Un gars fort avec un sens de l'humour détonnant!

Herbert sprach sehr gut französisch. Er war ein gebildeter Mensch, aus gutem Hause – wie man so schön sagt. Sein Vater war Stahlmanager im Saargebiet gewesen und ist 98 Jahre alt geworden. Herbert Hartge, den wahrscheinlich nicht alle Motor-KRITIK-Leser kennen, ist 80 Jahre alt geworden. Am 17. März ist er dort gestorben, wo er auch geboren wurde: Im Saargebiet.

Un gars fort avec un sens de l'humour détonnant!

Herbert war der Älteste von drei Brüdern. Zusammen mit Rolf hatte er nicht nur einen Tuningbetrieb im saarländischen Merzig, sondern hat mit ihm auch zusammen Motorsport betrieben. Dann wurde später Beckingen der Standort des BMW-Betriebs, direkt an der B 51 gelegen.

Ich kann mich erinnern, dass ich die zwei Brüder gegen Ende der 70er Jahre am Nürburgring zum ersten Mal erlebt habe, als sie wohl vorhatten, vom Erich Zakowski einen Renn-Escort zu kaufen. Den wollten sie aber vorher gefahren haben. Darum hatte Erich dann die so genannte „Betonschleife“ angemietet, damit die Brüder sich ein Bild machen konnten.

Später hatte ich dann engeren Kontakt zu Herbert. Rolf hatte sich einen eigenen Tuningbbetrieb für Mercedes-Automobile aufgebaut. Da sein Name – Hartge – schon vom Herbert für dessen BMW-Betrieb geschützt war, hat er sich mit dem schwedischen Rallye-Ass Carlsson verbündet, wurde nicht nur von ihm beraten, sondern auch die Firma trug diesen Namen.

Nach der Trennung war klar: Herbert stand für BMW, Rolf war für Mercedes-Automobile der richtige Ansprechpartner, wenn es um Tuning und Sonderausstattungen ging.

Herbert hatte einen „trockenen Humor“, über den nicht immer alle lachen konnten. Da ich persönlich da durchaus mithalten kann, hatten wir öfter lange und lustige Telefonate.

Die liefen übrigens immer über das „Vorzimmer“, in dem seine Frau herrschte. Niemand wurde durchgestellt, den sie nicht kannte oder von dem sie wusste, dass er für Herbert nicht wichtig war.

Herbert und seine Frau haben uns – meine Frau und mich - dann auch schon mal hier in der Eifel besucht. Es waren nette Gesprächspartner, auch über die reine Fachsimpelei hinaus.

Zu seinem 50. Geburtstag war ich dann auch mit meiner Frau ins Saargebiet eingeladen. Das war dann schon eine größere Féte, zu der dann Herbert auch eine Kartbahn angemietet hatte, auf der wir uns dann nach dem Essen vergnügen konnten. Auch mein Bruder Armin gehörte zu den Gästen. Als „alter“ Kartfahrer hat er sich da mal so richtig austoben können!

Bei unserem guten Kontakt war es auch klar, dass Herbert mir mal seinen Mercedes F1 zu einem kleinen Fahrbericht zur Verfügung stellte. Er wollte natürlich auch meine Meinung zu seiner Schöpfung kennen lernen.

Die habe ich dann damals auch für die „Auto-Bild“ notiert und ist – so um 1988 – als ein Fahrbericht von mir dort erschienen.

Das war so ein typischer Spaß von Herbert: Bauen wir doch einfach das Beste aus zwei Premiumwelten zusammen:

Man nehme einen Mercedes 124 und pflanze ihm das Herz eines BMW M 1 ein, einen seidig laufenden, hubraumgroßen Sechszylinder mit – im Hartge-Automobil – dann 330 PS. Nüchterne Messwerte sagen nichts über die Art aus, wie sie mit diesem Automobil erreicht wurden.

Ich bin wahrscheinlich der einzige Journalist, der mit diesem Automobil auch durch die „Grüne Hölle“, den Nürburgring gefahren ist. Dieses Automobil ließ jede Runde zu einem kleinen Erlebnis werden. Er fuhr sich, wie ich damals auch geschrieben habe, „so leicht wie ein Kinderwagen“.

Der Hartge F1 war kein Auto mit „großer Schnauze“, Klappenauspuff und „Soundverstärker“, wie man sie vielleicht heute für eine besondere Art von Auto-Narren baut. Der „Hartge F1“ war ein Automobil für Herrenfahrer!- Ein Premium-Automobil!

