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Es ist tatsächlich 420 Jahre her, dass diese Komödie von William Shakespeare zum ersten Male aufgeführt wurde. Genau an einem 28. Dezember – wie heute – im „Gray's Inn“, einer Londoner Juristenschule. Sagen Sie bitte nicht „Error“ und übersetzen dieses Wort dann einfach und klar mit „Fehler“, auch wenn Sie das aufgrund Ihrer Erfahrungen mit Computern so zu glauben wissen. In der englischen Sprache steht das Wort auch für „Irrtum“ oder „Abweichung“. Man nähert sich so auch der Affäre „Nürburgring 2009“ aus der Sicht der Politiker immer weiter an, die das Theater in der Eifel aber letztendlich wohl auch mehr so empfinden würden, wie es die feinfühligen deutschen Theaterleute mit dem Shakespeare-Stück bei ihrer Übersetzung des Originaltitels getan haben: „Die Komödie der Irrungen“. So könnte man „Nürburgring 2009“ auch bezeichnen, wobei – wenn Sie mal die Komödien die Sie kennen Revue passieren lassen – eine Komödie nichts anderes ist, als eine Tragödie zum Lachen. Shakespeare lässt ein Schiff auseinanderbrechen, Kurt Beck die Nürburgring GmbH in die Insolvenz gehen. Beides ist nicht zum Lachen. Aber es lässt sich etwas daraus machen. Auch eine Komödie braucht Dramatik. - Damals, vor 420 Jahren, aber auch heute. - Nur dass sich die Einstellung und Empfindung dazu gewandelt hat, was nun wirklich als dramatisch zu empfinden ist. Im Schaupiel gibt es nur Schauspieler und Zuschauer, im realen Leben Schauspieler (Politiker), Betrachter (Medien), darum auch Informierte, Uninformierte – aber auch Betroffene. - Das Leben ist vielschichtiger als eine Komödie.
28. Dez. 1594: „The Comedy of Errors“
Man könnte Kurt Beck mit einem Theater-Direktor vergleichen. Man sollte das aber in diesem Fall nicht, weil Theater-Direktoren meistens etwas von dem verstehen was sie tun. Kurt Beck war ein Mitgestalter von Irrungen und Wirrungen, von „Irrtümern“ und „Abweichungen“, eben jenen „Errors“, der eine ganze Eifel-Region erschüttert hat.
Der „Motor des Neubaus“, wie die „Rhein-Zeitung“ damals Dr. Walter Kafitz, den verantwortlichen Hauptgeschäftsführer des Nürburgrings bezeichnete, hatte das „gigantische Projekt“ („Rhein-Zeitung“) angestoßen. Kafitz:
„Wir mussten uns einfach dem veränderten Freizeitverhalten anpassen.“
Tatsächlich hatte der aber nur einen mit 40 Millionen gefüllten „Futtertrog“ in Mainz ausgemacht, der den Titel „Tourismus“ trug. - Also stellte Kafitz die Weichen in Richtung „Tourismus“, und schuf (Zitat „Rhein-Zeitung“)
„Eine Mischung aus Disneyland und Oktoberfest.“
Der Rest ist Geschichte.
Dr. Kafitz hatte eine Menge Helfer und Berater, die „gegen eine kleine Schutzgebühr“ gerne beim Geldausgeben behilflich waren. Eigentlich hatte die Baustelle zeitweise mehr den Charakter einer Zentralstelle zur Geldumverteilung.
„Nach der Gründung 1927 und dem Bau und der Eröffnung der Grand-Prix-Strecke 1984 ist dies jetzt wirklich der dritte historische Schritt“,
erklärte Kafitz kurz vor Eröffnung der Großbaustelle „Nürburgring 2009“ zum Formel 1-Rennen am 12. Juli 2009.
Kafitz damals zu der Situation:
„Immerhin bleiben am Formel-1-Wochenende 60 Millionen Euro in der Region rund um den Ring hängen. Durch die Neuabaumaßnahmen schaffen wir auch 500 neue Arbeitsplätze.“
Mit so Floskeln, wie „Wir schaffen neue Arbeitsplätze“, konnte – und kann (!) - man im politischen Umfeld offenbar Berge versetzen, Ferienhäuser verschwinden, aus Gummi-Enten für die Badewanne richtige Yachten werden lassen. Das Zauberwort hieß immer: „Nürburgring 2009“.
