„Warum Retro-Motorräder so erfolgreich sind!“

Dieser Ober-Titel ist nicht von mir. Ich habe ihn auf „YouTube“ gefunden. Der eigentliche Titel lautet dann bei dem „YouTube“-Beitrag „ALT = GEIL!“. - So ist tatsächlich auf dem Beitrag der „starken Motorradseite“ im Internet, mit dem beeindruckenden Namen „1000PS“,  zu lesen. Das hat mich angeregt, mal rein zu zu schauen und zu hören. Wahrscheinlich würde die Argumentation nicht der entsprechen, die ich aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Motorradfahrer selber äußern würde. Ich habe schließlich persönlich schon erleben können, wie die Entwicklung der Motorräder von preisgünstigen reinen Transportmitteln hin zu „Spaß-Instrumenten“ und dann zu teuren „Motorrad-Monstern“ mutierte. Als ich dazu aufgrund meiner persönlichen Erfahrung dazu als Journalist der Industrie meine Meinung kund tat, wurde ich von einem bestimmten Hersteller nicht mehr zu Motorrad-Neuvorstellungen eingeladen. - Gibt mir nun die aktuelle Entwicklung, hin zu Retro-Motorrädern, im Nachhinein recht?

„Warum Retro-Motorräder so erfolgreich sind!“

Nun habe ich mich niemals nur daran orientiert was mir - auch - von Motorradbesitzern zu ihren Motorrädern erzählt wurde, sondern habe deren Aussagen nicht nur mit denen der Industrie abgeglichen, sondern die Entwicklung der Motorrad-Szene stets unter Berücksichtigung meiner persönlichen Eindrücke und Erfahrungen - auch der z.B. mal ansteigenden Unfallzahlen - beurteilt.

Als es – „damals“ – zur Entwicklung einer neuen Motorrad-Gattung, der von „Enduro“-Motorrädern kam, da war ich – wie man heute sicherlich noch nachschlagen könnte – auch anderer Meinung als jemand, der „damals“ unter „Klacks“ in der Zeitschrift „MOTORRAD“ ein Begriff war: Ernst Leverkus. - Der war der aus meiner Sicht der irrigen Meinung, dass diese Entwicklung eine „Fehlentwicklung“ wäre. - Meine Meinung war, dass diese Entwicklung richtig war:

  • Enduro-Motorräder forderten und überforderten ihre Besitzer nicht!

Wenn man die „Klacks“-Argumentation, damals in der Zeitschrift „MOTORRAD“ (Stuttgart) veröffentlicht, mit meiner, als Ressortleiter Motorrad in der „Auto-Zeitung“ (Köln) geäußerten Meinung vergleicht, wird man meine aktuelle Darstellung bestätigt finden.

Ergänzend dazu muss ich aber sagen, dass ich mich mit „Klacks“ persönlich gut vertragen habe. Auf der Nürburgring-Nordschleife haben wir damals – vor 1970 - schon gemeinsam „seine“ Testmaschine von Honda, eine der berühmt gewordenen 750er Vierzylinder gefahren. - Natürlich mit seiner „Erfindung“, dem Fahrtenschreiber auf dem Tank, der durch die Tachowelle vom Vorderrad angetrieben wurde. - Wir haben dann über unsere Eindrücke beim „Motorrad-Wirt“ in Drees bei einem Kaffee diskutiert. - Aber zurück in die Jetzt-Zeit:

  • Was sagt man nun bei „1000 PS“ zur neuen Retro-Welle bei Motorrädern?

Anders als der Titel des Videos erwarten lässt, ist die Beantwortung der selbst gestellten Frage durch den Vortragenden ruhig und durch das Einfügen der Argumentation eines Managers der englischen Motorradindustrie auch seriös wirkend. - Aber man kommt im Endergebnis nicht zu einer wirklichen Antwort auf die Frage:

„Was macht Retro zu Retro?“

Man hätte eigentlich einen Ansatz beim Rückgang der Motorradzulassungen in Deutschland insgesamt und dessen Verlagerung hin zu den höheren Altersklassen bei den Käufern im Jahre 2022 finden können. Denn eigentlich sollte Motorradfahren eine besonders angenehme Art von „sinnfreiem Tun“ sein. Es sollte weder belasten noch gar überfordern! - Meine ich! - Eine ältere Käuferschaft hat auch weniger ein Problem damit, diese Ansicht „nach draußen“ durch den Kauf entsprechender Motorräder zu dokumentieren!

