Nbgrg: „Du kriegst die Tür nicht zu!“

Man kennt diesen Satz als Redensart. Jeder versteht ihn. Niemals ist mit dem „du“ ein Anderer gemeint. Man gibt mit einem solchen Ausruf zu verstehen, dass man es nicht fassen kann. Auch wir bei Motor-KRITIK sind ein wenig überrascht, was unsere Recherchen zum Thema Fassadenbau durch die Firma IGM alles so losgebrochen haben. Dabei ist dann aber mal wirklich – und ganz sachlich festzustellen: „Du kriegst die Tür nicht zu!“ - Im Falle der Neubauten im Auftrag einer landeseigenen GmbH am Nürburgring, scheint es wirklich u.a. Probleme bei den Türen zu geben. Auch die müssten in den Akten festgehalten sein, die beim Landgericht Koblenz irgendwann zu einem Urteil führen sollen. Nachdem die Akten zunächst auch mit Bewertungen und gutachtenähnlichen Feststellungen gefüllt worden sind. Ist ein Gutachten von 40 Seiten bedeutender als eins von 20 Seiten? - Vielleicht wird auch noch vom Gericht ein Gutachten in Auftrag gegeben. - Damit man wirklich rufen kann, was zum Titel der Geschichte wurde. - Aber es ist alles noch viel, viel schlimmer. - Darum passt der Titel besser, als Sie lieber Leser, es zu diesem Zeitpunkt ahnen!

Nbgrg: „Du kriegst die Tür nicht zu!“

Zunächst ist festzustellen, dass nach der Fertigstellung aller Bauten durch die Kreisverwaltung Ahrweiler eine befristete Betriebsgenehmigung, für alles was unter dem Titel „Nürburgring 2009“ entstanden war, erteilt wurde. Also können doch eigentlich die vorliegenden Probleme nicht so schlimm gewesen sein. Und die Kreisverwaltung müsste diese Betriebsgenehmigung längst verlängert haben.

Nun setzt jeder Neubau über die Jahre eine gewisse Pflege voraus. Der Erhalt von Eigentum kostet Geld. Das weiß jeder Besitzer eines Eigenheims. Nur ist am Nürburgring das Bauvolumen um einiges größer. Und da gibt es schon gewisse Vorschriften, die auch von einer Baubehörde überwacht werden müssten, die „Pflegearbeiten“ nicht nur voraussetzen, sondern auch einen Nachweis verlangen. So müsste z.B. ein Baubuch geführt werden, in dem alle Wartungs-, Erhaltungs- und Pflegearbeiten protokolliert sind.

Nun gibt es sogar die Möglichkeit, den notwendigen Aufwand über die Jahre nach der Fertigstellung zu berechnen. Vorher! Der Baufachmann kennt das als „Peterssche Formel“. Damit kann man schon im Voraus bestimmen, welche ungefähren Kosten – abhängig von der Größe des Bauwerks – auf einen zukommen. Und das sind im Fall von „Nürburgring 2009“ erhebliche Kosten. Weil auch irre Summen verbaut wurden!

Über die „Peterssche Formel“ soll hier in Motor-KRITIK nur deshalb gesprochen werden, weil sie sonst nirgendwo Erwähnung findet. Wahrscheinlich ist bisher am Nürburgring auch wohl kaum das erfolgt, was man als „Wartungsarbeiten“ bezeichnen könnte. Bisher wurde die Anlage – wie so manche Wohnung – nur „verwohnt“. Von „Mietnomaden“, wie man sie als Wohnungsmieter über die Jahre kennengelernt hat. - Nur am Nürburgring ist das dann etwas teurer.

Wir dürfen nicht vergessen, dass „Nürburgring 2009“ auch 2009 – zur Jahresmitte – mit einer eindrucksvollen Rede vom damaligen SPD-Polit-Star, Kurt Beck, zur Nutzung freigegeben wurde. Ab 2010 war sie dann schon – bis zur Insolvenz des Besitzers, der Nürburgring GmbH – verpachtet. Wer hat sich in diesen Jahren um die Wartungsarbeiten gekümmert? - Und wer hat sie überwacht? - Wurden sie überhaupt – pflichtgemäß – protokolliert?

Nun, die Baubehörde der Kreisverwaltung Ahrweiler könnte sicherlich dazu Auskunft geben. Auch darüber, ob sie als zuständige untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Ahrweiler die vorzeitige (!) Inbetriebnahme gemäß § 79 Abs. 1 S. 3 LbauO überhaupt verlängert hat. Denn die war nach Kenntnis von Motor-KRITIK nur bis zum 31. Dezember 2012 befristet erteilt. Da war dann die Genehmigung zum Betrieb des „ring°racer“, der Achterbahn, die als „schnellste der Welt“ angekündigt war, ausdrücklich ausgenommen.