Beim „Umschichten“ gingen hier und da ein paar Millionen verloren. Aber man hat auch nicht so genau hingeschaut. Aber immer wieder von „Neuanfang“ gesprochen. Und aus „Viel“ wurde so lange „Weniger“, bis dass „Viel-zu-wenig“ eine „Endlösung“ erforderte.
Das war wieder einmal der Moment, wo fachliche Beratung von außen erforderlich war. In Mainz hat man darum – es war 2011 – eine solche Beratung nicht nur gesucht, sondern auch offiziell ausgeschrieben.
Nach Kenntnis von Motor-KRITIK haben sich daraufhin drei „Firmen“ beworben, wobei eine Kanzlei, die als nicht nur in rechtlichen, sondern auch in wirtschaftlichen Dingen als besonders erfahren gelten kann, dann von der Landesregierung (Staatskanzlei) angeheuert wurde.
So steuerte dann der neue Berater im Frühjahr 2012 das Innenministerium in Mainz an, um die verantwortlichen Politiker von seinem Konzept zu überzeugen, das als entscheidende Ausgangskonzeption
die Insolvenz in Eigenverwaltung der Nürburgring GmbH erforderte.
Diese Geschichte wird eigentlich nur erzählt, weil ich diese Fakten – und auch die folgenden – in der SWR4-Sendung „Klartext“ öffentlich gemacht habe, was den Moderator nach meiner klaren Schilderung zu der Zwischenfrage veranlasste:
„Waren Sie dabei?“
Nein, war ich nicht! - Aber als Journalist kennt man das Mittel der Recherche. Und Gegenrecherche.
Das Ergebnis: Der Berater brauchte den ganzen Tag um die Herren Beck und Lewentz davon zu überzeugen, dass der von ihm vorgeschlagene Weg der einzig richtige sei, wenn man die Anforderungen der Landesregierung an eine „Endlösung“ erfüllen sollte, die da lautete:
- Endgültige Trennung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz vom Besitz und Betreiben der Rennstrecke, ohne dass im Nachhinein noch irgendwelche Belastungen auf sie zukommen können.
Erst am späten Abend waren die o.g. Politiker davon überzeugt, dass eine Insolvenz, die sie vorher als nicht akzeptabel abgelehnt - und in den Jahren vorher wohl auch schon vermieden hatten, die einzig mögliche, wenn aus ihrer Sicht auch nicht eine optimale Lösung war.
Von da an verlief alles wie nach Drehbuch zu einem Film, oder dem Buch zu einem Schauspiel. Da wurde eigentlich nichts dem Zufall überlassen. Alles war – und ist - exakt geplant. Auch die Akteure (Insolvenz-Sachwalter) kennen genau ihre Aufgabe.
Auch sie arbeiten genau nach Drehbuch. Und wenn das einmal von den Ereignissen sozusagen überholt wird, dann wird das Skript nachgearbeitet. Und die Insolvenz-Sachwalter arbeiten nach. Sie müssen!
Bisher ist (fast) alles nach Plan gelaufen. Die nächsten Weichenstellungen werden auch nach Plan verlaufen. Der einzige – bisher nicht exakt zu kalkulierende – Ärger könnte via Brüssel entstehen, da die dort seit 1. November 2014 tätige Wettbewerbs-Kommissarin in der bisherigen Taktik zur Umsetzung des Beater-Konzepts keine Berücksichtigung finden konnte, da sie „unbekannt“ war.
In der „Regie“ hofft man nun darauf, dass man sich auch auf die „Gleichung mit einer Unbekannten“ versteht. Man hofft auf eine einfache, eine lineare Gleichung. Aber auch bei der müssen immer Rechnungen „auf beiden Seiten vorgenommen werden“.
Die Frage dabei ist: Wie „variabel“ ist Brüssel?
Was Motor-KRITIK nicht daran hindern wird, auch die nächsten Zwischen- und Trippel-Schritte hin zu der angedachten „Endlösung“ aufmerksam zu beobachten.
Vielleicht besinnt sich Brüssel darauf, auch mal eine „Konstante“ darzustellen.