VLN buchstabiert man so: Volle Lotte Niveaulos!

Der VLN-Lauf Nr. 5 ist vorbei. Wer glaubte am Freitag zwei Höhepunkte im Vorgriff auf den VLN-Saisonhöhepunkt des ROWE 6 Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen erlebt zu haben, der weiß nicht, über welchen Einfallsreichtum nicht nur die DMSB-Funktionäre, sondern auch die Hauptdarsteller unter den  Veranstaltern verfügen. Wenn man vor dem Start zum 6h-Rennen in der Presse nur Positives gelesen hatte, war man als Zuschauer vor dem Computer nicht überrascht, wenn dort während des Rennens auch nur überwiegend „Süßholz geraspelt“ wurde. Eine Ausnahme bildete das Interview mit einem Teamchef, das vom Interviewer auch nicht abgeblockt werden konnte. Obwohl alle „Sprecher“ bei den VLN-Veranstaltungen dazu angehalten sind – von wem wohl? - nur Positives über den Äther gehen zu lassen. - Man wird noch daran arbeiten müśsen, nur „ausgesuchte“ Fahrer und „ausgesuchte“ Teamchefs vor Mikrofon und Kamera zu bekommen. Es wäre dem DMSB zu empfehlen, ein „Nordschleifen-Interview-Partner-Permit“ zu entwickeln, das das Niveau in den Aussagen garantiert, die dann zwar wenig mit der Realität zu tun haben, dafür aber die Träumereien der Nürburgring-Verantwortlichen unterstreichen. Und wer als Teamchef nicht dieses „Nordschleifen-Interview-Partner-Permit“ gegen eine kleine „Schutzgebühr“ von – sagen wir mal 5.000 Euro – (gültig für eine Saison!) ersteht, der sollte auch keine Fahrzeuge bei Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife einsetzen dürfen. - Da muss man doch mal für Ordnung sorgen! - Das hat der Veranstalter beim 6h-Rennen dann auch mit drastischen Strafen versucht. Hier waren die „Schleppverbände“ auch zum ersten Mal angewiesen, auf der Strecke stehen zu bleiben (!), um Teilnehmern das Überholen zu ermöglichen, weil es bei der derzeitgen Flaggen-Situation – durch Entscheidung eines DMSB-Renndirektors – wieder einige Male zu Situationen kam, die wir extremer von VLN-Lauf Nr. 4 kennen. - Selbst die Veranstalter dieses vierten VLN-Laufes liefen dieses Mal - während VLN 5 – zur Höchstform auf, was die Arbeit aller Verantwortlichen am Niedergang einer ehemals glanzvollen Serie noch einmal eindrucksvoll unterstreicht.

VLN buchstabiert man so: Volle Lotte Niveaulos!

Die Siegerehrung für VLN-Lauf 4 am 7. Juli war ausgefallen, weil das „finale“ Ergebnis auf sich warten ließ. Dann war es zwar festgeschrieben, aber: Wie sollte man jetzt die Siegerehrung im August nachholen?

Normal wäre es vielleicht gewesen, wenn man vor der Siegerehrung für den Lauf 5 noch einmal die Sieger von Lauf 4 auf die Bühne gebeten hätte. Sicherlich hätten sich alle gefreut, dass dann der VLN-Lauf 4 noch ein so nettes Ende nahm. - Immerhin war es trotz der Strafen im Ergebnis unverändert gegenüber dem im Juli notierten realen Einlauf geblieben!

Da hätten eigentlich auch noch die Sportkommissare eine Ehrung verdient, die in ihrer Ergebnis-Korrektur – die keine war – noch einmal betonten, dass man entsprechend dem Sportgesetz nicht die Anzahl der unter GELB stattgefundenen Überholvorgänge bestrafen könne, sondern dass hier nur zählt, dass man überhaupt überholt hat. - Es kommt nicht auf die Anzahl der Überholvorgänge an!

Ähnlich eindrucksvoll – weil ganz anders - haben dann die Verantwortlichen die nachträgliche Siegerehrung von VLN-Lauf 4 durchgeführt. Sie sind mit einer Sackkarre von Box zu Box gefahren und haben dort die Pokale abgeladen. - Das hat doch Stil!