Über die Umstände, mit denen es gelang, die dann für drei Tage in Betrieb zu setzen, wird dann zu sprechen sein, wenn sich der verantwortliche Landrat der Kreisverwaltung Ahrweiler, Dr. Jürgen Pföhler, dazu erklärt hat. Er lässt zur Zeit – immer noch (!) - die „schützenswerten Interessen Dritter“ prüfen. - Und das dauert!

Aber zurück zu den notwendigen Wartungsarbeiten am Gesamtkomplex „Nürburgring 2009“, deren Gesamtsumme man inzwischen für fünf Jahre hochrechnen müsste, wenn man die „Peterssche Formel“ zugrunde legt. Die Rechnung von Motor-KRITIK kann natürlich nur grob überschlägig erfolgen, weil uns nicht alle notwendigen Informationen vorliegen und alle Details bekannt sind. So müssen wir sie – auf die zurückliegenden fünf Jahre bezogen – hier einmal mit.... -

Aber „zäumen wir das Pferd mal von hinten auf“:

Wenn Sie ein kleines – oder nennen wir es - „mittelprächtiges“ Eigenheim besitzen, dann „verwarten“ Sie im Monat ungefähr 200 Euro, um den Wert Ihres Anwesens zu erhalten. Jeder Hausbesitzer weiß, dass man auch ein Eigenheim mit dem Kauf oder nach Zahlung der Baukosten nicht kostenlos bis an sein Lebensende hat. So ist das auch mit „Nürburgring 2009“.

Da sind – wie bis heute bekannt wurde – so um 500 Millionen Euro verbaut worden. Nehmen wir nun – wie oben beim Eigenheim – die „Peterssche Formel“ zur Berechnung, so wären das dann ca. 9,375 Mio Euro pro Jahr an Instandhaltungskosten. Ausgehend vom Fertigstellungsdatum in 2009 müssten also bisher...

Aufträge von rd. 47.000.000 Euro (inWorten: Siebenundvierzig Millionen Euro) für Instandhaltungsarbeiten

erteilt worden sein. Und die Bauabteilung des Kreisbehörde Ahrweiler hat das sicherlich überwacht. Wozu sie verpflichtet ist. Weil sie ja auch eine Betriebsgenehmigung erteilt hat.

An dieser Rechnung – noch niemals von irgendwem, irgendwann öffentlich aufgemacht – kann man den ganzen Wahnsinn ermessen, der von den Politikern ein Mainz abgenickt wurde. - Natürlich – wie man argumentieren wird - auf der Basis von Gutachten bedeutender Wirtschaftsberater!

Da wird dann auch verständlich, dass die neuen Käufer (auf dem Papier!), die capricorn NÜRBURGRING GmbH (oder die capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH?) eigentlich glücklich sein müssen, wenn die EU in den nächsten Wochen den Kaufvertrag schon deshalb nicht abnicken kann, weil der neue EU-Chef, Jean-Claude Junker, gerade die EU-Behörde drastisch umorganisiert. Da wird die EU-Entscheidung erst frühestens Anfang 2015 fallen können.

Und „Capricorn“ wird ab 1. Januar 2015 glücklicher Pächter! - Und wer zahlt die Arbeiten zur Werterhaltung des irrsinnig gewachsenen Besitzes am Nürburgring?

Und wer hat überhaupt einen Pachtvertrag genehmigt? - Und warum gibt es einen Geschäftsführer, der sowohl die Interessen der (ehemals) Nürburgring GmbH und einer Firma mit anderen Interessen, der capricorn NÜRBURGRING GmbH, gleichzeitig (!) wahrnimmt?

Wer eine solche Situation als normal hin nimmt, den sollten auch die kleinen Ungenauigkeiten an mehr als 150 Türen der Neubauten kaum stören. Nun ja, da ist die Mehrheit der Türen nicht richtig im Lot, da stimmt es mal hier und mal da nicht. Aber was würde eine Korrektur dieser „Bauschäden“ schon kosten? - 400- oder 500.000 Euro? - Die Deutsche Bank würde von „Peanuts“ sprechen.

Und die Politiker in Mainz verstehen das sowieso alles nicht. Die halten sich ans Drehbuch. - Und danach wird alles gut. Und die Regierungschefin ist voller Hoffnung.

Wer stellt sich eigentlich noch der Realität?

MK/Wilhelm Hahne

 

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