Gespeichert von wh am
Die Entwicklung beim Verkauf des Nürburgrings zeigt, dass die Politik hier gegen den Willen der Bürger handelt. Politiker sind in einer Demokratie vom Volk gewählt und sollten sich als Volksvertreter begreifen. In der Praxis erweisen sie sich oft als Handlanger der Mächtigen bei Banken, Industrie und Handel. Es wirkt irgendwie lächerlich, wenn heute in einer Tageszeitung zu lesen ist, dass in Sachen Nürburgring-Verkauf der Juristische Dienst der EU wohl derzeit versucht die Entscheidung für einen bestimmten Käufer klagefest zu machen. - Der Riss in der Wanne, in der Bürger und Politiker gemeinsam sitzen, kann nicht mit juristischen Mitteln wasserdicht gemacht werden. Hier müssen erfahrene – lebenserfahrene – Praktiker ran. Im Auftrag des Landes, der Politik. Denn:
Achtung! - Eigentum verpflichtet!
Wenn man die Entwicklung des Nürburgrings über die bisherige Entwicklungszeit – vom Bau 1927 bis heute – über 87 Jahre verfolgt, so hat es bisher eine Konstante gegeben: Der Nürburgring befand sich stets in „Öffentlicher Hand“, ganz gleich welcher Art.
Kaiser Wilhelm II. war der Erste, der sich schon vor 1907 mit den Plänen für eine Renn- und Prüfstrecke in Deutschland beschäftigte. Die Eifel erschien schon damals aus wirtschaftlichen, aber auch topographischen Gründen ideal.
1924 wurden die Pläne wieder aufgegriffen, in 1925 die Arbeiten aufgenommen und 1927 wurde die Rennstrecke eröffnet. Besitzer: Die Öffentliche Hand. - Es wechselten über die Zeit die Staatsformen, so dass in der ersten Phase nach dem II. Weltkrieg die Bundesrepublik Deutschland der Besitzer des Nürburgrings war.
Natürlich schien eine Übertragung des Besitzes an eine lokal besser angebundene politische Einheit, das Land Rheinland-Pfalz, praxisnäher. Der Bund wollte sich auch nicht mehr mit der problembelasteten Rennstrecke befassen. Man tat einen Batzen Geld dazu und das Land Rheinland-Pfalz übernahm den Besitz. Mit allen Rechten und Pflichten.
Und nutzte sie auf ihre Art. Um z.B. auffällig gewordene Mitarbeiter unauffällig so lange am Nürburgring – z.B: als Geschäftsführer – unterzubringen, bis über ihre Verfehlungen, Entgleisungen, ihre Vorleben, in der Provinz „Gras darüber gewachsen“ war.
Das hat der Renn- und Prüfstrecke Nürburgring nicht unbedingt gut getan, denn alle diese Herren waren eigentlich „Lehrlinge“ und müssen darum als ungeeignet und überbezahlt bezeichnet werden. Da fand sich sogar für einen ehemaligen NS-Schnellrichter ein Plätzchen am Nürburgring.
Sachverstand ist am Nürburgring in der Vergangenheit kaum gefragt gewesen. Sie wurde höchstens von den „kleinen“ Mitarbeitern verlangt, die z.T. Mitglieder von Familien sind, die schon seit Generationen dem Nürburgring dienen und denen der Nürburgring als Einkommensquelle dient.
Wobei – abgeglichen mit den Notwendigkeiten – heute eine dreistellige Anzahl von Mitarbeitern zum Betrieb der Rennstrecke nicht gebraucht wird. Die zu große Anzahl insgesamt erklärt sich aus den Beschäftigtenzahlen, die die Politiker für notwendig hielten, um ihre „Beihilfen“ für die Öffentlichkeit erklärbar zu machen.