Schon am Freitag ging es in der Boxengasse zu wie auf einem Bahnhof. Nur, dass hier kein Zug einläuft, sondern Renntaxi um Renntaxi. Denn es gilt Geld einzufahren. Man muss sich schon sputen, wenn man in einem Auto während der zwei Stunden zwischen 16 und 18 Uhr neun Passagiere um die Nordschleife „karren“ will.

Dieses Mal gab es noch einen „special-guest“ aus Berlin, dem nicht nur die besondere Aufmerksamkeit des besuchten Teams sicher sein konnte, sondern aller Besucher und darum auch durch geschulte Sicherheitsbeamte geschützt wurde: Julia Klöckner, die Landwirtschaftsministerin der Bundesregierung war am Nürburgring. Und weil so ein Ausflug einen Sinn haben muss, stellt dann die „Rhein-Zeitung“ in ihrer Montag-Ausgabe die Frage:

„Rennwagen bald kompostierbar?“

Das Rennteam, mit dem u.a. der Rapper Smudo Rennen fährt, verbaut in den eingesetzten Porsche-Modellen einige Bauteile, die auf der Basis von Pflanzenteilen entstehen. Da ist dann auch das Landwirtschaftsministerium mit im Boot, die die so genannte „Bioökonomie“ - und damit auch die Entwicklung solcher Fahrzeugteile unterstützt. Finanziell. Das Frauenhofer Institut arbeitet daran, in Zusammenarbeit mit Porsche.

So unterstützt dann das Einsatzteam von Smudo dabei auch Porsche, durch knallharte Testarbeit. Das  macht natürlich auch die Anwesenheit eines Porsche-Mitarbeiter aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit vor Ort zu einer Selbstverständlichkeit. - Also: Ganz großer Bahnhof für Julia Klöckner, die sich in einer speziell für sie angefertigten – feuerfesten – Rennkombi neben Smudo, dem Rapper, den Fotografen stellte und sich von ihm dann - als Rennfahrer - um den Rennkurs fahren ließ.

Dass dann gleich zu Beginn der Freitag-Testfahrten ein anderer Porsche, ein Cayman, bei einem Unfall so „zerknüllt“ wurde, dass es Beobachter als zu teuer empfanden, wenn man den „Schrott“ nun auch noch wieder nach Belgien karren würde (wo er her kam), so beweist das, wie wichtig es wäre, wenn „Rennwagen“ voll kompostierbar wären.

Der Fahrer des Unfallfahrzeuges hat übrigens trotz seines sechsfachen Überschlags nichts gebrochen, sondern nur Abschürfungen und Blutergüsse davon getragen. - Was nicht gegen die Verwendung von Stahl spricht!

Zum 6h-Rennen hatte sich Mercedes entschlossen, es mal in Grün zu versuchen. Dank der engen Kontakte zu Black Falcon hatte man dieses Team mit dem Einsatz eines siegfähigen „Green Beast“ betraut. - Ganz gleich wozu die aktuelle „BoP“ neigt: Mercedes war nicht zu bremsen. Im Training machten schon Zeiten unter 8‘00 min (7‘55 min) deutlich, dass die Stuttgarter Marke endlich in diesem Jahr mal ganz oben auf dem Treppchen stehen möchte.

Was dann auch kein Problem war, nachdem der härteste Gegner, ein BMW M6 GT 3, wegen einer Reifenpanne zu sehr Zeit verlor. Da war dann auch nicht mehr von Bedeutung, dass dieser BMW mit einer Zeit von 8‘02 min im Rennen die schnellste Runde fuhr.

Der Mercedes- AMG GT 3 war „nach Gutsherrenart“ unterwegs, überholte hier schon mal unter GELB, stieß da schon mal einen „Kleineren“ an, wenn der „im Weg rum stand“ und erinnerte an die Bedeutung der Marke für den Nürburgring, die sich in der Werbung rings um die Strecke ausdrückt. - Und wurde auch so behandelt!

Während vorne also alles geordnet verlief – die Mercedes-Fahrer waren wohl mit einer Payback-Karte des Veranstalters unterwegs - schien eine Reihe von Fahrern „vom Teufel besessen“. - Das wird deutlich, wenn man in eine offizielle Strafliste der Veranstalter blickt, nach der 28 Mal hart durchgegriffen wurde!

