Gespeichert von wh am
Es ist schön, wenn man nach Jahrzehnten von einem alten – eigentlich jüngeren – Journalisten-Kollegen daran erinnert wird, dass man schon „damals“ – 1981 – vieles richtig empfunden und auch geschrieben hat. Wenn auch nur in einem scheinbaren Nebensatz. Heute macht dieser Satz deutlich, dass ich auch vor Jahrzehnten schon alles geschrieben habe, was ich beobachten und als sicher recherchieren konnte. - Unsichere, scheinbare Fakten, habe ich schon „damals“ meinen Lesern nicht zugemutet. - Weil es aktuell noch dazu passende andere Gedankenanstöße gab – mal über Dieses oder Jenes nachzudenken – möchte ich heute dazu ein paar Sätze – vielleicht auch ein paar mehr -. zu Papier bringen. - Und sie nun hier veröffentlichen.
Damals wie im Heute gilt: „Bitte keine Vorurteile!“
Es gab schon 1981 – vor 41 Jahren – eine Geschichte von mir, die diesen Titel trug. Ich wurde durch einen inzwischen im Ruhestand befindlichen Kollegen aktuell daran erinnert, weil er mir nicht nur die Fotokopie eines Teils dieser Geschichte aktuell zu gesendet hat, sondern auch einen Ausriß aus der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, die in diesen Tagen – exakt am 2. März 2022 – ein Interview mit Désirée Nosbusch veröffentlichte. Es erscheint nämlich noch in diesem Monat im Ullstein-Verlag eine Biografie von ihr. Der Titel: „Endlich noch nicht angekommen“.
Désirée Nosbusch ist heute 57 Jahre alt. 1981 schrieb ich eine kleine Geschichte über ein aktuelles Ereignis, bei der Désirée im Mittelpunkt stand. Sie nahm – damals 16jährig – eine Yamaha DT 80, ein Kleinkraftrad in ihren Besitz . - In dieser Geschichte zitierte ich sie nicht nur mit einer Aussage, die sich aufs Fahren mit dem Kleinkraftrad bezog, sondern ich habe noch einen Satz angehängt, mit dem ich eine Beobachtung niederschrieb:
...“‘Ich freue mich schon auf’s Fahren’, sagt sie. Im gleichen Moment verdunkelt sich wieder ihr Blick.“…
Wenn ich nun das aktuelle Interview in „DIE ZEIT“ lese, dann weiß ich, dass ich das damals sehr genau beobachtet habe. - Ich habe es auch geschrieben! - Nicht geschrieben habe ich, was ich „nicht festmachen konnte“: Das Leichtkraftrad hatte sie wohl eigentlich für ihren Bruder erstanden!
Aber nicht nur das freut mich: Ich habe in den letzten Jahren praktisch mein ganzes Archiv aufgelöst, war gar nicht mehr im Besitz eines Belegs für die 1981er Geschichte. Der Kollege, der mir nun eine Ausschnitt-Kopie zusendete, tat das mit der Anmerkung:
„Lieber Wilhelm, Sommer 81, da hattest du sie auch vor der Camera!“
Danke, Hubert Clemens! - Was mich dabei überrascht und gefreut hat: Mein Kollege hatte auch noch Jahre nachdem unsere Zusammenarbeit bei einer Kölner Autozeitung endete, immer noch im gleichen Stil weiter gearbeitet; so wie wir es „damals“ eben machten:
Er hatte offensichtlich ein „Dossier“ angelegt, zu der dann aktuell das „DIE ZEIT“-Interview kam. Mich hat das deshalb berührt, weil ich aktuell – zum gleichen Zeitpunkt - eine Zeitschrift erhalten habe, die vom Deutschen Journalisten Verband (DJV) herausgegeben wird und die dieses Mal – in der Zusendung an mich – den Titel trug:
„journalistin“ – Und dazu den Aufdruck: „Die KI-Ausgabe“
(Ursprünglich trägt sie den Titel „journalist“ der teilweise – weil es in die Zeit passt - in einer Teilauflage auch als „journalistin“ ausgeliefert wird.)
Diese Ausgabe (Nr. 3 – März 2022) war – wie man lesen kann – als Antwort auf die Frage entstanden:
„Wie machen wir den Journalismus besser?“
Die Zusendung meines Kollegen macht deutlich: Nicht mit KI (Künstlicher Intelligenz), sondern eher mit guter handwerklicher Arbeit, die vorurteilsfrei erfolgen sollte.