Alle mit dem Nürburgring gerne und schnell offiziell verbreiteten Zahlen erweisen sich bei näherem Hinschauen als „getürkt“. Das betrifft sowohl Zuschauer- als auch Beschäftigtenzahlen. So ist auch der Noch-Besitzer des Nürburgrings, das Land Rheinland-Pfalz auf eine enge Zusammenarbeit mit einem künftigen privaten (?) Besitzer des Nürburgrings angewiesen, wobei denn da – wie man bereits an Details im Kauf- und Pachtvertrag erkennen kann - „eine Hand die andere wäscht“.
Es ist unvorstellbar, was hinter den Kulissen geschehen sein muss, um ein Konstrukt zu entwickeln, das über eine Insolvenz zu einem Verkauf führte, der im Endeffekt nur verschleiern soll, was der Politik bei diesem Geschäft auf Kosten der Steuerzahler wirklich wichtig ist: Die Trennung vom Besitz und damit von Verantwortung.
Und die Verantwortlichkeit wurde geschickt auf die fünf Schultern der Herren im Gläubigerausschuss verteilt. Alle Politiker, sogar die Insolvenz-Sachwalter sprechen sich in der Sache von jeder Verantwortung frei. Dabei hat es sie schon gestört, dass es im Gläubigerausschuss einen „Ausreißer“ gab, der nicht auf die Parolen der „Verkauf-Anstifter“ hereingefallen ist: Reinhold Schüssler, der Bürgermeister von Nürburg, hat gegen einen Verkauf, und gegen den Verkauf an Capricorn mit NEIN gestimmt.
Leider fühlt er sich immer noch an die Fesseln von „Vertraulichkeit“ und „Geheimhaltung“ gebunden, den die Insolvenz-Akteure ihm auferlegt haben. Aber auch ohne seine Klarstellungen kommt es zur Offenlegung der finanziellen Situation eines von allen Offiziellen akzeptierten Käufers, dessen Solvenz – auch lt. Innenminister – genauestens überprüft worden war.
Der gleiche, von allen Regierungskräften in Mainz hochgelobte mittelständische Unternehmer, hat gerade einen weiteren Kaufpreis-Fälligkeitstermin verstreichen. In Düsseldorf. Das heißt, auch hier hatte man ihm eine kleine Terminverschiebung zugestanden. Als nun auch dieser Termin verstrich, ohne dass er seiner Zahlungsverpflichtung nachgekommen wäre, ist die Stadt Düsseldorf vom Vertrag zurückgetreten. So berichtet heute die „Rheinische Post“ auf ihren Internetseiten.
Sie zitiert auch Robertino Wild, den Chef der Capricorn-Gruppe, der den Vorgang bestätigte und gleichzeitig die Situation bedauerte:
„Ich sehe mich als Düsseldorfer Unternehmer, will hier investieren.“
Wer denkt dabei nicht an einen amerikanischen Präsidenten in Berlin? - Hier in der Eifel sieht sich Robertino Wild auch als einheimischer Unternehmer, will auch hier investieren. Und man hat nun aber gerade zunächst mit Hilfe eines Rechtsanwalts (der eigentlich wissen sollte was er tut) eine „übliche Neujustierung“ des Zahlungstermins vorgenommen. (Die zweite Rate von 5 Millionen Euro wäre fällig gewesen.) - Hätte man nicht besser den Kaufvertrag anulieren sollen?
So geht das Leiden in der Region weiter. Die Leute die man inzwischen mit aus dem „Nürburgring-Brunnen“ trinken lässt, scheinen sich aber auch schon untereinander uneins zu sein. Als Motor-KRITIK in diesen Tagen von der Werbeaktion des Capricorn-Teilhabers beim Nürburgring-Geschäft, GetSpeed, auf den Toiletten an der Einfahrt zu Nordschleife berichtete, da war der Capricorn-Eigner schon aufgebracht, weil er diese Aktion nicht kannte. - ??? -
Per heute sind dann die Toiletten wieder werbefrei. - Aber es kann doch nicht sein, dass überall in persönlichem, eigenem Geschäftsinteresse an den Stellschrauben des Geschäfts gedreht wird, dass der Eine den Anderen zu übervorteilen versucht, nur weil sich inzwischen eigentlich niemand mehr wirklich für den Nürburgring verantwortlich fühlt. Entweder schon nicht mehr - oder noch nicht.
