DPN: Kein „Touristenfahrer" ist wie Max Verstappen!

Norbert Haug, der ehemalige Mercedes-Sportchef hatte sicherlich recht, wenn er vor Wochen – während der DTM-Veranstaltung am Nürburgring - es als „albern“ bezeichnete, wenn der DMSB e.V. einem mehrfachen Formel 1 Weltmeister, wie Max Verstappen, beibringen möchte, wie man die Nürburgring-Nordschleife zu fahren hat. Das, nachdem Max schon bei einer Veranstaltung, zu der der Besitz eines Führerscheins genügt – bisher unoffizell – neue Rekordrunden auf der Nürburgring-Nordschleife mit einem Ferrari GT3 gedreht hatte. Nun muss dieser Profi einen „Lehrgang“ machen, um auf der Nürburgring-Nordschleife ein Rennen fahren zu dürfen. Ein mehrfacher Motorrad-Weltmeister, Valentino Rossi, inzwischen für BMW als Werksfahrer in einem  BMW M4 GT3 in der Langstrecken-Weltmeisterschaft unterwegs, hat es abgelehnt, einen solchen  „Lehrgang“ zu machen. Er wird eine solche Forderung, wie der DMSB e.V. aus Frankfurt sie für alle Fahrer fordert, die unter seiner „Hoheit“ ein Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife bestreiten wollen, wahrscheinlich als eine Zumutung empfinden, von kleinkarierten deutschen Funktionären erdacht. - Zumindest so oder so ähnlich! -  Damit hätten sowohl Norbert Haug als auch Valentino Rossi recht! Vielleicht ist das aber auch alles nur eine Fehleinschätzung: Entweder des DMSB e.V. oder auf die besondere Gefährlichkeit der Nürburgring-Nordschleife bezogen. - Man sollte dabei aber auch nicht vergessen:

DPN: Kein „Touristenfahrer“ ist wie Max Verstappen!

„DPN“ ist die Abkürzung, die als erstes im Titel zu dieser Geschichte zu finden ist. Für alle Leser von Motor-KRITIK wird die sicherlich nicht unbedingt ein Begriff sein, so dass ich sie zunächst einmal „übersetzen“ möchte:

    • „D“ steht für DMSB e.V., einem Frankfurter Verein, der eine „Hoheit“ ausübt.
    • „P“ steht für Permit, eine englische Bezeichnung für eine(n) Erlaubnis(schein).
    • „N“ steht für Nordschleife, die legendäre Rennstrecke am Nürburgring in der Eifel.
      
Dem DMSB e.V. hatte es gefallen, ihn 2015 mit Zustimmung einer so genannten „Fahrer AG“ als eine Pflicht-Voraussetzung für das Fahren eines Touren- oder GT-Wagens in Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife einzuführen.

  • Wenn denn ein Rennen unter „Hoheit“ des DMSB e.V. auf dieser Eifel-Rennstrecke durchgeführt wird!

Vorausgegangen war ein schwerer Unfall am 28. März 2015, bei dem es zu einem Toten unter den Zuschauern im Streckenbereich „Flugplatz“ gekommen war.

  • Der Fahrer, der diesen Unfall auslöste, war im Besitz eines „DPN“!

Was eigentlich schon die Sinnhaftigkeit in Frage stellt, im Besitz einer „DPN“ sein zu müssen. 

Es gibt auch eine gutachterliche Bewertung der „DPN“ z.B. durch eine Frankfurter Rechtsanwaltskanzlei, die zu dem Ergebnis kommt, dass der DMSB e.V. nicht zu einer verpflichtenden Einführung eines solchen „Permits“ berechtigt war und ist!

Aber der DMSB e.V. besteht auf diesem Recht, macht den Besitz eines von ihm ausgestellten Permits zur Pflicht. Das natürlich nur bei Rennen, die unter seiner „Hoheit“ durchgeführt werden.

Dazu argumentiert dieser Verein – nachzulesen auf seinen Internetseiten – u.a. so:

„Ziel der DMSB Permit Nordschleife ist es, die Sicherheit auf der Eifel-Rennstrecke zu erhöhen, indem vor allem Nordschleifen-Neulinge besser geschult und intensiver auf die besonderen Gegebenheiten der Nürburgring Nordschleife vorbereitet werden. Neben ausreichend Rennerfahrung oder der Teilnahme an DMSB anerkannten Fahrerlehrgängen ist auch das Bestehen eines E-Learning-Kurses Voraussetzung für die Erteilung der DPN, die aktuell in drei Stufen (A, B und C) ausgestellt wird.“

Jede Rennstrecke auf der Welt hat seine „besonderen Gegebenheiten“. Warum sollten die auf der Nürburgring-Nordschleife besonders gefährlich sein?

