DB/Mercedes: Auf dem Weg ins „Land des Lächelns“?

Winterabende im Dezember verführen dazu, mal bei einem Glas guten Rotwein – und beim Leuchten der ersten Adventskerze – zurück zu denken. - Ich erinnere mich da an die Vorstellung eines Premium-Automobils der Konkurrenz von Mercedes. Es war eine „Vorab-Vorstellung“ und die als wichtig empfundenen Medien – die mit großer Auflage – hatten ihre bedeutenden Redakteure aufgeboten. - Ich war als „Einzelkämpfer“ auch dabei. – Jahrzehnte sind seitdem vergangen. Aber nicht nur dieses Erlebnis ist Vergangenheit. Im Heute denkt und arbeitet man anders. Mir ist manchmal nicht klar, ob die Automobilhersteller heute eigentlich noch ihre Produkte – und deren Preise - an den Kundenwünschen ausrichten oder doch mehr an den Wünschen der Aktionäre, die den Firmenwert bestimmen und immer eine von Jahr zu Jahr besser werdende Rendite als richtig und eigentlich normal empfinden. - Aktuell scheint man sich bei einem Premium-Hersteller in Stuttgart mit der immer deutlich werdenden Firmenpolitik an den Wünschen der Aktionäre zu orientieren. Deren Empfinden von „Premium“ ist aber ausschließlich eine gute Rendite. Danach wird dann in Stuttgart augenscheinlich die aktuelle Geschäftspolitik – auch in Einkauf und Vertrieb– ausgerichtet.

DB/Mercedes: Auf dem Weg ins „Land des Lächelns“?

Lang, lang ist’s her!  – Da stand ich neben einem Vorstandsmitglied der Konkurrenz von Mercedes auf deren werkseigenem Testgelände.  Auch ich schaute interessiert der Arbeit meiner Kollegen zu. - Ich war auch zu dieser Vorab-Vorstellung des neuen Premium-Modells dieses Herstellers eingeladen.

Das Vorstandsmitglied beobachtete nachdenklich meine Kollegen bei der Arbeit, was mich zu der Frage veranlasste, was er denn im Moment eigentlich so denke? - Er sah mich einen Augenblick überlegend an, um mir dann die Frage zu stellen:

„Was glauben Sie, Herr Hahne: Wenn Sie die Kleidung und das Auftreten Ihrer Kollegen hier beobachten, sind Sie dann davon überzeugt, dass diese Fachleute das Automobil mit den Augen und Einstellung der zukünftigen Käufer sehen und auch so beurteilen? - Können die das überhaupt?“

Ich schaute auf die Schar der – überwiegend - jungen Dynamiker, die sich bemühten die Grenzen des neuen Premium-Automobils zu erfahren, ich sah Reifen rauchen, hörte sie quietschen, hörte Fotografen mit „toll“ kommentieren, wenn „sein“ Redakteur eines der Premium-Testfahrzeuge quer um eine Kurve  - exakt gegengelenkt – bewegte und stellte fest:

„Sicherlich nicht! - Aber man kann von diesen Leuten auch nicht verlangen, dass sie etwas anderes machen, als die Chefredakteure von ihnen erwarten. Das ist eine eigene Welt, die leider weit von der entfernt ist, in der die Käufer leben, für die dieses Automobil entwickelt worden ist.“

Mein Gesprächspartner nickte. - Wir waren uns einig. Und ich habe mich dann danach auf meine Art dem Automobil angenommen. Deswegen war ich wahrscheinlich auch – als freier Journalist – zu einer solchen „Vorab-Vorstellung“ eingeladen worden.

Jahrzehnte später – das ist nun auch schon wieder Jahre her – habe ich einen anderen Premium-Hersteller um einen Testwagen gebeten, einen Transporter, der von einigen Autofahrern als „Schrecken der Autobahn“ empfunden wird. Ich wollte eigentlich mal hinterfragen, wie – und warum – sich dieses Transportfahrzeug dazu entwickeln konnte.

Von der Testwagenabteilung habe ich keine Antwort erhalten. Ich habe erinnert und hören müssen, dass ich die falsche Abteilung angeschrieben hätte. Man würde zwar meine Anfrage weiter reichen, aber es wäre natürlich besser… -

Da habe ich dann die Testwagenabteilung für Transporter gebeten… - Und nichts gehört. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass die Leiterin der Abteilung auf einer Dienstreise wäre. - Ich habe gewartet. - Und nichts gehört. - Um dann von der Dame – entschuldigend – hören zu müssen, dass meine e-Mail leider ganz nach unten gerutscht wäre. - ??? -

Dann hat sie mich gebeten – da ich ihr unbekannt wäre – ihr doch mal etwas zuzusenden, was mich als Motor-Journalist ausweisen würde. - Das ist der Moment, wo man kurz die Luft anhält, wenn man schon seit Jahrzehnten in der Branche unterwegs ist. - Aber bitte! - Ich habe ihr dann freundlich ein „e-book“ zugesendet, das bei mir - auch - für fünf Euro zu kaufen ist. - Natürlich hat  es die Dame kostenlos erhalten!

