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Die Daimler AG hatte vor Monaten gegenüber Motor-KRITIK eindeutig erklärt, dass man über das hinaus, was man dem jeweiligen Jahresbericht entnehmen kann, zur Situation der einzeln Firmen des Konzerns keine Angaben macht: „Ich bitte Sie um Ihr Verständnis, dass wir über die entsprechenden Seiten im Geschäftsbericht hinaus keine Informationen über die Zusammenhänge der verschiedenen Unternehmen im Konzern veröffentlichen.“ - Damit hatte Daimler Motor-KRITIK angeregt, einzelne Firmen, die der Daimler AG zugerechnet werden müssen, bzw. deren Beteiligungen konstant zu beobachten. Da gibt es dann jetzt ein Ergebnis zu vermelden, das man nur versteht, wenn man Zusammenhänge herstellt, die sich aus keinem Geschäftsbericht des Stuttgarter Konzerns ergeben, aber in der Realität notwendig sind, wenn man denn eine bestimmte Entwicklung nicht übersehen will. Davon betroffen ist nicht nur die Mercedes-AMG GmbH, die von Mercedes bzw. der Daimler AG kontrolliert ist und von der es im Geschäftsbericht 2017 heißt: „ In der Tourenwagenserie DTM konnte Mercedes-AMG Motorsport in 18 Rennen sechs Siege und 14 Podiumserfolge einfahren. Im Zuge einer strategischen Neuausrichtung unseres Motorsport Engagements haben wir entschieden, zum Ende der Saison 2018 aus der DTM auszusteigen und künftig an der Formel E teilzunehmen.“ - Von dieser Entscheidung ist eine andere AG betroffen, die man seit Jahrzehnten als „HWA“ kennt. Beide Firmen sind in Affalterbach angesiedelt. Aber die HWA AG ist von der Daimler AG unabhängig. Man arbeitet zwar – bisher – eng zusammen. - Nun ist es aktuell wohl zu „atmosphärischen Störungen“ gekommen, die sogar am Nürburgring spübar werden. - Die Störung ist zwar nur unterschwellig wahrzunehmen, aber nicht deren Anlass - wenn man nicht Zusammenhänge herstellen kann. - Motor-KRITIK möchte dazu ein paar Anmerkungen machen, die dann verstehen lassen:
AMG ./. HWA: Zank in Stuttgart trifft auch die VLN!
Klar ist, dass die Daimler AG ihre im Geschäftsbericht 2017 festgeschriebene Ankündigung umsetzt:
- Mercedes wird in der Saison 2019 nicht mehr Teil der DTM sein!
Damit gibt es für 2019 zunächst nur noch zwei teilnehmende Werke, Audi und BMW, in der nun eigentlich „dem Tode geweihten“ Serie. Der neue „Kopf“ der DTM-Serie, nachdem man Hans-Werner Aufrecht, den „Erfinder“ und erfahrenen Promotor dieser Serie abserviert hat, ist nun Gerhard Berger, ein Mann, der nicht nur durch seine Erfahrung als Formel 1-Fahrer im Motorsport zu Hause ist.