Jede Rennstrecke ist in jedem ihrer Streckenabschnitte dann gefährlich, wenn man sich als Fahrer und die Möglichkeit des von ihm gefahrenen Automobils überschätzt!

Man ist beim DMSB e.V. aber wohl auch zur Einschätzung der eigenen Bedeutung bei der Einführung des „DPN“ gekommen - weil man die eigene Bedeutung überschätzt! - Vielleicht auch die verlangten Gebühren braucht?

Noch nicht einmal die FIA in Paris, in deren Auftrag der DMSB e.V. zu handeln vorgibt, scheint von der „Permit-Lösung“ des Frankfurter Vereins überzeugt. Als schon mal auf der Nürburgring-Nordschleife eine FIA-Veranstaltung – ein Lauf zur „Tourenwagen-WM“ – durchgeführt wurde, war bei den Fahrer dann kein DMSB-Nordschleifen-Permit Voraussetzung. 

  • Die FIA hat das als eine regionale Vorschrift abgetan, die für ihre Veranstaltung keine Gültigkeit habe!

Auch die VLN-Organisation nimmt den DMSB e.V. nur da ernst, wo es sich absolut nicht vermeiden lässt. Nicht z.B. bei den so genannten „PROBE- UND EINSTELLFAHRTEN AM FREITAG“ vor den NLS-Rennen. Dazu heißt es in der Ausschreibung“:

„Teilnahmeberechtigt sind Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und im Besitz eines Führerscheins sind. Je Fahrzeug sind maximal 4 Fahrer zugelassen.“

Da fragt niemand nach einer „kg/PS“-Zahl, nach einer PS-Zahl überhaupt. Man fährt u.a. mit den gleichen Fahrzeugen, mit denen man am nächsten Tag Rennen fährt! Da darf Herr und Frau Jedermann auch mit „Beifahrer“ im Renntempo spazieren fahren! Da genügt schon, wenn man in der Ausschreibung zu einer solchen Veranstaltung feststellt:

„Das Ziel der Probe- und Einstellfahrten ist die Optimierung der Fahrsicherheit, Fahrdisziplin und der Unfallverhütung. Die Veranstaltung dient nicht dem Erreichen der Höchstgeschwindigkeit. Wettfahrten sind strengstens untersagt.“

Diese Art der Darstellung erinnert dann auch an die Bedingungen, zu denen auf der Nürburgring-Nordschleife auch die so genannten „Touristenfahrten“ durchgeführt werden. Nur wird da noch nicht einmal kontrolliert, ob der Fahrer überhaupt im Besitz eines gültigen Führerscheins ist!

Aber ein Max Verstappen muss als vielfacher Weltmeister in der Formel 1 nun lernen, wie man sich auf der Nürburgring-Nordschleife unfallfrei bewegt! - Meint man beim DMSB e.V.!

Wer wird dem auch widersprechen. Weil der DMSB e.V. doch schon in seiner Satzung zur Darstellung seiner eigenen Bedeutung festhält:

„Der DMSB übt die Sporthoheit für den Automobil- und Motorradsport für das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland aus und vertritt den deutschen Automobil- und Motorradsport international als Mitglied in FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) und FIM (FédérationInternationale de Motocyclisme) sowie FIM Europe (Fédération Internationale Motocyclisme Europe).“

Ich persönlich kenne das aus meiner Kinderzeit. Auch da gab es solche, die sich beim Spielen im Sandkasten dadurch Bedeutung zu geben versuchten, indem sie bestimmten, wer denn im Sandkasten mit Wasser dann „Pebber“ machen durfte!

Nun ist die Nürburgring-Nordschleife sicherlich kein „Sandkasten“! - Aber wenn es dort so gefährlich ist, wie der DMSB e.V. meint, dann sollte man z.B. die „Touristenfahrten“ auf der Nürburgring-Nordschleife doch insgesamt verbieten!

  • Oder von allen „Touristenfahrern“ auch zunächst einen DMSB-Lehrgang fordern!

Man kann natürlich auch, entsprechend der Idee des Adenauer Stadtrate, bezogen auf die Stadtdurchfahrt auf der B 257, dann für das Befahren der Nürburgring-Nordschleife während der „Touristenfahrten“ eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h beschließen und anordnen.

  • Das wäre nur eine Umsetzung der DMSB-Grundidee mit anderen Mitteln!

Die wäre dann aber wirklich eine „rein deutsche“ Lösung, die auf einen erheblichen „russischen Widerstand“ stoßen würde!

MK/Wilhelm Hahne
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