Hoppla! - Waren das nicht nach Motor-KRITIK-Zählung mehr gewesen? - Bei einer Überprüfung stellte ich fest, dass man in der offiziellen Strafliste – um 22:09 Uhr erstellt – die Strafe gegen das Frikadelli-Team, bzw. die Fahrerin Sabine Schmitz, ausgesprochen um 16:15 Uhr, wohl vergessen hatte aufzuführen. - Motor-KRITIK-Leser finden die Liste mit einer entsprechenden Korrektur im Anhang zu dieser Geschichte.

Da hatten die Sportkommissare mal knallhart durchgegriffen. Und z.B. einigen Fahrern sogar das DMSB-Nordschleifen-Permit entzogen!

Denn sie wissen nicht, was sie tun! - Damit haben sie den DMSB - in naher Zukunft - für die nächsten VLN-Läufe - in eine schlechte Position gebracht.

Man stelle sich vor, dass einer dieser Fahrer zu den nächsten Rennen wieder meldet und bei der Papierabnahme dann mit seinem Rechtsanwalt erscheint, der die Einstweilige Verfügung eines Amtsgerichts vorlegt, die der Veranstalter dann anerkennen oder ablehnen kann. - Ablehnen würde bedeuten, dass man es auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lässt. Vertragspartner der nennenden Teams ist der Veranstalter, der sich aber gegenüber dem DMSB verpflichtet fühlen sollte. - Aber:

Es gibt schon seit einiger Zeit eine gutachterliche Bewertung des DMSB-Nordschleifen-Permit, die auch hier bei Motor-KRITIK veröffentlicht wurde. Mit dieser Unterlage erhält man von jedem Gericht eine Einstweilige Verfügung, nach der man dann auch ohne DMSB-Nordschleifen-Permit starten könnte.

Zumal bei FIA-Rennen, durchgeführt auf der Nürburgring-Nordschleife, in der Vergangenheit die dort startenden Fahrer auch schon kein DMSB-Nordschleifen-Permit brauchten, weil das – als eine „nationale Lösung“ - von der FIA bei ihren internationalen Rennen nicht anerkannt wird. - Die FIA ist die „Mutter“ des DMSB!

  • Die FIA erkennt das DMSB-Nordschleifen-Permit für ihre Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife nicht an!      

Das ist die Realität! - Was die Sportkommissare des DMSB derzeit während der VLN-Rennen vornehmen, ist die Darstellung von Macht, die Dumme sicherlich beeindruckt, von anderen aber nur als das empfunden wird was sie eigentlich ist: Schaumschlägerei!

Zum 5. VLN-Lauf, dem Höhepunkt der VLN-Serie, gab es aber noch weitere „Realitäten“. Die Abläufe waren in dem Moment vorhersehbar, nachdem der Generalbevollmächtigte der VLN einer kleinen Gruppe  von besonders Interessierten, die „Racing News“ als pdf-Datei per E-mail zugesendet hatte.

Schon beim Rennen davor war den so Beglückten klar gewesen, dass der Generalbevollmächtigte Probleme hat, in Sachen E-mail alles richtig zu machen. Dieses Mal wurde das noch deutlicher. Herr Schlüter hatte wohl die Anzahl der Angeschriebenen und mit der „Racing News“ vorab Beglückten begrenzt und die jetzt noch in seinem Verteiler befindlichen Personen damit bloßgestellt, dass er ihre Namen alle ins „cc“ gestellt hatte. Was bei mir zu Anrufen führte, die sich teilnahmsvoll erkundigten, ob mich Herr Schlüter nun aus dem Verteiler geworfen hätte.

  • Nach Überprüfung: Er hatte! - Aber nicht nur mich.

Am Montag nach diesem 6h-Rennen gab es übrigens eine Gesellschafterversammlung, in der alle teilnehmenden Gesellschafter der einzelnen VLN-Klubs an der Arbeit des Herrn Schlüter für die VLN praktisch „kein gutes Haar gelassen“ haben. - Seine Abwahl als Generalbevollmächtigter dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. - Obwohl er Besserung versprach!

Denn man darf auch nicht aus dem Auge verlieren, dass inzwischen die „ILN“ ein richtig eingetragener Verein, ein e.V. ist, dessen Arbeit sicherlich auch die Abläufe der noch in diesem Jahr stattfindenden Rennen beeinflussen wird.

