Basismotorsport: Zurück zu den Wurzeln geht doch!

Es gibt Leute in der Motorsport-Szene, die sind davon überzeugt, dass ich nicht nur alt bin, sondern auch in einer Welt lebe, die in 2025 nun mal nicht mehr existent ist. Damit glauben sie dann eine Entschuldigung für ihr angepasstes Verhalten gefunden zu haben, das keine Veränderung des derzeitigen Reglements z.B. bei der VLN/NLS erlaubt. Da hat man sich – glaubt man – weiter entwickelt. Tatsächlich hat man sich immer weiter von der Idee des Basis-Motorsports – dem Breitensport – entfernt. Schließlich leben wir in einer anderen Zeit als „damals! - So wird  argumentiert. - Wer wollte da auch widersprechen? - Natürlich weiß ich nicht nur, wie wir damals „unseren Motorsport“ betrieben haben – der noch bezahlbar war; ich weiß auch, warum heute eigentlich alles anders ist. Man ist eben immer den Wünschen der Industrie gefolgt. Dabei war gerade die Industrie immer ein unzuverlässiger Partner. Aber inzwischen sind aus ehemals noch „erdigen“ Herstellern, Traum-Konzerne geworden, in denen man von Jahr zu Jahr mehr Wachstum anstrebt. - Und alle helfen mit! - Dazu eine klare Feststellung von mir: Jedes Wachstum ist endlich! - Man macht auf allen Ebenen den Fehler, die Basis aller Entwicklungen, den Menschen aus dem Auge zu verlieren. - Der sollte immer die Ausgangsbasis für alle Überlegungen sein. Leider denkt man inzwischen mehr an das, was man anstrebt: Mehr Umsatz, größeren Erfolg und mehr Geld. Der Mensch bleibt außen vor! - So kommt es dann zu Entwicklungen, die auf Dauer das ganze System gefährden. - Auch den Basis-Motorsport. - Zu dem Thema sollen hier ein paar Überlegungen folgen.

Basismotorsport: Zurück zu den Wurzeln geht doch!

Da hat der Fortschritt die Zukunft verbaut! - Wir haben damals noch unsere Automobile selber vorbereitet. Die damalige Technik der Basis-Automobile für den Motorsport ließ das zu!

  • So lange ein Automobil aus reiner Mechanik bestand, war das auch kein Problem!

Wir mussten damals nur unsere Freizeit in die Entwicklung „unserer“ Rennfahrzeuge investieren. Die Verbesserungen am Fahrzeug wurde um so ausgefeilter, je mehr die Erfahrung – von Rennen zu Rennen – zunahm.

Heute leben wir in einem Zeitalter der Elektronik, die nur einen scheinbaren Fortschritt auf dem Automobilsektor gebracht hat. Die Automobile wurden unzuverlässiger. Die Rückrufe nahmen zu. Die Werkstattkosten stiegen. Aber auch die Automobile sind gewachsen, „fett“ geworden.

  • Inzwischen sorgen 2,5 Tonnen schwere SUV’s für eine „satte Straßenlage“. - Wird kolportiert!

Auf allen Gebieten versucht man mit dem Angebot von Waren – auch Automobilen – einen Anreiz über große Zahlen zu bieten. Man bietet mehr Platz, höhere Motor-Leistungen, höhere Top-Geschwindigkeiten. Die Automobile bremsen besser, bieten Sicherheitskonzepte in alle Richtungen. - Immer mehr! 

  • Inzwischen verbaut man in Automobile auch immer größere Bildschirme, weil die den Käufern wohl den Eindruck von „besonderer Leistung“ vermitteln sollen und jüngere Käufer vielleicht sogar beeindrucken!

Dass sich das Angebot damit immer weiter von den Möglichkeiten der meisten Käufer entfernt, weil diese „Elektronik-Technik-Monster“ immer teurer werden, versucht die Industrie dadurch auszugleichen, indem man die Kunden zu einer Finanzierung verleitet oder – noch schlimmer – Leasingangebote offeriert, bei denen man den Kunden – der nicht weiter denkt – dann zu ködern hofft.

  • Alle große Automobilfirmen verfügen heute über ein eigenes Bankensystem mit Finanzierungs- und Leasing-Firmen. Man nutzt sie – braucht sie (?) - auch, um evtl. die Statistiken im richtigen Moment gut aussehen zu lassen!