Andere Firmen heute, versuchen heute über den Preis „Premium“ darzustellen. - Ein dummer Versuch!

Natürlich war die Verbindung von Mercedes und BMW keine leichte Geburt, aber sie entsprach auch der von Herbert gewohnten Art von „trockenem Humor“.

Aber weder bei Mercedes noch bei BMW wird man darüber gelacht haben!

In den letzten Jahren wurde dieser Hartge F1 schon mal immer wieder von „führenden Autozeitschriften“ wieder „ausgegraben“. - Aus Archiven! - Darüber geschrieben haben also Viele, aber nur Wenige haben ihn je gefahren.

In der aktuellen Mai-Ausgabe von „Oldtimer Markt“ findet man auch einen Bericht, der aber sehr fundiert ist. Nicht nur, weil man dazu auch bei mir Informationen gesammelt hat, sondern weil man bei dieser Gelegenheit – wirklich zufällig bei der Recherche – erfahren hat, dass Herbert Hartge schon im Alter von 80 Jahren am 17. März 2025 verstorben ist.

Herbert Hartge hat mir aber auch mal – unvergessen! - zu einem ganz besonderen Genuss verholfen:

Von Renault hatte er den Auftrag, einen „Dienstwagen“ für Ralf Schumacher zu perfektionieren, der damals für Renault in der Formel 1 unterwegs war. Da hat Herbert eine große, bequeme Renault-Limousine genommen, dem Motor über zwei Turbolader zu deutlich mehr Kraft verholfen, sich um die Bremsen, Fahrwerk und, und, und bemüht.

Aber bevor dieses Fahrzeug dann an Ralf Schumacher ging, wurde es noch einem Dauertest auf der Nürburgring Nordschleife unterzogen. Herbert fuhr den persönlich mit einem Formel 3-Fahrer aus einem unserer westlichen Nachbarländer.

Vor Abschluss hatte Herbert dann aber einen wichtigen Termin. Er wollte den Dauertest aber gerne plangerecht abschließen. Aber wer sollte neben dem jungen F3-Profi wohl eine solche pfeilschnelle Limousine unfallfrei – und schnell – über die Nürburgring-Nordschleife steuern?

Anruf bei mir: „Wilhelm, du bist der Einzige der mir für diese Aushilfe eingefallen ist. Könntest du…“ - Ich konnte! - Und ich habe dann noch zwei Testtage am Nürburgring verbracht und abwechselnd mit dem F3-Profi dann den Tank jeweils leer gefahren und die Reifen „nieder gemacht“.

Alles hat gehalten! - Am letzten Tag kam dann noch mal kurz Herbert vorbei. Er wollte dann auch mal eine Runde Nordschleife neben mir auf dem Beifahrersitz erleben, nachdem er von seinem Monteur gehört hatte, dass ich – „Kinderüberaschuuuung“  - in meiner schnellsten Runde schneller als der F3-Profi war.

Hoffentlich hat Ralf Schumacher mit diesem Fahrzeug genauso viel Spaß gehabt wie ich. Durch die  Vorbereitung durch Herbert Hartge war der eigentlich garantiert.

Aber Herbert stand nicht nur für Fahrspaß, sondern auch für seinen „trockenen Humor“, der nicht unbedingt bei all seinen Kontakten gut ankam. Wir haben aber zusammen schon mal so ein halbes Stündchen – oder auch mehr – ab und an „geblödelt“.

Nun ist Herbert gestorben! - Da kann ich dann jetzt nur noch über den Blödsinn lachen, den andere Automobilhersteller produzieren.

Herbert hatte übrigens verfügt – und so ist es auch im „Oldtimer Markt“ zu lesen - dass die Öffentlichkeit nichts von seinem Tod erfahren sollte.

Also bitte nicht verraten, dass ich mich nicht daran gehalten habe!

Aber ich gehe davon aus, dass ein Herbert Hartge diesen Spaß verträgt! - Herbert war übrigens ein richtiger Automobilhersteller. Vom Kraftfahrtbundesamt als solcher anerkannt und zugelassen!

Nun gibt es – aber leider - nicht erst seit dem 17. März 2025 – einen Automobilhersteller von Verbrenner-Automobilen weniger!

So hätte Herbert wahrscheinlich noch seinen Tod als sinnvoll verkauft! - Aber darüber kann ich dann wirklich nicht mehr lachen.

Seine Frau wird wissen, was wir alle, die wir ihn jemals erleben durften, mit dem Tod von Herbert verloren haben. - Sie hat mein Mitgefühl!

Wilhelm Hahne

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