Hans-Werner Aufrecht ist aber auch mehr als der Namensgeber der HWA AG in Affalterbach, die in diesem Jahr nun 30 Jahre lang DTM-Fahrzeuge für die Marke Mercedes, zum Daimler-Konzern gehörend einsetzte. Zur Wertigkeit von HWA für Mercedes/Daimler kann man im Internet nachlesen:
„Vor 30 Jahren schlug Mercedes-AMG Motorsport mit dem werksseitigen Einstieg in die DTM das erste Kapitel einer langen und äußerst erfolgreichen Motorsportgeschichte auf. In ihrer letzten DTM-Saison schickt die Marke mit dem Stern in diesem Jahr ein Sextett aus DTM-Champions, Rennsiegern und Rückkehrern auf die Strecke.“
Und weiter:
„HWA ist das erfolgreichste Team in der Geschichte der DTM: Seit dem werksseitigen Einstieg in die DTM im Jahr 1988 sammelte das Mercedes-AMG Motorsport DTM Team zehn Fahrer-, 13 Team- und sechs Marken-Titel. Im gleichen Zeitraum gewannen Mercedes-AMG Motorsport DTM-Fahrer 181 Rennen, darunter 104 Doppelsiege. So betreute das Team auch den fünfmaligen Meister Bernd Schneider, den erfolgreichsten DTM-Piloten überhaupt. Auch 2018 ist die HWA AG für die Entwicklung und den Aufbau über die Vorbereitung und Durchführung der Rennen bis hin zum Einsatz aller sechs Mercedes-AMG C 63 DTM verantwortlich.“
Und man findet das Versprechen von HWA:
„2018 ist unser letztes Jahr in der DTM, aber an unserem enormen Einsatzwillen, Teamgeist und Engagement verändert das nichts“, sagt Teamchef Ulrich Fritz. „Jedes einzelne Teammitglied von den Fahrern über die Mechaniker und Ingenieure bis zur Hospitality-Crew ist bis in die Fingerspitzen motiviert. Gemeinsam verfolgen wir nur ein einziges Ziel: Das letzte Kapitel in der 30-jährigen DTM-Geschichte von Mercedes-AMG Motorsport positiv abzuschließen.“
Beim nachdenklichen Lesen dieser Zeilen taucht dabei die Frage auf:
- Was wird nun aus all‘ diesen Mechanikern, Ingenieuren und der Hospitality-Crew in Zukunft?
Jetzt muss Motor-KRITIK eine Information aufgreifen, die schon seit vielen Wochen von „Insidern“ flüsternd verbreitet wird:
- Aston Martin ist an einem Einstieg in die DTM interessiert!
Man hört dann schon noch etwas genauer hin, wenn Gerhard Berger in diesen Tagen die Bemerkung fallen lässt,
...dass ein möglicher Einstieg von Aston Martin in die DTM genauso wichtig sei, wie der Verbleib von Ferrari in der Formel 1.
Diese Einordnung – und der Vergleich - ist sicherlich richtig! - Motor-KRITIK hatte also allen Grund mal nach Affalterbach zu blicken. Dort sind die Protagonisten angesiedelt, die die Hauptrolle – neben Aston Martin - in der von von Gerhard Berger erträumten Szenenfolge spielen müssten:
Mercedes-AMG GmbH
Daimlerstraße 1
71563 Affalterbach
eine Firma unter der Kontrolle von Daimler
HWA AG
Benzstraße 1
71563 Affalterbach
u.a. seit 30 Jahren Dienstleister für Mercedes-AMG beim Einsatz des DTM-Teams
HWA ist aber auch die Firma, die sich für Mercedes-AMG um die Mercedes-AMG GT3 und seit neuestem auch um die GT4 bemüht, deren Konkurrenzfähigkeit – im Interesse der Marke Mercedes-AMG – sicher stellt. - Man beschäftigt bei der HWA AG inzwischen mehr als 300 Mitarbeiter!
Nun ist aber Mercedes seit dem 19. Dezember 2013 bei Aston Martin mit 5 Prozent beteiligt, liefert nicht nur die V8-Motoren für deren Sportwagen, sondern ist auch an der technischen Anpassung dieser Motoren für den Einsatz in Aston Martin Sportwagen beteiligt. - Man kennt sich also, arbeitet gewissermaßen Hand in Hand als „Geschäftsfreunde“.
- Aber nun möchte Aston Martin evtl. die Lücke füllen, die Mercedes schon für die DTM-Saison 2019 hinterlassen wird!
Das verändert die Situation! - Wer weiter denkt, wird begreifen, dass sich dadurch nun auch die Situation zwischen den o.g. zwei Firmen in Affalterbach nicht nur verändern, sondern durch die neueste Entwicklung auch verschärfen wird.
Aston Martin würde schon gerne – wahrscheinlich ab der Saison 2020 – in die DTM einsteigen. Immerhin hat man eine Premium-Limousine im Angebot, den Aston Martin Rapid S, dessen Verkauf man gerne durch den Einsatz von DTM-Fahrzeugen mit Aston-Martin-“Gesicht“ pushen möchte.