Den Kunden mag das im Moment gefallen, weil ihm fürs Geld viel Technik und – ganz wichtig – eine Menge elektronischer Hilfen angeboten werden. Leider werden so seine vorhandenen Anlagen mit „modernen“ Automobilen nicht mehr trainiert!

Die Auswirkungen im normalen Straßenverkehr sind darum negativ, weil das Angebot der Industrie – die „moderne“ Technik - den Menschen mehr oder weniger „entmündigt“!

Diese Entwicklung liegt aber auf einer Ebene, die unsere Gesellschaft insgesamt „verarmen“ lässt! Das beginnt damit, dass es in unserem Land inzwischen um 20 Prozent der Bevölkerung gibt, die versuchen müssen – irgendwie – ihre Schreib- und Leseschwächen zu verbergen!

  • Inzwischen ist so auch das „moderne“ Automobil nicht zu einer Entlastung für viele Familien geworden, sondern zu einer konstanten finanziellen Belastung. - Das  Automobil dient oft nur noch der dann teuren Selbstdarstellung!

So ganz nebenbei hat dabei das Automobil auch seinen Wert für den Basis-Motorsport verloren! Und der Motorsport seinen Wert für die Entwicklung der Fahrzeuge.

  • Motorsport ist in „unserer Zeit“ inzwischen zu einer Art von „sinnfreien Tun“ geworden!

Eine neue, angeblich im Zeitalter des Klimawandels notwendige neue Art von Automobilen, die „unter Strom stehen“, sind für den Einsatz im Motorsport – wie wir ihn kennen – absolut nicht geeignet.

  • Damit werden aber Rekorde jeder Art plakativ realisiert und mit irren Angaben von PS-Zahlen und Top-Geschwindigkeiten unterlegt, die eigentlich im täglichen Normalverkehr für einen normalen Autofahrer ohne jede Bedeutung sind.

Man kann heute keinen preiswerten Motorsport mehr betreiben, weil man heute nicht mehr selbst vorbereitete Serienfahrzeuge im Motorsport einsetzen kann. Man muss das Tuning – die Vorbereitung -  schon teuren Spezialisten überlassen, die nicht nur die immer komplizierter werdende Sportgesetzgebung kennen, sondern auch in der Lage sind, die im Zeitalter der Elektronik entstandenen so genannten „Grauzonen“ zu nutzen.

  • Da hat zu einer Verlagerung bei den Einsatzteams geführt, deren Einsatz nicht von der Freude am Motorsport bestimmt wird, sondern von der nun besseren Möglichkeit, mit dem Motorsport richtig Geld zu verdienen!

Heute gibt es mehrheitlich Teams, die sich von den Spezialisten auf den einzelnen Gebieten, die Automobile für den Einsatz im Motorsport optimal vorbereiten lassen. Sie bieten dann ein so vorbereitetes Fahrzeug den Leuten an, die über so viel Geld verfügen, sich den Renneinsatz – möglichst eine Serie lang – leisten zu können.

  • Da müssen diese Teams dann aber auch möglichst werbeträchtige Erfolge nachweisen, um die „richtige Kundschaft“ zu erreichen!

So wird eigentlich viel Geld „verplempert“!  Was dann auch schon zur Bildung von Sonderkommissionen bei Behörden geführt hat, die dem Finanzbereich zuzurechnen sind. Aber der Motorsport ist dabei um den eigentlichen Basis-Motorsport ärmer geworden!

Wirkliche Talente waren immer selten und haben inzwischen immer weniger die Möglichkeit, sich über Basis-Motorsportserien weiter „hoch zu dienen“. Natürlich war zu allen Zeiten dafür auch Geld notwendig. - Aber heute ist Geld der entscheidende Faktor, wenn man den Motorsport betreiben möchte, wenn man einfach Spaß dabei empfindet, ein Automobil im so genannten „Grenzbereich“ zu bewegen.

Die „Grenzbereiche“ haben sich bei den modernen Rennautomobilen auch inzwischen verschoben. Dank aller aerodynamischen und elektronischen Hilfen, die man z.T. nur im Motorsportbereich einsetzen kann, sind auch nur noch jene Leute heute erfolgreich, die die normalen physikalischen Grenzen, die jedem normalen Autofahrer mit „normalen“ Automobilen gesetzt sind, dann risikoreich überfahren, weil diese „normalen Grenzen“ bei diesen Rennfahrzeugen nicht mehr existent sind!