Für Verwirrung sorgte am letzten Wochenende ein irgendwie in Umlauf geratenes Papier von drei zweiseitig bedruckten Seiten, die im Kopf links das Nürburgring-Emblem, rechts das Emblem der VLN trug und mit:

„Konzept zur Optimierung der Verfahrensweise bei Code 60 Zonen“

getitelt war. Nach dem Lesen dieser Nicht-“Arbeitsanweisung“, also mehr ein „Entwurf“, waren alle total verwirrt und verstanden nun überhaupt nicht mehr, warum der DMSB die Internationalen Bestimmungen für Flaggensignale durch „ein nationales Unsicherheits-System“ ersetzt hat. -

Ich möchte aus diesem Papier abschreiben, was dort zum Beispiel unter dem Titel „Ausfahrt eines Verbandes“ geschrieben steht:

„Definition Verband:
Ein Verband wird in diesem Konzept wie folgt definiert:

Ein Verband ist ein:
Schleppverband
Die Firma Nett in Begleitung mit einem Intervention Car
Die Firma Bongard in Begleitung mit einem Intervention Car
Ein RTW in Begleitung mit einem Intervention Car

Diese Verbände sind per einfach gelber Flagge zu begleiten. Die Ausfahrt aus einem Code 60 ist in der Vergangenheit bereits mit einigen Schwierigkeiten verbunden gewesen, was vor allem am Ende des Code 60 auftritt. Für manche Teilnehmer ist es schlichtweg nicht möglich eine aufhebende Grüne Flagge zu sehen.

Dies soll wie folgt verhindert werden:

- Ein Verband darf eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h innerhalb eines Code 60, sowie bis 4 Posten nach einem Code 60 nicht     überschreiten.
- Der Abstand zwischen den Fahrzeugen innerhalb des Verbandes darf einen maximalen Abstand von 70 Metern nicht überschreiten.
- Das Intervention Car muss sich verbindlich beim HP / AL Ab- und Anmelden.
- Die Grüne Flagge wird an zwei folgenden Posten nach einem Code 60 gezeigt.
- Der Posten welcher den Verband mit Gelb begleitet hat, wechselt auf Grün bis der nachfolgende Posten ebenfalls die Grüne Flagge zeigt.

Diese Maßnahmen funktionieren hauptsächlich in Kombination. Die uns allen bekannte Situation während des 4. VLN-Laufs auf der Döttinger Höhe hätte durch die Einhaltung der ersten drei Punkte verhindert werden können.“

Das war die Seite 5 von 6, von dem der Renndirektor des DMSB sicherlich ganz begeistert ist und die deutlich macht, wie einfach die Abänderungen der internationalen Flaggensignale durch den nationalen DMSB e.V. funktionieren können.

Als Fahrer des siegreichen Mercedes braucht man sich um so etwas überhaupt nicht zu kümmern, weil man offenbar – wie ich schon erwähnte - dort mit einer „Payback Card“ des Veranstalters unterwegs war und Guthaben verrechnen konnte. Was zählt da ein Rammstoß am „Galgenkopf“ oder ein Überholen unter GELB im Bereich „Tiergarten“/“Hochrain“?

Ist ja auch schlimm genug, wenn jetzt der Mercedes-Konzern hunderttausende Automobile zurück rufen muss. Da muss eine deutsche Rennleitung schon auf der einen Seite einem deutschen Konzern  Trost spenden, auf der anderen Seite bei Amateuren, die ihren Sport selbst bezahlen, dann hart, knallhart durchgreifen. - Ist doch klar, oder?

Als ich vor Jahren mal ein paar Tage in Italien unterwegs war, habe ich meinen Namen in Flughäfen, an Schaltern von Leihfahrzeugen u.a. so buchstabieren gelernt:

  • Hotel – Ancona – Hotel – Napoli - Empoli

VLN buchstbiert man inzwischen in der Eifel so:

  • Volle – Lotte – Niveaulos
MK/Wilhelm Hahne

PS: Fast vergessen: In der Gesellschafterversammlung am Montag haben die Vertreter der – auch an diesem Verwirrspiel beteiligten – Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG vorgeschlagen, die Langstreckenmeisterschaft Nürburgring Vermarktungs- und Veranstaltungsgesellschaft mbH, Nürburg (Amtsgericht Koblenz HRB 25417), an der man mehrheitlich beteiligt ist, in eine GmbH & Co. KG umzuwandeln. - Man spürt die Sorge der russischen Besitzer. - Aber es gibt wohl noch andere und größere Probleme!

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