Und ich finde im Interview von „DIE ZEIT“ des Jahres 2022 meinen Satz aus 1981 bestätigt, wenn deren Journalisten nun aktuell in einem Vorspann zum Nosbusch-Interview, aufgrund ihrer gewonnenen Eindrücke formulieren:
„In ihrer Biografie erzählt sie darüber welche Narben das in ihrem Leben hinterlassen hat.“
Die ersten Narben wurden ihr praktisch schon im Kindesalter zugefügt! - Oder ist man mit 16 Jahren erwachsen? - Ich habe schon damals ihr Leiden sehen – und ahnen – können. - Und es mit einem Satz angedeutet. Dass ich den Eindruck gewonnen hatte, dass das übernommene Kleinkraftrad eigentlich nicht für sie, sondern für ihren Bruder war, habe ich weglassen müssen: Ich konnte meinen Eindruck „nicht festmachen“!
Damals hatte ich aber auch aus einem Kommentar der „DIE WELT“ zitiert, wo die Frage nach dem Geheimnis ihres Erfolges gestellt wurde. Man fragte damals, ob es heute eigentlich genüge, zwei Sprachen zu sprechen und jung zu sein.
Auch künstliche Intelligenz allein hätte wahrscheinlich schon damals nicht gereicht, um den Fehler „zwei Sprachen“ zu vermeiden. Désirée Nosbusch spricht Luxemburgisch, Französisch, Englisch, Italienisch und – natürlich? - Deutsch! - Das sind fünf Sprachen!
Sie wurde damals oft als „kleines Biest“ empfunden. Als ich sie 1981 traf, hatte sie gerade „Jetzt auf Gleich“ das Studio von RTL verlassen müssen. Ich hatte nach dem kurzen Gespräch mit ihr, das sie vielleicht während der Übergabe des Kleinkraftrades gar nicht richtig registriert hat, dann zu dem Titel gefunden:
„Bitte keine Vorurteile!“
Denn ich hatte – damals wie heute - keine Probleme mit Frauen im Beruf. - Wenn sie gut sind! - Nur in meiner Ehe achte ich darauf, dass hier der Frauenanteil nicht über 50 Prozent steigt! - Da gäbe Ärger mit meiner Frau!
Spaß beiseite: Ich persönlich halte nichts von vorgeschriebenen Frauenanteilen, halte nichts von Problemen, die man nicht nur selber schafft, sondern dann auch noch pflegt!
- KI? - Bitte, aber an der richtigen Stelle! - Höherer Frauenanteil? - Bitte, aber nicht per Gesetz!
Und wie machen wir den Journalismus besser? - Indem wir schreiben, was wir recherchieren konnten, vorurteilsfrei, nach bestem Wissen und Gewissen. - Und ohne Rücksicht darauf, ob man damit Mächtige in Politik und Wirtschaft verärgert. Aber nicht nur Journalisten sollten immer den Mut haben, das Richtige zu tun!
- Aber Leser brauchen zuverlässige, gut recherchierte Vorlagen, um zu einer eigenen, richtigen Meinungsbildung zu finden!
Ein guter Journalist braucht die KI zur Schaffung dieser Voraussetzungen genau so wenig, wie ein guter Autofahrer die derzeit überhäufig vom Marketing der Automobilindustrie als „Sicherheits-Assistenten“ dargestellten elektronischen Hilfsmittel, die eigentlich primär der Gewinn-Maximierung des Herstellers dienen!
MK/Wilhelm Hahne
PS: Übrigens ist Désirée Nosbusch noch mal in meinem Gesichtsfeld – das eines Motor-Journalisten – im Jahre 2013 aufgetaucht. Sie wurde in der Presse als Begleitung von Mercedes-Boss Dieter Zetsche vermeldet. Zu dem hatte ich aber schon in 2006 eine Geschichte geschrieben, die ich im Mai 2016 dann – aus gegebenem Anlass – noch einmal aufleben ließ. - Wen’s interessiert: HIER klicken! - Aber selbst diese neuere Fassung müsste heute schon wieder korrigiert und ergänzt werden. Sie wurde von der Geschichte – im letzten Abschnitt - überholt!