Interessiert es Fahrer und Streckenposten wirklich?

Hier in Motor-KRITIK wurde vor Tagen eine Geschichte veröffentlicht, in der ich mich mit der Arbeit des DMSB beschäftigt habe. Es war praktisch ein Ausblick auf eine für April geplante virtuelle Mitgliederversammlung eines e.V. Dazu gäbe es sicherlich eine Menge mehr zu sagen und zu schreiben. Das Leser-Echo auf die oben erwähnte Geschichte zeigt, dass gerade eine bestimmte Gruppe von  Fahrern - aber auch Streckenposten (!) - daran interessiert ist, einmal genau zu erfahren, wie sie mit ihren Lizenzgebühren mit dazu beigetragen haben, dass es den Motorsport in Deutschland überhaupt noch gibt. - Ja, es war ein wesentlicher Beitrag!

Interessiert es Fahrer und Streckenposten wirklich?

Die Nachfragen zeigen, dass man an der Entwicklung des Motorsports Anteil nimmt. Die Betonung liegt dabei auf „Sport“, der eigentlich im Zuge der Kommerzialisierung vieler Dinge längst auf der Strecke geblieben ist. Sport ist heute = Geschäft, dient praktisch nur noch als Alibi für die Durchführung von gewinnbringenden Events. Das müsste längst allen klar geworden sein. Dabei nutzen die Geschäftemacher die Trägheit einer breiten Masse. Und natürlich wird zur „ehrenamtlichen“ Mitarbeit aufgerufen. Natürlich „für einen guten Zweck“.

Oder der Motorsport interessiert, weil „Ehrenamtliche“ gerne „ihrem Sport“ huldigen, den es eigentlich in diesem Sinne gar nicht mehr gibt. Weder bei den Olympischen Spielen, noch bei der NLS! - Überall steht das Geldverdienen im Vordergrund. Die intelligenten Geschäftemacher nutzen gerne die angeborene Neigung des Menschen zu sozialem Verhalten zu einer Umsatzsteigerung.

Das wurde mal wieder deutlich, als ich auf Wunsch meiner Leser diese Geschichte vorbereitete, in dem ich wesentliche Zahlen – vom DMSB generiert – für diese Veröffentlichung zusammen stellte. So nebenbei habe ich dabei die Liveübertragung einer Presseeinladung am Nürburgring verfolgt, deren Macher die von ihnen geplante Saison 2022 vorstellten.

Da planen nicht Sportler für Sportler, sondern Eventmanager für einen Streckenbesitzer, der ausschließlich kommerzielle Zwecke verfolgt. Das soll kein Vorwurf, sondern nur eine Feststellung sein. Das Lockmittel ist in diesem Fall ein Sport, den es eigentlich in seiner proklamierten Basis gar nicht mehr gibt! - Oder es ist der, der hier der Presse nicht vorgestellt wurde!

Genauso ehrlich ist die Arbeit eines DMSB. Eigentlich nur am Geld ausgerichtet, versucht man einen Balanceakt, mit dem man „Ehrenamtliche“ und „Idealisten“ für das eigene Geschäft nutzt. Wie das auch die großen Automobilhersteller tun, für die heute der Motorsport nur noch dann interessant ist, wenn man daraus Überschüsse generieren kann. Da sind dann sogar Werksfahrer in zweistelliger Anzahl pro Hersteller (!) ganz sinnvoll! - Besonders in Verbindung mit dem Verkauf von GT3-Sportinstrumenten.

  • Wann hat es das jemals in der Vergangenheit gegeben?

Aber nun zu ein paar Zahlen aus der Auflistung des DMSB, die mich zu diesen Überlegungen – wie gerade dargestellt – geführt haben. Dazu habe ich eine Liste aus den internen Papieren des DMSB für die Mitgliederversammlung am 23. April 2022 – die virtuell durchgeführt werden soll – für meine Leser fotografiert:

Hier werden die Gesamt-Lizenzeinnahmen für das Kalenderjahr 2021 spezifiziert aufgeführt. Auch mich hat die Höhe der Gesamtsumme schon erstaunt. Auch darum, weil sie nicht etwa von einer handelsgerichtlich eingetragenen Firma, sondern einem gemeinnützigen Verein erwirtschaftet wurde. Wie man dem Foto entnehmen kann, betrugen...

die Gesamt-Lizenzeinnahmen des DMSB (Deutscher Motor Sport Bund e.V.) im Kalenderjahr 2021 exakt 2.325.244,00 Euro - (in Worten: Zwei Millionendreihundertfünfundzwanzigtausendzweihundertvierundvierzig Euro)

Die Zusammensetzung können interessierte Fahrer wie auch Streckenposten dem Foto entnehmen.