Die Insolvenz-Sachwalter nicht. Die möglichen Käufer nicht. Die derzeitigen Betreiber nicht. Weil sich offiziell immer Einer auf den Anderen verlässt, bzw. das so gegenüber der Öffentlichkeit darzustellen versucht. - Und wenn es drauf ankommt, dann ist eben die EU der Schuldige.
Der einzig wirkliche Verantwortliche, das Land Rheinland-Pfalz, schmiedet aber wieder – unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich – mit dem künftigen Besitzer (wie er meint) geheime Pläne. So gibt es nicht nur, wie Motor-KRITIK schon berichtete, einen Kaufvertrag für den Nürburgring, für dessen derzeitigen „Unwert“ die Politiker mit dem Finger gegen Brüssel auf die EU zeigen, sondern man hat schon einen Pachtvertrag „in Reserve“, dessen Details auch schon festgeschrieben und z.T. auch auf diesen Internetseiten schon genannt wurden.
So wurde hier auch geschrieben, dass lt. diesem Pachtvertrag (der ab 1. Januar 2015 gelten soll), der künftige Pächter neben seiner Pacht auch jährlich Instandhaltungskosten von 3,5 Millionen Euro aufzubringen hat. Nicht veröffentlicht hatte Motor-KRITIK bisher, dass es in diesen (geheimen!) Verträgen einen Passus gibt,
...nach dem der Pächter aus der Schatulle der Gesellschafter (!) dazu jährlich einen Zuschuss von 1 Million Euro erhält.
Und wer sind die Gesellschafter? - Schöne Gesellschaft!
Richtig wäre es, aufgrund der sich abzeichnenden Situation – zur Entlastung des Beinahe-Käufers – die Kauf- und Pachtverträge aufzulösen, wie es auch die Stadt Düsseldorf mit ihren Verträgen mit Capricorn macht, und mit einer optimierten Mannschaft das Rennstreckengeschäft wieder mit einer landeseigenen Firma aufzunehmen, weil das eigentlich auch der Verpflichtung gegenüber dem Bürger, Steuerzahler und Wähler entsprechen würde.
Natürlich wäre dazu auch ein enger Kontakt mit der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel notwendig, wo gerade erst gestern die neue Wettbewerbs-Kommissarin ernannt wurde, die dann am 1. November 2014 ihre Arbeit aufnimmt.
Vorher sind normalerweise auch keine bedeutsamen Entscheidungen in Sachen Nürburgring-Kaufvertrag mehr aus Brüssel zu erwarten. In Mainz wird man das wissen und versucht nun aktuell für die nicht funktionierende Kaufabwicklung am Nürburgring den Schuldigen in Brüssel auszumachen. - Und die Zeitungen berichten entsprechend! - Wer spricht da noch von Geld?
Dass auch noch die amerikanische Firma Nexovation eine Rolle spielen kann, haben die Medien nach einer entsprechenden Kopfwäsche in Mainz in diesen Tagen berichtet. Sie hätten besser einmal in amerikanische Lokalzeitungen schauen sollen, um sich ein Bild von „Ross und Reiter“ zu machen.
Irgendwie scheint der Nürburgring – so und so – Amateure anzuziehen.
Dabei sollten sich die Mainzer Politiker nur an eines erinnern, um einmal richtige Entscheidungen treffen zu können: Eigentum verpflichtet!
MK/Wilhelm Hahne
PS: Auf diesen Seiten gibt es aktuell auch eine neue „Umfrage“. Es wäre nett, wenn sich hier viele Leser beteiligen würden. Je größer die Beteiligung, desto aussagekräftiger der Trend, der durch die Antworten zum Ausdruck kommt. - Danke!