Der Aston Martin Rapid S ist z.Zt. nur mit einem Zwölfzylinder-V-Motor lieferbar, der den Kaufpreis für den Wagen auf knapp über 200.000 Euro ansteigen lässt. - Würde man nun eine zweite Version mit einem kleineren Achtzylinder ausstatten, wie Mercedes ihn schon für die Aston Martin-Sportwagen liefert… - Insider wissen, dass der Antriebsstrang eines Automobils ein wesentlicher Bestandteil der Kalkulation des Endpreises für jedes Automobil ist!
Ein „kleinerer“ Aston Martin Rapid – ohne „S“ - wäre, weil er mit ähnlicher Leistung angeboten werden könnte, fahrleistungsmäßig kaum schlechter als die aktuelle „S“-Version, aber in jedem Fall deutlich preisgünstiger, könnte so zu einer Konkurrenz für die Premium-Angebote der Daimler AG bzw. Mercedes-AMG werden.
Man muss hier gar nicht weiter denken um zu verstehen, das Mercedes-AMG der Firma HWA verbieten möchte, für Aston Martin den dort in dieser Form angedachten Einsatz von Aston Martin-DTM-Fahrzeugen ab 2020 als Einsatz-Team zu übernehmen.
Denn das ist genau die Idee von Aston Martin: Man würde HWA beauftragen, die Rennvorbereitung und den -Einsatz zu übernehmen. Bei HWA gibt es dafür – logischerweise - auch eine Bereitschaft, weil man für diesen Einsatzzweck über erfahrenen Ingenieure, Mechaniker, ja sogar über eine Hospitality-Crew verfügt.
Aber die Mercedes-AMG GmbH möchte genau das nicht und macht der HWA AG z.Zt. schon „unauffällig“ klar, was in der bisher stressfreien Situation zwischen den beiden Firmen ändern könnte, wenn man diese Möglichkeit bei HWA nutzen würde, die bisher für den DTM-Auftrag von Mercedes-AMG benötigten Arbeitskräfte, dann für den evtl. neuen Auftraggeber Aston Martin einzusetzen.
So sind jetzt schon aktuell für einige der Mercedes-AMG GT3- und GT4-Teams eigentlich unerklärliche „Störungen“ aufgetreten, die man sonst bei den Partnern Mercedes-AMG und HWA AG nicht kennt.
Die von Aston Martin angedachte Lösung ist verständlich, abgesehen davon, dass es so kein Problem wäre, aus „alten“ Mercedes-Einsatzfahrzeugen recht günstig Aston Martin-DTM-“Renntourenwagen“ zu „formen“. - Der Marketing-Ansatz bei Schaffung der DTM schuf da beste Voraussetzungen!
Mercedes hat mit seinem Ausstieg aus der DTM der Konkurrenz eine Tür aufgemacht, die Aston Martin jetzt optimal – und günstig - nutzen möchte. Gerhard Berger ist natürlich auf der Seite von Aston Martin und HWA. Mercedes – bzw. die Daimler AG – hat da nichts weiter in der Hand, als auf „Nebenwirkungen“ aufmerksam zu machen, die der HWA AG insgesamt Probleme bereiten würden.
Und man „mahnt“ zur Zeit gerade schon einmal – sozusagen probeweise – ein wenig. Was sich dann bis hin zur VLN auswirkt. Die Einsatzteams von Mercedes-Fahrzeugen haben z.T. keine Erklärung für auftretende „Störungen“, möchten an Zufall glauben, weil sie die Zusammenhänge nicht überblicken können.
Motor-KRITIK möchte mit dieser Geschichte ein wenig für Durchblick sorgen!
Selbst eine „im Sterben liegende“ DTM kann so noch bekannte Rennserien schädigen, wenn die beiden in Affalterbach angesiedelten Firmen plötzlich entdecken, dass man nur so lange gut miteinander auskommt, wie – scheinbar – der Eine ohne den Anderen nicht auskam.
Jetzt steht man vor der Entscheidung:
- Scheidung – oder weiterhin so eine Art Vernunftehe?
Beides ist problembehaftet! - Das Letztere könnte das Ende der DTM bedeuten! - Aber das wird einen Konzern wie die Daimler AG, mit der für sie wichtigen Marke Mercedes, kaum interessieren.
Motor-KRITIK wird die weitere Entwicklung aufmerksam beobachten!