Um gleich noch eine weitere Frage meiner Leser, die nach der Höhe der Löhne und Gehälter beim DMSB  p.a. mit zu beantworten:

Nach den mir vorliegenden Unterlagen ergeben sich aus der Budget-Planung des DMSB für das Kalenderjahr 2022:

Kosten für Löhne und Gehälter 1.120.000,00 Euro
plus Sozialabgaben                       235.200,00 Euro
Insgesamt:                                 1.355.200,00 Euro
                                                  =============

Für einen kleinen gemeinnützigen Verein sind das schon gewaltige Zahlen, vor allen Dingen dann, wenn man sie einmal mit denen anderer gemeinnütziger Vereine vergleicht. Nur sind das dann kleine Gesang- oder Kegelvereine – aber auch kleine Sportvereine -  deren Vorstände und Präsidenten meist ehrenamtlich arbeiten.

Insgesamt ist der Motorsport in Deutschland zu einem bedeutenden Geschäft geworden, weil er – wie man gerne feststellt – deutlich professioneller geworden ist. Dafür ist ein eingetragener Verein, der diesen Sport „kontrollieren“ soll, aber dann wohl kaum noch der richtige rechtliche Rahmen.

Selbst als klein empfundene Renn-Teams werden heute als kleine Profitcenter und damit  handelsgerichtlich eingetragene Firmen geführt, sind normale Steuerzahler. Da nimmt dann der DMSB, mit seinen hier deutlich werdenden Umsätzen und einer Eintragung im Vereinsregister – und zugestandener Gemeinnützigkeit -  schon eine Ausnahmestellung ein. Allerdings versucht er seine sicherlich kritisch zu sehende derzeitige Gemeinnützigkeit durch die Auslagerung von auch zu seinen Aufgaben gehörenden, offensichtlich rein unternehmerischen Aufgaben, durch die Auslagerung - und Parallel-Arbeit - mit einer angegliederten Wirtschafts GmbH (DMSW – Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH, Frankfurt - HRB 15005 AG Frankfurt – Bilanzsumme 2020, 3.675.607 € und ein bilanzierter Verlust von 107.824 €) aufrecht zu erhalten.

Auch der ADAC e.V. ist da ein gutes Beispiel und es ist kein Zufall, dass dieser – auch – gemeinnützige Verein (mit einer Reihe von ihm angeschlossenen, handelsgerichtlich eingetragenen Firmen) großen Einfluss auf die Art und Darstellung des DMSB nimmt. - An der Wirtschafts GmbH des DMSB ist der ADAC e.V. übrigens mit 65 Prozent beteiligt.

Ich möchte daran erinnern, dass auch die VLN einmal ein Verein war, der sich dann über andere handelsgerichtlich eingetragene Gesellschaftsformen inzwischen – letzter Stand – zu einer VLN Sport GmbH & Co. KG entwickelt hat. Das hat die früher einmal primär ehrenamtlichen Helfer an der Spitze der ehemaligen VLN aussterben lassen. Ehrenamtlich sind heute nur noch die für die Sicherheit an der Rennstrecke (Nordschleife) unentbehrlichen Streckenposten. Das hat zwar insgesamt zu einem professionelleren Auftreten und höheren Preisen, aber – die Anmerkung sei mir erlaubt - nicht zu einem Denken und Handeln im Sinne eines gesunden Breitensports geführt.

  • Zumal inzwischen der Einfluss des Rennstreckenbesitzers - über eine Beteiligung - auch deutlicher geworden ist.

„Professioneller“ ist so auch das Preissystem geworden, mit dem man Amateuren offenbar klar zu machen versucht, dass es einen erschwinglichen Motorsport – und damit den Unterbau einer professionellen Spitze durch einen wirklichen Breitenmotorsport - und das zu „Amateurpreisen“ - wirklich nicht mehr gibt – und geben kann!

Da nutzt es wenig, wenn aktuell die nationale Aufsichts-“Behörde“ des deutschen Motorsports, der DMSB, sich als kleiner gemeinnütziger Verein darzustellen versucht. Es ist ein gemeinnütziger Verein, der für 2022 im Budget Kosten für „Interessenvertreter“ (Lobbyisten) eingeplant hat!

Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass im deutschen Motorsport derzeit etwas schief läuft, der sollte den Weg zur teuren Professionalität weiter mitgehen.

  • Unter Aufsicht eines gemeinnützigen Vereins mit einem Millionen-Budget!

Macht das wirklich noch Spaß, liebe DMSB-lizenzierte Streckenposten?

MK/Wilhelm Hahne

PS: Wenn meine Leser an weiteren interessanten Zusammenhängen im deutschen Motorsport interessiert sind – oder ihr Wissen noch mal auffrischen wollen - findet man interessante Details in meiner Geschichte vom 20. Oktober 2020: „ONS & DMSB: Motor-KRITIK enthüllt Zusammenhänge!“ - Einfach HIER klicken!

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