Die „Unvernunft“ im Motorradbau wurde umgesetzt, in dem die Industrie ihr ursprüngliches Angebot, an dem nach eigener Beurteilung zu wenig verdient wurde, dann zu „PS- und Hubraum-Monstern“ aufgerüstet hat, womit dann auch ein deutlich angestiegener Preis erklärt werden konnte. Zumal diese „Monster“ in jedem Fall noch den Einbau von allerlei „Sicherheits-Zubehör“ erforderte. Alles das, was eigentlich bei normalen Motorrädern, die wie von „früher“ – und die man heute als „Retro-Modelle“ empfindet – nicht erforderlich war.

Ich erinnere mich noch gerne einer Befragung von Journalisten durch Honda-Mitarbeiter, die bei der Vorstellung einer neuen PS-starken Vierzylinder erfolgte, nachdem schon die Sechszylinder erschienen war. So wurde auch ich gefragt, wie ich mir das „ideale Motorrad“ vorstellen würde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich alle bedeutenden Motorräder aller internationalen Hersteller gefahren. Ich kannte also alle wichtigen Zweitakter-, Viertakter-, Wankel-Motorräder; aber auch Ein-, Zwei-, Drei-, Vier- und Sechszylinder-Motorräder. - Auch die erste Turbo-KAWA!

Während meine Kollegen offenbar Vielzylinder, PS- und Hubraum-Riesen präferierten, waren die Honda-Mitarbeiter nicht so begeistert, als ich meine Vorstellung vom „idealen Motorrad“ so formulierte:

„Zweizylinder-Viertakt, 800 Kubik, 80 PS, 150 kg Eigengewicht.“

Denn Motorradfahren sollte nach meiner Erfahrung Spaß machen, nicht belasten, sondern entspannen, Genuss ohne Reue bieten.

Insofern ist für mich die aktuelle Entwicklung hin zu „Retro“ verständlich; hin zu der guten alten Zeit, in der eigentlich durch Honda das Motorradfahren wieder gesellschaftsfähig gemacht wurde. Deren Werbung lautet „damals“:

“You Meet The Nicest People On A Honda”  (Auf einer Honda triffst du die nettesten Leute)

Das war so. Dann wurde Motorradfahren für einen gewissen Teil der Gesellschaft zur „Pflicht“, diente der Selbstdarstellung und -  das Unglück nahm seinen Lauf. Sowohl in der PS- als auch in der Preisentwicklung. Ein Sōichirō Honda hat das nicht mehr verhindern können. Er war 1973 als Präsident seiner Firma ausgeschieden ist und ist 1991 gestorben. - Ich habe ihn noch Anfang der 70er in Tokyo persönlich kennenlernen dürfen.

Bei BMW in München, wo man nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst den Automobilbau forcierte, da an der Produktion von Motorrädern zu wenig verdient wurde, ist man dann den Weg in ein anderes Preissegment gerne mitgegangen. Die Forderung nach mehr Sicherheit, hat man z.B. durch Einführung des ABS-Systems für Motorräder gerne erfüllt, weil sich so auch leichter höhere Preise durchsetzen ließen.

  • Mehr Sicherheit ist immer ein gutes Argument für Preiserhöhungen gewesen!

Man vergleiche doch nur einmal die Preise von Motorrädern aus den 70ern (noch DM!) mit den heutigen Euro-Preisen. - Auch hier – nicht nur beim Design – würde ich gerne auf „Retro“ setzen.

Aber die Zeit ist vorbei! - Und was die „Sportlichkeit“ betrifft: Da hat man leider – auch – überzogen. - Ein altes Sprichwort sagt:

„Allzuviel ist ungesund!“

Darum bin ich auch, obwohl ich nichts gegen einen gesunden technischen Fortschritt habe, nicht nur bei Motorrädern für „Retro“!

MK/Wilhelm Hahne
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