-Charakter. - Geschwindigkeitsmessungen von der Polizei wurden am Wochenende nur unten in Breidscheid auf der B 257 durchgeführt.

Eigentlich wollte ich diese Geschichte mit einer bunten Folge von Bildern abschließen, die ich an diesem Wochenende während der „Touristenfahrten“ aufgenommen habe und die noch einmal deutlich machen, was so alles die „Touristenfahrten“ ausmacht.

Aber dann fällt mir ein (und auf), dass auch heute am Montag, ganz anders als in der Vergangenheit erlebt, die „Touristenfahrten“ seit 15 Uhr schon wieder laufen. Sie bringen zwar nur für ein paar Stunden, aber immerhin 25 Euro pro Runde...

  • ...denn "der Rubel muss rollen"!
MK/Wilhelm Hahne
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