An all das habe ich denken müssen, als mich vor einigen Tagen Fotos von einer Motorsportveranstaltung erreichten, die sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt wurde. Da hatten Jung und Alt noch einmal so richtig Spaß beim Umgang mit motorisierten Fahrzeugen. - Und das zu moderaten Preisen!

  • Ich darf mich an dieser Stelle für die Zusendung der Fotos durch einen meiner Leser bedanken!

Es gibt ihn also noch, den preiswerten Motorsport. Und das mit Sportgeräten, die vor einigen Jahrzehnten z.B. durch einen überzeugten Motorsportler, und erfolgreichen Rennfahrer, Graf Berghe von Trips, nach Deutschland gebracht wurden.

Dazu braucht man auch keine teuren Rennstrecken mit Anlagen und Sicherheitstechnik, die dann ein Rennen fahren bei den Wetterbedingungen, bei denen mit Sicherheitssystemen überfrachtete Rennautomobile überfordert sind, zu denen aber der normale Autofahrer in jedem Fall „seine Termine wahrnehmen“ oder eben einfach zur Arbeit fahren muss.

Der moderne Motorsport ist zu einer Art „Zirkus“ verkommen, bei der auch inzwischen „mit Netz und doppeltem Boden“ gearbeitet wird. Von Rennfahrern wird heute erwartet, dass sie als „Zauberkünstler“ die Zuschauer, die Öffentlichkeit verzaubern. - Auch der „Ton“ muss stimmen!

  • Wer denkt da noch an den Basis-, an den Breitenmotorsport, bei dem die meisten Teilnehmer einfach ihren Neigungen nachgehen und Spaß haben wollen?

Ich lasse hier einfach unkommentiert ein paar Fotos von einer Kart-Veranstaltung in der „Dahlemer Binz“ folgen, wo an einem der letzten Wochenenden dann Teilnehmer und Zuschauer eine Menge Spaß hatten. Die „Dahlemer Binz“ ist ein alter, unbenutzter Flugplatz in der Eifel.Direkt nebenan liegt das Gelände, auf dem man z.B. in der Woche auch mit Leihkarts unterwegs sein kann.

Die Leihkarts waren jetzt mal zur Seite gestellt. Dafür wurde mit handgeschalteten Rennkarts gefahren. Der Unterschied zwischen Leih- und Renn-Karts liegt in Sekunden gemessen, bei ungefähr 15 Sekunden pro Runde, wobei sich ein Mehr-Spaß nicht unbedingt aus der Zeitdifferenz ergibt.

Es gibt ihn also noch, den eigentlichen Basis-Motorsport, bei dessen Ausübung die Jungens noch das Betätigen von drei Pedalen im richtigen Moment lernen, wo man die „echten“ physikalischen Grenzen noch erleben kann. - Und wer crasht tut sich weh! - Da gibt es kein „Reset“ wie beim SIM-Racing, dem lt. DMSB „echten Motorsport“!

Aber es gibt auch eine Sicherheitseinrichtung! - Achten Sie bitte beim Betrachten der Fotos mal darauf, dass der Zwischenraum zwischen Vorder- und Hinterrädern „ausgefüllt“ ist. Die „Rücksichtslosen“ von „früher“ ließen nämlich ihre Konkurrenten „aussteigen“, indem sie sich vor den Kurven mit dem Vorderrad ihres Karts zwischen Vorder- und Hinterrad des Gegners schoben. - Das geht bei modernen Karts nicht mehr. Früher flog dann der, den man als Gegner ausschalten wollte, so richtig ab! - Der flog dann wirlich richtig ab. - Aua!

Aber auch der ehemalige Basis-Motorsport mit „Tourenwagen“ (!) wäre heute noch möglich, wenn man sich ein wenig Gedanken über ein „passendes“ Reglement machen würde.

Dabei darf man allerdings keine Rücksicht auf die Interessen der Industrie und anderer „Vereine“ nehmen, die sich dadurch zu profilieren glauben, in dem sie sich „industriefreundlich“ darstellen.

  • Wenn man will, kann man auch zurück zu den Wurzeln im Breitensport finden!
MK/Wilhelm Hahne

PS: Wenn sich meine Leser mal in der „Dahlemer Binz“ mit Leihkarts vergnügen wollen: 3 x 12 Minuten kosten 54,- Euro inkl. Sprit, Helm und jede Menge Spaß. - Wenn man auf der B 258 in Richtung Blankenheim fährt, erreicht man die Kartbahn vom Nürburgring aus in rd. 45 min, nach einer rd. 50 km langen Fahrt.

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