Ich habe nicht wahllos gehandelt, sondern ein bestimmtes e-book ausgewählt, weil darin nicht nur Geschichten zu unterschiedlichen Motor-Themen – von mir geschrieben - zu finden sind, sondern  auch die ausführliche Geschichte zur Entwicklung eines Mannes zum Chef dieses Automobil-Herstellers: Zum obersten Chef dieser Dame. - Damals!

  • Die hat mich nach angemessener Zeit dann telefonisch informiert, dass man in einem „Meeting“ der Abteilung gemeinsam zu der Feststellung gekommen sei, dass ich nicht so recht zu ihnen passen würde. - Also kein Testwagen! - Ich möge doch bitte Verständnis für ihre gemeinsam getroffene Entscheidung haben. Darum hätte sie mich auch telefonisch und persönlich informiert und nicht – unpersönlich – schriftlich.

Ich habe mich bedankt, es – lächelnd – dabei gelassen, diesen Transporter also niemals gefahren. Auch kein anderes Automobil dieser Firma mehr. Aber – da ich konstant in dieser Branche arbeite -  habe ich durchaus mitbekommen, dass man dort inzwischen keine Prospekte mehr für die angebotenen Luxus-Produkte und deren Interessenten erstellen lässt, dass man auch den Verkauf ins Internet verlagern möchte, um die eigenen Gewinne zu maximieren. Man hat sich auch von den meisten Werks-Niederlassungen durch Verkauf getrennt.

Die im Osten unseres Landes sind an Chinesen gegangen. Chinesische Aktionäre besitzen inzwischen auch einen Anteil von rd. 20 Prozent an diesem deutschen „Premium“-Hersteller. Der lässt die von ihm verbauten Zweiliter-Vierzylindermotoren – wie selbstverständlich - inzwischen von einem seiner chinesischen Großaktionäre fertigen und baut sie in seine hochpreisigen Luxus-Automobile mit irreführenden Modellbezeichnungen ein.

Der chinesische Großaktionär, selber ein bedeutender Automobilhersteller seines Landes, baut die gleichen Motoren auch in seine Automobile ein. - Verbrennungsmotoren, die dann auch in die Fahrzeuge eines anderen europäischen Herstellers eingebaut werden, der von dieser chinesischen Firma beherrscht ist.  - Damit werden dann Fertigungs-Stückzahlen erreicht, die die Herstellungskosten deutlich senken.

Der deutsche Premium-Hersteller setzt aber – öffentlichkeitswirksam und entsprechend beworben - auf Elektro-Automobile, weil die von der Politik gewünscht sind. Natürlich sind das für Normalsterbliche unerschwingliche Luxus-Schöpfungen, die aber eine entsprechende Gewinn-Marge garantieren. - Das freut die Kleinaktionäre! - Man setzt konsequent auf Luxus – auch bei den Modellen mit Verbrennungsmotoren - und lässt die dann – ganz modern und natürlich auch preislich  „Premium“ – von Influencern bewerben. - Ich helfe gerne dabei! - Meine Leser mögen bitte HIER klicken und sich vom Produkt, den Testern und der Art der Vorstellung eines e-Luxus-Modells ein persönliches Bild machen. - So betreibt man heute sinnvolles Marketing? - Da braucht man dann wirklich keine Prospekte mehr!

„Das Land des Lächelns“ – eine Operette – wurde ursprünglich mal unter dem Titel „Gelbe Jacke“ uraufgeführt. - Man ist also – der deutsche Automobilhersteller – auf einem richtigen Weg. - Oder nicht? - Oder doch? -

  • Man ist immerhin auf dem Weg ins „Land des Lächelns“ – Über den Umweg „Gelbe Jacke“!

Und ein „Auto-Professor“ prophezeit aktuell für 2023 einen Einbruch des e-Automobil-Absatzes in Deutschland von um 50 Prozent!

Trotz „Influencer“? - Am gezeigten Video kann es nicht liegen. Das hatte in einem Jahr - wie ich vor dem Einstellen dieser Geschichte ins Internet registrieren konnte - 275.693 Aufrufe, 16.091 Likes und 535 Kommentare!

Ich lächle auch, lehne mich zurück - und nehme genüsslich einen Schluck des guten Rotweins, nachdem ich mich an der tiefroten Farbe erfreuend, das Glas noch einmal gegen das Licht gehalten habe.

Dabei ist mir ein Licht aufgegangen und ich habe Vergangenheit und Gegenwart zu dieser - hoffentlich informierenden - Geschichte verwoben.

MK/Wilhelm Hahne
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